Das
Reich Abassen liegt in einem fiktiven Orient und die Perle des Reiches ist die
Stadt Dhamsawaat. Hier lebt der letzte amtierende Ghuljäger Doktor Abdoulla
Machslud. Er hat die Blüte seiner Jahre schon längst hinter sich und das Alter
macht ihm langsam aber sicher zu schaffen. Als letzter seines Berufsstandes
genießt er einen guten Ruf in der Stadt und ist allseits beliebt und
willkommen. Stets hat er die Pflicht über sein Herz gestellt, das Wohl der
Allgemeinheit vor sein eigenes Wohl. Sein Lehrling, Rasid bas Rasid gehört zum
Orden der Deriwsche, die allem weltlichen entsagt haben und ihre Leben ganz in
den Dienst ihres Glaubens gestellt haben. Er ist ein brillanter Kämpfer und ein
Meister des Schwerts. Ohne sein beherztes
Eingreifen bei ihrem letzten Auftrag wäre Abdoulla nicht mehr am Leben,
ein Grund für den alternden Mann, über einen Ruhestand nachzudenken.
Einen
letzten Auftrag nimmt er an. Seine große Liebe Miri Almoussa bittet ihn, den
Tod ihrer Nichte zu untersuchen, die von Ghulen ermordet wurde. Bei ihren
Ermittlungen stoßen Abdoulla und Rasid auf noch mehr Tote und begegnen dem Löwenmädchen Samia, dessen
ganzer Stamm niedergemetzelt wurde. Das ein Mensch mehr als drei Ghule
gleichzeitig kontrollieren kann ist für Abdoulla kaum vorstellbar. Und das aus
einer Entfernung von mehr als einigen hundert Metern. Schnell erkennt er, dass
er einer grausamen, bisher unbekannten Macht gegenübersteht, die er alleine
nicht bekämpfen kann.
Seine
alten Freunde Dawoud, ein Magier und dessen Frau Litas, eine Alchemistin,
unterstützen ihm bei seinem letzten Kampf gegen das Böse und auch der
Meisterdieb, genannt Falkenprinz, scheint auf seiner Seite zu stehen.
Kommentar:
Ich
bin den Märchen aus 1001 Nacht aufgewachsen und liebe das orientalische,
märchenhafte Ambiente. Daher war dieses Buch für mich ein Lichtblick 2017. Ein wunderbares
Setting, alternde Helden und junge Liebe, alles gemixt mit den Gewürzen,
Gerüchen und dem Gewusel eines orientalischen Basars.
Abdoulla
hat stets auf seine Berufung gehört. Jetzt, im Alter, nagen Zweifel an ihm, ob
es klug war, auf alle Freuden des Lebens zu verzichten, um letztendlich den
Lebensabend alleine zu verbringen. Seine Freunde Dawoud Waschids Sohn und Litas
Lakmenis Tochter, haben sich schon lange aus dem Berufsleben zurück gezogen und
genießen ihr gemeinsames Glück. Da die Magie sich aus der Lebensenergie eines
Magiers speist, verzichtet Dawoud schon lange auf sein Talent, um noch viele
Jahre an der Seite seiner Frau genießen zu können. Als sie jedoch die Gefahr
für Dhamsawaat erkennen, stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse hintenan, um
ihren alternden Freund zu helfen.
Somit
haben wir drei alte und zwei junge Protagonisten, die Kluft zwischen den
Generationen ist sehr gut beschrieben und nie übertrieben. Abdoulla genießt die
Freuden des Lebens, er flucht, rülpst, liebt und isst für sein Leben gerne. In seinem Lieblingsteehaus zu sitzen und mit
dem Wirt zu philosophieren gehört zu seinen Lieblingstätigkeiten. Raschid, jung
und ganz seinem Glauben verschrieben, kann die Lebensweise des Doktors nicht
gutheißen. Doch er gehorcht seinem Scheich, der ihm aufgetragen hat, Abdoulla
zu begleiten und von ihm zu lernen. Raschid hat allem weltlichen entsagt und
lebt nur für seinen Glauben. Als die junge Samia zu den beiden stößt, sind
Konflikte vorprogrammiert. Sie kennt den Scham und den Scheu der Städter nicht.
Das Leben in der Wüste ist ein täglicher Kampf um das nackte Überleben, sie ist
Raschid im Kampf ebenbürtig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Gerade, weil sie
anders ist als die Frauen in der Stadt,
wirkt sie auf den jungen Mann umso stärker.
Dieser Konflikt zwischen Glaube und Begierden ist sich kein innovatives
Thema, wird hier jedoch sehr gut beschrieben. Je näher die Gruppe ihrem Feind
kommt, desto mehr muss Rachid erkennen, dass es außer schwarz und weiß auch
noch grau gibt. Seine Prinzipien werden immer häufiger in Frage gestellt und
oft muss er zwischen Pest und Cholera wählen.
Neben
den Ghuljäger und seinen Freunden gibt es einen weiteren Protagonisten, genannt
der Falkendieb. Farrad as Hammas, ein Meisterdieb, hat dem Kalifen der Stadt
den Kampf angesagt. Bei diesem Kampf kreuzen sich die Pfade der Freunde und des
Meisterdiebes immer öfter, doch ist er nun ein Freund oder Gegner?
Die
Geschichte entspricht in ihrem Stil und ihrer Weitschweifigkeit durchaus den
alten orientalischen Märchen und der Autor bedient sich der Pracht und der
Poesie dieses Genres. Es handelt sich um
einen 440 Seiten Roman, der in sich abgeschlossen ist, trotzdem wirkt das Werk
sehr opulent. Saladin Ahmed verfügt über
eine leichte und verständliche Sprache, die Geschichte ist nicht besonders tiefsinnig aber sehr schön
zu lesen und macht Spaß. Spitznamen wie Beilgesicht, Kamelhintern oder
Kopfknacker bezeichnen die Charaktere sehr treffend und lassen die Personen vor
dem Auge des Lesers lebendig werden. Der
Konflikt zwischen der Weisheit des Alters und der Reinheit und Tugendhaftigkeit
der Jugend ist sehr schön beschrieben aber niemals übertrieben. Der Autor konzentriert ganz auf die arabische
Welt und lässt jegliche Glaubenskonflikte außen vor. Man braucht also keine Angst
vor einem erhobenen Zeigefinger zu
haben.
Leider
passen weder der deutsche Titel nicht das Cover zu der Geschichte, keine
Ahnung, was sich die Herausgeben dabei gedacht haben. Die Karte im Inneren
zeigt das Königreich des Halbmondes, auf ihr kann man erkennen, wo Litas und
Samia herstammen.
Fazit:
Eine
leichte, einfache Erzählung im Stile von 1001 Nacht, die den Leser zu fesseln
vermag und von einer märchenhaften Welt erzählt. Wer Filme wie: Der Dieb von Bagdad oder Prinz
of Persia mag, dem wir dieses Buch Spaß machen.
Titel:
Das Schwert der Dämmerung
Autor:
Saladin Ahmed ( Der Autor verfügt über einen Masterabschluß in Poesie)
Übersetzer:
Simon Weinert
Verlag:
Heyne TB, 440 Seiten
ISBN:
978-3453315891
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