22 Oktober 2025

Shevon - die Flüchtlings-Chroniken Band 1 von Michael Knabe

Shevon al Yontar stammt aus einem privilegierten Haus. Sein Vater ist Senator Cadron al Yontar, der mächtigste Mann im Reich Levanon. Einst besiegte er seinen Erzfeind Nuridor al Gired, doch statt ihn zu töten, schickte er ihn für elf Jahre ins Exil und nahm dessen Sohn Regul als Geisel. 
Shevon und Regul werden zur Gutsbesitzerin Rya al Yontar geschickt. Was sich Cadron davon verspricht, ist nicht ganz klar. Die beiden Jungen sind so verschieden wie Feuer und Wasser. Shevon ist ein verwöhnter junger Mann, der so gut wie nichts im Leben selber verrichten muss. Ein Heer von Sklaven erledigt die täglichen Arbeiten, so dass er sich ganz seinen Studien widmen kann. Er soll in die Fußstapfen seines Vaters treten, der als Anwalt überragenden Erfolg hat. Dabei kommt es nicht auf Gerechtigkeit an oder auf die Frage von Schuld und Unschuld, sondern nur auf die Redegewandtheit und auf die Höhe des Bestechungsgeldes.
Regul wuchs unter brutalen Verhältnissen auf. Überleben ist alles, jeder Fehler zieht brutale Strafen nach sich oder sogar den Tod. Für Regul ist das Leben eine einzige Herausforderung, bei der er immer der Sieger bleiben muss.
Sollte Cadron gemeint haben, dass die beiden Junge Freunde werden, hat er sich geirrt. Auch wenn es Momente der Annäherung gibt, verhindert eine verhängnisvolle Wette jegliche Freundschaft. Hass ist das Bindeglied zwischen Shevon und Regul.
Die Geschichte springt zwischen den Ereignissen aus der Vergangenheit und den aktuellen Geschehen hin und her. Die elf Jahre Verbannung sind vorbei und Nuridor al Gired ist zurück. Er versammelt seine ehemaligen Anhänger um sich und versetzt den al Yontars immer häufiger kleine Nadelstiche bis eine offene Konfrontation unvermeidlich ist.
An Nuridors Seite steht sein Sohn Regul. Durch die Geiselhaft und das Zusammenleben mit den al Yontars kennt er deren Schwächen. Er hatte Jahre Zeit zu beobachten und zu planen. Auch Shevon hat die Zeit genutzt, um Regul kennenzulernen aber das Ausmaß seines Hasses und seiner Brutalität kann er nicht ermessen. Shevon hat gelernt mit Worten und dem Verstand zu kämpfen, nicht mit dem Körper. So ist ihm Regul in jeder körperlichen Auseinandersetzung überlegen.
Das Setting dieses Romans hat mir sehr gut gefallen. Es handelt sich um eine Antike Welt, die sehr an das römische Reich erinnert. Sklaven erledigen alle anfallenden Arbeiten, der junge Patrizier denkt nicht  über die unzähligen Menschen nach, die von der Gnade seines Vaters abhängig sind. 
Auf dem Landgut misshandelt Regul die Sklaven unentwegt. Für ihn sind sie keine Menschen, sondern Besitz. Aufgeschreckt durch diese Brutalität macht sich Shevon das erste Mal Gedanken über diese fast unsichtbaren Heerscharen an Menschen und fängt an, das Sklaventum zu hinterfragen.
Regul macht in diesem ersten Band kaum eine Entwicklung durch. Siegen ist für ihn alles und er schreckt dafür vor nichts zurück.  Immer wieder stellt er Shevon Fallen oder lockt ihn in Hinterhalte. Shevon lernt, auf jeden seiner Schritte zu achten, aufmerksam die Umgebung zu betrachten und Regul nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Er versucht, Taylon, seinen Hauslehrer, vor dem Quälgeist zu Schutz zu nehmen, da seine Tante Rye auf seine Beschwerden nicht reagiert.  Während Regul einfach seinen, mit Blut getränkten, Weg geht, öffnet Shevon seinen Verstand und sein Herz für die Gegebenheiten um sich herum. Doch letztendlich sind sie beide die Söhne ihrer Väter und ihre Erziehung.
Michael Knabe ist kein Autor überflüssiger Worte. Die Geschichte schreitet stetig voran und mündet in einen erschreckenden Höhepunkt. Die Flüchtlings Chroniken bestehen aus sechs Bänden. Der letzte Band ist in Arbeit. Ich hoffe, dass der Spannungsbogen in den Folgebänden erhalten bleibt.
Im vorderen und hinteren Bereich finden sich zwei Karten und am Ende noch eine Liste der Personen. Diese Liste  braucht man eigentlich nicht, denn der Fokus liegt eindeutig auf den beiden jungen Männern.  Dazu gesellt sich der einfache Mönche Gamon al Shelar, über den ich aber nichts verraten werde. Man könnte ihn als Weichensteller bezeichnen und ich bin sehr gespannt, ob er in den anderen Bänden weiterhin eine Rolle spielt.
Sprachlich ist das Buch grundsolide. Manche wünschen sich eine poetischere oder ausgefeiltere Sprache aber meines Erachtens würde dies nicht zu den teilweisen brutalen Szenarien passen. Es ist eine harte und grausame Welt mit wenigen Lichtblicken, daher ist die Sprache für mich durchaus angemessen.
 
Fazit:
Ein gelungener Auftakt. Der Band enthält alles, was ich von einem guten Fantasyroman erwarte. Tolles Setting und Worldbuilding, überzeugende Figuren und einen hohen Spannungsgrad. Band zwei bis vier liegen schon bereit.
 
Titel: Shevon
Reihe: Die Flüchtlings-Chroniken Band eins
Autor: Michael Knabe
Verlag: Selfpublishing, TB, 334 Seiten
ISBN: 9783946820970

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