Gevatter Tod
war es wieder einmal langweilig. Das kam in den letzten Jahrhunderten öfter
vor. Außer, immer in seinem dunklen Gewand, mit einer Sense in der Hand in einem
dunkel eingerichteten Haus zu hocken und ab und zu mal ein paar Menschen
abzuholen, hatte er nichts zu tun. Und für was? Lohn und Brot brachte es nicht,
Freunde erst recht nicht. Also all die Arbeit nur, damit die Menschheit ihn
fürchtete? Doch auch das war langsam vorbei, je aufgeklärter die Menschen
wurden desto weniger hielten sie es mit der Religion stellte er in letzter Zeit
fest. Keinen Respekt, keine Furcht, kein Lohn, keine Gesellschaft - ein
beschissener Job, dachte der Tod immer öfter.
Zwar gab es
immer noch unfassbar viele, überflüssige Kriege mit unzähligen Toten auf der
Welt. Aber die gab es schon immer. Die Menschen liebten es eben, sich
gegenseitig das Leben wegen Nichtigkeiten schwer zu machen. Nicht sein Bier.
Natürlich gab es noch die Sterbenden, die sein Mitleid erweckten. Die langsam
dahin siechenenden oder die jungen Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit
starben. Warum erfanden die Menschen nicht einfach ein paar passende Heilmittel
statt immer neue Waffen? Aber sie waren eben unbelehrbar. Und auch die, für die
er Mitleid hatte, holte er stets mit stoischer Miene ab. Wäre ja noch schöner,
wenn sein Ruf als gnadenloser Sensenmann einen Riss bekäme. Also tat er, was
der Tod machen musste.
Früher, ja
früher konnte er sich noch mit seinen Besuchern unterhalten bevor er sie an
einem der Tore abgab. Ob sie in die Hölle oder in dem Himmel kommen, ist ihm
dabei egal. Er macht nur seinen Job.
Aber damals,
im Mittelalter und bis ins 18 Jahrhundert hinein, akzeptierte man ihn als den,
der er war und diskutierte mit ihm die aufregendsten und seltsamsten Themen. In
den alten Zeiten verwechselte man ihn allerdings noch oft mit den Göttern der
Unterwelt, nannte ihn Luzifer, Satan oder Osiris, dabei sind das definitiv
zweierlei Paar Schuhe. Nein, er ist der Tod, eine eigenständige Persönlichkeit
mit starken Charakter und unbestechlich. Er holt die Menschen ab und bringt sie
an das Tor. Wohin auch immer es von da aus geht ist ihm egal, er ist neutral,
er ist der Sensenmann, der Schnitter, der Tod.
Hören wir
doch zu, was er selbst zu seiner Situation zu sagen hat:
»Was waren
das für Diskussionen, als ich diesen sogenannten Hunnenkönig Atilla
abholte, mitten in seiner Hochzeitsnacht. Als hätte er vorher nicht schon genug
Frauen gehabt«, empörte sich Gevatter Tod. »Er erklärte mir lang und breit,
dass er noch das oströmische Reich strafen wolle, das eines seiner
Siedlungsgebiete angegriffen hatte. Tja, hätte er weniger gefeiert, gesoffen
und herum gehurt, dann hätte er diesen Plan noch vor seinem Ableben
verwirklichen können. Aber nein, ICH bin schuld. Ist das gerecht? Ich mache
doch nur meinen Job und wenn jemand auf der Abholliste steht, dann ist das eben
an der Zeit«, klagte er weinerlich.
»Um
Friedrich I. tat es mir leid, er sorgte für regen Nachschub an Arbeit für mich.
Das waren wirklich ertragreiche Zeiten. Sein Tod durch Ertrinken wurde diesem
großen Mann irgendwie nicht gerecht aber Auftrag ist Auftrag. Meine Sense
setzte dabei tatsächlich etwas Rost an. Ich glaube, Wasser ist nicht unbedingt
gut für das alte Ding, ich überlege schon lange, dieses altmodische Teil zu
ersetzen. Aber es wirkt so authentisch und überzeugend«. Er musterte kritisch
sein Arbeitsgerät und seufzte theatralisch.
