Mark Jacobs und Iliana Kornblum haben es
geschafft. Nach jahrelangen Forschungen haben sie ein Heilmittel gegen
Alzheimer entdeckt. Der Pharmakonzern Astrada bringt das Medikament Namens »Bimini«
den Markt und scheffelt Millionen. Doch damit nicht genug. Die Forschungen an
dem Medikament lassen erkennen, dass es, bei entsprechender Modifizierung, auch
für andere Krankheiten anwendbar ist.
Als im Hamburger Hafen ein Container
untersucht und darin die Leichen von fünf indischen Mädchen entdeckt werden,
scheint es zuerst keinen Zusammenhang zwischen dem Pharmakonzern und den
Leichen zu geben. Zwar halten alle der fünf Opfer ein Kuscheltier von Astrada
im Arm, doch diese Spielzeuge werden überall auf der Welt als Werbemittel
verteilt. Gerade in den ärmeren Länder ist der Konzern angeblich karitativ
tätig
Die Reaktionen des Vorstands und ihres
Kollegen Mark wecken allerdings Zweifel in Iliana. Als sie beginnt, eigene
Nachforschungen anzustellen, bringt sie sich und ihre Familie in große Gefahr.
Und auch wenn ihr eigener Vater an Alzheimer erkrankt ist, möchte die junge
Forscherin wissen, ob das Medikament in der Herstellung ethisch und moralisch einwandfrei
ist.
Kommentar:
Dieses Buch ist der dritte Roman des Autors
Jens Lubbadeh und wie die vorherigen beiden Bände, greift der Autor hier ein brisantes
Thema auf, das den Leser sehr nachdenklich stimmt. Obwohl es sich um einen Science
Fiction Thriller handelt, bekommt der Leser das Gefühl, dass diese Ereignisse
hier und jetzt stattfinden. Sie sind absolut glaubhaft und überzeugend
geschildert und ich war stellenweise fassungslos. Ich habe mich bisher nie
großartig damit befasst, wo die Medikamente herkommen, die mir verschrieben
werden aber dieses Buch zwingt einen zum umdenken.
Viele der beschriebenen Praktiken werden
sicherlich genauso heute angewendet. Die geschilderten Experimente mit den
Mäusen fand ich unendlich grausam. doch das ist nur der Anfang einer
unglaublichen Kette an Grausamkeiten. Wie Iliana, kommen dem Leser hier
moralische Zweifel. Die Moral gebietet, dass man diese Art der Forschung strikt
ablehnt. Ab was ist, wenn man selber an einer bisher unheilbaren Krankheit
leidet und plötzlich die Rettung in Form einer kleinen Tablette oder einer
Spritze vor einem liegt? Hat man die Kraft, dieses Heilmittel abzulehnen, weil
die Herstellung zweifelhaft ist? Wenn ich die Geschichte lese bin ich
entrüstet, voll Zorn und Abscheu aber kann ich diese Gefühle aufrecht erhalten,
wenn mein Leben von diesem Mittel abhängt? Ilianas Vater ist an Alzheimer erkrankt.
Sie hat miterlebt, wie seine Erinnerungen immer mehr verblassen bis er seine
eigene Tochter nicht mehr erkennt. Und sie hat gesehen, wie »Bimini« bei ihrem
Vater wirkt. Wie seine Erinnerungen widerkehren, er agiler und jünger wirkt als
vor seinem Verfall und wieder ein eigenständiges Leben führen kann. Sie ist
stolz auf ihre Arbeit und sie schätzt ihren Kollegen Mark Jacobs ungemein. Er
ist der Leiter der Forschungsabteilung und sie vertraut ihm blind. So blind,
dass sie nicht weiß, was genau die Bausteine dieses neuen Medikaments sind.
Für die Erforschung und Entwicklung von »Bimini«
hat sie ihre Ehe geopfert, sie hat kein Privatleben mehr, nur ihre Tochter
Marie verbindet sie noch mit einem realen Leben.
Als die Vorwürfe gegen den Konzern
Astrada immer heftiger werden, spürt die kleine
Marie als Erste deren Auswirkungen. Der Kindergarten lehnt ihre weitere Betreuung
ab, der Mutter wird nahe gelegt, sich eine andere Kindertagestätte zu suchen.
Die Tochter der Mitarbeiterin einer Firma, die für den Tod von fünf Kindern
verantwortlich ist, ist unerwünscht.
