Zitat
Seite 250
"Und
Elric ist nicht der Einzige, der an seinen Fähigkeiten zweifelte. Manche
sagten, er sei der Aufgabe nicht gewachsen, habe schwaches Blut, verminderte
Stärke, schwache Augen und eine labilen Verstand, wie die sogenannten "Silbernen
Herrscher", die weißhaarigen, rotäugigen Albinos, deren merkwürdiger
Zustand sie von der langen Reihe von Herrscher und Herrscherinnen abhob."
Dieses
Zitat umfasst und schildert das gesamte Schicksal des jungen Albinoherrschers.
Er, der den Tod seiner Mutter zu verantworten hat, empfing nie die liebende
Zuneigung eines Vaters Sedric. Elric ist nicht beliebt, er unterscheidet sich
sowohl körperlich, als auch geistig und seelisch zu sehr von den Einwohner der
Dracheninseln. Sein Cousin Yrkoon entspricht da schon eher den Vorstellungen
eines mächtigen und starken Führers und es wird zu einem ewigen Machtkampf
zwischen diesen beiden sehr gegensätzlichen Männern kommen.
Viele Einwohner Imrryrs teilen die Ansicht Yrkoons, dass er der bessere Herrscher wäre, außer der Drachenführer Dyvim Tar und die liebliche Cymoril, die den Albino liebt. Umso tragischer, dass sie die Schwester des jähzornigen Yrkoon ist.
Viele Einwohner Imrryrs teilen die Ansicht Yrkoons, dass er der bessere Herrscher wäre, außer der Drachenführer Dyvim Tar und die liebliche Cymoril, die den Albino liebt. Umso tragischer, dass sie die Schwester des jähzornigen Yrkoon ist.
Dennoch
kämpf und überlebt der Albinoherrscher, auch wenn damit einen Pakt mit den
dunklen Mächten eingehen muss.
Elric
ist ein tragischer Held, er ist gebildet, doch zu grüblerisch und introvertiert
für ein Volk, dass zu alter Macht zurück finden möchte. Einst Herrscher über
die bekannte Erde, regieren sie heute nur noch über die Dracheninseln, die
durch ein Meereslabyrinth von der Welt abgeschirmt sind. Yrkoon verspricht
ihnen Macht, Reichtum und wieder eine Vorherrschaft über die anderen Nationen.
Kommentar:
Man
fragt sich als Leser immer wieder, ob eine Neuübersetzung und Neuauflage eines
Klassikers notwendig ist, gelten die alten Ausgaben doch als Wegbereiter des
Genres.
Auch
ich war etwas zwiegespalten und bin es noch.
John
Clute fasst zu Beginn das Gesamtwerk des Autors in wenigen Worten zusammen und
zählt dessen Nominierungen und Preise auf. Ergänzt durch eine Kurzbiografie.
Sehr informativ aber nicht unbedingt wichtig für das Verständnis des Werkes. Dazu
trägt Michael Moorcook wesentlich mehr bei, der nach John Clute zu Wort kommen
darf. Und da zwei Vorworte anscheinend nicht ausreichend sind, kommt nun noch Alan Moore zu Wort.
Zu
meiner Freude konnte ich feststellen, dass ich fast alle Werke der Fantasy ,
die Alan Moore für erwähnenswert, wegweisend und beispiellos hält, mein
Eigentum nenne oder schon gelesen habe. Während wir heute von High Fantasy
sprechen, definiert er diese Art der klassischen Fantasy als Epic Fantasy oder
Prehistoric Adventure Fantasy, zwei Ausdrücke, die sich jedem Fan des Genre
sofort erschließen. Man merkt Alan Moore an, dass die Saga um Elric seine Sicht
der Fantasy geprägt hat, auch wenn Alan Moore mehrheitlich Comics und Graphic
Novels veröffentlicht hat, denn Bücher. Doch auch seine Helden sind stets ambivalente
Charaktere, die nicht dem Mainstream entsprechen, genauso wie Elric.
Wer
nun denkt, dass der eigentliche Roman beginnt, unterliegt einem Irrtum. Der Mantikore Verlag startet das Buch mit
einer Kurzgeschichte über Graf Aubec mit dem Titel Herr des Chaos. Jahrhunderte
später wird Elric bei seiner Inthronisierung das Schwert dieses Grafen tragen.
