Elvira Schirra ist entsetzt, als vor
ihren Füßen eine junge Frau zusammenbricht und kurz darauf stirbt. Vor ihrem
letzten Atemzug übergibt sie der Rentnerin ein Baby, mit der Bitte, sich um es
zu kümmern. Das einzige, was die Mutter dem Baby mitgab, war der Name »Florin«.
Mehr als zwölf Jahre kümmerte sich
Elvira um den Jungen. Zusammen lebten sie in ihrem kleinen, denkmalgeschützten
Häuschen in einem Hinterhof, in einer Stadt, wo sich niemand für die Nachbarn
interessiert.
Für ein Kind hatte Florin ein schönes
Leben, er musste nicht zur Schule und lernte von seiner »Oma Elvira« alles, was
man so zum Leben braucht. Und Klavierspielen. Der Junge hatte ein unglaubliches
Talent dafür und Elvira, die früher als Klavierlehrerin gearbeitet hatte, brachte
ihm alles bei, was sie konnte. Seine einzige Freundin war ein Mädchens Namens
Paula, der er zufällig im Hinterhof begegnete. Aber Freunde stellen zu viele
Fragen, daher musste Florin vorsichtig sein, was er Paula erzählte und so
bastelte er sich ein Lügengebilde zusammen.
Als Elvira eines Tages stirbt, bleibt
Florin alleine zurück. Nicht einmal Paula erzählt er von dem Tod der alten Dame
und in der Anonymität einer großen Stadt fällt es nicht auf, wenn ein Junge
alleine lebt. Da niemand von dem Tod der alten Frau erfuhr, wird ihre Rente
weiter bezahlt, so dass der Junge ein Einkommen hat. Als allerdings Paula
hinter das Geheimnis kommt und ihrer Mutter erzählt, dass Florin alleine in dem
Haus lebt, schaltet dieses das Jugendamt ein.
Der Vertrauensbruch erweist sich für
Florin letztendlich als Glücksfall, denn er findet eine wunderbare
Pflegefamilie und das unglaubliche Abenteuer »Leben« beginnt.
Kommentar:
Ich habe schon mehrere Bücher der
Autorin gelesen und als sie mir »das unsterbliche Nashorn« anbot, habe ich
keinen Moment gezögert. Ihre Geschichten sind unglaublich schön und sie erzählt
sie mit wunderbar, warmherzigen Worten. In jeder Geschichte steckt auch eine
kleine Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Hier mag es sein: » Jeder Mensch
ist ein Individuum und sollte als solches geschätzt und geachtet werden. Dabei
spielt es keine Rolle, wo er herkommt oder ob er gehandicapt ist.«
Zu Beginn der Geschichte denkt man:
»Wow, keine Schule, aufstehen wann man möchte, keine Eltern, die einem sagen,
was man zu und zu lassen hat. Jeden Tag ein Lieblingsessen und viel Freizeit. Was
für ein Traum.«
Doch je weiter man liest, desto
nachdenklicher wird man. Die Anonymität der Großstadt schützt einen, macht aber
auch einsam. Florin hat keine Geburtsurkunde, keinen Nachnamen und keinen Pass.
Er existiert somit eigentlich gar nicht. Dem neugierigen Hausmeister wird
vorgelogen, dass Florins Eltern im Ausland arbeiten. Florin lebt mit Elvira
völlig alleine und isoliert, er hat keine Freunde. Eine alte Oma zu haben, die
einen verwöhnt, ist sicherlich schön aber die Situation erfordert viele Lügen,
über die man letztendlich stolpern muss.
Als Florin zur Familie Fabricius kommt,
ist er zu Beginn sehr unsicher. Aber
deren eigene Kinder Amelie und Lenni helfen ihm über die ersten Unsicherheiten
hinweg. Kinder sehen die Welt mit ihren eigenen Augen, sind unvoreingenommen
und neugierig. Sie akzeptieren Florin so wie er ist und helfen ihm, seine Scheu
zu überwinden.
Auch in die Schule muss Florin jetzt.
Dort trifft er auf Max, der sein bester Freund wird.
Sowohl Paula, als auch Max und die Fabricius
leben in unterschiedlichen Familienkonstellationen, was ja auch der Realität
entspricht. Heutzutage werden viele Ehen geschieden, die Eltern pendeln
zwischen den Elternteilen hin und her, müssen sich mit Stiefeltern arrangieren,
was manchmal gut geht oder auch nicht.
Dorothe Flechsig beschreibt die mit sehr
verständlichen und schönen Worten, die einem ans Herz gehen. Ich mochte Florin
vom ersten Moment an und auch die anderen Kinder wachsen einem ans Herz. Vor
allem Max, der dem Leben immer eine positive Seite abgewinnt. Florins Herz wird
jedoch immer Paula gehören, seiner ersten und besten Freundin.
Die Kinder erleben einige Abenteuer
zusammen, hüten Geheimnisse und bleiben ihr Leben lang verbunden. Auch wenn ein
Teil der Geschichte »Fantasie« ist, wirkt sie realistisch und macht den Leser
nachdenklich. Man beginnt darüber zu sinnieren, was der größte Wunsch im Leben
ist. Ist es der, der einen reich oder der, der einen glücklich macht? Und wie
definiert man Glück? Für Max ist es etwas völlig anderes als für Florin oder
Lenni.
Ich überlege noch.
Das Cover besticht durch seinen leichten
Glitzereffekt, es ist in verschiedenen Blautönen gehalten und zeigt Ori, das
Nashorn. Ja, denn auch das Nashorn spielt eine Hauptrolle in diesem Buch aber
darüber zu erzählen würde euch die Spannung nehmen. Erlest es euch selbst.
Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte, die auch
das Herz eines erwachsenen Lesers erfreut. Eine Geschichte mit viel Fantasie
und Warmherzigkeit, die man unbedingt seinem Kind vorlesen sollte. Dabei scheut
sich Dorothea Flechsig auch nicht, traurige Themen anzusprechen aber das gehört
ebenso zum Leben wie die Freude.
Ich bedanke mich von Herzen für dieses
schöne Buch und ich freue mich auf weitere Werke der Autorin.
Titel: Das unsterbliche Nashorn
Autorin: Dorothea Flechsig
Verlag: Glückschuh Verlag
ISBN: 9783943030785
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