»Ahhh und
der Tod von Dschingis- Khan. Mehr als 2000 Seelen wurden mir bei seiner
Beerdigung zugeführt. Natürlich war auch der Führer der Mongolen extrem
verstimmt als ich ihn, seiner Meinung nach vor seiner Zeit, abberief. Er war
schon ein kleiner nimmersatt, als würden 19 Millionen km² Land nicht reichen.
Wegen ihm musste ich sogar Überstunden einlegen. Gierschlund elender«,
grummelte er weiter.
»Meinen
letzten wirklichen Spaß hat ich mit Leonardo da Vinci. Was war das doch für ein
beeindruckender, aufgeweckter und neugieriger Geist. Er wollte mich tatsächlich
studieren und stellte mir zig Tausend Fragen über meine Existenz. Mathematik,
Physik, Architektur und Kunst, nichts war diesem Mann fremd. Wie gerne hätte
ich ihn als Gast länger bei mir behalten. Aber mit wird ja leider nichts
gegönnt.«
Der Tod
versank immer mehr in Grübeleien und blies weiter Trübsal. Und langsam reifte
in ihm eine Idee. Was wäre, wenn er
diese schillernde Figur einfach aus der Hölle entführen würde? Der Teufel
hatte unzählige Seelen, der würde den Verlust einer einzigen sicher nicht
merken. Er machte sich nichts aus seinen Besuchern, kümmerte sich kaum um sie,
außer, er bekam wieder diese Teufelsanwandlungen und wollte jemanden quälen.
Dafür zog er aber die heran, die es wirklich verdient hatten. So wie
Oppenheimer, der sich anmaßte, sich selbst »den Tod« zu nennen. Darüber ärgerte
sich der Sensenmann noch heute, immerhin war ER einzigartig. Ihn hatte der Tod
gerne abgeholt und am Höllentor abgeliefert und dabei Luzifer dezent darauf
hingewiesen, dass dieser Mensch doch etwas mehr zu quälen sei.
Gesagt
getan, Gevatter Tod schlich sich unauffällig in das Domizil von Lucifer. Dabei
nahm er den Hintereingang. Dieser Bereich, der von Thanatos verwaltet
wurde, war schon länger verlassen und niemand bemerkte sein Eindringen. Seit es
Herakles und Sysiphos gelungen, war ihn zu überlisten, gab sich Thanatos
dem Suff hin und hatte kein Augenmerk mehr auf das Tor. Gevatter Tod suchte und
fand Leonardo, der gerade dabei war, eine neue Skulptur des eitlen Gecken Luzifer
zu modellieren und nahm ihn flugs mit zu sich.
Leonardo war
etwas überrascht, sich plötzlich an einem anderen Ort zu befinden aber als
aufgeweckter Geist stellte er sich sofort der neuen Situation. Er sah sich
um und runzelte die Stirn.
»Ich kenne Dich
doch, Du hast mein irdisches Dasein beendet. Du siehst noch genauso trist und
langweilig aus wie damals, als Du mich abgeholt hast. Aber wir hatten ein paar
gute Dialoge, das kann ich nicht leugnen.« Kritisch und etwas verächtlich
musterte der große Meister die Umgebung.
»Wie wäre es
mit einer Renovierung und Neuausstattung dieses öden Palastes?«, meinte das
Genie, während es sich weiter abschätzig umblickte. Seine wahren Gedanken
sprach er lieber nicht aus. Öde, langweilig, trostlos, farblos, unmodern, das
waren ein paar der Adjektive, die ihm zu dieser Bude einfielen. Zwar geräumig
aber alles so....tot irgendwie.
Der Tod war
etwas pikiert ob der respektlosen Anrede seines Gastes aber hatte er den
berühmten Künstler und Architekten nicht gerade deshalb zu sich geholt? Also
nur keinen Ärger zeigen und Leonardo erst einmal schwadronieren lassen.
»Ich habe
Dich geholt, damit Du mir die Langeweile vertreibst und mir ein neues Werkzeug
erschaffst. Unsere Dispute damals fand ich sehr vergnüglich und wenn Du mir
hilfst, wird es Dein Schaden nicht sein. Und ja, hier ist es schon etwas
farblos«, erwiderte der Tod, während er sich ebenfalls in seinem Wohnsitz
umschaute.
