Der böse
Herrscher Dan-Gem prophezeite vor 200 Jahren, dass er zurückkommen und
die Welt erobern würde. Doch es gab eine zweite Prophezeiung von Simoqin dem
Weisen, der für diese Zeit der Not das Kommen eines Helden versprach.
Nun sind die 200 Jahre um und ein Held
muss her. Nur woher nehmen? Lady Temat,
die Herrscherin der mächtigen Stadt Kol, wählt den jungen und naiven Asvin von
Avranti für diese Rolle aus. Als
jüngerer Bruder des Maharadschas ist Asvin zum Tode verdammt, denn es ist
Tradition in Avranti, dass jüngere Brüder heimlich still und leise in den Tod
geschickt werden, sprich auf eine tödliche Mission gesendet werden , so dass sie dem Maharadscha den Thron
nicht streitig machen können. Dies passiert so heimlich still und leise, dass
die Zweitgeborenen noch nie etwas von dieser Tradition gehört haben und somit
alle in die Falle tappen.
Lady Tamat beauftragt den silbernen
Dolch, ihren besten Assassinen der Stadt, Asvin zu retten und nach Kol zu
bringen. Obwohl der junge Prinz schon über viele Eigenschaften eines Helden
verfügt und äußerst attraktiv ist, braucht er noch einen gewissen Schliff und
eine bessere Ausbildung. Der ehemalige Heeresführer Gaam und der große Zauberer
Mantric sollen den naiven, hübschen und starken Mann den weltmännischen Flair
verpassen, den ein Held benötigt um ernst genommen zu werden. Leider hält sich Mantric zur Zeit nicht in Kol auf und so begleiten
Maya, die Tochter Mantrics und Kirin,
ein junger Zauberer, Asvin und Gaam auf ihrer Reise zum Aufenthaltsort des Magiers
. Eine Reise voller Abenteuer und unvorstellbarer Gefahren erwarten die
Reisenden und die Leser.
Samit Batu ist in Kalkutta geboren und
aufgewachsen und das merkt man dieser Geschichte an. Das
Buch ist ein Mix aus orientalischen Märchen, Bollywood Filmen und alten Abenteuerromanen
und heraus kommt ein unglaubliches Abenteuer. Frisierte fliegende Teppiche,
Dschinn, die keine Wünsche erfüllen, ein dreiköpfiger Troll als Besitzer und
Barkeeper eine stadtbekannten Kneipe und des edelsten Feinschmeckerrestaurants,
Gestaltwandler, Drachen, Wesen von fremden Welten, dazu ägyptische Mythologie,
die Ritter vom fast runden Tisch. Das Buch ist so verrückt schön und witzig wie es sich anhört.
Hier einige Zitat, das Buch wird sehr
ambivalent bewertet. Man liebt oder hasst es. Wer orientalische Märchen, Humor
und skurrile Figuren mag und sich auf eine etwas schräge Erzählung einlassen
kann, wird dieses Buch mögen. Ich habe einige Zitate eingefügt, was ich ja normalerweise
eher vermeide.
Seite 147
Die anderen Stockwerke der Bibliothek
waren hell erleuchtet und luftig, doch hier drängten sich die Bücher in
stickiger Düsternis. Natürlich steckte auch in diesen Büchern Magie, aber sie
waren alt und gehörten zu der Art, die sich selbst las und ein eigenes
Bewusstsein entwicklete. Bücher über Ungeheuer besaßen Klauen und Tentakel. Die
über Geister waren mit Schnüren festgebunden und gaben leise, quiekende Geräusche
von sich. Die Bücher über Feuerzauber glühten in einem zornigen Rot.
Seite 147
…….so dass einem nicht mehr der Arm ab
gerissen wurde, wenn man „Greife der Welt“ las und keine ewige Verdammnis mehr
drohte, wenn man rein zufällig ein Blatt aus „Das Einhorn in Mythen und
Realität“ löste
Seite 148
Eines der fundamentalen Naturgesetze
lautet: Wenn ein großer Affe (oder Affenmann) zum ersten Mal eine große Stadt
besucht, so entführt er eine schöne junge Frau und klettert einen Turm hoch.
Die Gesetze der Magie können gebrochen werden aber nicht die der Natur. Also
hob Bali (der Affenmann) Maya ( die schöne Frau) hoch und warf sie sich über
die Schulter.
