Das Königreich Sabinon ist
geschwächt wie nie zuvor. Eine verheerende Seuche hat die Bevölkerung stark
dezimiert, die Herzöge sind vom Königshof geflohen, um einer Ansteckungsgefahr
zu entgehen. Der König ist geschwächt und erholt sich noch von dieser alles
verehrenden Krankheit. Eine einmalige Chance für Levanon über den geschwächten
Erzfeind herzufallen. Doch statt Krieg bietet Levanon Frieden und schickt eine
Delegation nach Sabinon, um die Bedingungen für diesen Frieden
auszuhandeln.
Einige Herzöge sehen in diesem
Angebot eine Chance, andere wiederum eine perfide Falle. Auch Ishabel, die
Tochter des Königs und dessen einziges verbliebenes Kind, ist misstrauisch.
Ihre beiden Brüder sind durch die Seuche umgekommen. Sie, als Frau, darf die
Thronfolge nicht antreten und Königin werden. Doch sie beobachtet aus dem
Hintergrund hervor das Geschehen am Königshof und lernt. Als ihr Vater ihr eine
Heirat aufzwingen möchte, um den Königsthron zu sichern, wehrt sie sich
vehement gegen dieses Vorhaben. Sie hasst ihren zukünftigen Gemahl und ist sich
sicher, dass er gegen das Königshaus intrigiert und die Macht übernehmen will.
Ishabel hat einen einzigen Verbündeten, der ihr vorbehaltlos zur Seite steht.
Shevon al Yontar.
Kommentar:
Mir hat Band eins der
Flüchtlings-Chroniken sehr gut gefallen und ich bin mit einigen Erwartungen an
Band zwei heran gegangen. Und alle Erwartungen hat der Autor über den Haufen
geworfen. Statt einer geradlinigen Handlung zu folgen, eröffnet Michael Knabe
einen neuen Schauplatz. Zum Glück. Band zwei hat mich tatsächlich noch mehr
begeistern können als Band eins. Das liegt vor allem an der Figur der Ishabel.
Eine junge Frau, die sich den Zwängen der Gesellschaft unterordnen soll.
Heiraten, für Nachkommen sorgen, damit die Blutlinie gesichert ist und ansonsten
hübsch aussehen und den Mund halten. Doch die junge Frau hat andere Pläne. Nach
dem Tod ihrer Bruder möchte sie als Nachfolgerin des Königs anerkannt werden.
Es wäre ein nie dagewesenes Ereignis, dass eine Frau das Land regiert aber
Ishabel ist sich sicher, diese Aufgabe zu meistern.
Wie ihre Mutter, sitzt sie
stets abseits des Thrones und verfolgt die politischen Diskussionen. Sie
erfährt so alles, was im Reich vor sich geht und macht sich ihre eigenen
Gedanken. Für sie ist klar, dass das Friedensangebot von Levanon nur eine Falle
sein kann. Der Verhandlungsführer, Sharon al Scossed ist der geborene
Intrigant, der jeden Spielzug seiner Feinde vorausahnt. Er besticht, droht und
interveniert am Königshof nach Belieben und niemand schaut hinter die Fassade
dieses hinterhältigen Mannes.
Als Shevon al Yontar in
Sabinon ankommt, wird er zuerst verhaftet. Doch Herzog Styeban gewährt ihm die
Freiheit und nimmt ihn mit an den Königshof. Dort berichtet Shevon den
anwesenden Personen alles über die Ereignisse in Levanon und warnt die
Anwesenden vor der Heimtücke des Feindes. Ishabel glaubt dem Fremden und
beobachtet das Geschehen am Königshof noch genauer, blickt hinter die Fassade
der Speichellecker und Höflinge und sieht die drohenden Gefahr, die auf ihr
Land zukommt.
Aber sehr zu ihrem Verdruss
wird sie aus dem Spiel genommen, bevor sie eingreifen kann.
