Das Schicksal meint es nicht gut mit Crayne
von Dalahan. Er sitzt im Gefängnis, verfügt über keine Erinnerungen an sein
bisheriges Leben, seine Taten oder seinen Namen.
Dennoch akzeptiert er die ihm auferlegte
Strafe und sieht die bevorstehende Enthauptung als Erlösung seines Leidens an. Aber
statt zu sterben, ist er nun ein Untoter, der zwischen den Welten wandelt. Sein
Kopf wird von einer Unbekannten entwendet. Eine alte Frau aus der Zwischenwelt
gibt ihm den Hinweis, sich an die junge Adelige Amodela zu wenden, die durch
einen Fluch mit ihm verbunden ist. Obwohl Amodela zuerst Furcht vor dem Enthaupteten empfindet, begleitet
sie Crayne, denn eine Reise mit ihm ist immer noch dem tristen Leben bei Hofe
vorzuziehen.
Erste Hinweise auf seine Identität
erhält Crayne von Brentan von Klien, dem Hauptmann der königlichen Garde. Zu den dreien gesellt sich noch Raccoun, eine
zwielichtige, undurchschaubare Gestalt, der sich der kleinen Gruppe anschließt.
Auf ihrer Reise in den Süden begegnen den
vier Reisenden vielen Gefahren, oft müssen sie um ihr Leben kämpfen. Doch je
weiter sie nach Süden vordringen, desto näher kommen sie der Lösung des Rätsels
um Craynes Schicksal.
Kommentar:
Irgendwie gelingt es mir nicht, eine
sinnvolle Zusammenfassung zu schreiben. Meine Worte werden der Geschichte nicht
gerecht und ich möchte nicht zu viel verraten. Crayne erzählt seinen Part aus
der Ich-Perspektive, wir erwachen mit ihm in der Zelle, desorientiert und ohne
Erinnerungen. Die Perspektive schafft es, dass der Leser sich sehr gut in den
Mann hineinversetzen kann, sein Leiden fühlt und seine Ängste teilt. Dadurch,
dass der Autor dem Protagonisten den Namen Crayne gegeben hat, denkt man zuerst
an Ichabod Crane aus Sleepy Hollow, damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch.
Stefan Goebels hat hier eine eigenständige, unheimlich fesselnde und
faszinierende Geschichte geschrieben, die den Leser sofort in ihren Bann zieht.
Man fragt sich von Anfang an, warum es gerade diesen Mann getroffen hat und
wieso Amodela zu Craynes Stimme wird. Was verbindet diese unterschiedlichen
Menschen, die aus völlig verschiedenen Welten stammen und sich vorher nicht
kannten? Stück für Stück, aus wechselnder Perspektive, nähern sich die
Protagonisten der Lösung. Doch der Weg dorthin ist voller Gefahren.
Zu Beginn des Buches nutzt der Autor
sehr viele, sehr anschauliche Metaphern. Hier ein paar Beispiele: "
Draußen im Park wanden sich die Weiden in Wind und Regen, das Rippen ähnelnde
Geäst gemartert und verdreht." Oder "Ihre Liebe zu ihm barg eine
säuerliche Note, vergoren durch die Jahre, wie süße Früchte zu Wein." Ich
könnte noch viele Beispiele anführen, sprachlich ist dieses Buch für mich ein
kleines Juwel. Mit der Zeit lassen die Metaphern allerdings nach, als wäre der
Autor von seiner eigenen Geschichte gefangen und mitgerissen (wie der Leser) um
sich noch auf Abwege zu begeben. Die Geschichte steigert sich von Kapitel zu
Kapitel und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Die Figuren sind gut ausgearbeitet,
glaubhaft, überzeugend und teilweise sehr ambivalent. Das gilt vor allem für
Brentan von Klien, der innerlich zerrissen ist und für Raccoun, der eigentlich
keinen Grund weiß, bei den Gefährten zu bleiben, der sie aber nicht verlässt.
Amodela hat bisher ein behütetes Leben
geführt, dennoch fühlte sie sich stets einsam, verloren und unverstanden. Die
Droge Mondhonig half ihr, das sinnlose und leere Leben zu ertragen, doch was sie
während des Drogenrausches sieht, ist teilweise furchterregend. Zeitweise kann sie
zwischen Realität und Traum kaum noch unterscheiden.
Das Cover des Buches erinnert leider
wieder zu sehr an sleepy hollow und wird daher eventuell einige potenzielle
Leser abschrecken, was sehr schade wäre.
Mir hat die Geschichte sehr gut
gefallen, sie ist innovativ und abseits des Mainstreams. Der Autor geht keine
Kompromisse ein und erzählt seine Story schnörkellos und
direkt. Es ist eine Mischung aus Fantasy und Horror, in einem mittelalterlichen
Ambiente.
Stefan Goebels ist an mich herangetreten
und hat gefragt, ob ich sein Buch lesen und rezensieren mag. Eigentlich wollte
ich ja kürzer treten aber der Plot klang einfach zu interessant und ich bereue
nicht, diese Geschichte gelesen zu haben. Ich hatte ihn gewarnt, dass ich meine
ehrliche Meinung wiedergeben werde. Hier war die Warnung überflüssig. Vielen
Dank für das Rezensionsexemplar und ich warte mit Spannung auf Band 2.
Titel: Der Wille der Schatten
Reihe: Beheaded
Autor: Stefan Goebels
Verlag: Schwarzer Drachen Verlag, TB,
401 Seiten
ISBN; 9783940443762
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