Johan Anderson ist ein erfolgreicher
Verleger, Single und lebt in einer Großstadt in Schweden. Auf einer Kreuzfahrt
lernt er die Liebe seines Lebens kennen, verliert sie aber gleich darauf wieder
bei einem Schiffsunglück. Dieses Ereignis verändert sein ganzes Leben. Zuerst
kann und will er nicht akzeptieren, dass Lina bei diesem Unglück gestorben ist
und reist durch ganz Schweden, um sie zu finden.
Letztendlich muss er den Verlust
akzeptieren. Er verkauft seine Anteile an dem Verlag, verlässt die Großstadt und
zieht sich in ein kleines Dorf zurück. Dort eröffnet er ein Antiquariat mit
einem kleinen Cafe, das er »Singoalla« nennt. Niemand im Dorf weiß, wieviel ihm
dieser Name bedeutet, war das Buch mit diesem Titel doch Linas letztes Geschenk
an ihn.
Nicht nur der Verlust und der Umzug
verändern das Lebens dieses Mannes, seit dem Unglück begegnen ihm immer wieder
Figuren aus seinen Lieblingsbüchern. Johan akzeptiert diese Besuche und
freundet sich mit den Figuren an, die ihm in allen Lebenslagen Ratschläge
erteilen.
Und als ihm Singoalla persönlich erscheint,
ändert sich Johans Leben erneut.
Kommentar:
»Singoalla« von Viktor Rydberg ist ein
klassischer schwedischer Roman, der von einer nicht standesgemäßen Liebe
zwischen einer Zigeunerin und einem Ritter erzählt. Lina ersteht dieses Buch bei einem Landgang und
schenkt es Johann. Eigentlich ist diese alte Buch ein kostbarer Schatz und kaum
bezahlbar aber Lina beteuert immer wieder, dass sie es von einem alten Mann
günstig erstanden hat. Bei dem Unglück verliert Johan nicht nur Lina sondern
auch das Buch.
Bei seiner verzweifelten Suche nach Lina
forscht er auch nach dem alten Antiquar, doch niemand scheint diesen Mann zu
kennen, es ist, als habe er nie existiert.
Das Cafe und auch sein Antiquariat
laufen gut und langsam integriert sich Johan in die Dorfgemeinschaft. Die
Schwester des Pfarrers hilft ihm bei der Bewirtung der Gäste und backt immer
wieder außergewöhnliche Kuchen, denen Johan literarische Namen verpasst wie »Cyrano
de Begerac« Torte.
Allerdings machen sie die Dorfbewohner
auch Sorgen um den Zugezogenen, der sich scheinbar mit der Luft unterhält und
Selbstgespräche führt. Sie können seine »literarischen Gäste« nicht sehen, die
dem einsamen Mann ihre Lebensweisheiten vermitteln.
Das Buch ist in mehrere Abschnitte
aufgeteilt. Mir hat der erste Teil am besten gefallen. Er erzählt von Johans
Leben in dem kleinen Dorf und den dortigen Bewohnern, die alle um den jungen
Mann bemüht sind. Dazu gibt es Rückblenden, die von seiner Bekanntschaft mit
Lina, ihrer kurzen Beziehung und seiner Suche nach ihr erzählen.
Der zweite Teil handelt von Johans
Rückkehr in die Großstadt, wo er auf seinen alten Freund und Geschäftspartner
trifft. Dieser versucht mit allen Mitteln, Johan dazu zu bringen, wieder in
den Verlag einzusteigen. Auch hier sind es die literarischen Figuren, die
Johan mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber letztens Endes muss er die
Entscheidung alleine treffen.
Bis dahin wirkt die Geschichte, trotz
der literarischen Mitspieler, durchaus noch glaubhaft und realistisch, dann kommen
jedoch die phantastischen Elemente hinzu und wandeln die tragische
Liebesgeschichte in ein Märchen um.
Eigentlich wollte ich schreiben, dass es
hier zu viele Zufälle gibt aber das stimmt so gar nicht. Alles ist letztendlich
unabwendbar, fügt sich zusammen und ergibt ein großes Ganzes.
Diesem Roman merkt man die Liebe des
Autors zu Büchern und Schweden an. Er hat beide Leidenschaften zu einer
wunderbaren, romantischen und phantastischen Geschichte verknüpft, die mich
aber nur teilweise gefangen nehmen konnte. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten
glaube ich durchaus, dass man sich in so kurzer Zeit so stark verlieben kann.
Da die Beziehung nur kurz währt, wird sie von Johann idealisiert, Lina wird zur
Liebe seines Lebens und keine andere Frau hat mehr Platz in diesem Leben. Der
Versuch einer neuen Beziehung scheitert, da er nicht loslassen kann. Das ist zu
Beginn durchaus glaubwürdig aber mit den Jahren verblassen Erinnerungen und das
Leben holt einen wieder ein. Johan hingegen lebt in einer Blase, die mit fiktiven
Figuren bevölkert ist, die er als Kind und junger Mann geliebt hat. Wer träumt
als bibliophiler Mensch nicht davon, einmal seinen Lieblingsfiguren aus Büchern
zu begegnen? Hier bleiben mir diese
Figuren zu blass, sie wirken nicht tatsächlich auf ihn ein oder verändern
etwas. Allerdings macht es Spaß, diese Dialoge zu lesen.
Mir hat vor allem »Singoalla« gefallen
und ich bin sehr neugierig auf das Buch geworden. Alle Figuren geben auch zu,
dass sie nur im Rahmen ihrer literarischen Vorgaben handeln können, was sehr
glaubhaft wirkt. Somit bekommen diese Figuren nicht plötzlich Fähigkeiten, die
nicht zu ihnen passen.
Zum Ende hin fand ich die Geschichte
einerseits in die Länge gezogen andererseits kam es dann irgendwie hopplahopp.
Ich weiß, das kling widersprüchlich aber das ganze Buch wirkt auf mich sehr
ambivalent. Viele Teile mochte ich, einige Passagen haben mich die Augen
verdrehen lassen aber zusammen genommen ergeben sie eine schöne Geschichte über
die Liebe zur Liebe und die Liebe zur Literatur.
Das Cover hat mich sofort in seinen Bann
gezogen, allerdings hatte ich mir gerade auf Grund des Covers und des Titels
ein wenig mehr versprochen.
Ein Fazit zu ziehen fällt mir somit
etwas schwer. Unterhaltsam, teilweise amüsant, liebenswert aber auch etwas zu langatmig
bzw. umständlich. Ein ungewöhnliches Buch, das nicht im herkömmlichen Sinne als
Fantasy bezeichnet werden kann aber durchaus märchenhafte und phantastische
Elemente enthält.
Titel: Das Antiquariat der Träume
Autor: Lars Simon
Verlag: DTV Verlagsgesellschaft, HC, 320
Seiten
ISBN: 978-3423219310
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