Leonardo war
etwas irritiert. Er war doch schon tot, was also konnte ihm der Sensenmann groß
anbieten? Auch in der Hölle war er eine anerkannte Persönlichkeit und
konnte sich vor Aufträgen kaum retten. Er war berühmt, angesehen
und beliebt. Die Damenwelt der Hölle lag ihm, zu Füßen. Aber was soll's?
Dieser einsamen, düsteren Gestalt etwas Zeit zu widmen konnte für etwas
Abwechslung und Erheiterung sorgen. Wer konnte schon von sich behaupten, den Tod
neu ausgestattet zu haben? Das würde seinen Ruf als begnadeter Künstler weiter
festigen und ihn bei den Frauen sicher noch interessanter machen. Er hatte da
schon eine reizende Dame im Blick, die seinen Avancen aber bisher widerstand.
»Also gut«,
sprach er. »Bevor ich aber in dieser deprimierenden Kaschemme arbeiten kann,
brauche ich zuerst eine eigene Werkstatt und etwas Licht und Farbe in meinen
vier Wänden, dazu etwas Wein und ein fürstliches Mahl«, verlangte Leonardo und
bekam flugs das Gewünschte. Man konnte nicht sagen, dass der Tod knauserig war.
Leonardo
ließ es sich zunächst einmal gut gehen und fragte seinen Gastgeber dann: »Nun,
was soll es sein, Freund Tod? Wie kann ich Dir zu Diensten sein?«
Der
Sensenmann zögerte etwas, dem Künstler seine Wünsche vorzutragen, druckste ein
wenig herum, dann rückte er doch mit der Sprache heraus.
»Um mich
abzulenken habe ich mir da dieses eine Spiel zugelegt, das die Menschen
heutzutage spielen. In diesem Spiel heißt es, Du hättest einem gewissen
Meisterassassinen Namens Ezio extra Dolche entworfen, die er in seinen
Armschienen tragen kann. Ich bin es leid, immer diese Sense mit mir herum zu
schleppen. Ich hätte gerne einen Teleskopstab für meine Sense und etwas, in
dass ich das Sensenblatt einrasten lassen kann. So zusammengeklappt und auf
Schwertlänge reduziert, könnte ich die Sense auf meinem Rücken in einem Köcher
tragen und müsste sie nicht immer in der Hand halten. Das Sensenblatt sollte
durch Druck eines Knopfes schnell ausrasten können. Wäre ja peinlich, wenn ich
vor einem Menschen stünde und das Teil sieht so lächerlich kurz und
ungefährlich aus. Die Sense ewig in der Hand zu halten ist unbequem und ich
habe schon Schwielen an der linken Hand«, klagte der Tod.
»Ezio? Ich
kenne keinen Ezio aber so ein Gerät könnte ich tatsächlich mühelos entwickeln«,
entgegnete Leonardo, der diesen Auftrag nicht einmal als richtige
Herausforderung betrachtete. Ein Kinderspiel für einen wachen Geist wie ihn.
Aber was sollte man von so einem schlichten Gemüt wie das des Todes schon groß
erwarten? Dessen Waffenarsenal aus einer langweiligen, schon Rost ansetzende
Sichel bestand. Was gab es nicht alles für beeindruckende Waffen, die den
Menschen das fürchten lehren konnten? Eine einfache Sichel gehörte für Leonardo
eindeutig nicht dazu.
Als ihm nun
eine eigene Werkstatt zur Verfügung stand, (etwas was ihm der Teufel in der
Hölle nicht ermöglicht hatte) machte sich Leonardo ans Werk. Er dekorierte
das ganze Domizil des Todes um. Da dieser wieder einmal auf
Seelensammeltour auf der Erde wandelte, bekam er von den künstlerischen
Anwandlungen seines Gastes nichts mit. Was sicherlich auch besser so war, denn
Leonardo ließ seiner Fantasie freien Lauf. Er hatte sich von den neuen Künsten
inspirieren lassen. Moderne Kunst gefiel ihm, auch wenn er die Farben seines
Jahrhunderts bevorzugte. Hier hatte er endlich wieder Gelegenheit, sich
zu entfalten, ohne dass ihm jemand reinredete. Es war ihm schon immer lieber
gewesen, wenn seine Auftraggeber das Werk erst nach dessen Beendigung in voller
Pracht sahen. Der Tod war auf Arbeit, eine Haushälterin hatte er nicht und
Lakaien ebenso wenig. Darüber grübelte Leonardo einen Moment nach. »Wie
schaffte es ein Einzelner eigentlich, gleichzeitig überall als grim reaper
unterwegs zu sein und keine einzige Seele zu verpassen? War das vielleicht
Schummelei im Spiel?« Darüber musste er einmal genauer nachdenken, wenn er
seinen Auftrag erledigt hatte.
