10 November 2019

Witchmark- die Spur der Toten von C.L. Polk


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Dr. Miles Singer ist Arzt in der Psychiatrie. Er behandelt dort Kriegsveteranen. Männer die innerlich zerbrochen sind an dem, was sie im Krieg gesehen und getan haben. Er war selber im Krieg und kennt das Grauen und die Angst. Die meisten seiner Patienten haben das Gefühl von etwas besessen zu sein, was sie zwingt, weiterhin zu töten. Und obwohl Miles sehr einfühlsam ist und auf einer anderen Ebene sehen kann als andere Menschen,  findet er die Ursache für diese Wahnvorstellung nicht. Eines Tages wird ein sterbender Patient bei ihm eingeliefert. Bevor Nick Elliot stirbt, gibt er zu erkennen, dass er weiß wer Miles Singer in Wirklichkeit ist. Er teilt dem Arzt mit dass man ihn vergiftet hat weil er herausgefunden hat, was die Soldaten so verstört aber er kann dieses Wissen nicht mehr an den Arzt weitergeben.  Kurz vor seinem Hinscheiden überträgt er Miles noch seine Magie, denn beide Männer sind Hexer und im Tode kann ein Hexer einer anderen die Macht übertragen. Zu seinem Entsetzen muss Miles Singer feststellen, dass der Fremde, der das Opfer in das Krankenhaus gebracht hat, die Machtübertragung mit angesehen hat. Sollte er reden, wäre das Leben des Arztes verwirkt. Doch die einzige Bedingung die Tristan Hunter, wie der Mann sich vorstellt, hat, ist, dass Miles ihm hilft die Mörder von Nick Elliot zu finden. Zögernd stimmt der Arzt zu, denn auch er möchte wissen, was das Opfer über den Krieg herausgefunden hat und er hofft, damit seinen Patienten helfen zu können.

