»Der rote
Ritter« und seine Söldnertruppe sind am Ende. Daher
kommt ihnen der Auftrag aus Lissen Carak , eine dortige Abtei vor Angriffen aus
der Wildnis zu schützen, gerade recht. Bekommen sie doch gutes Geld dafür,
einen ruhigen Platz zum erholen und günstige Kost und Logis. Doch der Auftrag
entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Der Feind verfügt über unermessliche
Ressourcen, während der rote Ritter nur über ein paar Handvoll Männer verfügt.
Als die Abtei belagert wird, muss der Hauptmann sein ganzes strategisches
Können aufbieten, um die Abtei, bis zum Eintreffen des Königs zu halten. Nicht
gerade hilfreich, dass er sich in eine der Novizinnen verliebt und gegen einen
Verräter aus den eigenen Reihen ermitteln muss.
Thorn, der
Anführer der Wilden, war einst ein mächtiger Magus, der
sich jedoch von den Menschen abgewandt hat. Er unterstützt und manipuliert die
Angreifer. Die Äbtissin kennt den Feind, doch statt dem Ritter zu helfen, lässt
sie ihn über vieles im Unklaren. Erst als Harmodius, der Magier des König, zu
den Verteidigern stößt, erhält der Hauptmann ein umfassendes Bild über den
Feind.
Kommentar:
Wenn man das Buch das erste Mal in der
Hand hält, fühlt man sich fast erschlagen. 1167 Seiten, umfasst von
einem schönen, in creme und rot gehaltenem Cover, das durch seine dezente
Gestaltung besticht.
Leider hält der erste Eindruck nicht,
was er verspricht. Statt das sich der Autor auf einige Hauptcharaktere
beschränkt, kommen 28 Personen zu Wort, denen jeweils eigene Kapitel gewidmet
sind. Manche dieser Personen schildern die gleichen Ereignisse aus einer
anderen Perspektive und diese Redundanz ermüdet den Leser mit der Zeit. Und
viele der Nebenschauplätze tragen nichts zur Bereicherung der Geschichte bei,
sie lenken lediglich von der Grundgeschichte um den roten Ritter und seinen
Gefolgsleuten ab.
Dazu gehören für mich die Kapitel um
die goldene Bärin, um Edward, die Königin oder auch Megan und Meg. Ich
habe ab Seite 500 angefangen Seiten zu überblättern und mich nur noch auf die
Geschichte der Söldner zu konzentrieren. Es ist auch schwierig einem
Handlungsfaden zu folgen, wenn einer Person auf den ersten Seiten die Bühne
betritt und dann erst wieder in der Mitte des Buches auftaucht. In dieser Zeit
wurde der Leser mit einer Fülle an Menschen konfrontiert, so dass man sich
teilweise fragt: Wer was das nochmal? Ich habe mir tatsächlich eine Liste der
Personen gemacht und diese mit Stichpunkten versehen, zu welchem Szenario diese
Person gehörte. Es wäre eine große Hilfe gewesen, hätte der Autor dem Buch ein
Personenregister beigefügt. Aber immerhin hat es für Karten gereicht.
Insgesamt ist das Buch ein Mix aus
Fantasy, Historie und Rittergeschichten. Es ist eine fremde Welt, die
aber viele Parallelen zu unserer Welt aufweist, so dass man sich in ihr zu
Hause fühlt. Eine Wildnis, die sich gegen das Vordringen der Menschen wehrt,
kann man verstehen und nachvollziehen. Obwohl der rote Ritter die Hauptfigur
des Romans ist und als Ritter das Gute vertritt, sympathisiert der Leser
durchaus mit der Wildnis und versteht ihre Beweggründe. Allerdings wird sie von
Thorn negativ beeinflusst, dessen Motivation lange im verborgenen bleibt. Auch
auf Seiten der Wildnis gibt es eine Vielzahl von Mitspielern, denen teilweise
nur eine halbe Seite gewidmet ist und die dann im Nichts verschwinden.
Der Autor hat mittelalterliche
Geschichte studiert, spielt historische Ereignisse nach und liebt das
Mittelalter wohl mit Leidenschaft. All dies ist in das Buch
hineingeflossen und sein Detailreichtum nötigt mit Respekt ab. Mir persönlich
jedoch war es zu viel. Wenn ich vor jedem Kampf lesen muss, in welcher
Reihenfolge der Ritter die Rüstung angelegt bekommt, deren Teile ein Knappe
vorher mehrere Seiten lang poliert hat, dann schwindet meine Konzentration.
Auch der häufige Wechsel der Szenarien lässt kein Gefühl von Vertrautheit
aufkommen. Gerade noch befinde ich mich in der Abtei und begleite die Äbtissin
und den Ritter in ein Gewölbe, schon werde ich an den Königshof oder in die
Wildnis katapultiert. Durch diese Sprünge bleiben alle Personen etwas blass,
bekommen kaum Profil und man lässt sich nicht auf sie ein. Sicherlich ist es
einfacher ein Buch zu schreiben, in dem nur ein oder zwei Personen die Handlung
tragen, daher Hut ab vor dem Ideenreichtum des Miles Cameron. Aber für mich war
es zu überfrachtet. Ebenso störend empfand ich es, dass unsere weltliche
Religion in diesem Fantasy Roman eine große Rolle spielt und Christentum mit
Magie vermischt wurde, viele Priester und auch die Äbtissin gleichzeitig
Seelsorger und Magier sind und dies von fanatischen Gläubigen vehement bekämpft
wird. Warum für ein Fantasy Buch nicht eine eigene Religion kreieren, welche
die Fantasie des Lesers fordert?
Fazit:
Weniger wäre mehr gewesen. Der
Leser wird durch zu viel Input regelrecht erschlagen.
Titel: Der rote Krieger
Reihe: Band eins der Reihe »der rote
Krieger«
Autor: Miles Cameron
Verlag:
Heyne, Softcover, 1166 Seiten
ISBN: 978-3453314412
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