Auf
leisen Sohlen schleicht sich das Grauen in das Leben von Thomas Covenant. Erst
ist es nur eine harmlose Wunde, die sich entzündet und schwärt. Dann lautet die
Diagnose plötzlich Lepra. Aus dem erfolgreichen Schriftsteller und glücklichen
Familienvater wird ein Isolierter, ein Ausgestoßener, der alles verliert, was
ist ihm lieb und teuer ist.
Angetrieben
von Wut und Zorn, weigert er sich, aufzugeben. Er lernt alle
Verhaltensmaßregeln, die für einen Leprakranken überlebensnotwendig sind,
verlässt das Sanatorium und kehr zurück auf seine Farm. Doch die Welt will ihn nicht wiederhaben. Die
Menschen meiden ihn und Thomas verliert alle sozialen Kontakte. Die archaische
Furcht der Menschen vor Aussätzigen lässt die Mitbewohner der Kleinstadt
unmenschlich und grausam handeln und treibt den Schriftsteller immer mehr in
die Isolation und Einsamkeit. Sein Leben
ist nicht einfach, jede Verletzung kann zu seinem Tod führen. Trotzdem macht er
sich eines Tages zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um der Welt zu trotzen und
die Menschen zu zwingen, ihn zur Kenntnis zu nehmen.
Kommentar:
Sein
Zorn hilft ihm, sich gegen die Welt zu behaupten und zu überleben. Zorn treibt
ihn an und verhindert ein Aufgeben. Das
gilt sowohl für sein reales Leben als auch für das Land, in dem er sich nach
seinem Unfall befindet.
Er
wähnt sich in einem Traum. Um sich davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt
ist, muss er den Traum zu Ende träumen und den Weg zurück in seine Welt finden.
Aus einem Koma erwachen oder was immer ihn gefangen hält. Um nicht den Verstand
zu verlieren, muss er mitspielen und den Weg zu Ende gehen, der ihm in diesem
Land bestimmt ist. Dadurch, dass er
meint zu träumen, reagiert er nicht, fühlt sich unbeteiligt den Nöten des Landes
und seiner Bewohner gegenüber. Er setzt
seine Macht nicht ein, hilft nicht. Für
ihn ist das alles nicht real, er verweigert sich , er versinkt in Selbstmitleid
ohne zu erkennen, das um ihn herum wahre Not herrscht und die Menschen von ihm
abhängig sind. Er hat Angst, dass, wenn er sich auf dieses Abenteuer einlässt, er jedes Maß für die Realität verliert . Für
ihn ist seine Haltung reiner Selbstschutz vor weiteren seelischen Verletzungen. Obwohl er schon Wochen in dem neuen Land und gesund
ist, führt er immer noch seine Selbstschutzmaßnahmen und sein VBG durch. Denn
dies aufzugeben würde bedeuten, den Traum als Realität anzuerkennen.
TC ist kein symphytischer Typ aber er ist menschlich.
Wie kann jemand, der durch Lepra zum Aussätzigen wird, in der anderen Welt
plötzlich ein Held sein? Das wäre für den Leser unglaubhaft. Er ist niemand,
der sich Freunde macht. Er begegnet den Menschen mit Misstrauen und aufkeimende
Freundschaften erstickt er im Ansatz. Er ist jähzornig, brutal und egoistisch. Nur
so kann er als Leprakranker überleben.
Doch langsam schleicht sich das Land und seine Bewohner in sein Gemüt.
Er fängt an zu interagieren, öffnet sich den Menschen, zeigt seine
Verletzlichkeit und seine Wunden, die er tief in sich vergraben hat. Er
beginnt, den Verlockungen des Landes zu erliegen. Gesundheit, Kameradschaft,
Respekt und Vertrauen in und für seine
Person entwaffnen ihn. Der innere Widerstand zerreißt ihn fast. Im realen Leben
ist er ein Leprakranker, ein Ausgestoßener, ein Isolierter. Hier ist er
gesunder Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Ein Hüter wilder Magie.
Erst
im dritten Band entschließt er sich zu handeln. Doch nicht, um dem Land zu
helfen, sondern aus Zorn und Scham.
Jahrelange Tatenlosigkeit
seinerseits und der Ungerechtigkeit wegen, die ihm die Menschheit auf
Grund seiner Lepra zugefügt haben treiben ihn dazu, endlich zu agieren statt
immer nur zu reagieren. Der Zweifler weckt keinerlei Sympathien bei den Lesern
und für mich ist es unbegreiflich, dass die Bewohner des Landes ihm erneut ihr
Vertrauen schenken und ihm Zuneigung entgegen bringen. Vertrauen, dass er
bisher stets missbraucht hat und Zuneigung, der er mit Kälte und Abneigung
entgegen getreten ist. Seine Tatenlosigkeit und seine Unfähigkeit, das Weißgold
zu nutzen, stürzen das Land an den Rand des Abgrunds. Die Bewohner des Landes
haben nichts als ihre Liebe zum Land und eine uralte Prophezeiung, die sie Lord
Foul entgegensetzen können.
Auch
wenn er sich immer noch in einem Traum wähnt und er an der Existenz des Landes
zweifelt, kann er sich ihrer Notlage nicht länger verschließen. Zu viele
Menschen sind durch seine Unterlassungen und seine Tatenlosigkeit gestorben.
Die Liste seiner Schulden an das Land und seine Bewohner ist endlos. Nach den
prophezeiten 49 Jahren kommt es zum Endkampf. Das Land steht vor dem Untergang,
viele Menschen fanden bei der Verteidigung ihrer Heimat den Tod. Nachdem sich
Thomas Covenant sich 49 Jahre verweigert
hat, macht er sich nun mit Lena und Salzherz Schaumfolger auf den Weg zu Fouls
Hort, um den Verächter zu vernichten.
Dieses
Buch umfasst die Bände: Der Fluch des Verächters, der siebte Kreis und die
letzte Wallstatt. Der Leser sollte sich
an die Reihenfolge der Bücher halten, da die sie aufeinander aufbauen und
nahtlos fortgesetzt werden. Im Anhang
befindet sich ein Glossar mit Erklärungen zu häufig verwendeten Begriffen und
vorne im Einband hat der Autor eine Karte des Landes hinzugefügt.
Ich
habe diese Bücher vor über 30 Jahren schon einmal gelesen und habe sie damals
verschlungen. ie Auswahl an Fantasy Literatur war damals sehr dünn und jedes
neue Werk wurde willkommen geheißen. Mittlerweile habe ich allerdings sehr
viele Romane des Genre gelesen, die stilistisch einfach besser und nicht so
ausschweifend sind. Nichtsdestotrotz ist
die Welt, die der Autor hier erschaffen
hat, an Ideenreichtum kaum zu überbieten.
Fazit:
Wenn
der Autor auf ca. 200 Seiten verzichtet hätte, wäre es eine spannende Lektüre
geworden. So zieht sich die Geschichte leider etwas zäh hin und die
Aufmerksamkeit des Lesers schweift öfters ab. Dieses Buch hat mit HdR nur die
Weitschweifigkeit gemeinsam, an Spannung fehlt es ebenso, wie an so wunderbaren
Figuren wie Aragorn oder Legolas. Einzig Salzherz kann das Herz des Lesers
gewinnen.
Titel:
Die Macht des Rings
Reihe:
Die Chroniken von Thomas Convenat
Autor:
Stephen R. Donaldson
ISBN:
978-3453532045
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