Kommentar:
Ich weiß nicht so genau, was ich von diesem
Buch halten soll. Es ist ein bisschen John Wick im wilden Westen aber ich gebe
zu, dass mir Blaine Williams von Anton Serkalow wesentlich besser gefallen hat.
Das liegt unter anderem daran, dass man für Ming Tsu keine große Sympathie
empfindet. Er ist ein Killer und er löst seine Probleme grundsätzlich mit der
Waffe, Kollateralschäden sind für ihn akzeptabel. Er ist absolut kompromisslos.
Genau das macht aber den Reiz des Buches aus. Tom Lin bedient sich einer sehr
knappen und schnörkellosen Sprache, was die Geschichte sehr eindringlich macht.
Hier ein paar Sätze um einen Eindruck zu vermitteln:
Ein Mann muss vorbereitet sein
Ein Körper muss sich spurenlos durch die Welt bewegen
Ein Mann hat immer eine Waffe bei sich
Traue nie einem Verbrecher
Hänge nie einen unschuldigen
Ein Killer sollte sich nie von seiner Wut leiten lassen
Ming Tsu, ist ein Mann, der viele Rechnungen zu begleichen hat und der sich
von seinem Weg nicht abbringen lässt. Einige der Männer, die ihm damals Ada
geraubt haben sind schon eliminiert, als er unterwegs auf die Wandertruppe
stößt. Ein wahres Kuriositätenkabinett unterschiedlicher Wunder auf zwei
Beinen. Zusammen ziehen sie weiter, eine Vereinbarung, die beiden Parteien
nützt, er wird entlohnt und beschützt sie dafür, bis er für sie zur Gefahr wird.
Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt.
Er reist alleine, dann ist er mit dem Wanderzirkus unterwegs und die letzte Etappe reist er mit dem blinden
Propheten weiter.
Das Buch wird als Thriller geführt, das ist meines
Erachtens völlig falsch und führt zu Erwartungen, die das Buch nicht unbedingt
erfüllt. Dieser Roman ist so vieles mehr.
Es ist eher eine seltsame Konstruktion aus Western, Mystery und Mord und Totschlag
mit einem Hauch Fantastischem. Gerade der Wanderzirkus bringt diesen Aspekt mit
hinein, ebenso der blinde Prophet, der Ereignisse voraussehen kann. Die
Verbindung zwischen den beiden Männern ist mir bis zum Schluss nicht ganz klar
geworden. Warum der Prophet bereit ist Ming Tsu zu begleiten und ihm hilft.
Ich lese sehr gerne Western. Longmire, die Bücher
von Tony Hillermann und Anton Serkalow. Daher war ich neugierig auf diesen
Roman. Er war völlig anders als erwartet aber ich war nichtsdestotrotz
gefesselt, auch wenn ich Ming Tsu nie leiden konnte. Das zeigt aber, dass der
Autor der Figur treu geblieben ist, sie nicht verbogen hat, um sie symphytischer
zu machen. Ming Tsu ist ein Killer, ein Überlebenskünstler, ein Einzelkämpfer,
gnadenlos in seiner Wut. Ich kann mir dieses Buch gut als Film von Quentin
Tarrantino vorstellen. Wer die Filme kennt, kann erahnen, wie es hier zugeht.
Fazit:
Eine Geschichte, die man so nicht erwartet,
wenn man das Buch sieht und den Klappentext liest. Es steckt viel mehr in
diesen 301 Seiten. Kein klassischer Western aber absolut lesenswert.
Titel: Die tausend Verbrechen Ming Tsu
Autor: Tom Lin
Verlag: Suhrkamp Verlag, TB, 301 Seiten
ISBN: 978-3518472842
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