Ala und Stennis sind seit ihrer Kindheit
die engsten Freunde. Seit das kleine Mädchen im Waisenhaus ankam, kümmerte sich
der Junge um sie, beschützte sie und machte ihr Mut.
Als sie das Waisenhaus verlassen
mussten, gingen sie zu den Illendrea Minen, wo Stennis eine Arbeit im Bergwerk
annahm und Ala in der Küche arbeitete.
Als Stennis bei einem Grubenunglück ums
Leben kommt, steht die junge Frau plötzlich alleine da. Das möchte der Minenvorsteher
Gunder Hrain zu seinem Vorteil nutzen. Als er versucht, die junge Frau zu
vergewaltigen, bricht sie ihm die Nase und flüchtet in die Wüste. Sie weiß,
dass diese Flucht ihren Tod bedeutet. Ohne Wasser und Nahrung, ohne Kleidung
und warmen Decken und ohne Kenntnis über die raren Wasserstellen gibt es kaum
Hoffnung auf überleben.
Dexter Fhrynn vegetiert in der Stadt Realtaris
vor sich hin. Er verdient sein Geld mit Schaukämpfen, um seinen Lebensunterhalt
zu bestreiten. Als Laufbursche des obersten Hohepriesters des »Ordens der
Faaraah« wird er zu den Minen geschickt, um eine Ladung eines kostbaren Metalls
abzuholen. Der Hohepriester befürchtet, dass Gunder Hrain nach dem Minenunglück
die Preise erhöhen möchte. Dexter soll ihn davon überzeugen, dies zu
unterlassen.
Nach dem Einsatz einiger schlagkräftiger
Argumente, die auch die schon gebrochene Nase weiter in Mitleidenschaft ziehen,
macht sich Dexter auf den Rückweg in die Stadt. Und es kommt, wie es kommen
muss, Ala und Dexter begegnen sich. Ala rettet Dexter das Leben, in dem sie
ihre heilenden Kräfte einsetzt, eine seltene Gabe in dieser Welt. Dexter
versucht, Ala dazu überreden, dass sie ihn in die Stadt begleitet, um seiner
großen Liebe Gilla zu helfen, die durch Folter den Verstand verloren hat. Als
Ala sich weigert, entführt er sie kurzerhand und ab da beginnt eine rasante
Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat.
Kommentar:
Wie kann man ein Buch den Leser*Innen
näher bringen, dass einen so überzeugt hat, dass man es nicht mehr aus der Hand
legen konnte. Viele Leser*Innen scheuen sich, nach einem Selfpublisher Buch zu
greifen oder eine Autorin zu lesen, die noch gänzlich unbekannt ist. Und
verpassen dadurch eine wirklich überzeugende
Geschichte. Hier stimmt einfach alles. Das erste Buch von Silke K. Weiler ließ
schon ahnen, was in ihr steckt. Zwar war es streckenweise etwas zu lang aber im
letzten Drittel kam man nicht mehr zum Luft holen, so hatte sie an Tempo zugelegt.
Hier beginnt sie schon rasant und von
Seite zu Seite wird es spannender. Dabei spielt der Hauptteil der Handlung nur
in der Stadt Realtaris. Früher herrschte dort das Fürstenhaus »de Realta« Als
die Bewohner mit dem dekadenten Lebensstil des Adels und ihrer
Verschwendungssucht nicht mehr einverstanden waren, unterstützen sie die den
Orden, der einen Umsturz plante. Aber es war lediglich ein Tausch Pest gegen
Cholera und seit Sijj Bolten den Orden leitet ist es schlimmer denn je. Menschen
mit besonderen Begabung oder andersartiger Gestalt werden von der Kirche
verfolgt, gefoltert und letztendlich im reinigenden Feuer verbrannt. Dabei ist
es egal, ob das Opfer wirklich über Fähigkeiten verfügt oder einfach nur von
Neidern denunziert wird. Als Ala nach Realtaris
zurückkehrt, weiß sie, dass sie durch ihre Fähigkeiten, sollte diese entdeckt
werden, in großer Gefahr schwebt . Aber natürlich kann sie sich gegen das Leid
der Bewohner nicht wehren und beginnt, die Menschen zu heilen.
Hier haben wir zwei sehr gegensätzliche
Charaktere. Auf der einen Seite eine junge Frau, die an das Gute in den
Menschen glaubt und versucht, ihnen zu helfen. Sie fungiert als Vermittlerin
zwischen Dexter und anderen Personen, die in ihm lediglich einen Handlanger des
Ordens sehen. Wie schon in der »Legende vom steinernen Buch« wird hier die
Frage aufgeworfen: Was ist ein Mensch bereit zu verzeihen, was kann er
verzeihen? Wie viel Gutes muss ein Mensch tun, um die Fehler der Vergangenheit
auszugleichen? Ala, die Dexter erst seit kurzem kennt, weiß nichts über seine
Vergangenheit. Andere allerdings sehen in ihm einen Schlächter und Mörder und
somit hat die junge Frau die schwere Aufgabe, die anderen »Missbegabten« davon
zu überzeugen, dass Dexter auf ihrer Seite steht.
Dexter ist ein Zyniker durch und durch,
der nicht mehr an die Menschheit glaubt. Sein einziges Ziel ist es, seine große
Liebe Gilla zu retten und sie durch Ala heilen zu lassen. Dabei geht er
sprichwörtlich über Leichen. Die Naivität der jungen Ala raubt ihm den letzten
Nerv aber er ist auf sie angewiesen und fügt sich daher oft ihren Marotten. Und
so rutscht er eher unfreiwillig in den Kampf gegen den Orden hinein.
Auch die Nebenfiguren überzeigen auf
ganzer Linie. Vor allem Kyren Iddrell, der die Ausrichtung der Käfigkämpfe organisiert,
hat es mir angetan. Ein Charmeur und Schlitzohr, der noch aus Scheiße Geld
machen kann und der einzige Freund von Dexter ist. Und eine weitere Person »der
Mann, den man stets vergisst«. Sogar die Autorin hat ihn im Personenregister
vergessen, was er wirklich nicht verdient hat. Immerhin sorgt er für die
wenigen heiteren Momente im Buch, wenn er plötzlich etwas sagt und alle
zusammenzucken, weil sie ihn schon wieder vergessen hatten. So eine
»Missbegabung« hat durchaus ihre Vorteile.
Die Autorin hat eine Karte der Umgebung
so wie ein Personenregister beigefügt, meine Idee für später wäre es, statt
einer Landkarte eine Stadtkarte zu zeichnen, da die Ereignisse ja hauptsächlich
in Realtaris stattfinden. Die bedrückende und beklemmende Atmosphäre durch die Diktatur
der Kirche und die Angst der Menschen vermittelt Silke K. Weiler sehr
überzeugend.
Sprachlich gibt es an diesem Buch nichts
auszusetzen, die Geschichte lässt sich flüssig lesen und fesselt ungemein. Das
Buch ist mit 348 Seite nicht zu umfangreich. Es handelt sich um einen
Einzelband, man kann also mutig zugreifen, ohne sich auf eine endlose neue
Fantasyreihe einzulassen.
Fazit:
Für mich gehört dieser Roman jetzt schon zu den
Highlights 2021.
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar.
Meine Meinung ist rein subjektiv und keine Werbung, Das Buch ist einfach so
gut, lasst euch durch die Geschichte überzeigen.
Autorin: Silke K. Weiler
Titel: Stadt ohne Nacht
Verlag: Selfpublishing, TB, 348 Seiten
ISBN: 9783753443522
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