Aaron ist erst neun Jahre alt, als er
seinen Bruder tötet und zum Nachfolger seines Vaters erkoren wird. Dieser, Thren Felhorn,
ist der Meister der Spinnengilde, einer der mächtigsten und gefürchtetsten
Männer der Stadt und vor seiner Diebesgilde ist nichts und niemand sicher. Er
möchte seinen Sohn zu einem emotionslosen Mörder heranziehen, dem jeder Respekt
zollt. Ein Werkzeug, das er nutzen kann, um seine Macht zu festigen. Die
Wünsche des Jungen spielen dabei keine Rolle und lange Zeit übertrifft Aaron
sogar die Erwartungen seines Vaters.
Threns Ziel ist es, die drei mächtigsten
Familien des Reiches, die zusammen den Trifect bilden, zu eliminieren. Die
Conningtons, die Keenans und die Gemcrofts bereichern sich an der Bevölkerung
und leben wie die Maden im Speck. Sogar der König kommt gegen dieses Triumvirat
nicht an. Thren ist der Meinung, dass jemand, der über die Unterstadt herrscht,
durchaus ein Anrecht darauf hat, auch über alles andere zu herrschen. Das
Imperium, das er sich aufbauen möchte, soll Aaron eines Tages übernehmen und
dort mit harter Hand herrschen, ein Anführer werden, vor dem alle erzittern.
Durch den Mord an seinen Bruder
beschreitet Aaron den Pfad, den sein Vater für ihn gewählt hat. Aber auf jedem
Pfad gibt es Abzweigungen, mögen sie auch nur in Gestrüpp oder Gehölz führen,
man kann ihn verlassen. Wird Aaron dem vorgezeichneten Weg folgen oder seinen
eigenen Pfad wählen?
Kommentar:
Nachdem ich zuletzt mehrere
viktorianische Krimis, einen Heimatroman, einen weird Western und seichte
Fantasy gelesen habe, hatte ich Entzugserscheinungen und brauchte mal wieder
echte, knallharte High Fantasy. Mein SUB ist unendlich und meine Wahl fiel auf
den ersten Band der Schattentrilogie von David Daglish. Zum Glück habe ich die
Folgebände ebenfalls im Regal stehen denn man möchte nach dem Ende des ersten
Bandes unbedingt weiter lesen, wie es mit Aaron weiter geht.
David Daglish hat hier sprachlich gut
erzählte. solide und spannende Fantasy abgeliefert. Er schont seine Leser in
keinster Weise, die Sterberate der Charaktere ist immens hoch. Immer, wenn ich
jemanden mochte, wurde er gleich darauf niedergemetzelt.
Die Geschichte spaltet sich in mehrere
Handlungsstränge auf. Alyssa, die Tochter des Hauses Gemcroft wird entführt.
Ihre Erlebnisse bilden einen eigenen Part in diesem Buch, wobei der
Handlungsstrang am Ende mit dem Aarons zusammen geführt wird. Die Tochter aus
reichem Hause ist zu Beginn eine sehr verzogene junge Frau. Durch ihre
Erlebnisse und durch ihre Bekanntschaft mit »den Gesichtlosen« wächst sie im
Laufe der Geschichte über sich selbst hinaus. Eine glaubhafte und
beeindruckende Entwicklung.
Neben den ganzen Hauptcharakteren habe
mich vor allem die Nebenfiguren beeindruckt. Kaum jemals war eine Bösewicht
ekeliger als »der Wurm« der seinem Namen alle Ehre macht. Will und Senke, die
beiden engsten Vertrauten von Thren, sind sehr unterschiedlich aber jeder auf
seine eigene Art effizient und Thren treu ergeben.
James ist der Anführer der Aschegilde
und Veliana seine rechte Hand. Beide sind mit den Eroberungsplänen von Thren
nicht einverstanden und versuchen, in dem Kampf um die Herrschaft neutral zu
bleiben. Nur, dass Thren keine Neutralität duldet.
Kayla ist eine Streunerin und Spitzelin,
die. auf sich alleine gestellt, in den Gassen der Stadt um ihr Überleben
kämpft. Als sie Aaron das Leben rettet, nicht ahnend, wer der Junge ist, rückt
sie in den Fokus Threns. Er bietet ihr einen Platz in der Gilde an und Kayla
akzeptiert. Allerdings ist sie sich nicht sicher, ob es klug war ihre
Unabhängigkeit aufzugeben, zumal sie mit der Behandlung, die Thren seinem Sohn
angedeihen lässt, nicht so glücklich ist.
Und dann sind da noch die drei Anführer
der mächtigsten Familien des Reiches, die alles unternehmen um Thren zu stoppen
und ein junger König, der in diesem Machtkumpf lediglich eine Spielfigur
ist.
Das alles sind einzelne Erzählstränge,
die den Charakteren eine gewisse Tiefe verleihen und ihre Handlungen
beleuchten. Keine Figur ist eindimensional, manche Charaktere sind so
ambivalent, dass ich einfach nur staunen konnte. Nur Thren ist für mich ein
durch und durch unsympathischer Mann, der seinen Weg auf Leichen baut. Er hat
keine Achtung vor dem Leben, kennt weder Gnade noch Mitgefühl. Beides Zeichen
von Schwäche, die es auszumerzen gilt.
Die Handlung spielt zum größten Teil in
der Stadt Valderen über den Rest des Landes erfährt man nur wenig nebenher, es
ist aber auch nicht von Belang. Das Buch ist nichts für Leser, die ein Happy
End erwarten. Hier geht es um Assassinen,
korrupte Politiker, Diebe, Spione, es geht dreckig und blutig zu.
Folter, Totschlag, Verrat und Mord sind an der Tagesordnung. Es gibt kaum
ruhige oder friedliche Momente in diesem Buch, das mag vielen Lesern nicht
gefallen. Für mich war es genau das
richtige.
Fazit:
Ein solider Auftakt, von Wolfgang Thon wieder sehr routiniert und gut übersetzt.
Titel: Der Tänzer der Schatten
Reihe: Die Tänzer Trilogie Band 1
Autor: David Daglish
Verlag: Blanvalet, Softcover, 542 Seiten
ISBN: 9783442383221
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