Alex Verus ist wieder dort wo er nie
wieder sein wollte. In den Fängen seines ehemaligen Meisters und Mentors
Richard Drakh. Dieser übergibt ihn an Morden, dem ersten Schwarzmagier, der im
Rat der Weißmagier sitzt und an den Ratssitzungen teilnehmen darf. Alex hasst
Morden aus tiefstem Herzen, fast so sehr, wie er Richard hasst und somit erwartet
er das schlimmste für sich. Zu seinem Erstaunen macht Morden Alex zu seinem
persönlichen Referenten, eigentlich eine hoch angesehene Stellung. Wären nicht
die vorherigen zwei Referenten unter seltsamen Umständen ums Leben gekommen.
Alex kämpft nun an allen Fronten. Seine
ehemaligen Wächterkollegen misstrauen ihm, die Schwarzmagier hassen ihn und die Weißmagier fordern nach wie
vor seinen Tod.
Also hält sich Alex an Arachnes Rat.
Nicht mehr reagieren sondern agieren. Und so sucht er, zusammen mit Luna, Anne
und Variam nach einer Lösung aus dem Schlamassel, ohne das es sie alle das
Leben kostet.
Kommentar:
Während die ersten Bände der Serie um
den Magier Alex Verus noch in sich abgeschlossen waren, gab es bei Band sieben
einen Cliffhanger und auch Band acht endet offen. Mir persönlich gefällt es
gut, dass sich endlich ein roter Faden zeigt und die Geschichte an Komplexität
und Inhalt gewinnt. Bisher ist der Autor eher nach Schema F verfahren. Alex und
seine Freunde werden bedroht, müssen gegen eine schier unüberwindliche
Übermacht kämpfen und gewinnen am Ende doch. In den letzten Bänden hat sich
dieses Muster geändert. Monatelang waren Alex und Anne auf der Flucht vor den
Weißmagiern und nur mit Mordens Hilfe kommt es zu einer Übereinkunft, die es
Anne und Alex ermöglicht zu überleben. Zu überleben - ja- aber sich in eine Abhängigkeit zu begeben die
Alex Flucht und sein Verhalten der letzten 15 Jahre zunichtemacht.
Ich habe in den vorherigen Bänden schon
erwähnt, dass Alex Verus für mich nicht an Harry Dresden oder Grayson Steel
herankommt. Das liegt einfach daran, dass Alex Verus sich zu sehr negiert. In
den Geschichten gibt es kaum einen Funken Humor und Alex Selbstzweifel nerven
stellenweise sehr. Er ist ja nur ein »Wahrsager«, er ist kein Kämpfer, er ist
alleine, alle hassen ihn usw. Nichtsdestotrotz gewinnt er fast alle Kämpfe und
schlägt die stärksten Gegner. Dabei ist er nicht alleine. Er hat Luna, Variam
und Anne, sowie Arachne, Sonder und sogar Talisid. Auch wenn die beiden letztgenannten nicht
unbedingt Freunde sind, helfen sie dem Magier doch immer wieder weil sie Nutzen
aus dieser Hilfe ziehen. Ein bisschen Humor, ab und an mal ein lockerer Spruch
und weniger Selbstmitleid würden der Geschichte sicher gut tun.
Trotz dieser Kritik gefällt mir die
Entwicklung der Geschichte sehr gut und sie hat noch viel Potenzial. Es sollen
ja insgesamt zwölf Bände werden und ich bin gespannt, was sich Benedict Jacka
noch einfallen lässt. Zumal das Ende dieses Bandes einfach genial ist.
Anne, Luna und Variam entwickeln sich zu
eigenständigen Persönlichkeiten, sie sind nicht mehr so abhängig von Alex Verus
sondern können auf eigenen Füßen stehen. Luna kann es Anne und Alex zuerst
nicht verzeihen, dass sie sie alleine gelassen haben. Ihre Selbstzweifel (
kennen wir von Alex) und ihr »persönlicher Fluch« hindern sie daran, einen Weg für sich zu
finden aber lange Gesprächen mit Arachne und Alex bringen sie endlich auf den
richtigen Weg und ich finden die Entwicklung von ihr toll. Variam handelt
lieber, bevor er denkt und er muss oft von seinen Freunden gebremst werden aber
er ist eine treue Seele und im Kampf sehr hilfreich. Am komplexesten ist
sicherlich Anne, deren Magie sowohl heilen als auch töten kann. Durch ihre
Verbindung zu Alex und wegen ihrer Vorgeschichte wird sie von den Weißmagiern ebenso
wenig akzeptiert wie Alex Verus, keinem ist so richtig klar, wie gefährlich sie
sein kann und was es bedeuten würde, wenn sie sich für die Seite der
Schwarzmagier entscheiden würde.
Die Vorurteile und die Kleinkariertheit der Weißmagier
nervt zuweilen auch sehr. Statt zu erkennen, wie stark Anne und Alex sind und
sie auf ihre Seite zu ziehen, werden die beiden verfolgt und gejagt. So treibt
man gute Menschen auf die Seite des Bösen. Dabei sind die Weißmagier alles
andere als Gutmenschen. Jeder strebt nur nach persönlicher Macht, Intrigen sind
an der Tagesordnung und gefällte Urteile fallen stets zu Gunsten der
Ratsmitglieder aus. Das hat Alex Verus oft genug am eigenen Leib erfahren
müssen.
Über den Inhalt mag ich nicht viel
verraten. Wie gesagt, seit Band sieben greifen die Bände ineinander über und
die Geschichte gewinnt an Spannung und Tiefe.
Wer die ersten Bände kennt, wird der Serie treu bleiben. Neueinsteiger
empfehle ich, mit Band eins zu beginnen,
da man sonst hier nicht mehr folgen kann.
Fazit:
Trotz fehlenden Humors und einem
Charakter, der einfach nicht meine Sympathien gewinnen kann, bleibe ich der
Serie treu und ich bin gespannt, was Band neun zu bieten hat. Auch, wenn ich
Alex nicht besonders mag, faszinieren die Nebencharaktere und auch die Welt,
die der Autor hier geschaffen hat.
Ich bedanke mich bei Randomhouse für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist rein subjektiv und nicht gekauft.
Titel: Der Gefangene von London
Reihe: Alex Verus Band 8
Autor: Benedict Jacka
Verlag: Blanvalet, TB, 476 Seiten
ISBN: 9783734163043
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