09 Juli 2017

Das Schwert der Dämmerung von Saladin Ahmed




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Das Reich Abassen liegt in einem fiktiven Orient und die Perle des Reiches ist die Stadt Dhamsawaat. Hier lebt der letzte amtierende Ghuljäger Doktor Abdoulla Machslud. Er hat die Blüte seiner Jahre schon längst hinter sich und das Alter macht ihm langsam aber sicher zu schaffen. Als letzter seines Berufsstandes genießt er einen guten Ruf in der Stadt und ist allseits beliebt und willkommen. Stets hat er die Pflicht über sein Herz gestellt, das Wohl der Allgemeinheit vor sein eigenes Wohl. Sein Lehrling, Rasid bas Rasid gehört zum Orden der Deriwsche, die allem weltlichen entsagt haben und ihre Leben ganz in den Dienst ihres Glaubens gestellt haben. Er ist ein brillanter Kämpfer und ein Meister des Schwerts. Ohne sein beherztes  Eingreifen bei ihrem letzten Auftrag wäre Abdoulla nicht mehr am Leben, ein Grund für den alternden Mann, über einen Ruhestand nachzudenken. 


Einen letzten Auftrag nimmt er an. Seine große Liebe Miri Almoussa bittet ihn, den Tod ihrer Nichte zu untersuchen, die von Ghulen ermordet wurde. Bei ihren Ermittlungen stoßen Abdoulla und Rasid auf noch mehr Tote  und begegnen dem Löwenmädchen Samia, dessen ganzer Stamm niedergemetzelt wurde. Das ein Mensch mehr als drei Ghule gleichzeitig kontrollieren kann ist für Abdoulla kaum vorstellbar. Und das aus einer Entfernung von mehr als einigen hundert Metern. Schnell erkennt er, dass er einer grausamen, bisher unbekannten Macht gegenübersteht, die er alleine nicht bekämpfen kann.
Seine alten Freunde Dawoud, ein Magier und dessen Frau Litas, eine Alchemistin, unterstützen ihm bei seinem letzten Kampf gegen das Böse und auch der Meisterdieb, genannt Falkenprinz, scheint auf seiner Seite zu stehen.
Kommentar:
Ich bin den Märchen aus 1001 Nacht aufgewachsen und liebe das orientalische, märchenhafte Ambiente. Daher war dieses Buch für mich ein Lichtblick 2017. Ein wunderbares Setting, alternde Helden und junge Liebe, alles gemixt mit den Gewürzen, Gerüchen und dem Gewusel eines orientalischen Basars.
Abdoulla hat stets auf seine Berufung gehört. Jetzt, im Alter, nagen Zweifel an ihm, ob es klug war, auf alle Freuden des Lebens zu verzichten, um letztendlich den Lebensabend alleine zu verbringen. Seine Freunde Dawoud Waschids Sohn und Litas Lakmenis Tochter, haben sich schon lange aus dem Berufsleben zurück gezogen und genießen ihr gemeinsames Glück. Da die Magie sich aus der Lebensenergie eines Magiers speist, verzichtet Dawoud schon lange auf sein Talent, um noch viele Jahre an der Seite seiner Frau genießen zu können. Als sie jedoch die Gefahr für Dhamsawaat erkennen, stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse hintenan, um ihren alternden Freund zu helfen.
Somit haben wir drei alte und zwei junge Protagonisten, die Kluft zwischen den Generationen ist sehr gut beschrieben und nie übertrieben. Abdoulla genießt die Freuden des Lebens, er flucht, rülpst, liebt und isst für sein Leben gerne.  In seinem Lieblingsteehaus zu sitzen und mit dem Wirt zu philosophieren gehört zu seinen Lieblingstätigkeiten. Raschid, jung und ganz seinem Glauben verschrieben, kann die Lebensweise des Doktors nicht gutheißen. Doch er gehorcht seinem Scheich, der ihm aufgetragen hat, Abdoulla zu begleiten und von ihm zu lernen. Raschid hat allem weltlichen entsagt und lebt nur für seinen Glauben. Als die junge Samia zu den beiden stößt, sind Konflikte vorprogrammiert. Sie kennt den Scham und den Scheu der Städter nicht. Das Leben in der Wüste ist ein täglicher Kampf um das nackte Überleben, sie ist Raschid im Kampf ebenbürtig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Gerade, weil sie  anders ist als die Frauen in der Stadt, wirkt sie auf den jungen Mann umso stärker.  Dieser Konflikt zwischen Glaube und Begierden ist sich kein innovatives Thema, wird hier jedoch sehr gut beschrieben. Je näher die Gruppe ihrem Feind kommt, desto mehr muss Rachid erkennen, dass es außer schwarz und weiß auch noch grau gibt. Seine Prinzipien werden immer häufiger in Frage gestellt und oft muss er zwischen Pest und Cholera wählen.
Neben den Ghuljäger und seinen Freunden gibt es einen weiteren Protagonisten, genannt der Falkendieb. Farrad as Hammas, ein Meisterdieb, hat dem Kalifen der Stadt den Kampf angesagt. Bei diesem Kampf kreuzen sich die Pfade der Freunde und des Meisterdiebes immer öfter, doch ist er nun ein Freund oder Gegner?
Die Geschichte entspricht in ihrem Stil und ihrer Weitschweifigkeit durchaus den alten orientalischen Märchen und der Autor bedient sich der Pracht und der Poesie dieses Genres.  Es handelt sich um einen 440 Seiten Roman, der in sich abgeschlossen ist, trotzdem wirkt das Werk sehr opulent. Saladin Ahmed  verfügt über eine leichte und verständliche Sprache, die Geschichte  ist nicht besonders tiefsinnig aber sehr schön zu lesen und macht Spaß. Spitznamen wie Beilgesicht, Kamelhintern oder Kopfknacker bezeichnen die Charaktere sehr treffend und lassen die Personen vor dem Auge des Lesers lebendig werden.  Der Konflikt zwischen der Weisheit des Alters und der Reinheit und Tugendhaftigkeit der Jugend ist sehr schön beschrieben aber niemals übertrieben.  Der Autor konzentriert ganz auf die arabische Welt und lässt jegliche Glaubenskonflikte außen vor. Man braucht also keine Angst vor einem erhobenen Zeigefinger zu  haben.
Leider passen weder der deutsche Titel nicht das Cover zu der Geschichte, keine Ahnung, was sich die Herausgeben dabei gedacht haben. Die Karte im Inneren zeigt das Königreich des Halbmondes, auf ihr kann man erkennen, wo Litas und Samia herstammen.
Fazit:
Eine leichte, einfache Erzählung im Stile von 1001 Nacht, die den Leser zu fesseln vermag und von einer märchenhaften Welt erzählt.  Wer Filme wie: Der Dieb von Bagdad oder Prinz of Persia mag, dem wir dieses Buch Spaß machen.
Titel: Das Schwert der Dämmerung
Autor: Saladin Ahmed ( Der Autor verfügt über einen Masterabschluß in Poesie)
Übersetzer: Simon Weinert
Verlag: Heyne TB, 440 Seiten
ISBN: 978-3453315891

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