Gwenael
Chabod kehrt nach 25 Jahren Abwesenheit in seine Heimatstadt Valvermont zurück,
um dort den Posten als Kommandant der
Stadtwache anzutreten. Bevor es dazu kommt, muss er allerdings erst genesen, da
er in der letzten Schlacht eines langjährigen Krieges schwer verwundet wurde. Und
die Wunden scheinen nicht heilen zu wollen und bereiten ihm immer wieder neue
Schmerzen. Gut, dass sein Freund Orin ihm zur Seite steht und ihn aufmerksam
pflegt.
Langeweile
und Frustration treiben Chabod dazu, in
einen Streit einzugreifen, der vor dem Fenster seiner Behausung stattfindet.
Immerhin hat er als Chef der Stadtwache für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Durch
sein Eingreifen wird Chabod allerdings in Ereignisse hineingezogen, die weit
über seine Vorstellungskraft gehen. Fleischpuppen durchwandern die Straßen.
Körper, deren Seelen verstoßen wurden und von den Seelen eines Magiers besetzt
wurden. Chabod, ein einfach und ehrlicher Soldat, hat den Intrigen und
Machenschaften seiner Gegner kaum etwas entgegen zu setzen. Neu in der Stadt,
verfügt er über keinerlei Kontakte und Vertraute, seine Familie ist ihm fremd.
So
muss er sich auf die Unterstützung und Hilfe der Wäscherin Marianne, des Diebes
Jaleel, des versoffenen Capitaines Antoine
Laribe und des Halbzwerges Rim verlassen. Dazu stößt Maitre Shion, ein Magier. Einfache
Menschen, die dem Grauen, welches in der Stadt wütet, kaum etwas entgegen zu
setzen haben. Doch mit der Zeit wächst der Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen dieses zusammengewürfelten Haufens. Bald führt
die Spur zu Ereignisse, die vor 30 Jahren stattfanden und in denen die Familie
Chabod damals involviert war . Gwenael muss sich seiner Vergangenheit stellen,
vor der er damals geflohen ist.
Kommentar:
Dieses
Buch war völlig anders, als ich erwartet hatte. Als Fan der High Fantasy lese ich
nicht oft Steampunk. Dieses Genre war für mich etwas, was im ausgehenden 19
Jahrhundert oder im viktorianischen Zeitalter spielt, in unserer Welt, die nur
leicht verändert wurde. Tanja Maurer hat
hier allerdings mit Äos eine völlig eigene Welt geschaffen, die an das
Frankreich der drei Musketiere erinnert. Die Geschichte spielt in der Freistadt
Valvermont.
Eine
Stadt im Aufbruch, neue Maschinen und Waffen werden entwickelt, die Schmieden
arbeiten ohne Unterlass. Doch es gibt auch schwarze Magie und Nekromantie. Die
Magier befürchten, dass sie durch die neuen technischen Errungenschaften ihre Macht
verlieren werden. Eine Zusammenschluss
von Technik und Magie ist somit unvorstellbar.
Die
Gruppe, die sich findet, um dem Grauen. welches die Stadt unterwandert,
entgegen zu treten, ist ein merkwürdiger Haufen. Marianne arbeitet als
Wäscherin, als sie dem Kommandanten begegnet. Ihre aufmerksame und aufgeschlossene
Art beeindrucken Chabod. Da Marianne in ihrer Jugend die Magierschule besucht
hat, stellt Chabod sie kurzerhand als Schreiberin ein. Durch ihre Tätigkeit als
Wäscherin kennt sie viele Menschen in der Stadt und hat ihre Augen und Ohren
überall. Antoine Laribe ist ein
versoffener und gebrochener Mann. Zuerst
gegen den neuen Kommandanten eingestellt, unterstützt er ihn dennoch. Erst widerwillig, doch als er erkennt, dass Gwenael
ihn nicht seines Postens entheben will, mit mehr Elan. Jaleel, der kleine Dieb,
ist von dem neuen Kommandanten fasziniert.
Das Vertrauen und die Ehrlichkeit des Kommandanten entwaffnen Jaleel, der in seinem Leben bisher keine
besondere Zuwendung erfahren hat. Er will sich des Vertrauens und der
Freundschaft würdig erweisen und riskiert dafür oft sein Leben. Für mich ist er
das Herz der Geschichte. Seine offene, teilweise kindliche Art, seine
Verletzbarkeit und seine Unsicherheit berühren den Leser und wir nehmen teil an
den Banden der Freundschaft, die diese zwei sehr unterschiedlichen Männer bald
verbindet. Gwenael entstammt ein unermesslich reichen Familie doch er ist
jenseits aller Stammesdünkel. Er hat vor langer Zeit seiner Familie den Rücken
gekehrt, sich von Dekadenz abgewendet und sich dem Einfluss seines Vaters
erzogen. Er kehrt desillusioniert und schwer verletzt in die Stadt zurück, ein
reifer Mann, der sich von den Fesseln der Vergangenheit nicht befreien kann.
Tanja
Meurer legt ein flottes Tempo vor und hält den Leser in Atem. Die sehr
unterschiedlichen Charaktere faszinieren und es ist spannend zu beobachten, wie
sie sich entwickeln, wobei das Augenmerk natürlich auf Gwenael und Jaleel liegt.
Die Welt, welche die Autorin hier erschaffen hat, wird von den seltsamsten
Kreaturen bewohnt. Orcs, Parhur, Feline, Werwesen, ausgiebige Erläuterungen
finden sich im Glossar am Ende des Buches. Leider fehlt eine Karte zu dieser
spannend gestalteten Welt, die eine Orientierung leichter gemacht hätte. Oder
zumindest eine Karte der Stadt Valvermont.
Auch
hier wurde das Cover wieder von dem wunderbaren Illustrator Timo Kümmel gezeichnet,
dessen Brandbreite wirklich erstaunlich ist. Das Cover ist völlig auf Steampunk
ausgelegt und vermittelt einen ersten Eindruck, was den Leser erwartet.
Mich
persönlich haben lediglich zwei kleine Dinge an dem Buch gestört. Ich hätte auf
die deftigen Sexszenen verzichten können. Und es laufen den Protagonisten zu
oft Schauder über den Rücken oder sie spüren ein Kribbeln im Nacken. Diese Formulierungen
werden etwas zu häufig genutzt, auch wenn sie die Szenen treffend beschreiben.
Und
am ärgerlichsten für den Leser: Wo bleibt Band zwei? Man möchte natürlich sofort
wissen, wie es weiter geht, was zeigt, über welches Erzähltalent Tanja Meurer
verfügt.
Von
mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.
Spannend, schaurig und unterhaltsam, allerdings sicher für junge Leser nicht geeignet, da die Autorin Gewalt-und Liebseszenen sehr drastisch beschreibt, was dem Buch mehr Authenzität verleiht.
Leider
gibt es den Incubus Verlag nicht mehr, so dass ich lediglich einen Link zur
Autorin erstellen kann. Der Mut, außergewöhnliche Bücher abseits des Mainstream
zu verlegen, wird leider zu oft nicht
belohnt. Die Facebook Seite des Verlags ist aber noch zu erreichen.
Titel:
Die Seelenlosen
Reihe:
Stadt der Maschinenmagie Band 1
Autor:
Tanja Meurer
Illustrator:
Timo Kümmel
ISBN:
9783960890720
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