Madeleine Maxwell ist der Schrecken der Schule. Sie ist
eine Außenseiterin, eine Einzelgängerin und stiftet nicht als Unruhe. Ihr
rebellischer Charakter und ihr stetiger Ungehorsam lassen vermuten, dass sie keine große Zukunft
vor sich hat. Als sie wieder einmal vor der Direktorin erscheinen muss, ist
sich das Mädchen sicher, von der Schule zu fliegen. Aber Mrs. De Winter erkennt
das Potenzial der kleinen Rebellin und stellt sie vor neue Herausforderungen.
Damit weckt sie das Interesse des Mädchens an Geschichte und Archäologie. Daher
ist es kein Wunder, dass Madeleine später Archäologie studiert. Zehn Jahre
später ist es wieder Mrs. De Winter, die Madeleine, einen neuen Weg weist. Sie
fordert ihre ehemalige Schülerin auf, sich am St. Mary's Institut für
historische Forschung zu bewerben. Die junge Frau erinnert sich noch gut an die
Hilfe der ehemaligen Direktorin und daher nimmt sie ihren Vorschlag an und
bewirbt sich am Institut. Nichtsahnend, was auf sie zukommt. Nach einem sehr
ausführlichen und sehr unkonventionellem Vorstellungsgespräch ist die erste
Hürde geschafft und Max wird angenommen. Die Ausbilddung ist hart, von zehn
Anwärtern schaffen durchschnittlich nur drei den Abschluss und werden
Historiker. Historiker, die nun die Möglichkeit haben, echte Feldforschung zu
betreiben. Denn hinter der Fassade des unscheinbaren Instituts verbirgt sich
Außergewöhnliches: Zeitreisen!
Kommentar:
Meine Freundin und ich haben oft den
gleichen Geschmack, was Bücher anbetrifft. Dieses hier hat sie allerdings
abgebrochen mit dem Vermerk: " Ich bin einfach nicht reingekommen".
Ich kann das durchaus nachvollziehen. Denn zu Beginn ist es schon etwas
schwierig zu lesen. Madeleine "Max" Maxwell erzählt die Geschichte aus
ihrer Sicht und sie ist kein einfacher Charakter. Am Anfang wirkt alles etwas ausschweifend, ihre
defätistische Art nervt und macht es schwierig sie zu mögen.
Nach und nach jedoch liest sich die
Geschichte flüssiger. Die Ausbildung ist sehr hart, entspricht aber genau dem
Naturell der jungen Frau. Eigeninitiative, Mut und Kreativität bei der
Ausführung eines Auftrags sind hier Grundvoraussetzung um zu überleben. Max,
die nie eine Familie und nie ein Zuhause hatte, ist endlich angekommen. Hier
ist der Platz, von dem sie immer geträumt hat.
Die Zeitsprünge sind perfekt
organisiert. Am Institut sind Schneiderinnen beschäftigt, die für die passenden
Kostüme sorgen. Es gibt Ärzte, Techniker, Professoren, Geologen und Köche.
Jeder Historiker muss sich für zwei Zeitepochen entscheiden, auf die er sich
spezialisiert. Momentan gibt es nur sehr wenige Historiker am Institut. Die
Ausbildung bestehen nur sehr wenige und die Verlustquote bei den Zeitsprüngen
ist leider sehr hoch.
Als Max ihren ersten Zeitsprung
durchführen darf, ist der Leser genauso aufgeregt wie sie. Trotz sorgfältiger
Planung geht immer etwas schief und Max ist ein Magnet für Katastrophen. Bei
dem ersten Sprung erweist es sich, wer aus welchem Holz geschnitzt ist. Obwohl
die Regel gilt: Niemals eingreifen und interagieren und immer sofort zurück zum
Pod ( eine Art Zeitkapsel), können die Reisenden im Angesicht des Grauens,
welches sie im ersten Weltkrieg erleben, nicht einfach wegsehen. Nur Sussmann,
der zukünftige Partner von Max, rettet sich zum Pod und lässt die Menschen um
sich herum sterben. Obwohl er sich als
einziger absolut korrekt und den Anweisungen entsprechend verhalten hat, werfen
ihm seine KollegeInnen Feigheit und Unmenschlichkeit vor. Hier stellt sich für
den Leser die Frage was wichtiger ist. Die Mission zu schützen und vermeiden,
dass man erkannt wird? Oder dass man Menschen, die in Not sind, entgegen aller
Befehle, hilft und sie rettet? Greift man damit in die Geschichte ein?
Verändert man sie? Es wird hier erklärt, dass sich die Geschichte selber hilft
und alle Einflüsse, die sie verändern könnte, einfach nicht zulässt. Eine
einfaches und durchaus logisches Konzept.
