Merret ist 11 Jahre alt und geht in die
vierte Klasse der Grundschule. Sie ist klein und zierlich für ihr Alter und
etwas introvertiert. Das mag auch daran liegen, dass ihr linkes Auge mit einem
Pflaster überklebt ist, um einen Sehfehler auszugleichen. Dieses Pflaster und
ihre dicke Brille machen sie zu einem leichten Ziel für ihre Mitschüler Silas
und Olli, die sich Merret als leichtes Mobbingopfer auserkoren haben. Merret
weiß sich nicht zu wehren und fühlt sich hilflos angesichts der Bedrohung durch
die beiden Jungen.
Als dann auch noch der Familienhund
Freddie krank wird und am erblinden ist, bitte Merret um Hilfe. Einfach so, in
den leeren Raum hinein, in der Hoffnung, dass irgendein Wunder geschieht und
Freddie gerettet wird. Und das Wunder geschieht. Johnny erscheint. Er war schon
immer bei ihr aber da sie ihn nie gerufen und um Hilfe gebeten hatte, konnte
sie ihn bisher nicht sehen. Johnny trägt ein gelbes Hemd und einen lila Umhang.
Er verfügt über ein spitzes Gesicht und scheint alterslos. Der Hokusdingsi, wie
Freddie und Yoda den Feer nennen, krempelt das Leben von Merret völlig um. Sie
und ihre Freundin Camille erleben plötzlich unglaubliche Abenteuer und
entdecken ungeahnte Kräfte in sich.
Kommentar:
Wie alle Bücher, die ich bisher von Anke
Höhl-Kayser gelesen habe, verzaubert auch dies vom ersten Moment an.
Jeder Erwachsene, der noch nicht vergessen
hat, wie man sich als Kind gefühlt hat, wird dieses Buch mögen. Und für junge Leser
mit kleinen Handicaps oder die einfach nur schüchtern und unsicher sind, ist es
eine Aufmunterung, ein Beleg, dass alles im Leben möglich ist, sofern man sich
traut. Natürlich kommt der Mut nicht von alleine und über Nacht. Man braucht
Freunde, die zu einem halten, einem Tipps geben und einen immer einen Schritt
weiter schubsen. Und ist der erste Schritt getan, wird der zweite Schritt etwas
leichter. Für Merret ist Johnny dieser Freund. Er ist ein Feer und keine Fee,
worauf er besonderen Wert legt. Feen sind die weiblichen Vertreter seiner
Gattung und er ist unverkennbar männlichen Geschlechts, wie er immer wieder
betont. Etwas pingelig und humorlos aber immer hilfsbereit und stets zu Stelle,
wenn Merret seine Hilfe braucht.
Durch seine Intervention kann Freddie
auf einem Auge wieder gut sehen und Merret kann plötzlich verstehen, was
Freddie von sich gibt. Der Hund ist gegenüber Johnny ziemlich respektlos und
als auch noch der kleine, freche Mops Yoda zu der ungewöhnlichen Truppe stößt,
hat es Johnny nicht immer leicht, sich Gehör oder Respekt zu verschaffen. Yoda
ist der Hund von Camille, die als einzige den Erzählungen Merrets Glauben
schenkt, dass der Feer in ihr Leben getreten ist und ihr in einer Notlage
hilft.
Ich lese die Bücher von Anke Höhl-Kayser
wirklich sehr gerne aber für dieses Buch war ich dann nicht unbedingt die
Zielgruppe. Es ist, wie alle ihre Bücher, herrlich geschrieben. Die Personen
sind sehr liebevoll gestaltet und sprachlich ist es einfach wunderbar.
Alexandra Fröb hat, passend zu der Geschichte, sehr schöne Illustrationen
beigesteuert, die das Buch zu einem kleinen Juwel machen. Nichtsdestotrotz habe
ich nach der Vorankündigung des Buches etwas mehr erwartet. Für mich ist
Mobbing ein zu ernstes Thema und ich fand es irgendwie zu spielerisch abgehandelt
aber das liegt wohl einfach an meinem Alter. Für Kinder um die 10 Jahre ist
dieses Buch sicherlich eine kleines Wunderwerk, dass ihnen Mut machen kann. Es
lehrt, dass man für seine Freunde einstehen soll, dass man nicht immer den Weg
des geringsten Widerstandes gehen darf, wenn man dadurch immer das Opfer wird
und das man an sich und seine Fähigkeiten glauben soll. Man kann alles
erreichen, wenn man über seinen Schatten springt, vor allem mit Hilfe von
Freunden und Eltern. Nicht schweigen, sondern reden und versuchen, die Probleme
zu lösen.
Es ist schön zu lesen, wie Merret
langsam aus ihrem Schneckenhaus auftaucht und anfängt, sich zu wehren. Wie sie
ihre Mutter in Erstaunen versetzt, als sie plötzlich alleine in die Stadt
möchte und sich wirklich tapfer auf ihrer ersten Fahrt schlägt. Das neue
Selbstvertrauen ist noch sehr brüchig aber es wächst von Tag zu Tag und bald
ist sie selber in der Lage, für andere, schwache und gehänselte Kinder
einzustehen.
Merret, Camille, Freddie, Yoda und
Johnny erleben die unglaublichsten Abenteuer und finden neue und ungewöhnliche
Freunde. die Autorin setzt sich hier keine Grenzen und entführt den Leser an
unglaubliche Orte und stellt uns die merkwürdigsten Geschöpfe vor. Solche
Traumwelten hatte wohl jeder von uns als Kind und es ist schade, dass wir diese
Welten im Alter vergessen. Einen Dank an Anke Höhl Kayser und Alexandra Fröb,
die wieder eine Tür zu diesen Welten geöffnet haben. Das bunte Cover wird die
Kinder ansprechen und neugierig machen und Merret, die auf dem Cover zu sehen
ist, bezaubert beim ersten Anblick.
Und wenn Johnny den Titel lesen würde - also
wirklich! Er ist ein Feer, der arme verkannte Kerl!
Ich freue mich auf die Lesung am
12.03.2018 im KOHI in Karlsruhe und erwarte eine verzauberten Abend.
Titel: Eine Fee Namens Johnny
Autor: Anke Höhl Kayser
Illustrationen: Alexandra Fröb
Verlag: P.Machinery, TB, 146
ISBN: 9783957651143
oh ich glaube das wäre ein Buch für die Kleine meiner Freundin.
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