Sich
bei einem so epochalen Werk an einer Inhaltsangebe des fünfzehnten Bandes zu
versuchen ist zwecklos. Für Einsteiger ist dieses Buches absolut ungeeignet, denn die Erzählstränge
aus den ersten Bänden werden hier langsam aber sicher zu einem Ende gebracht.
Der Autor kehrt zurück nach Darujhistan, der Stadt des blauen Feuers. Zurück
zum Phönix, dem Lieblingsplatz Kruppes. Der zentrale Treffpunkt unserer Protagonisten,
beginnend in der Zeit, als Crokus noch der junge, naive und verliebte Mann war
und Murillio ein Schwerenöter und Galan. Doch von dieser einstigen Leichtigkeit
und Lebensfreude ist nicht mehr geblieben. Alle Protagonisten wurden über
vierzehn Bände stark vom Schicksal
gezeichnet. Die Ereignisse von Band vierzehn werden nahtlos fortgeführt, im
Original handelt es sich um einen Band und die Aufteilung der Handlung in zwei Bände trägt sicherlich
nicht zum besseren Verständnis bei.
Ich
habe die Bände eins bis dreizehn geliebt und verschlungen.
Aber ich frage mich,
ob es nicht mit Lether hätte enden sollen. Seit Band vierzehn vermisse ich den
unterschwelligen und bösen Humor, der alle Bücher bisher begleitet hat. Auch in
den schlimmsten Situationen hatten Fiedler und seine Brückenverbrenner ihren
fatalistischen Humor behalten. Die Kette der Hunde und die Ereignisse in
Y'Ghatan haben die Protagonisten und die Leser bis ins Mark erschüttert, doch
immer gab es einen Hoffnungsschimmer oder einen verstecken, humorvollen Funken.
Und Personen wie Tehol und Bugg zeigten eine Unbeschwertheit, die das Herz des
Lesers eroberten. Ihre Dialoge sind das Highlight der ganzen Serie. Es waren
Szenen, die dem Leser eine Atempause gegönnt haben und ihm, trotz des ganzen
Elends, immer zu einem schmunzeln gebracht haben.
Hier
gönnt der Autor seinen Protagonisten nichts, kein Glück, keine Liebe und keine
Freude. Leid, Elend und schmerzliche Verluste bestimmen ihren Weg. Crokus, der
zu Schlitzer wurde und nichts mehr empfinden kann. Stonny Menackis, dich sich
nicht eingestehen kann, dass ihr einige Menschen etwas bedeuten und Murillio,
der alternde Duellmeister, den die Zeit unaufhaltsam einholt. Die Traurigkeit nimmt von Band zu Band zu und
verstört den Leser. Und ab dem vierzehnten Buch ist dies kaum noch zu ertragen.
Barathol
Mekhal und Scillara, die Bewohner von Krulls Schenke, Challice und Crokus, die
Familie Nom, alle haben erneut einen schweren Weg zu gehen, als hätten sie
nicht längst Ruhe und etwas Glück verdient.
Auch
der Erzählstil hat sich meines Erachtens gewandelt. Stets war die Handlung
verschachtelt, es gab Geschichten in den Geschichten, kleine Abschweifungen
aber nie verlor man als Leser den Faden. Hier konnte ich teilweise aber nicht
mehr folgen. Man bekommt den Eindruck, dass
einige Passagen von Kruppe erzählt werden und wer Kruppe kennt, weiß,
wie ausschweifend dies werden kann. Zur
Handlung tragen diese Ausflüge an Darujhistans Himmel nichts bei, sie
blähen die Handlung unnötig auf und lenken vom eigentlichen Geschehen ab. Dazu kommt noch Iskaral Pustl, der ebenfalls
nicht leicht zu ertragen ist.
Sicherlich
führen die Handlungsstränge von Gaz und Harrlo letztendlich zu Auslösern und
überraschenden Wendungen, doch der Weg dahin ist steinig und fordert die Geduld
und die Ausdauer des Lesers. Harllos Schicksal ist wie ein Stein, der ins
Wasser fällt und Wellen schlägt. Es löst
eine Kette von Ereignissen aus und ist Auslöser für viele Entscheidungen, berührt
Stonny, Murillio, seine Zieheltern, Grantl und auch die Stammgäste des Phönix.
Wir
erfahren außerdem, wie es mit Mappo Runt und der Handelsgilde weiter geht. Der
einzige Lichtblick in der Trostlosigkeit dieser Erzählung.
Karsa
Orlong, Samar Dev und Reisender nähern sich der Stadt des blauen Feuers, ebenso
wie Kallor. Lady Missgunst und ihre Schwester befinden sich ebenfalls in der
Stadt und das kann nicht gutgehen. Neue
Spieler betreten die Szene und beeinflussen das Schicksal vieler.
Abseits
der Ereignisse in Darujhistan wird die Geschichte des Dömänensers und Itkovians
fortgeführt. Mönchratt trifft auf Spindel, der ihn daran erinnert, was es
bedeutet ein Soldat und Brückenverbrenner zu sein. Auch die Welt im inneren Dragnipurs wird
immer chaotischer und für den Leser unverständlicher. Sicherlich weiß man, auf was
dieser Handlungsfaden hinausläuft, nichtsdestotrotz ist er verstörend und schwer verständlich. Eine
absolute Abneigung empfinde ich gegen Coll, der Nimander Galit und seine
Freunde nach Schwarz Korall begleitet.
Natürlich
bleibe ich der Serie treu, denn es gibt in meinen Augen nichts vergleichbares
auf dem Markt. Und komme mir keiner mit GoT, dessen Autor uns schon Jahre auf
eine Fortsetzung warten lässt. Bei
Erikson gibt es ein Konzept, einen roten Faden und geniale Schachzüge, die den
Leser immer wieder in Erstaunen versetzen. Seine Protagonisten sind liebenswert
oder hassenswert, man kann sich ihnen auf keinen Fall entziehen. Einige Bände
haben mich zum Weinen gebracht, bei einigen haben ich schallend gelacht. Die
Eloquenz der Sprache, die Gewaltigkeit des Universums und die Vielzahl der
Geschichten und Personen kann man nur bewundern. Vergleichbares habe ich bisher
nur bei Brandon Sandersons Sturmlichtchroniken oder bei den Chroniken von Chaos
und Ordnung gefunden.
Mein
Fazit:
Zu
viel von Kruppe und Itkaral Pustl. Absolut ungeeignet für Leser, welche die
Serie nicht kennen aber ein must have für alle Fans.
Titel:
Tod eines Gottes
Reihe:
Das Spiel der Götter Band 15
Autor:
Steven Erikson
Übersetzer:
Tim Straetmann
Illustrationen:
Inkcraft
Verlag:
Blanvalet, TB, 797 Seiten
ISBN:
9783734161100
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!