Unterschiedlicher können zwei Menschen
nicht sein:
Bartholomew Kettle ist ein Mischling,
ein Halbblut. Diese Wesen, Abkömmlinge
zweier Rassen, werden »die Seltsamen« genannt und sie werden von jedem Reinblütler, seien, es
Feen, Gnome oder Menschen, verachtet,
verfolgt und getötet. Schon sein ganzes Leben lang muss sich der Junge
verstecken. Immer die Warnung seiner Mutter vor Augen: »Gib Acht, dass dich
niemand bemerkt, dann landest Du auch nicht am Galgen«.
Umso mehr liebt er seine kleine Schwester
Hettie, der kleine Zweige statt Haare auf dem Kopf wachsen und die die Gefahren
der Welt noch nicht kennt.
Arthur Jelliby ist ein netter junger
Dandy, der aus der Tradition heraus
Parlamentsabgeordneter wurde, mit Politik aber nichts am Hut hat. Er genießt
lieber die Abende in den traditionellen Clubs der Londoner Oberschicht bei
einem guten Glas Wein. Er ist stets gut gelaunt und freundlich, vom wirklichen Leben
hat er wenig Ahnung. Als eine Kabinettssitzung
einberufen wird, in der es um den Tod von neun Mischlingskinder geht, ist er
nicht wirklich bei der Sache. Und trotzdem wird er unerbittlich in die
Angelegenheit hineingezogen. Denn wenn eine schöne junge Dame » Hilf mir«
flüstert, kann ein wahrer Gentleman nicht widerstehen.
Die Wege dieser beiden Menschen kreuzen
sich auf seltsame Art und Weise, als die kleine Hettie entführt wird. Barthy
muss das erste Mal in seinem Leben das Haus und die gewohnte Umgebung verlassen,
um seine Schwester zu finden und zu retten. Und stolpert sprichwörtlich in Mr.
Jelliby hinein.
Kommentar:
Das Buch hatte mich schon bei dem
Prolog, der mich sofort an die Serie »Carnival
Row« erinnert hat. Auch in dieser
Serie werden Mischlingswesen verachtet, verfolgt und getötet. Ich werde nie
verstehen (auch wenn es hier fiktiv ist) warum zwei Rassen sich vermischen, ein
Kind zeugen, dieses dann aber angelehnt wird. Warum müssen die Kinder für die
Fehler? ihrer Eltern leiden. Wenn es ein Fehler ist, sich zu vermischen, warum
bleiben die Völker nicht unter sich? Liebe war sicher nicht der Grund für die
Zeugung von Hettie und Bartholomew.
Beide Kinder müssen sich in der Wohnung
verstecken und dürfen das Haus nicht verlassen. Immerhin hat sich Barthy unter
dem Dach ein kleines Refugium eingerichtet, in das er sich zurückzieht, wenn er
den Alltag nicht mehr ertragen kann. Der Vater der Kinder, ein Sidhe, ist schon
längst weitergezogen, die Mutter verdient sich als Wäscherin ein wenig Geld,
das kaum zum Leben reicht.
Als immer mehr Mischlingskinder
verschwinden und als Leichen wieder auftauchen, wird das Thema politisiert.
Denn schon lange fühlen sich die Feenwesen von den Menschen ungerecht behandelt
und ausgegrenzt. Da sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren können,
verlangen sie die gleichen Rechte und Privilegien wie die Menschen.
Interessant, dass ausgerechnet Mischlinge das Thema anheizen, werden diese doch
auch von den Feenwesen ausgegrenzt und verfolgt.
Mr. Jelliby stolpert eher zufällig in
die Angelegenheit als er im Haus des Ministers Lickerish einen seltsamen Gang
bemerkt und seiner Neugierde folgt. »Neugier ist der Katze tot« wie ein
Sprichwort sagt und Arthur muss
erfahren, dass an diesem Sprichwort durchaus etwas Wahres dran ist.
Steampunk ist für mich noch ein relativ
neues Genre, das mir aber sehr gut gefällt. Dieses Buch gehört sicherlich in
dieses Genre, auch wenn Fantasyelemente eine große Rolle spielen. Die
seltsamsten Wesen bevölkern diese Welt, die unserer sehr ähnlich ist. Die Szenerie wechselt zwischen London, wo Mr.
Jelliby lebt und Bath, wo Barthy mit seiner Familie lebt.
Bath ist aufgeteilt zwischen »Neu-Bath«
, wo die Feenwesen leben, die es geschafft haben und »Alt Bath«, das eher einem
Slum gleicht und wo auch Barthy zu Hause ist.
Es ist kaum zu glauben, dass der Autor
erst 18 Jahre alt war, als er diese Geschichte schrieb. Sie hat alles, was das
Herz eines Lesers begehrt. Liebenswerte, symphytische Helden, die völlig
unheldenhaft wirken und schurkische Schurken, die wirklich einen schurkischen
Eindruck hinterlassen.
Stefan Bachmann verfügt über eine
wunderbare Sprache und er nutzt sehr anschauliche, bildhafte Metaphern, die
tolle Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen.
Auch optisch hat mir das Buch sehr gut
gefallen. Ich habe die gebundene Ausgabe
in rot, mit gelber Schrift und einem Lesebändchen. Auf dem Cover befindet sich einer der mechanischen
Vögel, die in der Geschichte eine große Rolle spielen und auf dem Buchrücken
erkennen wir den Big Ben, der erste Hinweis, dass London einer der Handlungsorte
der Geschichte ist. Die Erzählung ist in
viele Kapitel aufgeteilt und pendelt zwischen London und Bath hin und her.
Einige Leser mag das abschrecken aber es
erhöht den Spannungsbogen ungemein und es ist spannend zu lesen, wie sich
Arthur und Bartholomew schließlich begegnen und einen gemeinsamen Weg gehen.
Ich habe mir Band zwei schon bestellt, ebenfalls in der Hardcover Ausgabe.
Was ich wieder nicht verstehen kann ist,
warum man dieses Buch unbedingt mit Harry Potter vergleichen muss. Sicher ist
die Hauptperson ein Mischling aber das ist auch schon alles, was die Bücher
gemeinsam haben. Dieses Buch kann durchaus für sich stehen und Leser gewinnen,
ohne diesen albernen Vergleich.
Fazit:
Ein spannendes Steampunk Abenteuer
zweier ungewollter Helden, skurrilen Wesen und einer großen Gefahr.
Titel: Die Seltsamen
Autor: Stefan Bachmann
Huhu!
AntwortenLöschenOh wie schön dass es dir gefallen hat! Da wirst du ja sicher auch bald die Fortsetzung lesen?
Dass es mit Harry Potter verglichen wird hab ich gar nicht mitbekommen - wieder mal ein selten doofer Vergleich, der überhaupt nicht passt! Aber das ist halt "Marketing" :D
Liebste Grüße, Aleshanee
Band 2 habe ich gerade beendet. Fand eins aber besser
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