06 Dezember 2018

Wolfsthron - under the northern sky Band 1- von Leo Carew


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Kynortas, der schwarze Lord, ist seit über vierzig Jahren der Anführer der Anakim. Bei einem Volk mit einer langen Lebenspanne ist dies nur ein kurzer Zeitraum und von Kynortas wird noch großes erwartet. Doch die Anakim, die seit Hunderten von Jahren keine Niederlage mehr erlitten haben, sind zu selbstsicher geworden.
In den Reihen der Südländer gibt s einen neuen Anführer: Bellamus. Ein Emporkömmling, ein Mann ohne Titel. Er hat die Anakim genau studiert. Ihre Lebensart, ihre Sitten und ihre Kampftechnik. Und ihm gelingt es, was den Menschen seit Ewigkeiten nicht mehr gelungen ist. Er stellt den Anakim eine  Falle und besiegt ihre scheinbar unbezwingbaren Legionen. Kynortas fällt im Kampf und nun muss sein unerfahrener Sohn Roper das Kommando über die Truppen übernehmen. Er befiehlt einen Rückzug und bringt somit Schmach und Schande über die Legionen. Diese Demütigung ist unverzeihlich und schon stehen ältere und erfahrene Kämpfer bereit, dem neuen schwarzen Lord den Titel streitig zu machen. Roper verfügt über keinerlei Erfahrung, er hat sich noch keinen Namen gemacht und  muss nun gegen die mächtigsten Kämpfer des Landes antreten, die nach der Macht gieren. Allen voran Uvoren, Hauptmann der heiligen Wache. 


Ein Kampf um die Herrschaft beginnt und der innere Konflikt der Anakim ermöglicht es den Südländern, immer mehr Boden zu gewinnen. Sie ziehen mordend und plündernd durch das schwarze Königreich und nur, wenn es Roper gelingt, die Anführer der Legionen für sich zu gewinnen, besteht eine Chance, die Eindringlinge aus dem Reich zu vertreiben.
Kommentar:
Laut Klappentext handelt es sich hier um historische Fantasy. Der Anteil an Fantasy ist allerdings sehr gering, was der Spannung der Geschichte aber keineswegs abträglich ist.
Das schwarze Königreich ist ein fremdes, erschreckendes, kaltes Land. Bellamus ist von den Anakim fasziniert, doch diese Faszination weicht Ernüchterung, je weiter sie in das Land vordringen. Es ist für ihn unverständlich, wie ein Volk in dieser abweisenden Region Albions Wurzeln fassen und überleben kann.
Zitat Seite 207
Aus einiger Entfernung hatten die Anakim ihn fasziniert. In ihrer eigenen Umgebung jedoch, eingebettet in eine Ordnung, die Bellamus fremd war, schienen sie eher verstörend als faszinierend. Die hochmütigen, schneebedeckten Gipfel der Berge waren die Herren dieser launischen Wildnis, nach deren Willkür man sich richten musste.