Kommentar:
Mich hat die Geschichte von Beginn an in ihren Bann gezogen. Der Krieg zwischen Aeland und Laneer dauert schon zu lange und hat viele Opfer gefordert. Die körperlichen Schäden lassen sich heilen aber die psychischen Schäden sind schwer feststellbar und die Ursachen selten direkt zu erkennen. Miles Singer ist ein guter und beliebter Arzt. Einfühlsam und verständnisvoll.  Durch seine Magie sieht er tief in die Menschen hinein. Doch er kann und darf diese Magie nicht einsetzen um nicht als Hexer erkannt zu werden. Das würde lebenslange Gefangenschaft nach sich ziehen.
Dieser Charakter war mir von Anfang an sympathisch. Ein Mann, der hilflos ist gegenüber der Masse an kranken Kriegsheimkehrern. Als er die Anweisung bekommt, Patienten zu entlassen, ignoriert er dies zuerst. Denn er weiß,  dass seine Patienten tickende Zeitbomben sind. Es kam schon zu mehreren grausamen Mordfällen bei denen ehemalige Soldaten ihre ganze Familie abgeschlachtet und sich anschließend selbst getötet haben. Unter Zeitdruck vergisst Miles seine Vorsicht und hilft einem Patienten seine Ängste zu überwinden. Die Ursache dafür findet er jedoch nicht. In Tristan Hunter findet Miles einen Gleichgesinnten, einen Unterstützer und Freund. Er ist ebenso erpicht darauf, den Mörder von Nick Elliot zu finden, wie der Arzt, auch wenn er andere Gründe dafür hat. Miles Misstrauen gegenüber Tristan schwindet schnell als er erkennt, dass dieser nicht vor hat ihn zu verraten und beide Männer versuchen gemeinsam, mehr über den Toten zu erfahren der Miles wahre Identität kannte. Bald gesellt sich noch Grace zu den beiden Männern.  Miles Schwester,  die er seit dreizehn Jahren nicht gesehen hat. Bald ist klar, dass die Vergangenheit, vor der Miles geflohen ist, ihn eingeholt hat. Während der Arzt ein ehrlicher Mann ist, der an seiner Macht- und Hilflosigkeit verzweifelt, wirkt Tristan zuerst undurchschaubar.  Auch er hütet Geheimnisse, deren Offenbarungen ihn in Lebensgefahr bringen können. Grace, eine Magierin, erkennt die wahre Natur von Tristan doch sie schweigt.  Die junge Frau ist hin und hergerissen zwischen den Pflichten ihrer Familie gegenüber und ihrer Liebe zu ihrem Bruder, der der Familie vor Jahren den Rücken gekehrt hat. Die Familie verfügt über viel Macht und sie soll diese Macht eines Tages erben. Das wird ihr aber nur mit Hilfe ihres Bruders gelingen. Indem sie Miles hilft, hofft sie im Gegenzug auch seine Hilfe zu erhalten. Die Krankenschwester Robin Thorpe geht in der Erzählung etwas unter, aus ihrem Charakter hätte man durchaus mehr machen können. Sie ist Miles eine große Stütze und liebe Freundin, die ihm im Krankenhaus stets zur Seite steht. Die Autorin schildert die Leiden der Kriegsheimkehrer mit eindringlichen Worten. Da sie an etwas leiden, was man nicht sehen oder verstehen kann, werden sie oft herablassend behandelt und belächelt. Sie werden als Hypochonder oder Drückeberger beschimpft und niemand akzeptiert, dass geistige Zerrüttung ebenfalls eine Krankheit ist. Das ist leider auch bei uns harte Realität. Wie viele Kriegsveteranen leben in den USA auf der Straße, weil sie sich nicht wiedereingliedern können und sich der Staat zu wenig um sie kümmert? Auch bei uns gibt es mittlerweile Menschen die in Kriegsgebieten eingesetzt waren und das dort Erlebte nicht verarbeiten können.
Je weiter die Geschichte voranschreitet und je mehr das Trio herausfindet, desto unfassbarer muten die Entdeckungen an. Und ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit. Der Krieg ist beendet und tausende Soldaten kehren als tickende Zeitbomben heim. Nick Elliot war der Ursache auf der Spur doch alle seine Unterlagen und Aufzeichnungen wurden entwendet.
Sprachlich gibt es nichts zu meckern. Die Autorin schreibt flüssig und klar, die Geschichte ist aus einem Guss und glaubhaft. Das Liebesgedöns beschränkt sich auf ein Minimum und fügt sich nahtlos und glaubhaft in die Story ein. Ich habe mitgefühlt und gelitten. Zwei Einzelgänger, die sich langsam öffnen und ihre gegenseitige Zuneigung akzeptieren. Mich hat es sehr berührt, als Tristan erzählt hat, warum sich Wesen seiner Art den Menschen nicht öffnen und ihnen die Liebe verweigern. Es zeugt von grenzenloser Einsamkeit. Miles und Tristan sind wie füreinander geschaffen und es ist fesselnd zu lesen, wie ihre Mauern, die sich um sich herum geschaffen haben, einstürzen.
Das Cover verrät nicht viel von der Geschichte, die schwer einzuordnen ist. Ich hatte das Gefühl, dass es sich um ein fiktives, historisches London handelt, mit einem Hauch von Steampunk, denn es gibt AEther betrieben Fahrzeuge und Strom. Ich habe einige andere Rezensionen zu diesem Buch gelesen und viele kamen wohl mit dem Schreibstil nicht klar. Ich persönlich fand ihn weder verwirrend noch seltsam, nur das Ende kam mir zu schnell und hopplahopp. Hier hätte sich die Autorin vielleicht etwas mehr Zeit neben sollen. Vielleicht beim nächsten Band.
Bei der Übersetzung stört es leider etwas, dass die Männer immer als Hexe bezeichnet werden. Im englischen gibt es ja durchaus die Begriffe Witch und Witcher, also warum in diesem Buch nicht den männlichen Begriff Hexer verwenden? Leider kenne ich das Original nicht, kann also nicht beurteilen, ob es an der Übersetzung liegt.
Für mich, trotz der kleinen Kritikpunkte, ein Highlight dieses Jahres, das ich bei der Aktion „Top Ten Thursday“ entdeckt habe und dessen Kauf ich nicht bereut habe.
Titel:  Witchmark – die Spur der Toten
Autor: C.L. Polk
Verlag: Klett-Cotta, Softcover, 364 Seiten
ISBN: 978-3608963953

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