25 September 2021

Despina Jones & die Fälle der okkulten Bibliothek

 

Klappentest:
 
In der Bibliothek für okkulte Fälle ist Despina Jones Ermittlerin der besonderen Art: Als Nekromantin kann sie mit den Geistern Verstorbener reden. Doch auch Tote können launenhafte, eigensinnige Zeugen sein. Bei der Auflösung ihrer Fälle wird sie von einem vielseitigen Team unterstützt, das in der antiquarischen Bibliothek ihres Onkels sitzt. 
Ein Priester bittet das Ermittler-Team um Hilfe, als ein Leichnam in einer der ältesten Kirchen Londons entdeckt wird. Der unbekannte Mann wurde wie Christus ans Kreuz genagelt. 
Despina tappt im Dunkeln, da der Verstorbene sich selbst für Jesus hält und seiner Wiederauferstehung entgegenfiebert. Bald findet sich das Team in einem Strudel religiöser Denkweisen und Praktiken wieder, der es an die Pforten ihrer persönlichen Hölle bringt.
 
Kommentar: 
Normalerweise  kopiere ich nicht den Klappentext aber zu diesem Buch ist es mir nicht gelungen, eine einfache und kurze Zusammenfassung zu schreiben. 
Ich habe mir das Buch gewünscht, weil mich sowohl das Cover als auch diese Zusammenfassung sehr neugierig gemacht haben. Dazu wurde es noch von einem meiner Lieblingsverlage veröffentlicht und bisher hat mich jedes Buch aus dem Acabus Verlag, das ich gelesen habe, mitgerissen und begeistert. Dieses leider nicht. Meine Meinung ist rein subjektiv und jedes Buch findet seinen Leser, daher lasst auch nicht abschrecken und bildet euch selbst eine Meinung. 
Sprachlich konnte mich die Geschichte absolut nicht überzeugen. Sie spielt im  heutigen London und Despina und ihre Mitstreiter sprechen wie Du und ich. Im Laufe der Geschichte unterhält sich die junge Frau, die mit den Toten reden kann,  unter anderem mit einem verstorbenen Jugendlichen aus der Londoner Unterschicht, mit dem Schriftsteller Umberto Ecco und John Dee, einem britischen Mathematiker und Astrologen. Leider »reden« alle diese Personen in der gleichen Sprache ohne jeglichen Eigenheit. Hier hätte ich erwartet, dass ein Dialog mit einem Italiener doch immerhin einige italienische Floskeln enthält, ein Dialog mit einem Mann des 17. Jahrhunderts etwas antiquiert wirkt und das sich ein Jugendlicher eher salopp und umgangssprachlich ausdrückt. Leider reden alle »gleich«. Vor allem der Abschnitt des Jungen wirkt so völlig fremd und fern und seine Lebensgeschichte hat mich, trotz seines grausamen Schicksals, nicht berührt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Jugendlicher sich so gewählt ausdrückt und Fremdwörter benutzt, die noch nicht einmal ich kenne. Hier hat der Autor eine großartige Chance vertan, die Erzählung lebendig wirken zu lassen. 
Mein zweiter Kritikpunkt ist rein persönlicher Natur. Ich fand die Geschichte zu abstrus. Ich bin Fantasyfan und lese viel unglaubliches und phantastisches "aus und von" außergewöhnlichen Welten. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sich jemand selber an ein Kreuz nagelt, auch nicht aus Liebe zu einem anderen Menschen. Hier fehlt mir jegliche Vorstellungskraft. Ich denke aber, dass Fans von Horrors und Mystery hier voll auf ihre Kosten kommen. Nur gibt der Klappentext das nicht her. Mir ging es wie vielen anderen Lesern. Ich hatte, auf Grund der Beschreibung, eher so etwas wie Harry Dresden oder Nebula Convicto erwartet. 
Und leider sind die Charaktere sehr stereotyp. Despina Jones, die bei ihrem bibliophilen Onkel aufwächst, unterhält sich oft mit ihrer verstorbenen Großmutter, die aus der Karibik kommt, was man als Leser sofort mit Voodoo assoziiert. Die treue Freundin, die unsterblich in Despina verliebt ist, keine Chance auf Erfüllung dieser Liebe hat aber trotzdem bereit ist, ihr Leben für die Freundin zu geben. Der Nerd bzw. die Nerdin (wie nennt man das weibliche Pendant?) die im Keller sitzt (wieso sitzen die eigentlich immer alle im Keller?) und von dort alles im Blick behält. Und der alte Bibliothekar, der mich sehr an »Rupert Giles« aus der Serie »Buffy« erinnert oder auch an Flynn Carson aus der Serie »the quest«. Trevor Farkas, der über das gleiche Talent verfügt wie Despina Jones, stellt sich auf die Seiten des Bösen. Die Intention dieses »Bösen« mit Namen »der Priester« erschließt sich mir überhaupt nicht. Einerseits hat er alles im Griff, überwacht alles und ist dem Team immer einen Schritt voraus, andererseits stellt er sich teilweise so dumm an, das erinnert mich an die James Bond Bösewichte, die ja auch nie durch Intelligenz überzeugen konnten. Wie gesagt, mir war das zu viel Klischee. 
Mit 290 Seiten ist das Buch relativ dünn. Der Autor verzichtet auf Ausschweifungen, die Geschichte führt geradlinig zum Ziel. Trotzdem erfährt der Leser einiges über das Leben Despinas, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die Dialoge mit den »Toten« geben dem Roman eine gewisse Würze. Der Autor weiß sich eloquent auszudrücken, die Geschichte liest sich flüssig und ist durchaus spannend. Nur, wie gesagt, sprachliche Anpassungen an die Charaktere wäre überzeugender gewesen. 
Ich habe die Geschichte zu Ende gelesen aber zu einem zweiten Band werde ich nicht greifen. Mir persönlich war es zu blutig, grausam und tatsächlich leider zu unglaubwürdig. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen so agieren. Ich lese aber auch keine blutigen Thriller, wo die Täter durchaus immer wieder zu solchen brutalen und abartigen Methoden a la »criminal minds« greifen.
 
Ich persönlich denke, mit einem anderen Cover (das Cover ist wunderschön) und einem anderen Klappentext würde das richtige Klientel angesprochen. Das Cover erinnert mich eher an die »uralte Metropole«, an ein verträumtes und seltsames London, in dem unheimliche Dinge geschehen wie bei »Grayson Steel« aber diese Geschichte ist alles andere als das. 
Es tut mir etwas weh, eine doch eher negative Rezension zu verfassen aber vielleicht bringt es Trillerfans eher dazu, sich an diese interessante Geschichte heranzutrauen und hält Fantasyfans davon ab, eine Enttäuschung zu erleben. Mit der richtigen Zielgruppe wird diesem Roman sicher ein Erfolg gelingen. 
 
Fazit: 
Eine spannende Geschichte, die sich meines Erachtens an die falsche Zielgruppe richtet. Sprachlich perfekt, zu perfekt und nicht angepasst an die Charaktere. Aber es ist ausbaufähig und das Team wird sicher seine Fas finden.
 
Titel: Despina Jones und die Fälle der okkulten Bibliothek 
Serie: Despina Jones 
Autor: Tobias Bachmann 
Verlag: Acabus Verlag, TB, 290 Seiten 
ISBN: 9783862827794

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