04 Juli 2020

Die Seltsamen von Sefan Bachmann


https://www.diogenes.ch/leser/titel/stefan-bachmann/die-seltsamen-9783257604245.html
Unterschiedlicher können zwei Menschen nicht sein:
Bartholomew Kettle ist ein Mischling, ein Halbblut. Diese Wesen,  Abkömmlinge zweier Rassen, werden »die Seltsamen« genannt und sie werden von jedem Reinblütler, seien, es Feen, Gnome oder  Menschen, verachtet, verfolgt und getötet. Schon sein ganzes Leben lang muss sich der Junge verstecken. Immer die Warnung seiner Mutter vor Augen: »Gib Acht, dass dich niemand bemerkt, dann landest Du auch nicht am Galgen«.
Umso mehr liebt er seine kleine Schwester Hettie, der kleine Zweige statt Haare auf dem Kopf wachsen und die die Gefahren der Welt noch nicht kennt. 

Arthur Jelliby ist ein netter junger Dandy,  der aus der Tradition heraus Parlamentsabgeordneter wurde, mit Politik aber nichts am Hut hat. Er genießt lieber die Abende in den traditionellen Clubs der Londoner Oberschicht bei einem guten Glas Wein. Er ist stets gut gelaunt und freundlich, vom wirklichen Leben hat er wenig Ahnung. Als eine Kabinettssitzung einberufen wird, in der es um den Tod von neun Mischlingskinder geht, ist er nicht wirklich bei der Sache. Und trotzdem wird er unerbittlich in die Angelegenheit hineingezogen. Denn wenn eine schöne junge Dame » Hilf mir« flüstert, kann ein wahrer Gentleman nicht widerstehen.
Die Wege dieser beiden Menschen kreuzen sich auf seltsame Art und Weise, als die kleine Hettie entführt wird. Barthy muss das erste Mal in seinem Leben das Haus und die gewohnte Umgebung verlassen, um seine Schwester zu finden und zu retten. Und stolpert sprichwörtlich in Mr. Jelliby hinein.
Kommentar:
Das Buch hatte mich schon bei dem Prolog, der mich sofort an die Serie »Carnival  Row« erinnert hat. Auch in dieser Serie werden Mischlingswesen verachtet, verfolgt und getötet. Ich werde nie verstehen (auch wenn es hier fiktiv ist) warum zwei Rassen sich vermischen, ein Kind zeugen, dieses dann aber angelehnt wird. Warum müssen die Kinder für die Fehler? ihrer Eltern leiden. Wenn es ein Fehler ist, sich zu vermischen, warum bleiben die Völker nicht unter sich? Liebe war sicher nicht der Grund für die Zeugung von Hettie und Bartholomew.
Beide Kinder müssen sich in der Wohnung verstecken und dürfen das Haus nicht verlassen. Immerhin hat sich Barthy unter dem Dach ein kleines Refugium eingerichtet, in das er sich zurückzieht, wenn er den Alltag nicht mehr ertragen kann. Der Vater der Kinder, ein Sidhe, ist schon längst weitergezogen, die Mutter verdient sich als Wäscherin ein wenig Geld, das kaum zum Leben reicht.
Als immer mehr Mischlingskinder verschwinden und als Leichen wieder auftauchen, wird das Thema politisiert. Denn schon lange fühlen sich die Feenwesen von den Menschen ungerecht behandelt und ausgegrenzt. Da sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren können, verlangen sie die gleichen Rechte und Privilegien wie die Menschen. Interessant, dass ausgerechnet Mischlinge das Thema anheizen, werden diese doch auch von den Feenwesen ausgegrenzt und verfolgt.
Mr. Jelliby stolpert eher zufällig in die Angelegenheit als er im Haus des Ministers Lickerish einen seltsamen Gang bemerkt und seiner Neugierde folgt. »Neugier ist der Katze tot« wie ein Sprichwort sagt und  Arthur muss erfahren, dass an diesem Sprichwort durchaus etwas Wahres dran ist.
Steampunk ist für mich noch ein relativ neues Genre, das mir aber sehr gut gefällt. Dieses Buch gehört sicherlich in dieses Genre, auch wenn Fantasyelemente eine große Rolle spielen. Die seltsamsten Wesen bevölkern diese Welt, die unserer sehr ähnlich ist.  Die Szenerie wechselt zwischen London, wo Mr. Jelliby lebt und Bath, wo Barthy mit seiner Familie lebt.
Bath ist aufgeteilt zwischen »Neu-Bath« , wo die Feenwesen leben, die es geschafft haben und »Alt Bath«, das eher einem Slum gleicht und wo auch Barthy zu Hause ist.
Es ist kaum zu glauben, dass der Autor erst 18 Jahre alt war, als er diese Geschichte schrieb. Sie hat alles, was das Herz eines Lesers begehrt. Liebenswerte, symphytische Helden, die völlig unheldenhaft wirken und schurkische Schurken, die wirklich einen schurkischen Eindruck hinterlassen.
Stefan Bachmann verfügt über eine wunderbare Sprache und er nutzt sehr anschauliche, bildhafte Metaphern, die tolle Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen. 
Auch optisch hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich habe die gebundene  Ausgabe in rot, mit gelber Schrift und einem Lesebändchen. Auf dem Cover befindet sich einer der mechanischen Vögel, die in der Geschichte eine große Rolle spielen und auf dem Buchrücken erkennen wir den Big Ben, der erste Hinweis, dass London einer der Handlungsorte der Geschichte ist.  Die Erzählung ist in viele Kapitel aufgeteilt und pendelt zwischen London und Bath hin und her. Einige Leser mag das abschrecken aber es erhöht den Spannungsbogen ungemein und es ist spannend zu lesen, wie sich Arthur und Bartholomew schließlich begegnen und einen gemeinsamen Weg gehen. Ich habe mir Band zwei schon bestellt, ebenfalls in der Hardcover Ausgabe.
Was ich wieder nicht verstehen kann ist, warum man dieses Buch unbedingt mit Harry Potter vergleichen muss. Sicher ist die Hauptperson ein Mischling aber das ist auch schon alles, was die Bücher gemeinsam haben. Dieses Buch kann durchaus für sich stehen und Leser gewinnen, ohne diesen albernen Vergleich.
Fazit:
Ein spannendes Steampunk Abenteuer zweier ungewollter Helden, skurrilen Wesen und einer großen Gefahr.
Titel: Die Seltsamen
Verlag: Diogenes, HC, 366 Seiten
ISBN: 9783257068887

2 Kommentare:

  1. Huhu!

    Oh wie schön dass es dir gefallen hat! Da wirst du ja sicher auch bald die Fortsetzung lesen?
    Dass es mit Harry Potter verglichen wird hab ich gar nicht mitbekommen - wieder mal ein selten doofer Vergleich, der überhaupt nicht passt! Aber das ist halt "Marketing" :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

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  2. Band 2 habe ich gerade beendet. Fand eins aber besser

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