Zum Glück unterstützt ihr Ex-Mann Philipp
die junge Mutter, so dass sich Iliana ganz ihren Nachforschungen widmen kann. Und
was sie herausfindet ist für sie unfassbar. Ihr Glaube, ihre Überzeugungen und
ihr Vertrauen in die Firma werden in Frage gestellt. Obwohl sie die Beweise mit
eigenen Augen sieht, kann sie die Verwerflichkeit des Handels von Mark Jacobs
und dem Vorstand nicht glauben.
Der Autor beginnt seinen Roman harmlos
und durchaus positiv. Ein Erfolg wird gefeiert, wir erleben mit, wie der
Großvater seine Enkelin betreut, ein Ereignis, dass vor seiner Behandlung nicht
möglich gewesen wäre. Auch wir als Leser möchten zuerst nicht glauben, dass ein
Zusammenhang zwischen den toten Mädchen und dem Konzern besteht. Wie in Iliana,
regen sich auch in uns erste Zweifel. Der Autor schafft es, den Leser in Atem
zu halten und den Spannungsbogen kontinuierlich zu erhöhen. Um die Geschichte so
eindringlich zu schildern, sind die Charaktere sehr genau in gut und böse eingeteilt.
Es geht dem Vorstand schon lange nicht mehr um ein Heilmittel, es zählt
lediglich der Gewinn, wie dieser zustande kommt, ist den Männern und Frauen an
der Spitze egal. Mark Jacobs sieht den Nobelpreis in greifbarer Nähe, »Bimini«
ist für ihn nur das Sprungbrett zu einem weit größeren Erfolg. Dafür geht er
sprichwörtlich über Leichen. Bei Iliana vollzieht sich allerdings ein
charakterlicher Wandel. Sie, die nur für ihre Arbeit gelebt und alles andere
ignoriert hat, wacht auf. Und es ist ein
grausames Erwachen. Die stille, ruhige Frau muss lernen zu kämpfen und sie muss
sich die Frage stellen, ob sie die Konsequenzen ihren Handels tragen möchte,
nein, tragen kann. Ihr innerer Konflikt wird von Jens Lubbadeh sehr
eindringlich, überzeugend und glaubhaft geschildert. Sie mutiert nicht
innerhalb von Sekunden von einer naiven Forschungsassistentin zu einer glühender
Verfechterin gegen die Praktiken der Medienkonzerne. Immer wieder muss sie sich
fragen, ob das Ergebnis der Forschungen nicht die Mittel rechtfertigt, die zu
diesem Ergebnis führen. Ein Dilemma, an dem die junge Frau fast zerbricht.
Obwohl es sich um einen Wissenschafts-Thriller
handelt, ist die Geschichte gut verständlich und nachvollziehbar. Es ist
sicherlich von Vorteil, dass der Text hier unter keiner Übersetzung leiden
muss.
Leider ziehe ich wegen dem Ende des
Buches einen Stern ab. Nach dem wirklich gelungenen Spannungsaufbau wird der
Leser etwas in der Luft hängen gelassen. Es gibt einen Bruch und es folgt ein
Epilog, der Jahre später spielt. Man möchte schon erfahren, was aus Klaus
Merten und seinen Leuten wird und wie sich Iliana letztendlich entscheidet. Da hätten ein paar Seiten mehr, als die 380
vorhandenen, der Erzählung gut getan. Den Epilog empfinde ich nicht als
ausreichend. Es wäre noch interessant zu erfahren, was das Bild auf dem Cover
darstellen soll.
Trotz allem ein spannendes Buch, dass
ich jedem Leser unbedenklich empfehlen kann. Leicht und flüssig geschrieben und
absolut überzeugend. Ich bdenake mich für das Rezensionsexemplar. Mein Beitrag ist keine Werbung sondern meine subjektive Meinung zu diesem Buch.
Manuela Hahn hat das Buch mittlerweile auch gelesen. Hier ihre Rezension dazu.
Manuela Hahn hat das Buch mittlerweile auch gelesen. Hier ihre Rezension dazu.
Titel: Transfusion
Autor: Jens Lubbadeh
Verlag: Heyne, TB, 380 Seiten
ISBN: 9783453320086
Hallo liebe Petra,
AntwortenLöschenziemlich abgefahren, aber durchaus realistisch....wenn man zur Zeit "diese Aktion um ein Medikament" mitbekommt ....das es nur per Verlosung gibt....
Arme Eltern...arme Gesellschaft...LG..Karin..
ich fand einige Schilderungen sehr, sehr erschütternd. Aber wo bleibt die Moral wenn es ums nachte Überleben geht?
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