10 Juli 2016

Die dunklen Gassen des Himmels (Bobby Dollar 1) von Tad Williams



Doloriel, auch genannt  Bobby Dollar ist ein Engel. Doch er fühlt sich den Menschenseelen verwandt und so lebt er in einem menschlichen Körper auf der Erde, wo er als Anwalt des Himmels arbeitet. Stirbt ein Mensch, wird von einem unparteiischen himmlischen Gericht entschieden, ob dieser das Himmelreich oder die Hölle verdient hat. Bobby vertritt die Seite des Himmels und versucht alles, um der Seele den Weg in den Himmel zu ebnen. Doch die Vertreter der Hölle versuchen alles, um die Seele für Lucifer zu gewinnen und so entbrennt um jede Seele ein heftiger Kampf.

Als beide Parteien eines Tages am Schauplatz eines Todes eintreffen und über die Seele befinden wollen, ist diese verschwunden und niemand kann sich erklären, was damit passiert ist. Ein nie dagewesenes Ereignis, das Himmel und Hölle in Panik versetzt. Jeder schiebt die Schuld der anderen Partei zu. Nur, wohin ist die Seele verschwunden, wenn sie weder im Himmel noch in der Hölle oder im Fegefeuer ist? Da Doloriel als Anwalt für diese Seele eingeteilt war, wird er in die  
Untersuchungen verwickelt. Als Stunden später der Anwalt der Gegenseite brutal ermordet wird, gerät Bobby Dollar in einen Strudel von Ereignissen, die bald nicht mehr zu kontrollieren sind. Da sein Leben bedroht wird beginnt er mit Hilfe seines Freundes Samariel und einigen menschlichen Helfern, die Ereignisse zu untersuchen. Das ist nicht so einfach, wenn man von einem Fürsten der Hölle bedroht wird und eine uralter Dämon auf  einen angesetzt wird. Bobby wird nicht nur verdächtigt, in dem Seelenklau und den Mord verwickelt zu sein, er wird auch beschuldigt dem Fürsten der Hölle ein mächtiges magisches Artefakt gestohlen zu haben, das beweist, dass jemand im Himmel mit der Hölle konspiriert. Bobby kann noch so sehr seine Unschuld beteuern, er hat einmal zu oft Wolf gerufen als das man ihm noch Glauben schenkt.

Kommentar:

Bobby Dollar ist der Jack Reacher unter den Engeln. Hart, kompromisslos, überrollt er seine Feinde wie eine Walze. Aber tief im Inneren hat er ein weiches Herz. Wer hier sensible und mitfühlende Engel erwartet, die hoch über den Dächern über die Menschheit wachen, wird enttäuscht sein.  Doloriel ist ein harter Kerl mit Ecken und Kanten, der alles in Frage stellt und bis an die Grenzen des Erlaubten und sogar darüber hinaus geht. Er befolgt Gottes Gebote und die Gesetze des Himmels nicht blind, sondern hinterfragt alles und jeden. Das schafft ihm natürlich nicht nur Freunde. Er hat eine Vergangenheit, denn bevor er als Anwalt zu den Menschen kam war er in einer Elitetruppe die im Geheimen gegen die Mächte der Finsternis kämpfte. Ein Säuberungskommando, das unbarmherzig gegen die Feinde des Guten vorging aber so, dass die Menschheit nichts merkte. Dieser Job hat ihn Samariel, genannt Sam als Freund beschert, ihn aber auch einiger Illusionen bezüglich der Mächte des Guten beraubt. Als er sich immer in die Untersuchung um die gesoulnapten Seelen (eine Wortschöpfung des Autors) verstrickt ahnt er, dass es auch auf der Seite des angeblich Guten Unzufriedene gibt, die mit der Hölle paktieren und den gerechten Weg verlassen haben. Um sein Leben noch komplizierter zu machen verliebt er sich auch noch in die falsche Frau, eine femme fatale der Hölle.

Der Himmel wird hier nicht als makellos geschildert, eher wirkt er wie eine Anstalt mit weißen Wänden, für seelisch entrückte oder für Leute auf dem LSD Trip. Für Bobby ist dort alles zu clean, zu langweilig, zu geradlinig. Daher bevorzugt er die Erde und die Menschen, mit all ihren Fehlern und Fragen.

Ein Lob an die Übersetzerin dieses Romans. Sie hat den teilweise sehr schwarzen Humor wirklich gut getroffen und ins Deutsche herüber gerettet. Der Kniff, dass Doloriel sich oft direkt an den Leser wendet und ihn in das Geschehen mit einbezieht, macht die Geschichte zu etwas Besonderem. Der Anwalt ist somit kein Protagonist eines Buches, sondern ein Freund, den wir auf seinem gefährlichen Weg begleiten. Die Nebenfiguren bereichern die Geschichte ungemein, sind sie doch sehr skurril, teilweise verstörend und immer für eine Überraschung gut. Das einzige Manko dieses Buches ist das Cover. Die himmlischen Anwälte auf der Erde besitzen keine Flügel. Sie sitzen nicht auf Hausdächern sondern sie leben als Menschen getarnt unter uns, saufen, fluchen und lieben Männer oder Frauen wie jeder normale Mensch. Das Cover vermittelt da einen falschen Eindruck.

Fazit:

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat mich das Buch gepackt. Ein Mix aus Thriller, Krimi und Fantasy mit einer Prise Sex und viel Action. Ein neuer Weg, den Tad Williams beschreitet aber ein spannender Weg, dem die Leser sicher weiter folgen werden

10 von 10 Sternen

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels

Autor: Tad Williams

Verlag: HobbitPresse, HC 572 Seiten,  Ausgabe 2012

ISBN: 978-3-608-93834-0

Illustration: Kerim Beyit

Übersetzer: Cornelia-Hoffelder-von der Tann

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