Zitat Seite 321
"Die Wälder dort sind Orte voll unnatürlicher Bosheit, mein Freund. Die Bäume ähneln gewaltigen Türmen. Dagegen sehen Süddals Bäume wie Sträucher aus. Durch das Laubdach fällt so gut wie kein Licht auf den Waldboden, der von alptraumhaften Kreaturen und Geistern heimgesucht wird. Das Heulen der Wölfe klang uns ständig in den Ohren. Aus Zweigen geflochtene Augen und in die Rinde geschnitzte Hände verwandeln diese Bäume zu barbarischen Totempfählen heidnischer Anbetung."
Hier wird ganz klar, welch großer Unterschied zwischen den Menschen und Anakim besteht. Die Anakim leben mit dem Land, fügen sich ein und passen sich an. Die Menschen nehmen das Land in Besitz und zerstören es. Daher wendet sich das Land gegen sie. Und obwohl sich die Anakim in ihre Festungsstadt Hindrunn zurück ziehen und dort ein Kampf um die politische Führung entbrennt, schaffen es die Südländer nicht, das Reich zu erobern.
Roper ist noch jung, er sieht was mit dem Land passiert und möchte seinen Untertanen helfen, dem Feind entgegen ziehen. Doch mit seiner unpopulären Entscheidung hat er sich viele Feinde gemacht. Erst nach und nach erkennen einige der alten Kommandanten, dass dieser Rückzug das Überleben der Legionen gesichert hat. Während Uvoren gegen ihn agiert, nimmt Roper den Kampf auf und sucht sich Verbündetet.  Er heiratet Keturah Tekoasdottir, die Tochter eines der mächtigsten Männer des Landes. Zudem gewinnt er die Loyalität Gray Konrathsons, eines alten, sehr beliebten Kämpfers, der dem unerfahrenen schwarzen Lord mit Rat und Tat zur Seite steht.
Roper und Uvoren entwickeln  sehr unterschiedliche Führungsstile. Roper macht sich zum Kameraden. Er ist einer unter vielen, der erste beim Angriff und der letzte beim Rückzug. Er kennt die Namen seiner Soldaten, er redet mit ihnen, sitzt mit ihnen am Lagerfeuer, isst mit ihnen, hört ihnen zu. Dadurch wächst die Kameradschaft innerhalb seiner Legionen. Uvoren ist herausfordernd, er stellt seinen Mitläufern Aufgaben und werden diese erfüllt, überschüttet er die Menschen mit Lob und gewährt ihnen eine besondere Gunst. Er verhält sich wie ein römischer Cäsar, er gibt dem Volk Brot und Spiele, er veranstaltet Turniere und verteilt großzügig Preise.  Im Gegensatz zu dem etwas steifen Roper verfügt Uvoren über Charme und Humor und gewinnt leicht die Herzen der Menschen. Keturah ist die erste, die hinter die Fassade des unerfahren Roper schaut und erkennt, was für ein Mann aus diesem Jüngling werden kann.  Während Roper mit den Legionen gegen die Südländer zieht, ficht die junge Frau einen eigenen Kampf aus. Sie muss Uvoren auf Abstand halten, darf ihn sich aber nicht zum Feind machen und gleichzeitig muss sie die Geschäfte ihres Vaters verwalten.
Krieger werden bei den Anakim in hohen Ehren gehalten. Als Roper sein strategisches Können und seine Kampfkraft unter Beweis stellt, gewinnt er nach und nach den Respekt der anderen Kämpfer. Auch wenn er noch lange nicht über das Können eines Heiligen Wächters verfügt.
Zitat Seite 225
Die Heilige Wache war die ruhmreichste und am meisten verehrte Einheit der Anakim - Gesellschaft, und die Hilfstruppen nutzen jede Gelegenheit, um ihre fremdartigen Praktiken zu beobachten. Sehnsüchtig starrten sie auf das Auge, das in das rechte Schulterstück eines Wächters eingraviert war, auf den mit Silberdraht gehämmerten Wolf seines Brustpanzers oder auf den stählernen Helm, durch dessen Runde Öffnung im interkopf der lange Pferdeschwanz gezogen wurde.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Leo Carew verfügt über die Kunst, einen Spannungsbogen aufzubauen, zu halten, ja sogar noch zu steigern und den Leser in Atem zu halten. Sprachlich und stilistisch ist die Geschichte hervorragend, auch wenn sie einige Längen hat. Das ist aber meine subjektive Meinung. Die Kämpfe werden sehr ausführlich geschildert und auch an den strategischen Überlegungen Ropers und seiner Gefolgsleute dürfen wir teilhaben. Mir war das letztendlich zu ausführlich, meinem Freund dagegen hat es gut gefallen. Man konnte dadurch die Handlungen der Protagonisten gut nachvollziehen, nichts wirkte unlogisch oder übertrieben. Einen Teil der Handlung betrachten wir durch Bellamus Augen, einen Teil durch Ropers. Dadurch wirkt die Geschichte sehr abwechslungsreich und der Kontrast der beiden Völker wird stark hervorgehoben. 
Leo Carew gibt seinen Protagonisten sehr viel Raum, dadurch bekommen sie eine Tiefe, wie man sie selten in solchen Romanen findet. Gerade Keturah, die sich bereit erklärt, Roper zu heiraten, ist mir sehr symphytisch. Durch diese Heirat hat sie Position bezogen und wird somit zum Ziel politischer Ränkespiele. Königin Amarilla aus den Südlanden ist eine weitere starke Frau in dieser Erzählung und obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten,  nehmen beide Frauen auf ihre Art Einfluss auf die Ereignisse.
Leider wird dieser Roman mal wieder mit Games of Thrones vergleichen. In meinen Augen ist dieser Vergleich völlig unangebracht, am ehesten würde ich wohl noch Vikings als  Vergleich heran ziehen. Unter anderem auch wegen der Namensgestaltung.  Alles in allem hat der Autor hier jedoch etwas eigenständiges geschaffen, auch wenn Albion durchaus an England erinnert und auch der Name  der Hauptstadt Lundenceaster darauf schließen lässt.
Im Anhang findet sich eine Übersicht der Häuser und ihrer Hauptcharaktere so wie eine Aufstellung der Legionen. Über die Südlande erfährt der Leser im Anhang allerdings nichts. Anscheinend liegen die Sympathien des Autors, ebenso wie meine, bei den Anakim. Das Cover passt einfach perfekt und vermittelt einen ersten Eindruck, um was es in diesem Roman geht.
Ich habe mich unter anderem für dieses Buch entschieden, weil Wolfgang Thon die Übersetzung übernommen hat. Er hat mit seiner Trilogie "Die Saat der Götter" ja bewiesen, dass er gut schreiben kann und ich denke, Inhalt und Form dieses Romans kamen ihm sehr entgegen.
Ich freue mich auf Band zwei und bin gespannt, wie es mit den Anakim weitergeht und welchen Weg sie wählen.
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen und bedanke mich dafür beim Verlag. Diese Rezension spiegelt meine eigene, subjektive Meinung wieder und ist keine Werbung.
Titel. Wolfsthron
Reihe: Under the northern sky
Autor: Leo Carew
Übersetzung: Wolfgang Thon
Verlag: Goldmann, Softcover, 574 Seiten
ISBN: 9783442487356

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