Sie nennen sie
Madelaine. Aber der Name fühlt sich so fremd und falsch an wie die Umgebung, in
der sie aufwacht. Sie hat ihre Erinnerungen verloren. Erinnerungen an ihr
Leben, an ihre Familie, an ihren Namen. Doch was sie ihr erzählen, kann und
will sie nicht glauben. Sie hat das Gefühl, dass alles falsch ist. Es bleibt
ihr keine andere Wahl, als sich dem Alltag zu fügen, die Schule zu besuchen und
ein Leben, das sie nicht kennt, weiterzuleben.
Ihr Cousin Thiazi
lässt sie kaum aus den Augen und begleitet sie überall hin. Er ist Polizist und
seine Anwesenheit in der Schule sorgt für Gesprächsstoff unter den Mitschülern.
Wer ist dieses fremde Mädchen, das sie an nichts erinnert und ständig von einem
Polizisten begleitet wird?
Bei einem Spaziergang
im Wald begegnet Madelaine einem Fremden, der mehr über sie zu wissen scheint.
Um ihn erneut zu treffen und Thiazi zu überlisten, ersinnt die junge Frau eine
List, in die auch zwei ihrer Mitschüler hineingezogen werden. Marc und Maria,
die so etwas wie Freunde geworden sind. Was der vermummte Mann ihr allerdings
erzählt klingt so unglaublich, dass Madelaine an ihrem Verstand zweifelt. Doch
der Name, den dieser Fremde verwendet, berührt ihre Seele und klingt vertraut:
Himinglaeva. Der Mann, Grimnir, warnt sie davor, ihrem Cousin Thiazi zu trauen
und möchte ihr helfen, ihre Erinnerungen wiederzufinden. Aber kann sie ihm
trauen und der unglaublichen Geschichte, die er erzählt?
Kommentar:
De Geschichte beginnt
relativ harmlos. Ein neunzehnjähriges Mädchen erwacht ohne Erinnerungen auf und
fühlt sich fremd und orientierungslos. Die Geschichte, dass sie von einem Pferd
gefallen ist, klingt nicht sehr glaubhaft, doch es bleibt ihr keine andere Wahl,
als die Erzählungen ihrer Tante Laura und ihres Cousins zu glauben. Warum sollten
sie sie auch belügen? Dass ihr der Cousin unheimlich ist und seine ständige
Aufmerksamkeit ihr Angst macht, schiebt sie auf ihre Erinnerungslücken. Als er
ihr allerdings dann noch erzählt, sie wären verheiratet, ist sie sich sicher,
dass dies eine Lüge ist. Nur, was ist noch eine Lüge?
Die Autorin
beschreibt sehr intensiv und ausdrucksstark die Verunsicherung und die Ängste
der jungen Frau, die völlig einsam und verloren ist und ihre Befürchtungen
niemandem mitteilen kann.
Erst als sie Grimnir
begegnet, hat sie Hoffnung, etwas über ihr Leben zu erfahren. Allerdings
versucht Thiazi mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie dem Vermummten erneut
begegnet, ein sicheres Zeichen dafür, dass er etwas zu verheimlichen hat.
Grimnir bleibt nur
eine Wahl das Mädchen aus den Händen
Thiazis zu befreien und ihr die Erinnerungen zurückzugeben. Er muss sie an den
Ort des Unfalls zurück bringen und hoffen, dass ihr Gedächtnis zurückkehrt. Und
der Plan gelingt. Allerdings sind die Erinnerungen so schmerzlich, dass
Madelaine fast zusammenbricht.
Sie stammt aus einer
anderen Welt, in der es Asen, Riesen, Wanen, Licht- und Dunkelalbe so wie
Zwerge gibt. Sie selbst ist eine Meerjungfrau, die sich unsterblich in Tyr verliebt
hat, einem Seelenhändler. Sie begleitete ihn auf sein Schiff, auf dem die
Feuerriesen Eld und Logi und ihr Vater Surtr lebten, ebenso wie Grimnir und
Thiazi. Tyr folgte seinen Freunden in die Verbannung, die eines Verbrechens
angeklagt und für schuldig befunden wurden, dass sie nicht begangen hatten. So
schwer wiegt die Treue unter den Freunden, bis einer einen Verrat begeht.
Die Geschichte
steigert sich von Seite zu Seite und ich konnte das Buch nicht mehr aus der
Hand legen. Wie Maria, Marc und Madelaine, staune auch ich über die
Offenbarungen und die erstaunlichen Wendungen, die diese Geschichte nimmt. Sie
werden von Laeva Toren jedoch so überzeugend und wortgewandt erzählt, das der Leser
wie gefesselt davon ist.
Das Buch handelt von
Freundschaft, Liebe, Vertrauen aber auch Verrat und List. Himinglaeva ist nicht
nur eine junge Frau die liebt sondern auch ein Spielball der Mächtigen, die um
die Herrschaft der Welten kämpfen.
Die Autorin entführt
uns in die Welt der nordischen Mythologie und bereichert sie um einige
Facetten. Den Ansatz, den Laeva Thoren wählt, ist so überraschend anders, dass
ich am Ende wirklich sehr erstaunt war.
Die Charaktere sind
sehr glaubhaft geschildert und überzeugen auf ganzer Linie, wobei mich Jacqueline
jedoch ungemein genervt hat. Das war aber sicher auch bezweckt. Ich selber bin
mir nicht sicher ob ich die Geschichte so einfach geschluckt hätte wie Maria
oder ob ich, wie Marc, die Verfolgung der Mädchen aufgenommen hätte. Aber es ist ein Roman und die Menschen dürfen
daher anders agieren, als ( vielleicht) in der Realität
Die Treue und
Freundschaft der Seelenhändler untereinander hat mich tief berührt. Vor allem
Tyr, der sein Leben und seine Zukunft aufgibt, weil er an die Unschuld seiner
Freunde glaubt und in seinem Glauben und seiner Naivität den Verrat nicht sehen
kann. Und Grimnir, der sich schuldig fühlt, weil er den Verrat ebenfalls nicht
kommen sah und nun alles unternimmt, um Himi zu retten und den Verräter zu
überführen.
Der Titel passt
meines Erachtens nicht unbedingt zu diesem spannenden aber auch herzerwärmenden
Roman, denn er lässt vermuten, dass die Seelenhändler bösartige Kreaturen sind.
Nichts ist jedoch so einfach wie es scheint und viele Dinge haben zwei Seiten.
Das Cover besticht
durch die tiefe, dunkle, rote Farbe und zeigt das Schiff der Seelenhändler, die
Flammen bedecken das Gesicht Grimnirs wie das Tuch, das er ständig trägt.
Fazit:
Ich habe das Buch als
Rezensionsexemplar von der Autorin direkt angeboten bekommen. Da ich gerne
abseits des Mainstream lese und vor allem Selfpublishern gerne eine Chance
gebe, habe ich das Angebot gerne angenommen und wurde mit einer fesselnden,
innovativen und wunderschönen Geschichte belohnt. Und wer nordische Mythologie
mag, wird an dieser Geschichte sicher seine Freude haben, auch wenn es nicht um
epische Schlachten und gewaltige Kriege geht. Es darf durchaus einmal etwas
ruhiger sein, was der Spannung aber keineswegs schadet.
Es handelt sich um
einen Einzelband.
Titel: Im Bann der Seelenhändler
Autor: Lavea Thoren
Verlag:
Selfpublishing, TB, 364 Seiten
ISBN
Hallo Petra, sehr interessant, ich habe es schon auf meine Liste gesetzt. Danke für die schöne Rezension. LG Gesa
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