London ist bekannt für
seine vielen Clubs, die aus teilweise sehr skurrilen Gründen oder abstrusen
Wetten entstanden sind. Doch so etwas wie der „Finale Sterbefall- Verein“ ist
auch Sidney Grice bisher nicht untergekommen. Dabei handelt es sich um einen
Verein, deren letztes überlebendes Mitglied in den Genuss des Vermögens der
anderen Mitglieder kommt. Natürlich ist es absehbar, dass nun jeder der
Teilnehmer dieser abstrusen Runde versucht, die anderen Vereinsmitglieder ins
Jenseits zu befördern. Daher tritt Horatio Green, einer der Beteiligten, an den
berühmten Detektiv heran. Dieser soll verhindern, dass die Mitglieder sich
gegenseitig umbringen. Leider ist es zu spät, denn Horatio Green stirbt während
seines Besuches bei Sidney Grice. Ein gefundenes Fressen für die Presse, die
den Detektiv seit seinem letzten Fall noch immer auf dem Kieker hat.
Natürlich bleibt es
nicht bei diesem einen Todesfall und der Ermittler kommt immer einige Sekunden
zu spät. Es hat den Anschein, als spiele der Täter ein Spiel mit ihm und
fordere ihn heraus.
Mit seinem Mündel
March Middleton unternimmt Sidney Grice alles, um weitere Todesfälle zu
verhindern, zumal Lady Foskett, eines der Mitglieder des Clubs, eine alte
Bekannte des Ermittlers ist.
Kommentar:
Gegen Sydney Grice ist
Sherlock Holmes ein wirklich netter und rücksichtvoller Gentlemen. Die
Gemeinheiten, die der persönliche Ermittler von sich gibt, zeugen von absoluter Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, allen voran March
Middleton. Der Griesgram hat keine Freunde und seit dem Fiasko des letzen
Falles gibt ihn die Presse der Lächerlichkeit preis. March Middleton ist oft
das Opfer seiner bösen, spitzen Zunge und so ist es kein Wunder, dass sie gerne
mal ein Glas trinkt oder eine Zigarette raucht, etwas, das im viktorianischen
Zeitalter bei Frauen sehr verpönt ist.
Hier eine Kostprobe
der Dialoge zwischen March und ihrem Patenonkel:
„Wir könnten einen
Freund besuchen“, schlug March vor.
„Einen Freund?“, er
zuckte angewidert zusammen. „Ich habe keinen Freund und wozu in aller Welt
sollte ich einen haben wollen?“ Ihn schauderte. „Es ist wahrlich schlimm genug,
March, ihr schrilles Gequassel Woche für Woche, tagein, tagaus zu ertragen.“
Die junge Frau ist
allerdings sehr schlagfertig und gibt dem alten Griesgram oft Kontra. Sie hat
jahrelang mit ihrem Vater, einem Militärarzt, in Kriegsgebieten gelebt und ihm
als Krankenschwester assistiert. Das hat sie abgehärtet. Aber auch wenn sie
über eine freche Schnauze verfügt und sich über Konventionen hinweg setzt,
erfährt der Leser ebenso etwas über ihre gefühlvolle, sehr persönliche Seite.
Was in Band eins begann, wird hier fortgesetzt. Ihre Tagebucheinträge werden in Kursivschrift eingefügt und so
erfahren wir mehr über die Vergangenheit
und das persönliche Unglück dieser wirklich symphytischen und mutigen
jungen Frau.
Der Wortwitz in diesen
Kriminalfällen sucht seinesgleichen. Während Sherlock Holmes zwar rüde ist,
sich aber doch vor allem Frauen gegenüber meistens wie ein Gentlemen benimmt,,
ist Sydney Grice ein ungehobelter Rüpel, der ausspricht was er denkt, ohne
darüber nachzudenken, wie verletzend er ist. In diesem Roman erfahren wir ein
wenig von seiner Kindheit aber warum er so ein boshafter und einsamer Mensch
wurde, wird nicht erklärt.
Mir gefällt dieser
viktorianische Krimi mit dem außergewöhnlichen Ermittlerteam sehr gut. Britischer,
sehr schwarzer Humor mit viel Wortwitz.Trotzdem hat mir Band eins etwas
besser gefallen. Die Ermittlung zieht sich hier sehr in die Länge und als
Katzenfan kann man bei einigen Szenen nur den Kopf schütteln. Ich habe sie als
unnötig grausam empfunden. Der Autor versucht hier einen Spagat zwischen einer
morbiden, britischen Komödie und einem Kriminalfall und es hat den Anschein,
als wisse er nicht, was er den Vorzug geben soll.
Dazwischen aber immer
wieder ruhige Momente, in denen March Inspektor Pounds besucht oder in ihrem
Tagebuch liest.
Alles in allem ein wirklich
gelungener viktorianischer Krimi, der im London des Jahres 1882 spielt und die
Atmosphäre der Stadt wunderbar wieder gibt. Nach Anthony Horrowitz, Oscar de
Muriel, Torsten Weitze und Benedict Jacka ein weiterer Autor, der in den
Straßen Londons wandelt und die Leserinnen und Leser in seinen Bann zieht.
Einen Dank an die
Übersetzer Johanes Sabinski und Alexander Weber, die den Wortwitz des Originals
erhalten haben. Sprachlich ist das absolut hohes Niveau. Das Cover ähnelt dem
von Band ein, ist dieses Mal in einem kühlen Blau gehalten, was gut zu der
Geschichte passt.
Titel: Der Fluch des
Hauses Foskett
Reihe: Grice und
Middleton Band 2
Autor: M.R.C. Kasasian
Verlag: Hoffman &
Campe, TB, 489 Seiten
ISBN: 9783455005608
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