Ich beginne
diese Rezension mit dem Klappentext, was ich ja selten mache. Aber es ist eine
gute Zusammenfassung:
Mein
Name ist Amelia Gray. Ich war neun Jahre alt, als ich meinen ersten Geist sah.
Heute arbeite ich als Restauratorin auf Friedhöfen, und meine besondere Gabe
bringt mich täglich in gefährliche Situationen. Mein Vater brachte mir Regeln
bei, die mich schützen sollen. Nach ihnen habe ich streng gelebt ― bis jetzt.
Als Detective John Devlin mich um Hilfe bei der Aufklärung einer Mordserie bat,
willigte ich ein. Doch nun spüre ich, dass dieser Fall und dieser Mann mich in
Gefahr bringen. Die Grenze zwischen der Welt der Geister und unserer scheint
immer dünner zu werden. Und manchmal lässt sich eine Tür, die einmal geöffnet
wurde, nicht wieder schließen.
Kommentar:
Amelia
Gray hat von ihrem Vater, der ebenfalls Geister sehen kann, folgende Regeln für
ihr Leben mitbekommen:
Lass
die Geister niemals wissen, dass du sie siehst!
Bleib in der Nähe von geweihtem Boden!
Halte dich fern von Menschen, die heimgesucht werden!
Fordere niemals das Schicksal heraus!
Als
sie John Devlin kennenlernt, bricht sie alle diese Regeln und begibt sich
dadurch in Gefahr.
Ich
muss zugeben, die Grundessenz dieser Geschichte ist durchaus spannend. Der
Beruf eines Friedhofrestaurators war mir bisher unbekannt und was man als Leserin
darüber erfährt ist wirklich sehr interessant. Wir waren auf Cuba auf diesem
grandiosen Columbus Friedhof in Havanna und ich kann mir vorstellen, was für
eine Arbeit die Pflege und Instandhaltung macht. Alte Gräber zu restaurieren,
die Geschichte dahinter zu erfahren, das klingt sehr spannend und aufregend.
Aber
die Umsetzung »jagt mir Schauer über den Rücken«. Dieser Satz kommt in dem Buch
gefühlt auf jeder zweiten Seite vor. Bei dem zwanzigsten Mal habe ich aufgehört zu zählen. Und wenn Amelia
kein Schauer über den Rücken läuft, dann stellen sich ihre Nackenhärchen auf,
sobald Devlin in ihre Nähe kommt oder alternativ die Härchen auf ihren Armen. Das
ist des Guten zu viel und begräbt den spannenden Storybogen total. Ich habe mir
bei Amazon die Rezensionen angesehen und natürlich auch die 1 Sterne Bewertung gelesen
und die trifft den Nagel schon auf den Kopf. Amelia negiert sich immer wieder
selbst. Sie empfindet sich nicht als schön aber sie weiß, dass andere Menschen
sie als schön ansehen. Und natürlich erscheint Devlin immer dann bei ihr, wenn
sie gerade im Jogginganzug zu Hause sitzt oder aus einer verstaubten Grabecke
herauskriecht und völlig derangiert ist. Hallo! Das ist völlig normal. Abends
entspannt man sich und bei der Ausübung des Berufs läuft man nun mal nicht in
Minirock und High Heels herum außer man ist Modell. Dieses permanente
Understatement hat mich total genervt. Und dass sie wegen dieses dunklen,
düsteren, von Geheimnissen umwehten Detektivs alle Regeln bricht muss wirklich
auch nicht in jedem Kapitel neu erwähnt werden.
Warum
müssen junge, intelligente Frauen, sobald sie einen gefährlichen oder
geheimnisvollen Mann kennenlernen, ihr Gehirn schon auf Seite eins abgeben?
Amelia beschreibt sich selbst als diszipliniert und reserviert, der Leserin
vermittelt sie allerdings ein völlig anderes Bild.
Außerdem
habe ich auch einige Dinge nicht verstanden. Wenn sie adoptiert ist (das ist
kein spoilern, das erfährt man gleich zu Beginn) warum kann ihr Vater ebenso
die Geister der Verstorbenen sehen?
Meines
Erachtens konnte sich die Autorin nicht so richtig entscheiden, ob sie einen
Romantik-Thriller, einen Krimi oder einen
Horror Roman schreiben wollte. Und fehlt jeglicher Funken Humor, Amelia ist
eine junge Frau, die mein Mitleid bekommt aber nicht meine Sympathie. Eigentlich
braucht sie einen richtigen Tritt in den Hintern, der sie mach wachrüttelt.
Ich
bin definitiv nicht die Zielgruppe für diesen »Thriller« und ich kann mir
durchaus vorstellen, dass er eine begeisterte Leserschaft findet. Hätte der Verlag
ihn als Romantik-Thriller angeboten und ihn anders vermarktet, wären Leserinnen
wie ich nicht enttäuscht und genervt und wären sicher andere Leserinnen angesprochen
worden, die gerne Geschichten mit einer großen Prise Romantik mögen.
Es
gibt eine ähnliche Serie von Mary Stanton: Bree Winston , Anwältin der Enge,
die ich hier als Alternative empfehle. Sie spielt in den gleichen Kreisen (sind
die Südstaaten wirklich so?) aber verfügt über eine Prise Humor und jeder Menge
witziger Sidekicks. Dort wird mit den Geistern interagiert, was wesentlich
spannender ist als hier.
Fazit:
Dieses
Buch empfehle ich Leserinnen, die auch die BISS Reihe mögen, nichts dagegen
haben, dass das Frauenbild dem 19. Jahrhundert entspricht, mit dominanten,
verführerische Männern, denen etwas leicht Dunkles oder Böses anhaftet, denen »frau«
aber nicht widerstehen kann, sei sie auch sonst noch so klug und intelligent. Warum
wollen wir uns nochmal emanzipieren?
Titel:
Totenhauch
Reihe:
Graveyard-Queen Reihe Band 1
Autorin:
Amanda Stevens
Verlag:
Bastei Lübbe, TB, 412 Seiten
ISBN:
9783404168507
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!