Es ist das Jahr 2033, die rechtsalternative Partei »der deutsche Weg« erhält regen Zulauf,
die Vergangenheit scheint vergessen. Ihr
Vorsitzender und Parteigründer Bernd Sörensen ist auf dem Vormarsch und könnte
bei den nächsten Wahlen mit seiner Partei
einen haushohen Sieg einfahren.
Diesen Weg hat er seit über 20 Jahren
vorbereitet und in Arthur Hendrich sieht er einen legitimen Nachfolger Adolf
Hitlers. Über Jahre hinweg hat Sörensen diesen
jungen Mann auf seine Zukunft vorbereitet, die Weichen gestellt, dass dessen
Lebensweg dem Adolf Hitlers gleicht.
Und seine Mühen und Vorbereitungen, das lange
Warten scheinen sich bezahlt zu machen. Auf seinem social-media Kanal
unterstützt Arthur Hendrich unwissentlich die Politik der neuen Partei, in dem
er auf aktuelle Missstände hinweist, von denen er meint, dass durch diese Missstände der Jugend
die Zukunft geraubt wird.
Doch Sörensen hat nicht mit der Journalistin Mara Erhardt
gerechnet, die bei ihrer Recherche über
geklonte Kinder und nach und nach Geheimnisse aufdeckt, die lieber im Verborgen
bleiben sollten.
Kommentar:
Ich habe sehr lange an diesem Buch gelesen
und es zwischendurch immer wieder unterbrochen, weil es mich erschreckt und
verstört hat.Ich möchte am liebsten viele Passagen
zitieren um begreiflich zu machen, dass wir durchaus schon auf dem Weg sind,
den der Autor hier aufzeigt:
Seite 230:
»gezielt sprach Arthur seine
Generation an und bediente sich der gleichen Themen wie die „friday-for-future“
Bewegung und die Grünen. Aber er löste dem Klimawandel aus dem internationalen
Kontext heraus und machte ihn zum nationalen Thema. Immer wieder sprach er von
der Heimat, die es zu bewahren galt, von dem CO2, das vorwiegend aus dem
Ausland kam, ausgestoßen von Chinesen, Indern und Amerikanern. Arthur sprach von Heimatschutz, von
Sicherheit und Vertrauen.«
»Und wie nebenbei streifte er auch die Ur-Themen der Rechten:
Einwanderung, Überfremdung, Islamisierung.«
Arthur Hendrich macht in diesem Roman Angela Merkel zum
Sündenbock für die Erstarkung der Rechten, da sie mit ihrem Spruch „wir
schaffen das“ angeblich der Welt Tür und Tor geöffnet hat. Diese aktuellen Bezüge,
die Jens Lubbadeh herstellt, sind es, die den Leser erschrecken, denn es klingt
alles zu realistisch und wahr. Es gibt unermesslich viele dieser aktuellen
Bezüge in diesem Roman und das macht ihn so glaubhaft. Es wird von aufrechten, deutschen Familien
gesprochen, die unter der Zuwanderung leiden,
es wird von Begrüßungsgeld für jedes neugeborene deutsche Kind ohne Migrationshintergrund gesprochen, es wird die Frage gestellt, wie
viel Zuwanderung und Fremdheit ein Volk ertragen kann ohne seine Identität zu
verlieren.
Nachdem Bernd Sörensen den Weg geebnet hat
trifft Arthur Hendrich genau die Herzen seiner Generation. Und als er geoutet
wird, ist der Zulauf noch radikaler, die Emotionen reichen von schierer
Anbetung hin bis zu unvorstellbarem Hass. Er erscheint den einen als Heilsbringer,
den anderen als das personifizierte Böse.
Und hier beginnt für mich das unfassbare Grauen. Ein junger
Mann, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, der auf seinem social-media
Kanals auf die Missstände aufmerksam machen und seine Altersgenossen aufrütteln
möchte. Teilweise sehr radikal aber welcher junge Mensch vertritt seine
Ansichten nicht energisch, meint, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben und grundsätzlich besser
Bescheid zu wissen als die verknöcherten Alten?
Ist es deshalb rechtens, diesem jungen Mann nur
auf Grund seiner Gene, den Prozess zu machen? Für etwas, das vor 100 Jahren
passiert ist, als Arthur nicht einmal geboren war?
Die Hysterie, die Jens Lubbadeh hier
beschreibt, hat mich genauso verstört, wie das Interview, das Bernd Sörensen einem
TV Sender gibt und in der er die parteipolitischen Ziele aufzählt.
Ich habe sofort an den Film »minority report«
denken müssen, den der Autor auch zum Ende des Buches hin erwähnt. Darf man einen Menschen vorverurteilen? Darf man einen Menschen für das, was er
vielleicht machen könnte, zum Tode verurteilen? Sicher, die Rahmenbedingungen,
denen Arthur ausgesetzt war, sind die gleichen, denen Hitler ausgesetzt war.
Doch Arthur ist ein Individuum, ein eigenständiger Mensch ein einer völlig
anderen Zeit. Muss seine Entwicklung unausweichlich dazu führen, dass er zu
einem Massenmörder wird wenn die Voraussetzungen die gleichen sind?
Jens Lubbadeh hat hier die Finger auf viele
wunde Punkte gelegt, vieles klingt zu plausibel, als dass man das Buch einfach
so auf Seite legen könnte. Sicherlich handelt es sich um eine fiktive
Geschichte und Jens Lubbadeh schreibt sie wie eine erzählte und nicht wie eine
erlebte Geschichte, so dass eine gewisse Distanz bleibt. Und das ist auch gut
so, denn so bietet er als Autor keine persönliche Angriffsfläche.
Für mich ein Buch, dass zum Nachdenken
anregt. Das einen bittet, genauer hinzuschauen und alles zu hinterfragen. Dass
einen dazu zwingt, seinen moralischen Kompass zu überprüfen und nachzudenken,
bevor man Parolen und Propaganda aufgreift.
Ich habe auch die anderen Bücher des Autors
gelesen und seine aktuellen Bezüge fesseln mich stets, vor allem die Ereignisse
in »Transfusion« sind auch durchaus vorstellbar.
Vielen dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist rein subjektiv.
Fazit:
Erschreckend
glaubhaft geschildert. Schon bei »er ist
wieder da« habe ich, bei allem Humor, teilweise
fassungslos den Kopf schütteln müssen. Hier geht es mir ebenso.
Titel:
Der Klon
Verlag:
Heyne, Softcover, 477 Seiten ISBN:
9783453320130
Hi Petra, das klingt gut. Ich habe "Er ist wieder da" auch gelesen, ist aber schon lange her. Das hier schau ich mir mal genauer an!
AntwortenLöschenLiebe Grüße und Gute Besserung!
Kerstin