Der Künstler
erfand kleine maschinelle Hilfsmittel für den Alltag, er baute Fenster in das
lichtlose Haus und stattete sie mit Buntglasscheiben aus, auf denen Szenen aus
den Evangelien abgebildet waren. »War der Tod eigentlich gläubig oder
Atheist?«, fragte sich der Meister.
Ein neues
Bad, eine hochmoderne Küche und überall ein Spektrum von Farben. Das Haus
glitzerte und schillerte, es duftete und leuchtete, kurz gesagt, es war eine
wahre Augenweide. Leonardo freute sich schon auf die Rückkehr des Sensenmannes
(nannte man jetzt noch so, mit dem Köcher und der versenkbaren Klinge?) und
konnte dessen Reaktion kaum erwarten.
Als der
große Meister so in sich versunken war, bekam er plötzlich das Gefühl,
beobachtet zu werden. Wenn er jetzt darüber nachdachte, beschlich ihn dieses
Gefühl tatsächlich nicht zum ersten Mal. Langsam drehte er sich von der Wand
weg, die er bemalte und schaute über seine Schulter. Und da stand sie! Erst
konnte er die Einzelheiten nicht so erkennen, er sah nur endlos lange Beine und
hautenges schwarzes Leder. Es dauerte, bis sein Blick ihr Gesicht erreichte.
Ebenmäßige Züge, feine Haut ohne jegliche Falten, alterslos. Und erst die
Augen. Glühende schwarze Pupillen, in deren Tiefen ein rötliches Feuer loderte.
»Keine Fantasie des Mannes kann sich jemals so einen perfekten Körper
ausdenken«, sinnierte er. Seine Zunge klebte ihm am Gaumen, sein Mund war
staubtrocken und er brachte keinen Ton hervor. Als die Gestalt seinen Zustand
bemerkte, lächelte sie süffisant.
»Seid mir
gegrüßt, edler Leonardo, ich bewundere eure Werke schon seit langem. Wie ich
sehe, habt ihr eure Farbpalette etwas erweitert. Meinem Bruder wird das sicher
nicht gefallen aber ich finde es sehr geschmackvoll«, gurtte sie.
»Bruder«?,
dachte Leonardo, wieso Bruder? Der Tod ist einzigartig, zeitlos, er hat nicht
so etwas Menschliches oder Profanes wie Geschwister. Unmöglich! Verwirrt
staunte der große Meister dieses rassige Weib an und wieder brachte er keinen
Ton hervor. »Ähm«, stotterte er dann doch. »Mit wem habe ich die Ehre«, fragte
er und vollführter einen eleganten Kratzfuß.
»Ich bin
Hel, hat euch mein Bruder nichts von mir erzählt?«, fragte das gottgleiche
Wesen. »Typisch«, sagte sie und zog einen Schmollmund. »Er denkt sicherlich,
sein Ruf würde leiden, wenn die Menschheit erfahren würde, dass wir uns die
Erde aufgeteilt haben. Zu viel Arbeit für einen alleine, weißt Du? Ich ernte im
hohen Norden die Seelen«, sagte Hel und schmunzelte weiter über Leonardos verwirrte
Miene. »Ich wollte mal schauen, was Ihr hier so treibt, Meister Leonardo, immerhin
ist Euer Ruf legendär«, schmeichelte sie ihm. »Gevatter Tod scheint wieder
einmal sehr beschäftigt und ihr sollt ja nicht vor Langweile hier
sterben.« Sie lächelte über ihren eigenen Witz.
Leonardo
fühlte sich schon immer zu den Schönheiten der Natur hingezogen und wer war er,
die Gesellschaft Madame Tods zu ignorieren?
Er führte
sie durch das Refugium ihres Bruders und plauderte charmant mit der Besucherin.
