Die Zeitagenten der TAO (Time Agent Organisation) reisen durch die Zeit (und Raum) und nehmen kleinen Korrekturen in der Zeitgeschichte vor, die den Zeitenfluss jedoch nicht gravierend beeinflussen. Nach intensiver Vorbereitung reist Karl mit zwei französischen Kollegen nach Sarajevo, Doch ihr Einsatz wird zu einem Fiasko. Und nicht nur ihrer. In Sankt Petersburg und Frankreich kommt es ebenso zu fatalen Missgeschicken, die darauf hindeuten, dass jemand diese Einsätze sabotiert. Doch niemand, außer den Zeitagenten weiß um die TAO. Gibt es einen Verräter in den eigenen Reihen? Johann ist sich sicher, dass seine ehemalige Geliebte Clementine hinter dem Verrat steckt. Sie wurde in Salzburg im 19. Jahrhundert festgesetzt und darf keine Zeitreisen mehr unternehmen. Eine harte Strafe für die selbstbewusste und energische junge Frau, die alle daransetzt, dass ihre Strafe wieder aufgehoben wird.
Kommentar:
Manche Bücher brauchen eine zweite
Chance oder einfach ihre eigene Zeit. Ich habe das Buch 2022 schon einmal
gelesen und kam irgendwie in die Geschichte nicht hinein. Dieses Mal konnte ich
es kaum aus der Hand legen und habe mit den Zeitagenten mitgerätselt, wer
hinter dem Verrat steckt.
Johann, seine Assistenten Karl
und Toni, sowie Henry erleben unglaubliche Abenteuer, geraten aber auch immer
wieder in tödliche Gefahr.
Bei Romanen, in denen die
Vergangenheit eine so große Rolle spielt, schlage ich immer nach und prüfe, ob
der Autor gut recherchiert hat. Der Freiheitskampf der Serben, das Attentat auf
den Kronprinzen Prinz Ferdinand aus Österreich und der Beginn des ersten
Weltkrieges sind ja hinlänglich bekannt. Aber über den Aufstand der Arbeiter in
Frankreich wusste ich nichts. Nein, nicht Les Miserables, sondern ein Aufstand
1891, bei dem neun friedliche Demonstranten erschossen wurden. Sie demonstrierten
damals für einen acht Stunden Tag, soziale Gerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen.
Aber Joachim Sohn füttert uns
hier nicht mit trockenen historischen Fakten, sondern er baut eine spannende
Geschichte drumherum. Die Zeitagenten sammeln sich zu einem Jahrestreffen 2038
in Neu-London. Dort besteht die Möglichkeit, Wissen und Informationen
auszutauschen, neue Entwicklungen kennenzulernen und sich einfach nett zu
unterhalten.
Dort treffen die Zeitagenten
Johann, Toni, Karl und Henry zusammen Auch die Nonda gesellt sich zu ihnen. Hier
erzählen die Agenten und Agentinnen von ihren misslungenen Einsätzen und
stellen fest, dass sie nicht die einzigen sind, die ein Fiasko erlebt haben. Und
Major Fitzgerald, einer der Vorsitzenden der TAO, berichtet von
Massenverschiebungen im Raum-Zeit Gefüge.
Karl wird in das Wien des 19.
Jahrhunderts geschickt, um das Verschwinden eines Zeitagenten zu untersuchen.
Johann bittet ihn, ein Auge auf Clementine zu haben, die sich ebenfalls in Wien
befindet. Johann reist mit Toni nach Frankreich um zu versuchen, den verpatzten
Einsatz dort zu einem guten Ende zu führen. Und Henry, der Major und Nina wagen
eine Reise in die Zukunft. Ein nie dagewesenes und gefährliches Ereignis. Denn
während man weiß, was einen in der Vergangenheit erwartet, ist die Zukunft
ungewiss und nicht kalkulierbar.
Die Ereignisse überschlagen
sich und die Erzählung wechselt ständig zwischen den Jahrhunderten hin und her.
Dabei gibt es absolut keinen Stilbruch, alles passt perfekt in die
beschriebenen Zeiten. Und als Lesende hat man durchaus Verständnis dafür, dass
Zeitagenten, die im Mittelalter stationiert sind, auch mal einen unerlaubten
Ausflug in ein Wiener Kaffeehaus des 19. Jahrhunderts unternehmen oder zu einer
Uraufführung eines Theaterstücks reisen. So lange alles im Rahmen bleibt und
die Zeitlinie nicht erschüttert werden diese kleinen Reisen geduldet. Doch was
passiert, wenn ein Zeitagent dabei erkannt wird?
Das Buch verfügt über 376
spannungsgeladene Seiten. Joachim Sohn hat einige Illustrationen beigefügt, die
das Ganze etwas auflockern. Es handelt sich um einen zweiten Band. Man sollte
den ersten Band kennen, der eigentlich abgeschlossen ist. Aber einige Ereignisse
werden hier erwähnt und der Lesende erfährt, wie Toni zu den Agenten stößt.
Ich finde die Idee schön, dass
es Zeitagenten in jeder Epoche gibt, die das Leben der Menschen beobachten.
Meistens tarnen sich die Zeitagenten als Weinhändler oder Tuchmacher. Der
Kollege im Wien des 19. Jahrhunderts ist ein Schildermaler. Berufe die Zeiten
überdauern.
Sprachlich gibt es nichts zu
meckern. Von jemanden, der vergleichende Sprachwissenschaften, Romanistik und
noch vieles mehr studiert hat, erwarte ich auch nichts anderes. Allerdings hat
es mich etwas gestört, dass die französischen Sätze nicht übersetzt wurden. Ich
kann kein Französisch und hätte mich über ein kleines Glossar gefreut. Die
Begriffe, die sich direkt auf die TAO beziehen, werden am Ende der Geschichte
ausführlich erklärt und sind sehr informativ.
Band drei ist bereits in
Arbeit und wird 2026 erscheinen. Ich freue mich drauf.
Fazit:
Historische Ereignisse
vermischt mit einem aufregenden und spannenden Zukunftsabenteuer. Symphytische
Charaktere, die einem ans Herz wachsen, wobei die Nassauer natürlich
überkorrekt sind. Ein bisschen Klischee muss sein. Absolut empfehlenswert.
Titel: Propaganda der Tat
Reihe: Die Zeitagenten Band 2
Autor: Joachim Sohn
Verlag:Edition Roter Drache, TB, 376
Seiten
ISBN: 97883968150192

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