Nach
dieser Kurzgeschichte folgt ein Abschnitt, für welchen der Leser viel Geduld aufbringen
muss. Für mich unverständlich ist, warum dieser Teil nicht als eigenständiges
Graphic Novel veröffentlicht wurde, was die Serie sicher um ein Juwel
bereichert hätte. So findet sich hier lediglich ein Skript eines Graphic Novel
wieder. Doch das Medium Roman bzw. Buch und Graphic Novell unterscheiden sich
nun einmal in ihrer Art und das Skript wirkt hier unpassend. In Kursiv wird
erläutert, wie der Leser sich die Szenen oder Dekorationen vorzustellen hat, alles
wirkt wie ein Drehbuch aber nicht wie
ein Roman. Hier haben wir somit kein fließendes Ganzes, man muss sich
durchkämpfen, um die eigentliche Geschichte herauszufiltern. Trotz allem sollte
man diese Seiten nicht überblättern. Sie handeln von den Ereignissen, bevor Elric
zum Herrscher der Dracheninseln wurde. Sadric kann sich nicht entscheiden, ob
er seinen Neffen Yrkoon oder seinen Sohn
Elric zu seinem Nachfolger bestimmen soll und gibt ihnen vier Aufgaben, die sie
bewältigen müssen, um ihre Eignung zu beweisen. Dies sind keine Kämpfe oder
normale Wettbewerbe, sondern die Herausforderungen finden auf den Traumpfaden statt,
die jeder Herrscher des Reiches durchwandern muss. Der belesene und
intelligente Elric kann hier beweisen, dass er nicht der schwächliche Albino
ist und seine Bildung und sein Wissen
sehr hilfreich sind. Für die weiteren Romane des Autors sind dies wunderbare
Ergänzungen und zeigen auf, wie die Rivalität zwischen Elric und Yrkoon beginnt,
die ihr ganzes Leben prägen wird.
Erst
danach beginnt der eigentliche erste Band der Elric Saga. Ich habe beide
Ausgaben parallel gelesen, um einen direkten Vergleich zu haben. Neben der Maniküre
Ausgabe habe ich den Sammelband des Heyne Verlags, der die Romane Elric, See
des Schicksals, der Zauber des weißen Wolfs, der verzauberte Turm, im Banne des
schwarzes Schwertes und Sturmbringer enthält, als Vergleich heran gezogen.
Der
Text der alten Ausgabe wirkt auf junge Leser sicherlich etwas veraltet, doch
insgesamt wirkt diese Sprache poetischer, sie passt besser zum Ambiente des
Romans, die Attribute beschreiben einen Sachverhalt treffender.
Hier
einige Beispiele in den Unterschieden der Sprache, die verdeutlichen, was ich
meine:
Bruch
des guten Geschmacks statt
Bruch
der Etikette
wenn
er wollte statt
sollte
er es wünschen
sie
sind nicht begeistert statt
sie
sind bestürzt
somit
grübelt der Herrscher allein statt
so
ist denn der Herrscher als einziger von düsteren Gedanken heimgesucht
einige
Wucht statt schwungvoll
Getue
statt Posen
der
angeregt plaudert, achtlos dem gegenüber, dass die Höflinge zu seiner Freude
tanzen sollen statt
der
da angeregt plaudert und völlig vergessen hat, dass der Hof ja eigentlich
tanzt, um ihn zu unterhalten.
Die
alte Übersetzung veranschaulicht wesentlich treffender das mittelalterliche Ambiente
des Hofs und des Adels und beschreibt die Charaktere explizierter. Wenn man das
Wort hämisch nimmt statt zornig, insistiert das etwas anderes und verzerrt das
Bild der betreffenden Person.
Doch
dies ist eine rein subjektive Meinung nur eines Lesers. Die moderne Sprache wird
sicherlich junge Leser eher ansprechen und diesem Epos zuführen. Und diese
Serie hat es verdient, auch heute noch eine Leserschaft zu finden, denn es ist
immer noch ein Meisterwerk der Fantasy .
Mir
persönlich gefällt auch der Schiffsname Sohn des Pyaray besser als die neue
Version Pyarays Sohn. Oder die auch die Anrufung Straashas wirkt in der alten Sprache authentischer. Aus Doktor Jets wird Doktor Scherz, was einen
Hauch Ironie beinhaltet.
Was letztendlich
korrekt ist, kann ich nicht beurteilen, da ich das Original nicht kenne.
Die
Illustrationen der alten und neuen Ausgabe sind identisch, nur teilweise Seiten
versetzt. Leider würdigt der Maniküre Verlag das Werk von James Cawthorne nicht und unterlässt es, diesen im
vorderen Einband zu erwähnen. Dabei arbeitete der, leider mittlerweile verstorbene James Cawthorne,
viel mit Michael Morcom zusammen, nicht nur bei Elric Saga, sondern auch bei
New Worlds oder bei einigen Tarzan Comics und Jerry Cornelius Ausgaben.
Alles
in allem bleibt dieses Epos um den ewigen Helden mit seinem ambivalenten
Charakter, der vom Schicksal gebeutelt wird, ein unvergleichliches Werk der Fantasy
und verliert auch in neuer Übersetzung nichts von seiner Spannung.
Der
Zyklus "Die Chroniken von Chaos und
Ordnung" des Autorenduos Praßl, greift
das Thema dieser Saga auf, der ewige Kampf der beiden Mächte Chaos und Ordnung
und die tragischen Helden, die in diesem Kampf verloren sind.
Die
Umschlaggestaltung von Atelier Schütz in München ist wesentlich treffender und
aussagekräftiger als das neue Cover von Slobodan Cedic und Matthias Lück, das
mir aber durchaus gefällt. Die Karten dieser Welt sind in beiden Ausgaben
nahezu identisch, auch wenn die Legende dazu in der neuen Ausgabe auf Englisch,
in der alten Ausgabe auf Deutsch ist.
Titel: Der Blutthron
Serie:
Elric von Melniboné
Autor:
Michael Moorcook
Übersetzer:
Jan Enseling
Verlag:
Mantikore Verlag, TB, 508 Seiten
ISBN:
9783945493649
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