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Ich verfasse eine
Sammelrezension zu den ersten zehn Bänden. Dass ich schon bei Band zehn bin
zeigt, dass ich die Serie sehr mag, auch wenn manche Beschreibungen doch etwas
ausufernd sind. Jedes Buch hätte locker 50 bis 100 Seiten weniger haben, doch
die spannenden Kriminalfälle und die zwischenmenschlichen Beziehungen halten
die Spannung sehr hoch.
Chief Inspector Thomas Lynley
entstammt dem Adel und ist eigentlich Lord Asherton. Ihm wird die rebellische,
aus der Unterschicht stammende Detective Sergeant Barbara Havers zugeteilt. Die
junge Frau wurde schon einmal degradiert musste zur Streifenpolizei. Mit jedem
ihrer Vorgesetzten kam es zum Eklat, Inspektor Lynley ist ihre letzte Chance,
bei New Scotland Yard Karriere zu machen.
Der Anfang dieser Beziehung
ist schwer aber Inspektor Lynley nimmt Barbara an, wie sie ist. Er fördert ihre
Stärken, lässt sie an seinen Ansichten teilhaben und akzeptiert ihre barsche
Art. Er selbst ist unkonventionell in seinen Ermittlungen und schaut über den
Tellerrand hinaus. Er ignoriert oft das offensichtliche und sucht noch den eigentlichen
Ursachen der Verbrechen. Er sieht das menschliche in den Tätern und einige
Fälle sind mir regelrecht ans Herz gegangen.
Vor allem der Band: Gott
schütze dieses Haus hat mich sehr berührt. Hier der Klappentext dazu:
Jahrhunderte lag ein
Dorf im englischen Yorkshire im Dornröschenschlaf – bis ein brutaler Mord die
Idylle stört: Der Dorfpfarrer entdeckt die enthauptete Leiche seines treuen
Schäfchens William in einer Scheune. Neben dem Toten kauert Roberta, seine
leicht debile Tochter. Sie behauptet: »Ich war's.« Und verstummt.
Scotland Yard schickt Inspector Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers. Die
beiden arbeiten zum ersten Mal zusammen und sind ein eher ungewöhnliches Team.
Doch der Fall lässt ihnen keine Eingewöhungszeit. Vor Ort erwartet sie ein
undurchsichtiges Gewirr von Geheimnissen und Abhängigkeiten – hinter dem sich eine
grausige Wahrheit verbirgt ..
Die Beziehung zwischen den, aus
sehr unterschiedlichen Welten stammenden, Ermittlern entwickelt sich zu einer
Freundschaft, in die noch drei weitere Menschen eingebunden werden. Der
Gerichtsmediziner Simon Allcourt-St. James und seine Frau Deborah. Simon muss
eine Beinschiene tragen. Durch einen Unfall, den Thomas Lynley verschuldet hat,
wurde der Gerichtsmediziner schwer verletzt und kann nun nicht mehr ohne
Schiene laufen. Trotz dieses Vorfall verbindet die beiden Männer eine tiefe
Freundschaft, in die auch Deborah einbezogen wird. Die junge Frau ist die
Tochter des Buttlers von St. James und lebt in dessen Haus seit ihrer Kindheit.
Es dauert, bis der Mann das Kind endlich als Frau ansieht aber dann führen sie
eine innige Beziehung. Beide mögen Barbara Havers und unterstützen sie auch
oft, wenn diese eine gegensätzliche Meinung zu ihrem Vorgesetzten vertritt.
Das Quintett vervollständigt
Lady Helen Clyde. Sie hilft Simon Allcourt-St. James bei seinen Untersuchungen und
ist sowohl mit ihm als auch mit Thomas Lynley befreundet. Sie ist sehr emotional
und vertritt ihre Meinungen leidenschaftlich, was oft zu heftigen Diskussionen
führt. Sie ist warmherzig, humorvoll und nimmt kein Blatt vor den Mund- Barbara
Havers wirkt mit ihrer Art und ihrem Auftreten häufig fehl am Platz. Vier
Personen aus der Oberschicht, die sie eigentlich verachtet und sie, die etwas
übergewichtige, privat überforderte und ohne Freunde oder Partner lebende
Einzelgängerin.
Gerade der Gedankenaustausch
zwischen diesen fünf Personen machen diese Romane so spannend. Die ersten
Bücher zu der Serie erschienen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Frauen
hatten es zu der Zeit schwer, bei Scotland Yard Fuß zu fassen. Diskriminierung
und Sexismus sind an der Tagesordnung. Auch wenn sich Chief Inspektor Lynley
als aufgeschlossenen und modernen Mann betrachtet, läuft auch er oft in die
Falle der männlichen Überheblichkeit und wird dann von Lady Helen Clyde oder
Barbara Havers darauf hingewiesen. Die Dialoge sind oft amüsant und lehrreich.
Band neun hat mich ebenfalls
sehr gepackt. Hier agiert Barbara Havers alleine. Sie reist ihrem Nachbarn nach
Balford nach, da sie der Meinung ist, er begebe sich in Gefahr. Barbara hat den
schweigsamen Mann und dessen Tochter Haddiyah in ihr Herz geschlossen und
möchte sie beschützen. Ihr erster Fall ohne Inspektor Lynley an ihrer Seite und
ihre Liebe zu dem kleinen Mädchen bringen Barbara in eine schwierige Lage, in
der sie sich gegen die Vorschriften und für das richtige entscheidet, was ihr
ein Ermittlungsverfahren und eine Degradierung einbringt. Das schlimmste für
die junge Frau ist, dass Thomas Lynley sich gegen sie stellt und kein
Verständnis für ihr Verhalten aufbringt. Für ihn zählen nur die Vorschriften
und er ist sich sicher, für alle Probleme eine Lösung innerhalb dieser
gesetzten Grenzen zu finden. Doch er wird eines Besseren belehrt und muss
einsehen, dass er Barbara Havers gegenüber nicht fair war. Vor allem, als er
den Grund ihren Verhaltens kennenlernt.
Neben Deborah Crombie, MarthaGrimes und Anne Perry ist Elizabeth George nun eine weitere Autorin, die es geschafft hat,
mich mit ihren ruhigen, spannenden, emotional aufwühlenden und politisch
aktuellen Romanen zu fesseln. Auch wenn
die Bücher schon teilweise über 30 Jahre alt sind, sind die Themen leider auch
heute immer noch aktuell. Es geht um Rassismus, Diskriminierung und soziale
Ungerechtigkeiten. Ich mag Geschichten, die in England spielen, die ohne allzu
viel Blut auskommen und trotz des Unterhaltungswertes auch zum nachdenken
anregen.
Ich werde noch eine
Abschlussrezension verfassen, wenn ich alle Bände gelesen habe. Soweit ich
weiß, wird demnächst ein weiterer Band erscheinen.
Fazit:
Die Autorin schafft es seit
über dreißig Jahren, ihre Leserschaft zu fesseln. Spannende Unterhaltung, die auch
nach zehn Bänden nicht langweilig wird.
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