»Meint ihr, es ist sinnvoll, den Wohnsitz meines Bruder mit religiösen
Elementen zu schmücken?«, meinte die schwarz gewandete Schönheit. Leonardo antwortete
nicht, er war in Gedanken nicht ganz woanders. Warum steht ihr schwarz nur so
verdammt gut und lässt sie dermaßen attraktiv erscheinen, während ihr Bruder
wie die Langweile in Person aussieht, grübelte der Künstler. Was ihm die
Dame sagte, bekam er überhaupt nicht richtig mit, so fasziniert war er von
ihren Lippen, während er sich vorstellte, sie zu küssen.
»Pardonez
moi«, stammelte er, »ich war einen Moment abgelenkt, was sagtet ihr?« Ein
spitzbübisches Lächeln umspielte die Mundwinkel Hels, die genau wusste, was den
Meister abgelenkt hatte.
»Mein Bruder
ist neutral, er bevorzugt keine Religion,« meinte sie. »Wenn schon religiöse
Bilder, dann bitte die aller Glaubensrichtungen, vielleicht fügt Ihr noch eine
Skulptur Buddhas oder eine schöne Ikone hinzu, um allen Menschen gerecht zu
werden?«
Sie lächelte
Leonardo weiterhin lasziv an, was ihn immer mehr aus dem Konzept brachte. Wieso
hatte er nur damals nicht im Norden gelebt, als der Tod ihn holte? Dann wäre es
diese Schönheit gewesen, der er gerne gefolgt wäre. Bis hinab in den tiefsten
Hades. Allerdings war es im Norden sehr kalt, das hätte sicher zu Lebzeiten
seinem südlichen Temperament geschadet. Irgendwie hatte doch alles einen Haken.
Da Hel einem
Flirt nicht abgeneigt schien führte Leonardo sie zum Schluss in das neu
entworfene Schlafzimmer des Todes. Hel brach in schallendes Gelächter aus, als
sie den Raum sah. Die Decke war bemalt mit Fresken, wie der Palast eines
firenzischen Dogen, da konnte Leonardo seine Herkunft nicht leugnen. Und
angespornt durch die lange Enthaltsamkeit des Künstlers, waren es sehr
erotische Fresken. Dies wurde ihm schlagartig bewusst, als er sie nun in Begleitung
Hels betrachtete.
Ob es
letztendlich seine oder ihre Idee war, das neue Schlafzimmer auch gleich
auszuprobieren oder ob es die Fresken waren, die dies auslösten war Leonardo
egal. Als Hel ihn auf das mit Seide bezogene Bett schubste, war es, als öffne
sich ihm der Himmel.
»Welch eine
Verschwendung an meinen langweiligen Bruder«, hauchte Hel.
»Zum Teufel
mit Euch Beiden,«, fluchte der Tod, als er Hel und Leonardo in flagranti
erwischte. Doch das war natürlich genau der Satz, den er niemals hätte
ausrechen dürfen, denn schwupps, verschwand Leonardo wieder in der Hölle.
Hel lächelte
süffisant, auch wenn sie es bedauerte, dass ihr trautes Zusammensein mit
Leonardo so abrupt unterbrochen wurde. Männer, die einige Jahrhunderte
enthaltsam waren, hatten so viel zu bieten. Und wieder hatte sie es geschafft,
ihren Bruder zu ärgern und ihm eines seiner Spielzeug wegzunehmen. Somit stand
es 151: 1 für sie in diesem endlosen Spiel. Der Typ war ja so naiv und
durchschaubar. Fast schon wurde sie des Wettkampfes überdrüssig aber Leonardo
hatte ihr immerhin einige Stunden Spaß bereitet. Eine Seltenheit in dieser so
langen Existenz.
»Du bist
noch mein Tod«, sagte der Tod zu Hel, verfluchte sie ebenfalls (allerdings ohne
so fatale Auswirkungen) und verließt sein Heim. Das hatten ihm die beiden
völlig verleidet.
Seitdem
zieht der Tod grimmig durch das Land, sucht eine Bleibe, die seinen
Anforderungen entspricht. Sollten Sie also eine düstere, dunkle, geräumige
Kaschemme zu vermieten haben, vorzugsweise ohne Fenster und ohne Elektrizität,
ich kenne einen geeigneten, ruhigen und zahlungskräftigen Mieter, der keinen
Ärger macht. Und sollten sie mal Probleme mit zwielichtigen Gestalten haben,
kommt der Tod und hilft ihnen. Ehrenwort.
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