Die Imperatix Laseen ernennt eine neue Hohe Faust. Der bisher
unbekannte Wickaner Coltaine wird der neue Führer der siebten
malazanischen Armee. Alle halten diese Ernennung für einen Witz, eine
Scharade, einen hinterhältigen Plan des Vermummten. Doch Coltaine
entpuppt sich als der überragendste und beeindruckenste Heerführer, den
der Historiker Duiker jemals kennen gelernt hat. Der Krieger ist ein
Mann weniger Worte, der seine genialen Plänen durchführt ohne sich um
die Kritik anderer Menschen zu kümmern und das beschert ihm einen
immensen Erfolg.
Duiker erkennt nach und nach die Menschlichkeit und Güte dieses Mannes,
der diese Wesenszüge aber tief in seinem Inneren versteckt, da sie in
einem derart grausamen Krieg nur ablenkend wirken.
Mit mehr als 50000 Flüchtlingen im Gefolge versucht Hohefaust Coltaine
mit seinen Getreuen die Stadt Aren zu erreichen, im Stich gelassen von
allen anderen Kommandeuren des malazanischen Imperiums und verfolgt von
einem Heer an Feinden, das seinen Kriegern zahlenmäßig um das zehnfache
überlegen ist.
Auf der anderen Seite des Kontinents treffen Mappo und Icarium auf Fiedler,
Crokus und Apsalar. Fortan gehen sie einen gemeinsamen Weg, der sie
genauso in die Raraku führt wie Heboric und Felisin. Fiedler und seine
Gefährten suchen das Azath Haus, während Heboric und seine junge
Begleiterin sich zu den Aufständischen begeben um eine Prophezeiung zu
erfüllen.
Kalam hat sich von Fiedler getrennt und begibt sich in die
Hauptstadt des Imperiums und die Imperatix zu töten. Doch an seinem Ziel
angekommen, muss er erkennen, dass nichts so ist wie es scheint und
einfach Pläne an der Komplexität des Lebens scheitern können.
Kommentar:
Das Buch hat mich fassungslos und sprachlos zurück gelassen. Ich
gebe zu, ich hatte Tränen der Wut und Trauer in den Augen, denn der
Autor schenkt dem Leser hier nichts. Die Darstellung des Krieges ist
hart und kompromisslos, nichts wird verschönert oder verschleiert, der
Leser bekommt die gnadenlose Brutalität der Menschen schonungslos vor
Augen geführt.
Unfassbar, dass in diesem Grauen drei Männer eine bedingungslose Freundschaft und einen tiefen Respekt füreinander empfinden.
Inmitten des Grauens entwickeln diese tapferen Männer einen sehr
schwarzen, ehrlichen Humor, den sie auch in der ausweglosesten Lage nie
verlieren. Die Dialoge zwischen Duiker und Bult machen den
Handlungsstrang um die Kette der Hunde zu etwas ganz besonderem.
Inmitten von Tod und Verzweiflung, erdrückt von einer überwältigenden
Übermacht, sind diese beiden Männer die Seele des Heeres und die
Unterstützung, die Coltaine als Heerführer braucht.
Duiker Bult und Coltaine sind das Herz der siebten Armee. Drei
Männer, die wissen, dass sie keine Chance haben, diesen Krieg zu
überleben, die aber nichtsdestotrotz niemals aufgeben und alles
versuchen, die Flüchtlinge sicher nach Aren zu geleiten. Ein Meilen
langer Treck von geschundenen Seelen, der sich seinen Weg durch
unwegsames Gelände suchen muss, in dem Wasser eine Kostbarkeit bedeutet.
Immer verfolgt von einem Feind, der den Treck von allen Seiten
bedrängt, immer woanders zuschlägt und somit die Moral untergräbt.
Nicht nur die äußeren Kämpfe sind es, die den Flüchtlingszug belasten.
Die Adeligen möchten nicht auf ihre Privilegien verzichten und machend er
Hohefaust das Leben zu einer weiteren Hölle.
Viele Leser vergleichen das Spiel der Götter mit games of thrones.
Ich sage, dass Eriksons Werk wesentlich besser ist als die Serie von
George R.R. Martin und sie bietet so viel mehr.
Die Figuren machen eine konsequente Entwicklung
durch, daher wirken sie glaubhaft und ehrlich. Der Autor geht seinen
Weg, ohne auf die Bedürfnisse des Lesers nach Harmonie und Glück
Rücksicht zu nehmen. Man merkt in Band drei schon, dass Erikson ein
Konzept und einen Plan hat und alle Erzählstränge am Ende zu einem
großen Ganzen führen werden. Hier gibt es nicht nur schwarz und weiß,
gut oder böse. Das muss auch Kalam erkennen, als er vor der Imperatix
steht. Einfache Rache ist für den Autor keine Lösung. Wie auch Kalam,
erkennt der Leser erst nach und nach die Gründe für manche Handlungen
und Ereignisse und nie ist etwas klar, logisch oder sofort erkennbar.
Wie bei einer Zwiebel wird Haut um Haut entfernt und darunter findet man
neue Erkenntnisse, die zu den heutigen Ereignissen im malazanischen
Imperium geführt haben.
Zwei weitere Figuren, die das Herz des Lesers gewinnen, sind Mappo und Icarium.
Welches Schicksal diese beiden Wesen miteinander verknüpft, erfährt der
Leser noch nicht. Doch die Freundschaft und Treue, die sie aneinander
bindet, die Schuldgefühle von Mappo und die Unschuld von Icarium rühren
den Leser bis in sein Innerstes. Wie schafft es ein Autor nur so
unterschiedliche und vielschichtige Lebewesen zu erschaffen, die absolut
glaubwürdig und überzeugend wirken? Ohne sich zu wiederholen oder in
Oberflächlichkeit oder Banalität zu verfallen.
Fazit:
Für mich ein Meisterwerk. Ergreifend , erschütternd, fesselnd, beeindruckend. Es gibt nicht genug Adjektive um diesen Band zu beschreiben.
Titel: Im Bann der Wüste
Reihe: Das Spiel der Götter Band 3
Autor: Steven Erikson
Übersetzter: Tim Straetmann (eine bewundernswerte Leistung)
Verlag: Blanvalet, TB, 608 Seiten (Neuauflage)
ISBN: 978-3442269686

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