Die Franzosen sind überall und seit
Napoleon sich zum Kaiser gekrönt hat, gibt es für sie kein Halten mehr. Die
ruchlosen Baiern schlagen sich auf die Seite des Korsen und dessen Heere stehen
schon in Mainz und in der Pfalz. Herzog Carl August fürchtet um sein kleines
Fürstentum, da die Franzosen unaufhaltsam vorrücken. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten und mit Hilfe der Engländer
wird ein Plan entworfen, den Kaiser zu vernichten und einen neuen Ludwig auf
den Thron Frankreichs zu setzen.
Es geht das Gerücht, dass ein Nachkomme
des guillotinierten Königs die Revolution überlebt haben soll und von den
Schergen Napoleons gefunden und gefangen genommen wurde. Nun soll es an einigen
mutigen Männern liegen, den Erben zu befreien und als König Louis Sept auf
Frankreichs Thron zu setzen. Niemand geringerer als der Minister und Geheimrat
Johann Wolfgang von Goethe bekommt den Auftrag zu dieser Rettungsmission.
Zusammen mit seinem Freund Schiller, dem
Abenteurer und Forscher Alexander von Humboldt und dem Exmilitär Heinrich von
Kleist macht sich Goethe auf den Weg nach Mainz um die Geschicke der Welt zu
ändern.
Kommentar:
Ich mag historische Romane und
historische Krimis, vorzugsweise solche, die im 18. Oder 19. Jahrhundert
spielen und in denen berühmte Persönlichkeiten eine Rolle spielen. Die
Geschichten sind meistens sehr spannend und unterhaltsam und man lernt auch ein
bisschen über die damalige Zeit, ohne dass es belehrend wirkt.
Als ich gelesen habe, wer die Akteure
dieses Romans sind, musste ich ihn unbedingt lesen und es hat sich gelohnt.
Fridrich Wilhelm Heinrich Alexander von
Humboldt 1769-1859
Wie im Roman beschrieben, war er ein
Anhänger der französischen Revolution und ein Bekannter Georg Forsters.
Ebenso geht man davon aus, dass er
homosexuell war, so dass die hier beschriebene Liebesgeschichte nicht
unglaubwürdig klingt. Der deutsche Naturforscher war schon zu seiner Zeit eine
Berühmtheit durch seine Reisen nach Lateinamerika und den USA sowie durch seine
Studien in fast allen Bereichen der Wissenschaft. Er ist bei dieser Mission der
Wegfinder, er kennt sich in Mainz und Umgebung sehr gut aus und findet auch
Wege in unwirtlichen Gegenden.
Heinrich von Kleist 1777-1811
Er war tatsächlich im Militärdienst und
er sandte wirklich eines seiner Stücke an Goethe, damit der schon damals sehr
bekannte und angesehene Dichter es las.
In diesem Roman ist er die kämpferische
Natur und weiß sich sowohl mit den Fäusten als auch mit Waffen zu wehren.
Achim von Arnim 1781 bis 1831
Er war ein Vertreter der Heidelberger
Romantik und enger Freund von Clemens Brentano. Er schließt sich der, in seinen
Augen selbstmörderischen Aktion nur an,
weil er seinem Freund Clemens versprochen hat, auf dessen Schwester Bettina
aufzupassen, die von Goethe gebeten wird, eine Rolle in der Befreiungsaktion zu
spielen.
Der junge Romantiker ist der Dame sehr
zugetan, später heiraten die beiden tatsächlich. Beide kannten Goethe auch im wirklichen
Leben. Allerdings zerstritten sich Bettina Brentano und die Lebensgefährtin
Goethes, hier erfahren wir, warum. ( Zumindest schildert es der Autor sehr
glaubhaft)
Johann Wolfgang von Goethe 1749 bis 1832
Er war tatsächlich Minister bei Herzog
Carl August. Gothe und Schiller kannten sich und führten zeit ihres Lebens
einen regen Briefwechsel und tatsächlich soll Goethe seinem Freund am
besaglichen Abend auf dem Weg ins Theater begegnet sein.
In diesem Roman ist Goethe der Anführer
der Truppe, welche den Nachkommen des Königs befreien soll. Er ist als einziger
in den ganzen Plan des Herzogs eingeweiht, teilt aber seinem Freund Schiller
die Einzelheiten mit. Er bekommt vom Herzog Geld und Vollmachten und er
überredet die junge Brentano dazu, bei ihrem Plan mitzuspielen.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
1759 bis 1805
Schiller reiste tatsächlich unter dem
Pseudonym Dr. Ritter, als er aus Stuttgart floh, wo man seinem dichterischen
Denken Vorschriften machen wollte. In diesem Roman übernimmt er die Rolle des
Lehrers. Er soll den angehenden König unterreichten, und aus ihm einen
Freidenker machen. Zu jemandem, den das Volk lieben und achten kann und der
seinem Volk nicht gleichgültig gegenübersteht und der den Idealen der Revolution:
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nicht feindlich gesonnen ist.
Bettina Brentano 1785 bis 1859
Sie hatte zusammen mit Achim von Arnheim
sieben Kinder. Sie hatte schon immer einen wachen Geist aber erst nach dem Tod
ihres Mannes fing sie an, sich sozial zu engagieren, setzte sich für die
Gleichberechtigung von Frauen und Andersgläubigen ein und verfasste Schriften,
sie sehr schnell verboten wurden. Man kann sich durchaus vorstellen, dass diese
couragierte Frau an der Seite Goethes und Schillers nach Mainz reiste, um einen
unschuldigen, verfolgten jungen Mann den Klauen Napoleons zu entreißen.
Der Autor hat sich der Sprache Goethes
und Schillers angepasst , einige von ihm verwendete Ausdrücke musste ich
nachschlagen, da sie heute nicht mehr geläufig sind. Ich kenne den Spruch: „Wie
Wieland einst sagte“ und Robert Löhr hat mich dazu gebracht, endlich
nachzuschlagen, wer Christoph Martin Wieland war, der von 1733 bis 1813 gelebt
hat.
Zitat aus Wikipedia:
„Wieland
war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung im deutschen Sprachgebiet und der Älteste des
klassischen Viergestirns von Weimar,
zu dem neben ihm Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und
Friedrich Schiller gezählt
wurden.“ (Zitatende)
Das Cover passt wunderbar zu diesem
Roman, ein Theatervorhang, der sich für ein virtuos erzähltes und spannendes
Stück gehoben hat. Leser, die Action und Abenteuer in rasanter Erzählweise
erwarten, werden sicherlich enttäuscht sein. Leser, die eine gute Geschichte zu
schätzen wissen und die deutsche Sprache nicht scheuen, werden ihren Spaß
haben, unsere bekanntesten Dichter und Denker einmal anders zu erleben. Und
irgendwie kann man fast glauben, dass diese Geschichte ein wenig für Schillers
„Bürgschaft“ Pate stand, verband diese Abenteurer hier doch eine innige
Freundschaft.
Titel: Das Erlkönig Manöver
Autor: Robert Löhr
Verlag: Piper, TB, 360 Seiten
ISBN: 9783492252683
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