Die drei Grundprinzipien eines jeden
guten Ermittlers sind: Observation, Präzision und Deduktion.
Wir kennen sie seit uns der Autor Arthur
Conan Doyle uns den genialen Detektiv Sherlock Holmes vorgestellt hat. In
diesem Roman von Mark Frost ist ACD selbst der Ermittler, der in mysteriöse und
grauenhafte Ereignisse hineingezogen wird.
ACD ist hier Mitte zwanzig, er hat sein
Medizinstudium abgeschlossen und arbeitet, noch wenig erfolgreich, als Arzt.
Seine Leidenschaft gilt allerdings dem Schreiben, doch wie seine Arztkarriere,
steckt auch seine Karriere als Schriftsteller noch in den Kinderschuhen.
Nun hat er sein Manuskript mit dem Titel
"Die dunkle Bruderschaft" bei einigen Verlagen eingereicht. Was für ihn reine Fiktion ist, scheint für
einige Menschen sehr real zu sein. ACD wird verfolgt und bedroht, plötzlich ist
sein Leben in Gefahr. Unerwartete Hilfe erhält der junge Arzt von einem Mann,
der von sich behauptet, im Dienst der Krone stehen. Jonathan Sparks, genannt
Jack, ein undurchschaubarer Mann mit allerlei Talenten. Die beiden Männer
begeben sich auf die Spuren einer Gruppe, die sich die SIEBEN nennt und die
nichts anderes wollen, als das Empire zu stürzen und die Welt in Dunkel zu
führen.
Kommentar:
Selbstverständlich zieht der Leser hier
immer wieder Vergleiche zwischen Jonathan Sparks und Sherlock Holmes. Mark
Frost steigt mit diesem Roman nicht nur in die Fußstapfen von ACD, nein, er
geht eigene Wege und legt hier eine großartige Hommage an einen wunderbaren
Schriftsteller vor.
Natürlich habe ich geschaut ob die
Angaben über den großartigen Autoren stimmen. 1884 ist ACD tatsächlich 25 Jahre
alt. Jonathan Sparks entspricht in vielem dem berühmten Detektiv. Er ist ebenso
wie Holmes Pfeifenraucher. Er verfügt über einige ausgefallene Kampftechniken,
seinen deduktiven Fähigkeiten sind beeindruckend. Er liebt es, sich zu verkleiden
und in diesen Verkleidungen tritt er in allen Gesellschaftsschichten
glaubwürdig und überzeugend auf. Er
spielt Violine und verfügt über eine Truppe von Informanten und Helfern, die er
die Regulären nennt. Aber hat ebenso
seine dunklen Seiten wie Sherlock Holmes. Jack ist Heroin abhängig, oft führt
er Selbstgespräche und verfällt in Depressionen.
Ein Zitat von ihm, das durchaus auch von
Holmes sein könnte: "Ich habe diese liebreizenden Dinger (Waffen) auf der
ganzen Welt gesammelt. Würde die Menschheit nur halb so viel Verstand aufwenden
wie bei der Herstellung von Waffen, könnte sie möglicherweise Ziele erreichen,
von denen sie nicht einmal zu träumen wagt."
Wer nun meint, dies sei ein Abklatsch
der Sherlock Holmes Romane, befindet sich im Irrtum. Die Geschichte um die
SIEBEN ist düster, beklemmend und teilweise gruselig aber immer spannend,
voller überraschender Wendungen. Die
Atmosphäre des viktorianischen Zeitalters ist gut eingefangen und jagt uns
während des Lesens oft einen leichten Schauer über den Rücken. Okkultismus,
Seancen, lebende Mumien, schöne Frauen und schurkische Gegner bilden ein
wunderbares Potpourri und ergeben einen spannenden Kriminalroman.
Neben Arthur Conan Doyle darf auch Bram
Stoker hier eine Rolle übernehmen. Ein Zitat von Seite 380: " Welche Art
Mensch mag das sein, " sagte Stoker, " der durch Türen und Fenster in
Zimmer einsteigen kann? Der Menschen im Schlaf niederstrecken und sie
forttragen kann, ohne jemals gesehen zu werden?"
Natürlich denkt der Leser hier sofort an Dracula, auch wenn
der Vampir nicht in diese Vorfälle involviert ist. Vielleicht hat dieses
Abenteuer ja Stoker erst zu seinem Roman inspiriert. Ich liebe dieses Spiel mit
berühmten Persönlichkeiten und ihren Möglichkeiten und es ist durchaus
glaubhaft, wie Arthur Conan Doyle dazu kam, seinen beliebten Geschichten zu
schreiben. Obwohl er hier lediglich die Rolle eines Watson inne hat, kann er in
Sachen Mut, Tapferkeit und Einfallsreichtum durchaus mit Jonathan Sparks
mithalten. Dabei bleibt er immer stets ein Gentleman, während Sparks sich eher
in Grauzonen bewegt und auch oft darüber hinaus geht. Manchmal glaubt man als Leser, er habe sich
die Tünche der Zivilisation lediglich übergestreift und könnte durchaus auch
erfolgreich als Bösewicht agieren.
Besonders gefallen haben mir die
Hinweise auf die Sherlock Homes Geschichten und wer diese Geschichten kennt und
liebt, wird einige Parallelen finden.
Ich freue mich nun auf den nächsten
Band, der ACD in die Staaten führt und wo er weitere spannende Abenteuer
erlebt.
Ich habe die alte Ausgabe aus den 90er
Jahren gelesen. Im Inneren des HC befindet sich vorne eine Karte von London und
hinten eine Karte von Groß Britannien. Das Cover ist etwas einfallslos aber die
Farbe Rot mit ihrer Signalwirkung zieht immerhin die Blicke auf sich.
Titel: Sieben
Autor: Mark Frost
Verlag: Bertelsmann Verlag, HC, 508
Seiten
ISBN: 978-3802522840
Hallo liebe Petra,
AntwortenLöschenhi...gleich am Anfang musste ich hier wieder googeln..denn der Begriff..." Deduktion" hat mir sogar nichts gesagt.....aber dann in Verbindung mit Sherlock Homes kam es mir dann.....
Ein Platz auf meiner WuLi bekommt der Autor Mark Frost auf alle Fälle.
LG..Karin...