Jeremiah Hunt ist
Professor für alte und tote Sprachen. Als er eines Tages zu Hause über einem
Manuskript brütet wird nebenan aus dem Wohnzimmer seine Tochter Elisabeth
entführt. Obwohl die Polizei sofort eine umfangreiche Suchaktion einleitet,
bleibt die Kleine verschollen. Hunt selbst wird der Tat verdächtigt. Als die
Polizei nach einigen Monaten die Suche aufgibt und den Fall zu den Akten legt,
kann es Jeremiah kaum glauben. Wie verrückt sucht er weiter nach seiner
Tochter. Zuerst auf normalen dann auf paranormalen Wegen Erst beauftragt er Detektive,
dann konsultiert er Wahrsager, Zauberer, Wünschelrutengänger, Hexen oder
Kartenleger. Er verliert jeden Bezug zum Leben, seine Frau verlässt ihn, seinem
Job an der Uni geht er vor lauter Besessenheit nicht mehr nach.
Eines Tages begegnet
er einem Prediger, der ihm verspricht, dass es eine Möglichkeit gibt verborgene
Dinge zu sehen. Erst glaubt Hunt ihm nicht. Doch in seiner Verzweiflung
unterzieht er sich dann doch dem magischen Ritual. Er verliert dadurch zwar sein
Augenlicht doch nun nimmt er Dinge wahr, die allen Menschen verborgen sind.
Geister umgeben uns überall, begleiten uns auf allen Wegen. Böse, traurige oder
grausame Geister. Geister, die auf Rache sinnen oder auf Erlösung hoffen. Und
nicht nur Geister sieht Hunt, auch andere Wesen, die neben den Menschen die
Welt bevölkern. In seiner Verzweiflung und in Ermangelung eines Jobs wird Hunt,
der Schattenseher, zum Exorzisten und verdient sein Geld mit Geistervertreibung
und er erwirbt sich damit einen gewissen Ruf.
Stanton, ein
Polizist, geht davon aus, dass Hunt hellsehen kann und bittet ihn zeitweise bei
merkwürdigen Mordfällen um Hilfe. Als eine Reihe von seltsamen Morden passieren
und Hunt hinzugezogen wird erkennt er bald, dass diese Morde irgendwie mit der
Entführung seiner Tochter zusammen hängen. Da er alleine nicht weiter kommt
bittet er die Hexe Denise Clearwater um Unterstützung. Sie hilft ihm, seine
Talente zu entfalten und seine neue Sichtweise effektiv einzusetzen. So kommen
sie einer uralten Verschwörung auf die Spur, die schon 47 Menschen das Leben
gekostet hat. Und irgendwie hängt alles mit Elisabeth zusammen.
Kommentar:
Jeremiah Hunt ist ein
sehr glaubwürdiger Charakter. Er, der ein privilegiertes Leben hatte, verliert
nach der Entführung seiner Tochter jeglichen Halt im Leben. Er gibt nie auf und
investiert alles was er hat, um Elisabeth zu finden, Geld, Job, Reputation, am
Ende sogar sein Augenlicht. Doch in fünf Jahren findet er nicht eine Spur von
ihr. Er verdient sein Geld als Exorzist und hilft ab und zu Detektiv Stanton bei
seinen Fällen. Zwei seltsame Ritualmorde hintereinander rufen ihn auf den Plan.
Es scheint, als möchte der Mörder, dass Hunt diese Morde untersucht. Immer
wieder legt er Spuren, denen nur der Schattenseher folgen kann und an einem
Tatort hinterlegt er Hinweise die auf Elisabeth deuten.
Der introvertierte
und verzweifelte Jeremiah merkt bald, dass er alleine nicht weiter kommt. Er
muss aus seinem Schneckenhaus heraus und um Hilfe bitten. Er wendet sich an den
Barkeeper Dimtrj. Denn Hunt hat schon lange erkannt, dass Dimtrj eine besondere
Aura umgibt und er anders ist als normale Menschen. Daher vertraut er sich ihm
an. Dimitrj verweist ihn an Denise Clearwater, einer mächtigen Zaunhexe. Neben
der menschlichen Hilfe begleiten Hunt bei seinen Untersuchungen auch zwei
Geister. Ein Mädchen Namens Whisper und eine bulliger Mann Namens Scream. Hunt
stellt bei seinen Ermittlungen fest, dass sowohl Whisper als auch Scream von
demselben Mörder umgebracht wurden wie die beiden letzten Opfer. Immer tiefer
verstricken sich Hunt, Denise und Dimitrj in den Fall und bald ist ihr Leben in
höchster Gefahr.
Mich hat die Lektüre
ein bisschen an die seltsamen Fälle des Harry Dresden erinnert. Nur ist dieses
Buch düsterer gehalten. Während es bei Harry Dresden immer einen Funken Humor
und ein Quäntchen Hoffnung gibt, besteht dieses Buch aus Verzweiflung,
Mutlosigkeit, Grauen und Hass. Es wirkt erwachsener, glaubhafter und fesselt
den Leser vom ersten Moment an. Allerdings hat man zum Ende hin ein kleines
deja vu, denn die Szenen in dem verlassenen alten Krankenhaus erinnern doch
stark an die Blackstone Chroniken von John Saul. Es handelt sich fast um das
gleiche Szenario, wer da allerdings auf wen zurückgegriffen hat kann ich nicht
beurteilen.
Das Cover des Buches
ist schön gestaltet. Die Dämonenfratze weist schon darauf hin was der Leser zu
erwarten hat. Das Buch wird als magischer Thriller bezeichnet, ich würde es
aber durchaus auch dem Genre Horror zuordnen. Leider ist band zwei zur zeit
nicht im Handel erhältlich.
Fazit:
Ein spannendes und
fesselndes Buch mit einem ungewöhnlichen Protagonisten. Ich hoffe, dass es
nicht bei diesem einen Band über den Schattenseher bleibt.
4 von 5 Punkten
Serie: Die
Hunt-Chroniken Band 1
Titel: Der
Schattenseher
Autor: Joseph Nassise
Übersetzerin: Heike
Holtsch
Covergestaltung: ZERO
Verlag: Pan- jetzt Droemer Knaur, TB, 350
Seiten, Ausgabe Dezember 2009
ISBN:
978-3-426-28304-2
Hi Petra,
AntwortenLöschenwenn ich sowas lese bin ich immer voller Demut, welche Plots sich Autoren so ausdenken. Ein außergewöhnliches Genre, Horror-Krimi, jedenfalls für mich.
Die authentisch düstere Stimmung des Protas jedenfalls finde ich anziehend.
Grüße Daniela