In der Bibliothek für okkulte Fälle ist
Despina Jones Ermittlerin der besonderen Art: Als Nekromantin kann sie mit den
Geistern Verstorbener reden. Doch auch Tote können launenhafte, eigensinnige
Zeugen sein. Bei der Auflösung ihrer Fälle wird sie von einem vielseitigen Team
unterstützt, das in der antiquarischen Bibliothek ihres Onkels sitzt.
Ein Priester bittet das Ermittler-Team um Hilfe, als ein Leichnam in einer der
ältesten Kirchen Londons entdeckt wird. Der unbekannte Mann wurde wie Christus
ans Kreuz genagelt.
Despina tappt im Dunkeln, da der Verstorbene sich selbst für Jesus hält und
seiner Wiederauferstehung entgegenfiebert. Bald findet sich das Team in einem
Strudel religiöser Denkweisen und Praktiken wieder, der es an die Pforten ihrer
persönlichen Hölle bringt.
Kommentar:
Normalerweise kopiere ich nicht den Klappentext aber zu
diesem Buch ist es mir nicht gelungen, eine einfache und kurze Zusammenfassung
zu schreiben.
Ich habe mir das Buch gewünscht, weil
mich sowohl das Cover als auch diese Zusammenfassung sehr neugierig gemacht
haben. Dazu wurde es noch von einem meiner Lieblingsverlage veröffentlicht und
bisher hat mich jedes Buch aus dem Acabus Verlag, das ich gelesen habe,
mitgerissen und begeistert. Dieses leider nicht. Meine Meinung ist rein
subjektiv und jedes Buch findet seinen Leser, daher lasst auch nicht
abschrecken und bildet euch selbst eine Meinung.
Sprachlich konnte mich die
Geschichte absolut nicht überzeugen. Sie spielt im heutigen London und Despina und ihre
Mitstreiter sprechen wie Du und ich. Im Laufe der Geschichte unterhält sich die
junge Frau, die mit den Toten reden kann, unter anderem mit einem verstorbenen Jugendlichen
aus der Londoner Unterschicht, mit dem Schriftsteller Umberto Ecco und John
Dee, einem britischen Mathematiker und Astrologen. Leider »reden« alle diese
Personen in der gleichen Sprache ohne jeglichen Eigenheit. Hier hätte ich
erwartet, dass ein Dialog mit einem Italiener doch immerhin einige italienische
Floskeln enthält, ein Dialog mit einem Mann des 17. Jahrhunderts etwas
antiquiert wirkt und das sich ein Jugendlicher eher salopp und
umgangssprachlich ausdrückt. Leider reden alle »gleich«. Vor allem der
Abschnitt des Jungen wirkt so völlig fremd und fern und seine Lebensgeschichte hat
mich, trotz seines grausamen Schicksals, nicht berührt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass ein Jugendlicher sich so gewählt ausdrückt und Fremdwörter
benutzt, die noch nicht einmal ich kenne. Hier hat der Autor eine großartige
Chance vertan, die Erzählung lebendig wirken zu lassen.
Mein zweiter Kritikpunkt ist
rein persönlicher Natur. Ich fand die Geschichte zu abstrus. Ich bin Fantasyfan
und lese viel unglaubliches und phantastisches "aus und von"
außergewöhnlichen Welten. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sich
jemand selber an ein Kreuz nagelt, auch nicht aus Liebe zu einem anderen
Menschen. Hier fehlt mir jegliche Vorstellungskraft. Ich denke aber, dass Fans
von Horrors und Mystery hier voll auf ihre Kosten kommen. Nur gibt der
Klappentext das nicht her. Mir ging es wie vielen anderen Lesern. Ich hatte,
auf Grund der Beschreibung, eher so etwas wie Harry Dresden oder Nebula
Convicto erwartet.
Und leider sind die
Charaktere sehr stereotyp. Despina Jones, die bei ihrem bibliophilen Onkel
aufwächst, unterhält sich oft mit ihrer verstorbenen Großmutter, die aus der
Karibik kommt, was man als Leser sofort mit Voodoo assoziiert. Die treue
Freundin, die unsterblich in Despina verliebt ist, keine Chance auf Erfüllung
dieser Liebe hat aber trotzdem bereit ist, ihr Leben für die Freundin zu geben.
Der Nerd bzw. die Nerdin (wie nennt man das weibliche Pendant?) die im Keller
sitzt (wieso sitzen die eigentlich immer alle im Keller?) und von dort alles im
Blick behält. Und der alte Bibliothekar, der mich sehr an »Rupert Giles« aus
der Serie »Buffy« erinnert oder auch an Flynn Carson aus der Serie »the quest«.
Trevor Farkas, der über das gleiche Talent verfügt wie Despina Jones, stellt
sich auf die Seiten des Bösen. Die Intention dieses »Bösen« mit Namen »der
Priester« erschließt sich mir überhaupt nicht. Einerseits hat er alles im Griff,
überwacht alles und ist dem Team immer einen Schritt voraus, andererseits
stellt er sich teilweise so dumm an, das erinnert mich an die James Bond
Bösewichte, die ja auch nie durch Intelligenz überzeugen konnten. Wie gesagt,
mir war das zu viel Klischee.
Mit 290 Seiten ist das Buch
relativ dünn. Der Autor verzichtet auf Ausschweifungen, die Geschichte führt geradlinig
zum Ziel. Trotzdem erfährt der Leser einiges über das Leben Despinas, was mir
sehr gut gefallen hat. Auch die Dialoge mit den »Toten« geben dem Roman eine
gewisse Würze. Der Autor weiß sich eloquent auszudrücken, die Geschichte liest
sich flüssig und ist durchaus spannend. Nur, wie gesagt, sprachliche Anpassungen
an die Charaktere wäre überzeugender gewesen.
Ich habe die Geschichte zu
Ende gelesen aber zu einem zweiten Band werde ich nicht greifen. Mir persönlich
war es zu blutig, grausam und tatsächlich leider zu unglaubwürdig. Ich weiß
nicht, wie ich es anders ausdrücken soll aber ich kann mir nicht vorstellen,
dass Menschen so agieren. Ich lese aber auch keine blutigen Thriller, wo die Täter
durchaus immer wieder zu solchen brutalen und abartigen Methoden a la »criminal
minds« greifen.
Ich persönlich denke, mit
einem anderen Cover (das Cover ist wunderschön) und einem anderen Klappentext
würde das richtige Klientel angesprochen. Das Cover erinnert mich eher an die
»uralte Metropole«, an ein verträumtes und seltsames London, in dem unheimliche
Dinge geschehen wie bei »Grayson Steel« aber diese Geschichte ist alles andere
als das.
Es tut mir etwas weh, eine
doch eher negative Rezension zu verfassen aber vielleicht bringt es Trillerfans
eher dazu, sich an diese interessante Geschichte heranzutrauen und hält
Fantasyfans davon ab, eine Enttäuschung zu erleben. Mit der richtigen Zielgruppe
wird diesem Roman sicher ein Erfolg gelingen.
Fazit:
Eine spannende Geschichte,
die sich meines Erachtens an die falsche Zielgruppe richtet. Sprachlich
perfekt, zu perfekt und nicht angepasst an die Charaktere. Aber es ist
ausbaufähig und das Team wird sicher seine Fas finden.
Titel: Despina Jones und die
Fälle der okkulten Bibliothek
Serie: Despina Jones
Autor: Tobias Bachmann
Verlag: Acabus Verlag, TB,
290 Seiten
ISBN: 9783862827794
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