Die TAO - time agent organisation- im Jahre 2223
besteht nicht nur aus Menschen, sondern auch aus anderen Spezies. Als Tarnung
der Zeitagenten die für diese Organisation tätig sind, dienen ordentliche
Berufe. Vorzugsweise der des Weinhändlers, denn Wein wurde in fast allen Zeiten
und von fast jedermann getrunken. Der Time Agent Johann Baumgärtner und sein
Gehilfe Karl Ziegler werden von der TAO
des Jahres 2239 zu Hilfe gerufen, da im jahr 2239 bei einer Leiche eine Nachricht in
Sütterlin gefunden wurde. Johann und Karl stammen aus dem 20. Jahrhundert und
können diese Schrift lesen. Leider ist die Nachricht sehr obskur, man kann
allerdings herausfinden, dass sie im Jahre 1879 verfasst wurde. So begeben sich
die beiden Zeitagenten auf die Spur der Nachricht, um den Mord zu verhindern.
Je weiter sie der Spur der Nachricht folgen, desto unglaublicher ist die
Geschichte, die sich dahinter verbirgt. Schritt für Schritt gehen die beiden
Agenten in der Zeit zurück, bis in das 14. Jahrhundert. Und bald gilt es nicht
nur, einen Mord zu verhindern, sondern das Leben von hunderten Menschen zu
retten. Keine leichte Aufgabe für zwei Männer aber sie bekommen unerwartete
Hilfe.
Kommentar:
Ich habe diese Geschichte 2019 schon ein Mal gelesen,
mittlerweile hat Joachim Sohn sie aber überarbeitet und eine Kurzgeschichte mit
dem Titel »der Schatz von Naica« hinzugefügt. Außerdem wurde diese Ausgabe von
Fabia Zobel illustriert und vor allem die Illustration von Nina ist einfach
entzückend. Mittlerweile erscheinen die »Zeitagenten« bei »Edition Roter Drache«
und ich war wirklich gespannt, ob mich diese neue Ausgabe ebenso begeistern
kann wir die damalige Novelle.
Die geschilderten Ereignisse setzen eine umfassende
Recherche voraus. Mich hat die Erzählung über die Katharer so neugierig
gemacht, dass ich tatsächlich im Internet einiges nachgelesen habe. Wer Joachim
Sohn kennt, weiß natürlich, dass es nicht nur um trockene, historische Fakten
geht, sondern auch Spannung, Humor und aberwitzige Situationen nicht zu kurz
kommen.
Nina, eine Donda, haut die Recken aus einer sehr
unangenehmen Situation heraus, dass sie dabei Mittelerde mit dem Mittelalter
verwechselt, macht dabei keinen großen Unterschied.
Wie bei Asimovs drei Gesetzen der Robotik, haben auch
die Zeitagenten einen Kodex und Regeln, an die sie sich halten müssen. Ich
zitiere sie hier:
1. Ein Zeitagent darf niemals ein Lebewesen töten.
Dies gilt Spezies übergreifend, arbeiten doch Menschen und andere Spezies oft
zusammen und ermitteln auch auf fremden Welten.
2. Ein Zeitagent darf niemals eine Situation
verschlimmern. Das erforder viel Takt-und Feingefühl und auch die Kraft, ggf.
einmal nicht einzugreifen.
3. Ein Zeitagent muss alles daran setzen, die
involvierten Personen zu beschützen. In dieser Geschichte entspannt sich ein
heißer Disput zwischen den Beteiligten, die ihre Optionen sehr genau abwägen
müssen.
4. Verändere einzelne Ereignisse nur so, dass die
Gesamtheit der Ereignisse unverändert bleibt. Das bedeutet natürlich auch, dass
die Hilfsmittel der Agenten der jeweiligen Zeit angepasst sein müssen. Alle
Agenten haben allerdings die Chance, sich bei einem jährlichen Treffen in
Neu-London über Fortschritt und Technik zu informieren und diese ggf. zu nutzen
und ihrer Zeit anzupassen.
Karl formuliert noch eine weitere Richtlinie, über die
seine Vorgesetzten nachdenken.