Was danach passiert fand ich
herrlich amüsant, aber auch spannend. Drei Frauen, die sich gegen die
Herrschaft und Bevormundung der Männer auflehnen. Ishabel, ihre Zofe Ilya, in
der mehr steckt als man vermutet und Candra, die Tochter von Herzog Belan. Drei
Frauen, die mehr erkennen als die Männer, die alle vor lauter Gier nach der
Macht nicht sehen, dass sie nur Bauern in einem Spiel sind, dass ihren Verstand
übersteigt.
Shevon ist hier zu Beginn nur
eine Randfigur. Der Fokus liegt auf Ishabel und zwei Herzögen. Einer, der sie
unbedingt zur Frauen nehmen will um seine Machtposition zu stärken. Der andere,
der sich als ihr Protegé ausgibt und ihr das Spiel um Macht und Politik
beibringt. Nicht nur auf dem Spielbrett, sondern auch im Leben. Das
Machtvakuum, dass durch den Tod der Thronfolger entstanden ist, muss gefüllt
werden. Doch vor lauter Machtstreben und innere Zwistigkeiten erkennt keiner
der Herzöge die Gefahr von außerhalb. Allianzen werden gebildet, Figuren vom
Spielfeld genommen und jeder ist nur auf den internen Machtkampf fixiert, so
dass Sharon freie Hand hat.
Bemerkenswert ist es, dass der
Autor ohne die üblichen Fantasy Elemente auskommt. Es gibt keine Drachen, keine
Monster oder Axt schwingende Oger. Die Abgründe der menschlichen Seele sind so
tief, da braucht es keine Monster. Die perfiden Pläne eines jeden einzelnen
reichen aus, um die Grausamkeit der Menschen aufzuzeigen. Aber auch Ehre,
Treue, Liebe und Freundschaft sind Facetten, auf die hier Wert gelegt wird.
Sprachlich gibt es an dem Buch
nichts auszusetzen. Wir lernen die Welt, die der Autor hier entworfen hat,
nun etwas besser kennen und in dem
Konflikt Levanon gegen Sabinon kann man durchaus Parallelen zur Realität
erkennen.
Der Spannungsaufbau ist
absolut gelungen. Dieses Mal gibt es keine Zeitsprünge wie in Band eins. Das
Szenario wechselt zwischen den Ereignissen um Shevon und Malcon al Andre sowie
den Geschehnissen am Königshof. Meron al Andre, der Vater Malcons, ist ein
alter Freund der Familie al Yontar und er hilft Shevon, wo er nur kann. Dadurch
wird die Familie al Andre in den Konflikt mit hineingezogen, mit drastischen
Folgen.
Die Geschichte umfasst 368
Seiten, es ist kein Wort zu viel und die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag,
so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Es handelt sich um ein
weitere, abgeschlossenes Kapitel der Flüchtlings-Chroniken, deren roter Faden
Shevon al Yontar ist. Auch wenn ich Gamon und Seba vermisst habe, sind die
neuen Figuren perfekt ausgearbeitet. Während Shevon sehr geradlinig gezeichnet
ist, sind andere Personen sehr ambivalent und undurchschaubar. Aber gerade die
Einfachheit seines Charakters macht Shevon so sympathisch. Er ist kein Kämpfer,
sondern ein Denker und so verliert er viele Schlachten. Er schlägt sie, weil
seine Ehre und seine Treue es ihm gebieten, nicht, weil er meint, siegen zu
können.
Fazit:
Ungewöhnliche Wendungen, eine
eindringliche Sprache und Charaktere, die überzeugen. Ich hoffe, Band drei
folgt dieser Linie. Von mir eine absolute Empfehlung.
Titel: Ishabel
Reihe: Die Flüchtlings-Chroniken
Band 2
Autor: Michael Knabe
Verlag: Hybrid Verlag, TB, 368
Seiten
ISBN:9783967410686

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