Tumanbay war einst die schönste und
mächtigste Stadt des Reiches, die Krone des Universums, geliebt von allen
Menschen. Von nah und fern kamen sie, um hier ihr Glück zu finden, denn es war
bekannt, dass in dieser Stadt sogar ein Sklave zu einem freien und reichen Mann
werden konnte. Das beste Beispiel dafür sind die Brüder Gregor und Qulan, einer
ein stolzer General und Heerführer, der andere Kommandeur der Palastwache und
Meisterspion.
Als Tumanbay fällt stehen die beiden
Männer plötzlich auf verschiedenen Seiten. Gregor dreht sein Fähnchen nach dem
Wind und beugt sich der neuen Königin Maya, Qalan verweigert jede Mitarbeit und
wird ins Gefängnis geworfen, seine Familie muss fliehen.
Kommentar:
Band zwei hat mich ebenso in seinen Bann
gezogen wie sein Vorgänger und ich hatte das Buch in zwei Tagen durch. Ich
möchte nicht so sehr auf den Inhalt eingehen. Als Leser hat man eher das Gefühl
das es sich im Original um ein Buch handelt, denn die Geschichte wird nahtlos
fortgesetzt, es wird auf jegliche Wiederholung verzichtet. Daher ist es besser
das man auch »Stadt der Dolche« gelesen hat, denn nur so kann man begreifen,
wie sehr die Menschen unter dem neuen Regime leiden müssen. Aus der stolzen
Metropole ist eine Witwe in schwarz geworden, jeglichen Schmuckes beraubt.
Ich weiß nichts über die beiden Autoren
John Scott Dryden und Mike Walker. Aber man hat das Gefühl, dass ihre Erzählung
aus dem Leben gegriffen ist. Länder, die in den letzten Jahre eine fortschrittliche
Entwicklung erlebt hatten, sind, durch das Wirken ihrer neuen politischen
Führer, auf dem Rückweg ins Mittelalter. Fanatische Glaubensanhänger zerstören,
verfolgen und unterdrücken die Menschen, Frauen haben keine Rechte. So auch in
Tumanbay. Von der Schönheit der Stadt bleibt nichts übrig, alles Schöne wird
zerstört oder geraubt, um einen weiteren Kriegszug zu finanzieren.
Erstaunlicherweise ist es hier jedoch eine Frau, die diesen Weg des Terrors
einschlägt. Jeder muss um sein Leben fürchten, ein falsches Wort, ein falscher
Blick kann zum Tode führen. Es sind aber auch drei Frauen, die, jede auf ihre
Weise, gegen das neue Regime antreten. Die Reisende und Gelehrte Alkin möchte
sich zuerst aus dem Konflikt heraushalten. Manel, die Tochter Qulans, der sie
in der Wüste begegnet, belehrt sie eines besseren. Das Schicksal der Menschen
darf einem nicht egal sein, nur, weil Ungerechtigkeiten immer und überall passieren
und man sich hilflos fühlt. Manel schließt sich den Rebellen an und begegnet
zufällig Himmel, der Tochter Ibn Bais, die auf der Suche nach ihrem Geliebten
ist. Das Schicksal Himmels zerreißt einem schier das Herz und oft habe ich mich
gefragt, was ein Mensch alles erleiden kann bevor er zerbricht. Und solche
Schicksale erleben in Syrien und auch anderen Ländern heute noch die Menschen
jeden Tag.
Madu, der nominelle Kaiser der Stadt ist
nur eine Marionette, um das Volk bei Laune zu halten. Der ehemalige Großwesir
Cadali bleibt weiterhin die schleimige Ratte, die er seit jeher war und er
unterstützt Effendi Rot, den neuen Regenten der Stadt in allen Belangen. Neben
Effendi Rot sorgt noch der Inquisitor Barakat für Recht und Ordnung. Er scheut
nicht davor zurück, auch kleine Kinder exekutieren zu lassen, sei es nur, dass
sie ein Stück Brot gestohlen haben um zu überleben.
Man sollte meinen, dass Cadali und
Gregor jetzt ein einem Strang ziehen aber die Abneigung der Männer ist genauso
groß wie früher. Cadali ist ein Schwätzer und Angsthase, jedes noch so kleine
Detail, dass ihm zugetragen wird, verrät er an die Eroberer. Gregor bleibt der kühle
und stoische Mann, der er war. Es braucht lange, bis man hinter seine Fassade
schauen kann.
Auch in diesem zweiten Band handeln die jeweiligen Kapitel von einer
Person. Dieses Mal empfand ich sie als nicht so zahlreich wie in Band eins und
die Wechsel erfolgen immer relativ schnell. Die Geschichte wird rasant erzählt
und sie raubt dem Leser regelrecht den Atem, die Spannung steigt von Seite zu
Seite und man fragt sich oft, wer jetzt welche Rolle spielt und wer auf wessen
Seite ist. Und die Autoren sparen nicht mit Überraschungen. Trotz allem muss
ich zugeben, dass mich das Ende tatsächlich etwas enttäuscht hat. Mehr sage ich
aber nicht, ich bin auf eure Meinungen gespannt und werde die Blogbeiträge dazu
verfolgen.
Ich bekomme immer wieder zu hören, dass
mein Lieblingsgenre - High Fantasy - leichte Literatur sei und daher kaum
lesenswert. Diese Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie zwei Autoren es
schaffen, die aktuelle politische Lage einiger Länder in einen Roman einzubauen
und einem somit wieder bewusst machen, welche Ungerechtigkeiten auf der Welt
herrschen. Und wie gerne wir sie ignorieren und wegsehen.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.
Meine Meinung ist nicht gekauft und völlig subjektiv. Dass es mir so gut gefällt liegt an der Kunst der
beiden Autoren, eine wunderbare Geschichte zu erzählen und an Urban Hofstetter,
der das Buch exzellent übersetzt hat.
Fazit:
Für mich sind beide Bände schon jetzt
das Highlight des Jahres 2022. Eine fesselnde, unterhaltsame und spannende
Geschichte, die sehr zu Nachdenken anregt.
Titel: Der vergiftete Thron
Reihe: Tumanbay 2
Autor: Walker Dryden
Verlag: Blanvalet, Softcover, 588 Seiten
ISBN: 9783734163227
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenFreut mich sehr dass dir der zweite Band genauso gut gefallen hat!
Zum Thema High Fantasy oder überhaupt dem breit gefächerten Genre Fantasy: das höre ich auch oft, dass da ja alles "Fantasie" ist und nicht lesenswert...
Und ich betone immer wieder, dass gerade High Fantasy sehr nah an der Realität ist und hier immer reale, aktuelle Themen verarbeitet werden! Regierungen, Machtkämpfe, Unterdrückung etc. genau das wird hier immer wieder durchgespielt. Eben in einem anderen Schauplatz, aber das ändert ja nichts an der Sache ;)
Liebste Grüße, Aleshanee
das sehe ich auch so. Leider fand ich das Ende hier etwas unbefriedigend
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