03 Juni 2022

der Tänzer der Schatten von David Daglish

 

Aaron ist erst neun Jahre alt, als er seinen Bruder tötet und zum Nachfolger seines Vaters erkoren wird. Dieser, Thren Felhorn, ist der Meister der Spinnengilde, einer der mächtigsten und gefürchtetsten Männer der Stadt und vor seiner Diebesgilde ist nichts und niemand sicher. Er möchte seinen Sohn zu einem emotionslosen Mörder heranziehen, dem jeder Respekt zollt. Ein Werkzeug, das er nutzen kann, um seine Macht zu festigen. Die Wünsche des Jungen spielen dabei keine Rolle und lange Zeit übertrifft Aaron sogar die Erwartungen seines Vaters. 
Threns Ziel ist es, die drei mächtigsten Familien des Reiches, die zusammen den Trifect bilden, zu eliminieren. Die Conningtons, die Keenans und die Gemcrofts bereichern sich an der Bevölkerung und leben wie die Maden im Speck. Sogar der König kommt gegen dieses Triumvirat nicht an. Thren ist der Meinung, dass jemand, der über die Unterstadt herrscht, durchaus ein Anrecht darauf hat, auch über alles andere zu herrschen. Das Imperium, das er sich aufbauen möchte, soll Aaron eines Tages übernehmen und dort mit harter Hand herrschen, ein Anführer werden, vor dem alle erzittern. 
Durch den Mord an seinen Bruder beschreitet Aaron den Pfad, den sein Vater für ihn gewählt hat. Aber auf jedem Pfad gibt es Abzweigungen, mögen sie auch nur in Gestrüpp oder Gehölz führen, man kann ihn verlassen. Wird Aaron dem vorgezeichneten Weg folgen oder seinen eigenen Pfad wählen?
 
Kommentar: 
Nachdem ich zuletzt mehrere viktorianische Krimis, einen Heimatroman, einen weird Western und seichte Fantasy gelesen habe, hatte ich Entzugserscheinungen und brauchte mal wieder echte, knallharte High Fantasy. Mein SUB ist unendlich und meine Wahl fiel auf den ersten Band der Schattentrilogie von David Daglish. Zum Glück habe ich die Folgebände ebenfalls im Regal stehen denn man möchte nach dem Ende des ersten Bandes unbedingt weiter lesen, wie es mit Aaron weiter geht. 
David Daglish hat hier sprachlich gut erzählte. solide und spannende Fantasy abgeliefert. Er schont seine Leser in keinster Weise, die Sterberate der Charaktere ist immens hoch. Immer, wenn ich jemanden mochte, wurde er gleich darauf niedergemetzelt. 
Die Geschichte spaltet sich in mehrere Handlungsstränge auf. Alyssa, die Tochter des Hauses Gemcroft wird entführt. Ihre Erlebnisse bilden einen eigenen Part in diesem Buch, wobei der Handlungsstrang am Ende mit dem Aarons zusammen geführt wird. Die Tochter aus reichem Hause ist zu Beginn eine sehr verzogene junge Frau. Durch ihre Erlebnisse und durch ihre Bekanntschaft mit »den Gesichtlosen« wächst sie im Laufe der Geschichte über sich selbst hinaus. Eine glaubhafte und beeindruckende Entwicklung. 
Neben den ganzen Hauptcharakteren habe mich vor allem die Nebenfiguren beeindruckt. Kaum jemals war eine Bösewicht ekeliger als »der Wurm« der seinem Namen alle Ehre macht. Will und Senke, die beiden engsten Vertrauten von Thren, sind sehr unterschiedlich aber jeder auf seine eigene Art effizient und Thren treu ergeben. 
James ist der Anführer der Aschegilde und Veliana seine rechte Hand. Beide sind mit den Eroberungsplänen von Thren nicht einverstanden und versuchen, in dem Kampf um die Herrschaft neutral zu bleiben. Nur, dass Thren keine Neutralität duldet. 
Kayla ist eine Streunerin und Spitzelin, die. auf sich alleine gestellt, in den Gassen der Stadt um ihr Überleben kämpft. Als sie Aaron das Leben rettet, nicht ahnend, wer der Junge ist, rückt sie in den Fokus Threns. Er bietet ihr einen Platz in der Gilde an und Kayla akzeptiert. Allerdings ist sie sich nicht sicher, ob es klug war ihre Unabhängigkeit aufzugeben, zumal sie mit der Behandlung, die Thren seinem Sohn angedeihen lässt, nicht so glücklich ist. 
Und dann sind da noch die drei Anführer der mächtigsten Familien des Reiches, die alles unternehmen um Thren zu stoppen und ein junger König, der in diesem Machtkumpf lediglich eine Spielfigur ist.  
Das alles sind einzelne Erzählstränge, die den Charakteren eine gewisse Tiefe verleihen und ihre Handlungen beleuchten. Keine Figur ist eindimensional, manche Charaktere sind so ambivalent, dass ich einfach nur staunen konnte. Nur Thren ist für mich ein durch und durch unsympathischer Mann, der seinen Weg auf Leichen baut. Er hat keine Achtung vor dem Leben, kennt weder Gnade noch Mitgefühl. Beides Zeichen von Schwäche, die es auszumerzen gilt.  
Die Handlung spielt zum größten Teil in der Stadt Valderen über den Rest des Landes erfährt man nur wenig nebenher, es ist aber auch nicht von Belang. Das Buch ist nichts für Leser, die ein Happy End erwarten. Hier geht es um Assassinen,  korrupte Politiker, Diebe, Spione, es geht dreckig und blutig zu. Folter, Totschlag, Verrat und Mord sind an der Tagesordnung. Es gibt kaum ruhige oder friedliche Momente in diesem Buch, das mag vielen Lesern nicht gefallen.  Für mich war es genau das richtige.
 
Fazit:  
Ein solider Auftakt, von Wolfgang Thon wieder sehr routiniert und gut übersetzt.  

Titel: Der Tänzer der Schatten 
Reihe: Die Tänzer Trilogie Band 1 
Autor: David Daglish 
Verlag: Blanvalet, Softcover, 542 Seiten 
ISBN: 9783442383221

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