12 Februar 2019

Die Todesfee der Grindlay Street (Frey und MacGray Band 3) von Oscar de Muriel


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London 1889.Der Theaterschauspieler Henry Irving befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere und seine Darstellung des Macbeth soll alles übertreffen, was die Theaterbesucher jemals gesehen haben. Als Leiter des Lyceum Theaters in London schont er seine Truppe nicht und verlangt fast übermenschliche Leistungen von ihnen. Seine herrische, jähzornige und brutale Art machen es nicht leicht, ihn zu mögen. Doch sein Talent und sein Charme auf der Bühne lassen diese negativen Eigenschaften schnell vergessen. Bei der letzten Aufführung des Macbeth findet man eine mit Blut geschriebene Botschaft und man hört den Schrei einer Todesfee. Eine deutliche Warnung an das Ensemble, dass etwas Grausiges passieren wird.  

Die Theatertruppe reist weiter nach Edinburgh und dort wendet sich der Theateragent Bram Stoker an Superintendent Campbell und bittet um Schutz für die Truppe. Er befürchtet, dass die Drohungen in London ernst zu nehmen sind. Er ist sich sicher, dass Macbeth ein verfluchtes Stück ist und es zu weiteren Vorfällen kommen wird. Campbell übergibt den Fall umgehend der Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichem Bezug zu Sonderbarem und Geisterhaften. Also an Adolphus McGray und Ian Frey. Die beiden Ermittler können sich immer noch nicht leiden, was ihrer Zusammenarbeit aber nicht schadet. Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigenen Fähigkeiten. Zuerst nehmen beide die Vorfälle nicht sonderlich ernst, doch als die Todesfee auch in Edinburgh ihre blutigen Botschaften hinterlässt, die sich eindeutig gegen das Theater richten, müssen McGray und Frey alle ihre Künste und Talente aufbringen, um eine Katastrophe zu verhindern.
Kommentar:
Nachdem mir Band zwei nicht sonderlich gefallen hatte, war ich etwas zögerlich, ob ich Band drei lesen soll. Zum Glück habe ich es getan, denn es übertrifft sogar noch Band eins an Wortwitz und Spannung.
Das Londoner Mädchen mit Bart, wie McGray den dandyhaften Ian Frey nennt, wohnt mittlerweile mit seinem Bruder Elgie zusammen. Elgie wird in dem Stück von Shakespeare die Geige spielen und ist schon sehr aufgeregt. Zur Premiere dieses Ereignisses reisen die Eltern von Ian Frey an und ebenso sein verhasster Bruder Laurence. Um der Familie aus dem Weg zu gehen, stürzt sich der Inspector mir wahrer Leidenschaft in die Ermittlungen. McGray hat ähnliche Probleme. Seine Schwester Amy wird in eine andere Anstalt verlegt, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte. Seinen Frust und seine Wut steckt er in die Untersuchung der Vorfälle rund um das Theater. Die Dialoge zwischen den beiden Inspectors sind dieses Mal wieder herrlich brillant und voller Wortwitz. Sie schenken  sich nichts und gehen sich verbal täglich an die Gurgel. Ich habe oft schallend gelacht. Hier ein Beispiel: " Gehen Sie mir aus dem Weg, Frey! Sonst stecke ich sie auf einen Spieß, röste sie in einer Erdgrube  und verspeise sie zum Abendessen!" Ich gluckste:" Dann hätten sie mehr Grips im Magen als im Kopf." (Ok, das ist ein Dialog mit Campbell aber er macht deutlich, was ich meine)
Diese Art der Dialoge zieht sich durch den ganzen Roman, dem Ideenreichtum des Autors scheinen hier keine Grenzen gesetzt.
Ich mag Romane, in denen bekannte Persönlichkeiten die Hauptrolle spielen. Mir war bisher nicht bekannt, dass Bram Stoker als Kind tatsächlich bis zu seinem siebten Lebensjahr krank und ans Bett gefesselt war. Das erklärt vielleicht seinen Hang zum Phantastischen. Sowohl Henry Irving als auch Alice Ellen Terry haben wirklich gelebt und waren erfolgreiche Bühnendarsteller. Ellen Terry spielte sogar in zwei Filmen mit. Beide wurden in den Adelstand erhoben. Eine Novität, denn Schauspieler gehörten damals noch nicht unbedingt zur feinen Gesellschaft.
Der Roman gliedert sich dieses Mal in mehrere Teile auf. Auszüge aus dem Tagebuch von Bram Stoker, die Wiedergabe von Briefen, die man an einem Tatort gefunden hat und Zusammenfassungen aus dem Bericht von Inspector Frey. Das macht diese Geschichte sehr spannend und abwechslungsreich. Oscar de Muriel schafft es, die Atmosphäre des ausgehenden 19. Jahrhunderts sehr gekonnt einzufangen und den Leser auf eine Reise dorthin mitzunehmen. Er hat für diesen Roman sehr intensiv recherchiert und der Leser genießt alle Vorzüge, befindet sich in einer anschaulich geschilderten, lebhaften und bildgewaltigen Welt wieder.
Diese Mal hat das Buch fast 600 Seiten aber keine Seite ist zu viel. Der Autor beschreibt  sehr ausführlich die Arbeiten hinter den Kulissen, die den Zuschauern verborgen bleiben. Das ist keineswegs langweilig sondern absolut interessant und trägt dazu bei, die Ereignisse besser zu verstehen. Natürlich glaubt der rationale Ian Frey an einen menschlichen Täter, während McGray nicht abgeneigt ist, an ein übernatürliches Phänomen zu glauben. Dies macht die Würze des Romans aus und sorgt für verbalen Schlagabtausch. Man sieht als Leser förmlich die Funken zwischen den Beiden sprühen. Und Ian Frey stellt zu seinem Entsetzen fest,  dass die Verhaltensweisen McGrays langsam aber sicher auf ihn abfärben.
Die wiederkehrenden Nebencharaktere wie Elgie, Joan oder Madame Katarina sorgen dafür, dass der Leser sich wohl fühlt und ihm die Umgebung vertraut erscheint. Sprachlich gibt es nichts zu meckern, die Geschichte ist aus einem Guss.
Das Cover passt zu den beiden vorherigen Bänden, es ist in Schwarz und Weiß gehalten, nicht reißerisch aber passend. Schade, dass es die Hirschjagd nur als Ebook Ausgabe gibt, diese Kurzgeschichte ist sicher eine wunderbare Ergänzung zu den Hintergrundinformationen um Ian Frey.
Ich bedanke mich bei Goldmann für das Rezensionsexemplar. Diese Rezension beinhaltet keine Werbung sondern ist meine eigene, subjektive Meinung.
Titel: Die Todesfee der Grindlay Street
Reihe: Ein Fall für Frey und McGray Band 3
Verlag: Goldmann, TB, 557 Seiten
ISBN: 9783442488643

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