Eliah
"Lije"Baley ist ein ganz normaler Mensch. Als Polizeibeamter der
Stufe C5 führt er ein einfaches und bescheidenes Leben mit einigen Privilegien, die seinem Rang
entsprechen. Er lebt in einer der großen,
überkuppelten Cities der USA. Die Leere
und Weite freier Flächen wirken auf ihn genauso erschreckend, wie auf seine Mitmenschen.
Wie Ameisen in ihrem Bau oder Bienen in
ihrer Wabe leben die Bewohner der Erde auf engstem Raum zusammen. Frische Luft,
Sonnenlicht oder Spaziergänge in freier Natur kennen sie nur aus Filmen oder
alten Erzählungen. Die Menschen passen sich an und rücken immer mehr zusammen,
jedem ist unbewusst klar, dass diese Entwicklung auf Dauer nicht so
fortschreiten kann. Es gibt keine freien
Märkte mehr, Lebensmittel werden zugeteilt, ebenso Wohnraum. Ihre Ängste und ihre Probleme projizieren die
Menschen auf die Roboter. In ihnen sehen sie die Ursache allen Übels. Sie nehmen ihnen die Arbeitsplätze weg und
erledigen die Arbeit günstiger und effektiver. Ihnen die Schuld an der Misere
der Bevölkerung zuzuweisen ist ein einfacher Weg, stets haben die Menschen die
Augen vor den eigentlichen Problemen verschlossen.
Anders
die Spacer. Vor Jahrhunderten wanderten ihre Vorfahren von der Erde aus und
bevölkerten neue Planeten. Dort entwickelte sich eine Gesellschaft, die stark
auf Roboter aufgebaut wurde. Die Maschinenmenschen
gehören dort zum Alltag und verrichten alle einfachen Arbeiten, während die
Menschen sich ganz der Entwicklung und Forschung widmen können.
Auch
Eliah hat starke Vorurteile gegen Roboter. Auf seiner Polizeistation wurde
gerade erst ein Kollege entlassen, dessen Position von einer Maschine besetzt
wurde.
So
ist er mehr als entsetzt, als er hört, dass sein neuer Partner ein Roboter sein
soll. Obwohl er vehement dagegen protestiert, bleibt ihm doch keine andere
Wahl, als R.Daneel Olivaw als Partner zu akzeptieren. In Spacetown wurde ein
Mord an einem hochrangigen Spacer verübt. Da der Verdacht auf einen Menschen
von der Erde fällt, sollt Eiiah zusammen mit Daneel ermitteln. Daneel
unterscheidet sich in vielen Dingen von den Robotern der Erde, vor allem sieht
er keineswegs wie ein Roboter aus sondern wurde nach dem Vorbild eines Menschen
geschaffen. Des Mordopfers. Von seinem
Aussehen und seinem verhalten zuerst sehr irritiert, beginnen die beiden unfreiwilligen
Partner mit ihren Ermittlungen, welche die Ansichten und Meinungen des
Polizisten bald ins Wanken bringen.
Um
den Geschmack eines schlechten Buches loszuwerden, sollte man nach einem alten
bekannten und gutem Buch greifen, das man schon einmal gelesen und für gut befunden
hat. Auch wenn das schon dreißig Jahre her ist. So kann man gleich feststellen,
ob sich der eigene Geschmack in den vergangenen Jahren geändert hat oder ob die Erinnerung den ersten
Eindruck verklärt hat.
Für
mich ist so ein Buch die Stahlhöhlen von Isaac Asimov. Daneel Olivaw ist seit
Jahrzehnten mein Lieblingsroboter, dicht gefolgt von Caliban. Und das wird wohl
zukünftig weiterhin so bleiben. Denn auch nach so langer Zeit hat mich der
Roman erneut beeindruckt und in den Bann gezogen.
Die
dort beschriebenen Probleme und Ängste sind heute aktueller denn je. Rassenhass und Fremdenhass bestimmen den
Alltag der Erdenmenschen und Spacer. Die Erde hat mit Ressourcenknappheit und
Überbevölkerung zu kämpfen. Während auf dem Mutterplaneten mittlerweile 8 Milliarden
Menschen leben, sind die 50 äußeren Welten gerade mal mit insgesamt 5,5
Milliarden Menschen bevölkert. Zu Beginn
der Auswanderung zu fremden Welten wurden die Planeten politisch und
wirtschaftlich von der Erde kontrolliert. Diese Kontrolle wurde von den Spacern
allerdings schnell abgeschüttelt und die Welten erklärten sich für Unabhängig. Die
Religion wurde vom Intellekt abgelöst und die Spacer machten rasante
technologische Fortschritte. Die Menschen wurden auf die Erde eingepfercht,
eine Zuwanderung auf die Planeten der Spacer unterbanden diese, ermöglicht
durch ihre militärische Stärke. Auf den
fünfzig äußeren Welten entwickelte sich eine Robotergesellschaft, während die
Roboter auf der Erde verhasst sind und man sie lediglich als Konkurrenz auf dem
Arbeitsmarkt ansieht. Der interstellare Handel wird von den Spacern kontrolliert, die
Menschen sind daher abhängig von deren Willkür. Während sich die Erdbevölkerung
in den Cities zusammenkauert, leben die Spacer auf der Erde in Spacetown, einer
freien, unabhängigen Stadt, unter freiem Himmel. Der Zugang für die Erdbevölkerung
ist dort verboten, nur geladene Gäste werden eingelassen, die sich allerdings
vorher einer medizinischen Untersuchung sowie einer Reinigungsprozedur
unterziehen müssen. Irgendwie hat mich diese Beschreibung stark an die abgeschirmten
Kasernen der US Amerikaner erinnert. Durch die unterschiedlichen Lebens- und
Sichtweisen sind Missverständnisse und Peinlichkeiten vorprogrammiert, statt
sich anzunähern, entfernt man sich immer weiter voneinander. Für Eliah und
seine Familie ist es nicht einfach, einen Roboter um sich zu haben und ihre Ressisments
und Vorurteile zu überwinden. Doch Eliah ist ein intelligenter Mann, er erkennt
durchaus, dass die Erdbevölkerung auf Dauer nicht so weiter leben kann. Trotz Geburtenkontrolle
und Rationalisierung, werden die Probleme immer größer. Die Diskussionen mit
Daneel öffnen dem Polizisten die Augen
für die Fehler der Erdregierung und er beginnt, die Lebens-und
Handlungsweise der Erdbevölkerung zu
hinterfragen. Dadurch wird er natürlich unbequem für die Menschen in seiner
Umgebung. Und so wie Eilah von Daneel lernt, lernt auch Daneel von seinem
Partner.
Ich beende jetzt diese Rezension, denn ich könnte
unendlich über die beiden Protagonisten
schreiben,
die dem Leser beide ans Herz wachsen. Isaac Asimov hat hier ein absolut
beeindruckendes Ermittlerduo geschaffen, deren Gegensätzlichkeiten viel Stoff zum nachdenken geben.
Diese
Neuausgabe von Heyne besticht durch ihre einfache Eleganz und verzichtet auf
plakative Cover. Besser geht es nicht.
10 von
10 Sternen
Titel:
Die Stahlhöhlen
Original:
The caves of steel
Reihe:
Foundation
Autor:
Isaac Asimov
Übersetzer:
Heinz Nagel
Verlag:
Heyne, TB 286 Seiten
ISBN:
9783453527942
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