Waren die Reisenden also im ersten Weltkrieg wirklich dort und haben
Menschen gerettet? Es mag verwirrend erscheinen aber ich finde, dass die Reisen
hier sehr verständlich und logisch erklärt sind. Ohne viel Technik blabla, dem
ein Leser eh nicht folgen kann.
Natürlich kann so ein Roman nicht ohne
Bösewichter auskommen, welche die Schätze der Vergangenheit stehlen und für
unermessliche Summen verkaufen. Es
werden Dinosaurier Jagden angeboten oder Reisen an jeden beliebigen Ort. Max
und ihre Kollegen versuchen, diesen Verbrechern das Handwerk zu legen aber
diese sind ihnen immer einen Schritt voraus. Das lässt vermuten, dass es am
Institut einen Verräter gibt.
So schwer der Einstieg zu Beginn war, so
schwer war es nachher, das Buch aus der Hand zu legen, ab dem zweiten Drittel
ist die Handlung an Spannung kaum noch zu überbieten. Max wird selbstbewusster
und das drückt sich auch in ihrer Erzählweise aus. Die Geschichte liest sich
wesentlich flüssiger als zu Beginn. Sie behält zwar ihre flapsige Art bei aber
die Sicherheit des Instituts gibt ihr Halt und ihr Kollegen und Kolleginnen
werden enge Freunde, mit denen sie jede Stunde verbringt. Natürlich bleibt eine
Liebesbeziehung nicht aus aber die Autorin verzichtet auf kitschiges
Liebesgeseufze, was auch gar nicht zu der taffen jungen Frau passen würde.
Was ich hier wirklich kritisieren muss, ist der Titel des Buches. Im Original heißt es
"just one damned thing after another." Wie man auf "Miss
Maxwells kurioses Zeitarchiv" kommt ist mir unbegreiflich. Er passt in
keinster Weise zu dieser Geschichte,
denn es handelt sich keineswegs um ein Zeitarchiv. Der Titel ist Blödsinn und
verprellt sicher Leser, die Spaß an Zeitreiseromamen haben. Ich habe vor diesem
Buch die "Zeitagenten" des Autors Joachim Sohn gelesen, dessen Titel
viel aussagekräftiger und prägnanter ist. Das Cover spricht sicher eher
Leserinnen an, was wohl auch beabsichtigt ist. Auf dem Cover steht: Viel Humor,
viel Action und sogar ein Hauch von Romantik." Das ist eine sehr
zutreffende Beschreibung.
Hier noch ein kleines Zitat von Seite
463 ( es handelt sich um die Vorbereitung zu einer Reise nach Alexandria und es
geht um die Herstellung von Pech)
"Verrate mir eines Andrew, wie viel
Hasenscheiße genau wird deiner Meinung nach in der Stadt verfügbar sein? In
Ägypten? In der Hitze? In der Wüste? Ich sag dir eines: Du verschwendest deine
Zeit. Kuh-, Kamel- oder Eseldung ist der richtige Weg. Es gibt jede Menge davon
und die Ausscheidungen sind auch viel größer. Hast du dir schon einmal
ernsthaft überlegt, wie viele kleine Hasenköttel du brauchst, damit es einem
durchschnittlichen Kuhfladen entspricht?" "Nun, das sollte leicht zu
berechnen sein, sagen wir, zwischen siebzig und hundert Köttel kommen auf einen
Fladen...."
Es ist eben nichts normal an diesem
Institut.
Fazit:
Nach einen etwas zähem Beginn steigert
sich die Geschichte von Seite zu Seite und zieht den Leser in ihren Bann. Max und ihre Kollegen sind interessante
Charaktere, die nicht der Norm entsprechen. Was bei diesem Beruf auch nicht zu
erwarten ist. Also nicht von diesem unangebrachten Titel abschrecken lassen,
die ersten Kapitel überstehen und los geht die Zeitreise.
Ich bedanke mich bei Randomhouse für das
Rezensionsexemplar, das schon auf dem Weg zu einem weiteren Leser ist.
Reihe: folgt
Autor: Jodi Taylor
Verlag: Blanvalet, TB, 510 Seiten
ISBN: 9783734162084
Hi,
AntwortenLöschendas klingt doch wirklich gut. Irgendwie mag ich so Zeitreisegeschichten, obwohl sie mir auch immer etwas Kopfzerbrechen bereiten :)
Obwohl ich wohl gern diesen ersten Teil überspringen wollen würde und gleich in das Institut einsteigen.
Gibt es weitere Teile?
LG
Daniela
weitere Teile sindd schon auf englisch erschienen aber sie sind noch nicht in Deutschland veröffentlicht. Der erste teil ist sehr kurz, eher eine kleine Einführung in ihr wesen und ihren Carakter. Wie gesagt, sie wirkt am Anfang nicht so symphatisch aber das wird nach und nach. Wenn Du Zeitreise magst gibt es noch die Zeitagenten von Joachim Sohn, da folgt bei ein neuer Teil.
AntwortenLöschen