Ramon Espejos wird es nie müde zu
betonen, wer er ist. Mit Stolz nennt er seinen Namen, egal, ob er jemanden
zusammen schlägt, ob er betrunken in einer Kneipe sitzt oder ob er mit Aliens
konfrontiert wird. Er ist ein harter Hund, ein Einzelgänger, ein Überlebenskünstler,
der sich nichts sagen lässt, sich von niemandem bevormunden lässt und für den
Gefühle lediglich eine Ablenkung sind. Seine Beziehung zu Elena sieht er
pragmatisch, bei ihr bekommt er ein Bett zum schlafen und Sex, Freunde hat er
keine, er hat sie schon lange durch seine ruppige Art vertrieben.
Als er in der Stadt wieder einmal über
das Ziel hinausschießt und im Streit einen Menschen ersticht, macht er sich in
seinem Transporter auf in die Wildnis. Als Prospektor erschließt er unbekannte
Territorien und sucht nach Bodenschätzen, somit ist er die Einsamkeit der
Wildnis gewohnt. Immerzu hofft er auf einen super Fund, eine Entdeckung, die
ihn reich machen wird. Und er entdeckt etwas. Allerdings nicht das, was
erwartet hat. Eine Alienrasse hat sich in der Wildnis vor allen Menschen und
anderen Spezies verborgen und möchte auch weiterhin unentdeckt bleiben. Sie
nehmen Ramon Espejos gefangen und zusammen mit dem Alien Maneck soll er einen
entlaufenen Flüchtling aufspüren, damit das Geheimnis dieser fremdartigen Wesen
bewahrt bleibt.
Die zwei sehr unterschiedlichen Wesen
müssen zusammen arbeiten, um in der Wildnis zu überleben, mögen sie noch so
verschieden sein.
Die Bücher von George R.R. Martin
gehören nicht unbedingt zu meinen Favoriten,
seine SF Romane, die lange vor seinem GoT erschienen sind, zeichnen sich
nicht unbedingt durch einen guten Schreibstil oder innovative Ideen aus. Aber
Bücher, die er mit Co.-Autoren veröffentlich, wie die Asse Reihe oder jetzt
dieses Buch, sind wirklich lesenswert, flüssig geschrieben und spannend.
Die Selbstfindung des Ramon Espejos
überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite. In den Slums auf der Erde
aufgewachsen, nimmt er die Chance wahr, auf einem fremden Planeten ein neues
Leben zu beginnen. Aber der Underdog hat auch auf der neuen Welt kaum eine
Chance, seine Träume zu verwirklichen. Seine Tätigkeit als Prospektor bringt
ihm kaum Gewinn, das bißchen Geld, dass er einnimmt, versäuft er oder steckt es
in die notwendigen Reparaturen seines alten Transporters. Seine Beziehung zu
Elena ist ein stetiges auf und ab zwischen Streit und Versöhnung. Er ist ein
Typ, der auch Frauen schlägt aber Elena steht ihm in nicht nach. Zwei Menschen,
die einander ebenbürtig sind, eine Beziehung, die auf der Angst vor dem Alleine
sein aufgebaut ist.
Ramon Espejos sieht sich als harten
Hund. Stets musste er in seinem Leben um alles kämpfen. Er macht keine
Zugeständnisse und keine Kompromisse, er ist sein alleiniger Herr. Die Natur
des neuen Planeten entspricht seinem Naturell. Hart und unbeugsam, karg. Als
die Aliens ihn gefangen nehmen, ist das für diesen Mann eine wahre Tortur. Er
versucht alles, um es dem Flüchtling zu ermöglichen, eine Siedlung zu erreichen
und die Verfolgung zu verzögern. Den Autoren ist es sehr bildhaft und lebhaft gelungen,
die Verzögerungstaktiken zu beschreiben, ich konnte mich öfters eines
Schmunzelns nicht erwehren. Maneck weiß nichts über die Menschen, daher ist es
für Ramon ein leichtes, den Außerirdischen zu übertölpeln. Die Rasse Manecks
und die Rasse der Menschen sind sich völlig fremd, ein Verständnis und eine
Annäherung scheint unmöglich.
Planetenjäger entspricht nicht den
Erwartungen, die man beim Betrachten des Covers hat. Es ist eine eher leise und
ruhige Geschichte über die Selbstfindung eines Menschen und die Annäherung
zweier Spezies. Ich habe beim Lesen des Buches an den Film Enemy Mine denken
müssen. Auch dort nähern sich zwei Wesen unterschiedlicher Spezies einander an,
müssen lernen, sich zu respektieren. Ramon Espejos reflektiert sein Leben und kommt
zu dem Schluss, dass er etwas ändern muss. Aber wie? Gefangen in einer ewigen Spirale
von Alkohol, Frust. Machogehabe und Überlebenskampf scheint es kein entrinnen zu
geben. Die Autoren haben ihren Protagonisten sehr lebhaft und glaubwürdig
skizziert. Für einen Macho wie Ramon ist es nicht leicht, sich selbst zu
hinterfragen. Und hier kommt kein Knalleffekt und keine unglaubwürdige Wendung,
die Entwicklung schreitet langsam voran und wir sind jede Seite gespannt, wie
es nun weiter geht und wie Ramon sich aus der Schlinge zieht, welche die Aliens
um ihn gelegt haben.
Keine Weltraumschlachten, kein
erkennbares Gut oder Böse, keinerlei Ähnlichkeit mit gängigen SF Klischees, der
SF Leser wird hier gefordert, sich auf eine einfache und ruhige Geschichte
einzulassen.
Für mich war dieses Buch mit seinen
überraschenden Wendungen ein kleines Highlight des Lesejahrs 2017. Vielen wird
es nicht gefallen, da es nicht der Norm entspricht aber wer gerne Joe Halderman
liest, dem wird Planetenjäger sicher auch gefallen.
Wer gute und innovative Fantasy mag, dem
sei von Daniel Abraham die magischen Städte empfohlen, von Gardner Dozois gibt
es wunderbare Kurzgeschichten, leider meist nur im Original.
Titel: Planetenjäger
Autoren: Gardener Dozois, Daniel Abraham
und GRRM
Übersetzer: Andreas Helweg
Verlag: Penhaligon, Softcover, 349
Seiten
ISBN: 9783764531720
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