03 Mai 2025

Inspektor Lynley von Elizabeth George - Band eins bis zehn Sammelrezension


Ich verfasse eine Sammelrezension zu den ersten zehn Bänden. Dass ich schon bei Band zehn bin zeigt, dass ich die Serie sehr mag, auch wenn manche Beschreibungen doch etwas ausufernd sind. Jedes Buch hätte locker 50 bis 100 Seiten weniger haben, doch die spannenden Kriminalfälle und die zwischenmenschlichen Beziehungen halten die Spannung sehr hoch.
Chief Inspector Thomas Lynley entstammt dem Adel und ist eigentlich Lord Asherton. Ihm wird die rebellische, aus der Unterschicht stammende Detective Sergeant Barbara Havers zugeteilt. Die junge Frau wurde schon einmal degradiert musste zur Streifenpolizei. Mit jedem ihrer Vorgesetzten kam es zum Eklat, Inspektor Lynley ist ihre letzte Chance, bei New Scotland Yard Karriere zu machen.
Der Anfang dieser Beziehung ist schwer aber Inspektor Lynley nimmt Barbara an, wie sie ist. Er fördert ihre Stärken, lässt sie an seinen Ansichten teilhaben und akzeptiert ihre barsche Art. Er selbst ist unkonventionell in seinen Ermittlungen und schaut über den Tellerrand hinaus. Er ignoriert oft das offensichtliche und sucht noch den eigentlichen Ursachen der Verbrechen. Er sieht das menschliche in den Tätern und einige Fälle sind mir regelrecht ans Herz gegangen.
Vor allem der Band: Gott schütze dieses Haus hat mich sehr berührt. Hier der Klappentext dazu:

Jahrhunderte lag ein Dorf im englischen Yorkshire im Dornröschenschlaf – bis ein brutaler Mord die Idylle stört: Der Dorfpfarrer entdeckt die enthauptete Leiche seines treuen Schäfchens William in einer Scheune. Neben dem Toten kauert Roberta, seine leicht debile Tochter. Sie behauptet: »Ich war's.« Und verstummt.
Scotland Yard schickt Inspector Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers. Die beiden arbeiten zum ersten Mal zusammen und sind ein eher ungewöhnliches Team. Doch der Fall lässt ihnen keine Eingewöhungszeit. Vor Ort erwartet sie ein undurchsichtiges Gewirr von Geheimnissen und Abhängigkeiten – hinter dem sich eine grausige Wahrheit verbirgt ..

Die Beziehung zwischen den, aus sehr unterschiedlichen Welten stammenden, Ermittlern entwickelt sich zu einer Freundschaft, in die noch drei weitere Menschen eingebunden werden. Der Gerichtsmediziner Simon Allcourt-St. James und seine Frau Deborah. Simon muss eine Beinschiene tragen. Durch einen Unfall, den Thomas Lynley verschuldet hat, wurde der Gerichtsmediziner schwer verletzt und kann nun nicht mehr ohne Schiene laufen. Trotz dieses Vorfall verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, in die auch Deborah einbezogen wird. Die junge Frau ist die Tochter des Buttlers von St. James und lebt in dessen Haus seit ihrer Kindheit. Es dauert, bis der Mann das Kind endlich als Frau ansieht aber dann führen sie eine innige Beziehung. Beide mögen Barbara Havers und unterstützen sie auch oft, wenn diese eine gegensätzliche Meinung zu ihrem Vorgesetzten vertritt.
Das Quintett vervollständigt Lady Helen Clyde. Sie hilft Simon Allcourt-St. James bei seinen Untersuchungen und ist sowohl mit ihm als auch mit Thomas Lynley befreundet. Sie ist sehr emotional und vertritt ihre Meinungen leidenschaftlich, was oft zu heftigen Diskussionen führt. Sie ist warmherzig, humorvoll und nimmt kein Blatt vor den Mund- Barbara Havers wirkt mit ihrer Art und ihrem Auftreten häufig fehl am Platz. Vier Personen aus der Oberschicht, die sie eigentlich verachtet und sie, die etwas übergewichtige, privat überforderte und ohne Freunde oder Partner lebende Einzelgängerin.
Gerade der Gedankenaustausch zwischen diesen fünf Personen machen diese Romane so spannend. Die ersten Bücher zu der Serie erschienen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Frauen hatten es zu der Zeit schwer, bei Scotland Yard Fuß zu fassen. Diskriminierung und Sexismus sind an der Tagesordnung. Auch wenn sich Chief Inspektor Lynley als aufgeschlossenen und modernen Mann betrachtet, läuft auch er oft in die Falle der männlichen Überheblichkeit und wird dann von Lady Helen Clyde oder Barbara Havers darauf hingewiesen. Die Dialoge sind oft amüsant und lehrreich.
Band neun hat mich ebenfalls sehr gepackt. Hier agiert Barbara Havers alleine. Sie reist ihrem Nachbarn nach Balford nach, da sie der Meinung ist, er begebe sich in Gefahr. Barbara hat den schweigsamen Mann und dessen Tochter Haddiyah in ihr Herz geschlossen und möchte sie beschützen. Ihr erster Fall ohne Inspektor Lynley an ihrer Seite und ihre Liebe zu dem kleinen Mädchen bringen Barbara in eine schwierige Lage, in der sie sich gegen die Vorschriften und für das richtige entscheidet, was ihr ein Ermittlungsverfahren und eine Degradierung einbringt. Das schlimmste für die junge Frau ist, dass Thomas Lynley sich gegen sie stellt und kein Verständnis für ihr Verhalten aufbringt. Für ihn zählen nur die Vorschriften und er ist sich sicher, für alle Probleme eine Lösung innerhalb dieser gesetzten Grenzen zu finden. Doch er wird eines Besseren belehrt und muss einsehen, dass er Barbara Havers gegenüber nicht fair war. Vor allem, als er den Grund ihren Verhaltens kennenlernt.
Neben Deborah Crombie, MarthaGrimes und Anne Perry ist Elizabeth George nun  eine weitere Autorin, die es geschafft hat, mich mit ihren ruhigen, spannenden, emotional aufwühlenden und politisch aktuellen  Romanen zu fesseln. Auch wenn die Bücher schon teilweise über 30 Jahre alt sind, sind die Themen leider auch heute immer noch aktuell. Es geht um Rassismus, Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeiten. Ich mag Geschichten, die in England spielen, die ohne allzu viel Blut auskommen und trotz des Unterhaltungswertes auch zum nachdenken anregen.  
Ich werde noch eine Abschlussrezension verfassen, wenn ich alle Bände gelesen habe. Soweit ich weiß, wird demnächst ein weiterer Band erscheinen.
 
Fazit:
Die Autorin schafft es seit über dreißig Jahren, ihre Leserschaft zu fesseln. Spannende Unterhaltung, die auch nach zehn Bänden nicht langweilig wird.

 


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