Neben Nina, hat mir Alphonse am besten gefallen. Er
ist der Kontaktmann der Zeitagenten für das 14. Jahrhundert. Auch er gibt sich
als Weinhändler aus und nutzt seine Tätigkeit, um die besten Weine aus der
Vergangenheit zu bunkern oder sich in einem Wiener Kaffeehaus des 19.
Jahrhunderts ab und zu einen guten Kaffee zu gönnen. Er macht das Beste aus
seiner Situation und genießt das Leben. Im Gegensatz zu ihm wirkt Johann sehr
streng. Ein korrekter Deutscher eben, der alles relativ ernst nimmt. Dazwischen
Karl, der noch in der Ausbildung steckt und Johann als Gehilfe zugeteilt ist.
Der junge Mann entwickelt eine schiere Freude an den Technologien des 23.
Jahrhunderts, an die Möglichkeiten, die sich ergeben und an bestaunt die fremden
Spezies. Seine Neugier wirkt erfrischend, denn auch der Leser ist fasziniert
von dieser Welt und ihren Chancen. Doch wie weit darf man in die Geschichte
eingreifen und sie verändern? Diese Frage hat sich schon mancher Autor gestellt
und Joachim Sohn hat sie mit Bravour gelöst. Mich erinnert die Zeitagenten ein
bisschen an Timeline von Michael Crichton oder auch an die Chroniken der
Zeitpatrouille von Poul Anderson. Natürlich sind das große Namen, mit denen ich
Joachim Sohn hier vergleiche. Er ist vielleicht noch nicht ganz dort angekommen
aber er ist auf dem besten Weg.
2019 hatte ich noch angemerkt, dass die
Aufgliederung der Novelle in einzelne Zeitabschnitte schön gewesen wäre, da die
Agenten einige Jahrhunderte durchstreifen müssen, bevor sie der Lösung des
Falles näher kommen. Das hat der Autor mittlerweile geändert, was ich wirklich
toll finde. Jetzt ist es nur noch etwas mühsam dem Slang von Henry zu folgen,
der einen Mix aus deutscher und englischer Sprache spricht. Grundkenntnisse des
englischen werden hier vorausgesetzt. Sicher kann der Leser auch ohne englisch Kenntnisse
oft herleiten, was Henry sagen möchte aber eben nicht immer. Aber dieser Sprachenmix wirkt auch charmant und macht deutlich, dass die TAO weltübergreifend tätig ist und das Buch bekommt einfach auch eine besondere Note.
Natürlich kennt man das Amt für Aetherangelegenheiten
schon aus den Romanen von Anja Bagus und Joachim Sohn verweist in seinem
Nachwort auch darauf. Besonders gefallen hat mir der Hinweis auf die
Runenzeit-Saga von Mark Bredemeyer, einer
grandiosen Zeitreise Saga. Ein wahres Leckerli für Zeitreisefans.
Das Cover der alten und der neuen Ausgabe möchte ich
nicht vergleichen. Beide entfalten ihre Wirkung aber das neue Cover passt natürlich
perfekt zu den Illustrationen, die es in der damaligen Novelle in der Form
nicht gab.
Desweiteren hat Joachim Sohn hier noch eine
Kurzgeschichte angefügt, in der es um einen Abstecher von Johann und Kurt nach
Mexico geht und in der vor allem Karls Leidenschaft und Experimentierfreude den
beiden Zeitagenten das Leben rettet. Ein
echtes Bonbon für Fans der Zeitagenten und ich bin mir sicher, mittlerweile
gibt es derer viele.
Fazit:
Alles in allem eine spannende, unterhaltsame und
teilweise lehrreiche Geschichte, sprachlich auf sehr hohem Niveau, die Lust auf
mehr macht. Und das *Mehr* ist mittlerweile veröffentlicht.
Titel: Der Fluch
der Katharer
Reihe: die Zeitagenten Band 1
Autor: Joachim Sohn
Verlag: Edition Roter Drache, TB, 243 Seiten
ISBN: 9783968150123
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