Shevon al Yontar stammt aus
einem privilegierten Haus. Sein Vater ist Senator Cadron al Yontar, der mächtigste
Mann im Reich Levanon. Einst besiegte er seinen Erzfeind Nuridor al Gired, doch
statt ihn zu töten, schickte er ihn für elf Jahre ins Exil und nahm dessen Sohn
Regul als Geisel.
Shevon und Regul werden zur Gutsbesitzerin Rya al Yontar
geschickt. Was sich Cadron davon verspricht, ist nicht ganz klar. Die beiden Jungen
sind so verschieden wie Feuer und Wasser. Shevon ist ein verwöhnter junger
Mann, der so gut wie nichts im Leben selber verrichten muss. Ein Heer von
Sklaven erledigt die täglichen Arbeiten, so dass er sich ganz seinen Studien
widmen kann. Er soll in die Fußstapfen seines Vaters treten, der als Anwalt
überragenden Erfolg hat. Dabei kommt es nicht auf Gerechtigkeit an oder auf die
Frage von Schuld und Unschuld, sondern nur auf die Redegewandtheit und auf die
Höhe des Bestechungsgeldes.
Regul wuchs unter brutalen
Verhältnissen auf. Überleben ist alles, jeder Fehler zieht brutale Strafen nach
sich oder sogar den Tod. Für Regul ist das Leben eine einzige Herausforderung,
bei der er immer der Sieger bleiben muss.
Sollte Cadron gemeint haben,
dass die beiden Junge Freunde werden, hat er sich geirrt. Auch wenn es Momente der
Annäherung gibt, verhindert eine verhängnisvolle Wette jegliche Freundschaft.
Hass ist das Bindeglied zwischen Shevon und Regul.
Die Geschichte springt zwischen
den Ereignissen aus der Vergangenheit und den aktuellen Geschehen hin und her.
Die elf Jahre Verbannung sind vorbei und Nuridor al Gired ist zurück. Er
versammelt seine ehemaligen Anhänger um sich und versetzt den al Yontars immer
häufiger kleine Nadelstiche bis eine offene Konfrontation unvermeidlich ist.
An Nuridors Seite steht sein
Sohn Regul. Durch die Geiselhaft und das Zusammenleben mit den al Yontars kennt
er deren Schwächen. Er hatte Jahre Zeit zu beobachten und zu planen. Auch
Shevon hat die Zeit genutzt, um Regul kennenzulernen aber das Ausmaß seines
Hasses und seiner Brutalität kann er nicht ermessen. Shevon hat gelernt mit
Worten und dem Verstand zu kämpfen, nicht mit dem Körper. So ist ihm Regul in
jeder körperlichen Auseinandersetzung überlegen.
Das Setting dieses Romans hat
mir sehr gut gefallen. Es handelt sich um eine Antike Welt, die sehr an das
römische Reich erinnert. Sklaven erledigen alle anfallenden Arbeiten, der junge
Patrizier denkt nicht über die
unzähligen Menschen nach, die von der Gnade seines Vaters abhängig sind.
Auf
dem Landgut misshandelt Regul die Sklaven unentwegt. Für ihn sind sie keine Menschen,
sondern Besitz. Aufgeschreckt durch diese Brutalität macht sich Shevon das
erste Mal Gedanken über diese fast unsichtbaren Heerscharen an Menschen und fängt
an, das Sklaventum zu hinterfragen.
Regul macht in diesem ersten Band
kaum eine Entwicklung durch. Siegen ist für ihn alles und er schreckt dafür vor
nichts zurück. Immer wieder stellt er
Shevon Fallen oder lockt ihn in Hinterhalte. Shevon lernt, auf jeden seiner
Schritte zu achten, aufmerksam die Umgebung zu betrachten und Regul nach
Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Er versucht, Taylon, seinen Hauslehrer, vor
dem Quälgeist zu Schutz zu nehmen, da seine Tante Rye auf seine Beschwerden
nicht reagiert. Während Regul einfach
seinen, mit Blut getränkten, Weg geht, öffnet Shevon seinen Verstand und sein
Herz für die Gegebenheiten um sich herum. Doch letztendlich sind sie beide die
Söhne ihrer Väter und ihre Erziehung.
Michael Knabe ist kein Autor
überflüssiger Worte. Die Geschichte schreitet stetig voran und mündet in einen
erschreckenden Höhepunkt. Die Flüchtlings Chroniken bestehen aus sechs Bänden.
Der letzte Band ist in Arbeit. Ich hoffe, dass der Spannungsbogen in den
Folgebänden erhalten bleibt.
Im vorderen und hinteren
Bereich finden sich zwei Karten und am Ende noch eine Liste der Personen. Diese
Liste braucht man eigentlich nicht, denn
der Fokus liegt eindeutig auf den beiden jungen Männern. Dazu gesellt sich der einfache Mönche Gamon
al Shelar, über den ich aber nichts verraten werde. Man könnte ihn als
Weichensteller bezeichnen und ich bin sehr gespannt, ob er in den anderen
Bänden weiterhin eine Rolle spielt.
Sprachlich ist das Buch
grundsolide. Manche wünschen sich eine poetischere oder ausgefeiltere Sprache
aber meines Erachtens würde dies nicht zu den teilweisen brutalen Szenarien
passen. Es ist eine harte und grausame Welt mit wenigen Lichtblicken, daher ist
die Sprache für mich durchaus angemessen.
Fazit:
Ein gelungener Auftakt. Der
Band enthält alles, was ich von einem guten Fantasyroman erwarte. Tolles
Setting und Worldbuilding, überzeugende Figuren und einen hohen Spannungsgrad.
Band zwei bis vier liegen schon bereit.
Titel: Shevon
Reihe: Die
Flüchtlings-Chroniken Band eins
Autor: Michael Knabe
Verlag: Selfpublishing, TB,
334 Seiten
ISBN: 9783946820970
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