17 April 2021

Die Zeit der Finsternis (Blut und Knochen Band 3) von John Gwynne

 

Hier handelt es sich um den Abschlussband der Saga »Blut und Knochen« von John Gwynne. Während »die Getreuen und die Gefallenen« aus vier Bänden besteht, handelt es sich hier um eine Trilogie. Der letzte Band beinhaltet allerdings annähernd 900 Seiten. Meines Erachtens sind das gut 200 Seiten zu viel, denn am Ende verliert sich der Autor in den Beschreibungen endloser Schlachten und dabei gehen die Charaktere leider etwas unter. 
Die Ben-Elim und der »Orden des strahlenden Sterns« haben sich im Laufe der Zeit zerstritten. Während sich die Ben-Elim den Sieg über Asroth auf die Fahne schreiben und sich  zum Herrscher über die Menschheit erklären, kennen die Mitglieder des Ordens die Wahrheit und fügen sich den »Weißschwingen« nicht. 
Riv, die unter der Herrschaft der Ben-Elim aufgewachsen ist und nichts anderes kennt als gnadenlosen Drill und unbedingten Gehorsam ist fasziniert von der Welt des Ordens. 
Wie schon zuvor der junge Drem, wird sie vorbehaltlos als Kameradin akzeptiert, ihre Herkunft spielt keinerlei Rolle. In dem Fährtenleser Keld findet sie einen väterlichen Freund und Cullen und Drem werden ihre täglichen Begleiter. Dem Motto »Mut und Wahrheit« kann sie leichten Herzens folgen und die Treue und Kameradschaft geben ihr ein unerwartetes Gefühl von Wärme und Heimat. 
Der junge Krieger Bleda, nun Anführer seines Volkes, reist in seine Heimat um den Clan der Sirak zu sammeln und in den Krieg gegen Asroth zu führen. Mit Entsetzen muss er feststellen, dass sein Volk abgeschlachtet wird. Überall, wo er hinkommt, findet er zerstörte Lager und verstümmelte Tote. Er weiß sofort, wer hinter diesen Morden steckt, hat er doch die stolze Jin abgewiesen, mittlerweile Königin der Cheren. Und der Hass einer verschmähten Frau ist tiefer, als ein Mann sich vorstellen kann.
 
Dies sind nur zwei der Schicksale, die hier im Buch beschrieben werden. 
Neben alten Bekannten wie die sprechende Krähe Graf sind auch die Giganten Balur Einauge, seine Tochter Ethlinn oder Alcyon mit dabei, eine schöne Verknüpfung zu der vorherigen Geschichte um Corben. 
Der Wechsel zwischen den einzelnen Personen erhöht die Spannung ungemein. Die Kapitel sind in Riv, Drem, Bleda, Jin und  Fritha unterteilt, so dass man als Leser beide Sichtweisen erfährt. Fritha ist für mich eine sehr ambivalente Figur und ich habe fast Mitleid mit ihr, als sie erfährt, inwieweit der Orden heimlich in die Geschehnisse »Jägerhütte» eingegriffen hat. Was wäre wohl ihr Schicksal gewesen, hätte sie früher davon gewusst?
Drem ähnelt ein wenig Corben, obwohl man eher vermuten könnte, dass Cullen diese Rolle übernimmt. Bei Cullen fehlt mir etwas die Tiefe und Ernsthaftigkeit, für ihn ist Krieg nur ein Spiel, in dem er sich endlich beweisen kann. Er handelt ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Das führt sicher auch manchmal zum Erfolg, bringt die Freunde aber auch oft in Gefahr. Drem ist der ruhigere der beiden Freunde. Die Einsamkeit, fernab der Zivilisation hat ihn zu einem ernsthaften jungen Mann reifen lassen, der sich nur langsam öffnet. Auch für ihn ist Keld ein väterlicher Freund geworden. 
Neben den Menschen spielen auch Tiere hier eine große Rolle im Krieg gegen Asroth. Hammer ist die stärkste und klügste Bärin der Giganten. Und Graf, sowie seine Nachfahren, sind immer noch als Kundschafter eine große Hilfe. Fritha reitet auf »Zorn« einem Draaken, der ihr treu ergeben ist. Und für die Clans der Sirak und Cheren sind ihre Pferde ihre Begleiter und Freunde, von der Schnelligkeit der Pferde hängt oft ihr Überleben ab. 
Obwohl ich letztendlich viele Selten überblättert habe, weil mir das Kampfgeschehen zu langatmig war, hat mich die Geschichte der Charaktere sehr gepackt. Der Autor scheut dabei auch nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück, was mir manchmal wirklich die Tränen in die Augen getrieben hat. Aber Krieg ist grausam und brutal. 
Sprachlich ist das Buch auf hohem Niveau und Wolfgang Thon hat eine gelungene Übersetzung abgeliefert. Mittlerweile selber Autor spannender Fantasy Romane, weiß er wohl auch, worauf es ankommt. 
Das Buch beinhaltet eine Karte und ein Personenregister und wer die Geschichte aufmerksam verfolgt hat weiß, dass John Gwynne sicher noch nicht am Ende der Geschichte angelangt ist. 
Ich bedanke mich bei Randomhouse für das Rezensionsexemplar. Ich reduziere sie ja dieses Jahr drastisch aber den Abschluss der Saga wollte ich nicht verpassen.
 
Fazit: 
Ein Highlight für Fans der High Fantasy oder epochalen Fantasy. Allerdings würde ich jedem empfehlen, zuerst die »Getreuen und die Gefallenen« zu lesen, da dieser Zyklus darauf aufbaut. Es lohnt sich auf jeden Fall.
 
Reihe: Blut und Knochen 
Autor: John Gwynne (Wolfgang Thon) 
Verlag: Blanvalet, Softcover, 844 Seiten 
ISBN: 9783734161964

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