Seite 187 (Aus Mayas Tagebuch)
Gestern erkletterte Asvin (der Held)
einen Hügel um mir eine wilde Rose zu holen, frisch mit Morgentau und so. Und
er überreichte sie mir, damit ich sie in meine glänzende Haarpracht stecke. Ich
wollte darauf hinweisen, dass ich keine glänzende Haarpracht habe, aber Asvin
brachte mich mit einem Blick zum Schweigen. Ich weiß mit Blumen nicht viel
anzufangen und verwende sie meistens als Ziele, deshalb gab ich die Rose Kirin
, der sie wiederum Rote Perle gab, die sie sich dann prompt in ihre glänzende
Haarpracht steckte, was mich am meisten ärgerte…
Noch ein Auszug aus Mayas Tagebuch:
Es ist ein weiterer Aspekt von
Missionen, dass Helden aus einem ganz bestimmten Grund meistens männlichen
Geschlechts sind. Es liegt nicht an Körperkraft oder mehr Schläue und ähnliche
Unsinn, sondern einfach daran, dass Männer aufrecht stehen, wachsam bleiben und
sogar Waffen halten können, auch wenn sie mit bestimmten Dingen beschäftigt
sind. Wie viele tapfere Kriegerinnen sind von Feinden angegriffen und
überwältigt worden, während sie sich irgendwo im Gebüsch niederhockten? Das ist
unfair. Wenn ich mein Buch über historische Heldinnen schreibe, wird es ein
Kapitel “Badezimmer und Bravour“ geben. Rote Perle hat dieses Problem nicht,
immerhin ist sie hinten ein Pferd.
Der Autor hat vor nichts und niemandem
Respekt. Er nimmt sich alte Märchen aus 1001 Nacht, neue Filme und aktuelle
Bücher, dreht und wendet wichtige Details und streut sie zwischen seine Zeilen,
dass man aus dem lachen nicht mehr herauskommt.
Nie wieder werde ich mich trauen, eine
Dschinn-Lampe anzufassen und zu reiben, denn alles, was man bisher über
Dschinns erfahren hat, war Lug und Trug.
Und auf Tarzans Geschrei antworteten
nicht die wilden Tiere au lauter Freude , sondern sie brüllten ihn an, endlich
die Klappe zu halten. So zieht es sich durch das ganze Buch. Wer aber meint,
Samit Basu hätte sich lediglich Ideen anderen bedient, der irrt. Dieses Buch
ist auf seine Art einzigartig amüsant, charmant und spannend.
Was oder wer ist ein Held, wie wird man
zu einem Helden und was macht einen Helden aus?
Alle diesen Fragen werden hier
genauestens beantwortet, es bleibt keine Frage mehr offen. Der Held ist
derjenige, den die Menschen als Helden sehen wollen.
Das Cover und der Klappentext haben mich
veranlasst, das Buch zu kaufen. Das Cover ist beeindruckend, in düsteren Farben
gehalten und die Augen wirken bedrohlich. Genau, das, was man auf einem
Buchdeckel erwartet, dessen Titel der letzte Held lautet. So beeindruckend das
Cover ist, so wenig hat es mit dem Buch gemein. Und der Klappentext, so
exzentrisch er sich anhört, spiegelt nicht einmal im Ansatz wieder, was den
Leser erwartet.
Die exotischen Namen machen es zu Beginn
etwa schwer, die Personen und Länder auseinander zu halten. Man sollte sich
bewusst sein, dass der Autor aus Indien stammt und nicht erwarten, europäisch
klingende Namen zu finden.
Ein Personenregister und eine Karte der
Welt wären sicher hilfreich gewesen, so muss man eben seine Fantasie bemühen.
Ich bin kein Pratchett Fan und habe nur ein Buch über Ricewind den Uaberer gelesen,
dass mich eher genervt hat. Daher
verstehe ich den Verglich nicht. Hier konnte ich sehr oft lachen und
schmunzeln. Ich habe Maya immer mit Makri aus den Turai Büchern vergleichen
müssen, auch wenn Maya natürlich nie so spärlich bekleidet herumlaufen würde.
Andreas Brandhort ist als Autor schon
sehr bekannt, er hat hier meisterhafte Arbeit abgeliefert, denn es war sicher
nicht leicht, den Humor in unsere Sprache zu übertragen. Ich denke, im Original
ist dieses Buch noch wesentlich witziger.
Leider habe ich den Autor bei Piper nicht gefunden, daher der Link zu Amazon. Außerdem gibt es ein neues Cover zu dem Buch, das zwar mehr aussagt aber nicht so schön ist, wie das ursprüngliche Cover
Titel: Der letzte Held
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Verlag: Piper TB; 522 Seiten
ISBN: 9783492266468
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