Die Kriegsführung hat eine neue Dimension
erreicht. Soldaten werden nicht mehr in den Einsatz geschickt, den Kampf übernimmt
für sie jetzt der soldierboy. Es handelt sich um eine Kampfmaschine, die von
den Operator gesteuert wird, die in Gruppen von zehn untereinander und mit den
soldierboy vernetzt sind. Es gibt Aufklärungsgruppen, taktische Einheiten
und die Jäger. Jeder Gruppe ist für den jeweiligen Einsatz optimal zusammen
gestellt. Doch auch wenn die Operator nicht direkt am Kampf beteiligt sind,
fordert der Einsatz seinen Tribut. Es kommt zu psychischen und physischen
Schäden, die Ausfallrate ist sehr hoch. Man erlebt alle Gedanken und Gefühle
der vernetzten Kameraden mit, ihre Ängste, Verzweiflung aber auch ihre Lust am
Töten. Es gibt kein Schild gegen die Flut von Bildern und Eindrücken.
Julian Class ist einer dieser Operator und er
hat schon einige Einsätze hinter sich. Als bei einem Einsatz durch seinen
soldierboy ein unschuldiger Junge ums Leben kommt, beschließt Julian Selbstmord
zu begehen. Der Versuch scheitert und bald zeigt ihm seine Freundin einen
anderen Weg, mit den Erlebnissen des Krieges umzugehen. Sie hat einen Plan zur
vollständigen Befriedung der Welt, doch für diesen Plan braucht es einen
Soldaten. Julian Class.
Kommentar:
Nach der ewige Friede und Voyagers ist dies
nun der dritte Roman von Joe Haldeman, den ich gelesen habe. Es ist
unbestreitbar, dass Joe Haldeman ein begnadeter Autor ist, der es versteht, dem
Leser das Gefühl zu vermitteln, dabei zu sein. Die wechselnde
Erzählperspektive dieses Romans verwirrt zu Beginn, doch bald erkennt man, wie
geschickt die Szenarien aus der Sicht des Zuschauers und aus der Sicht des
Protagonisten vermittelt werden. Es ist wie beim Einsatz der soldierboys,
der Operator ist durch die mentale Verbundenheit mit dem soldierboy direkt
dabei, steht aber doch auf eine eigenartige Art abseits. Die Ideen des
Autors sind einprägsam und bringen den Leser dazu, über den Krieg nachzudenken.
Und wann hat es in den letzten Jahrzenten keinen Krieg gegeben? Die Argumente
für den Krieg sind vielfältig, doch im Endeffekt geht es immer um Geld, Macht
und Kontrolle. Dies wird hier auf zynische und eindringliche Art beschrieben.
Das Leben der Operator wird billigend und wissend aufs Spiel gesetzt, die
Auswirkungen des Einsatzes auf die Psyche der Operator ist bekannt und wird
schulterzuckend in Kauf genommen. Auch, dass nicht jeder Soldat den
Einsatz eines Anschlusses überlebt, fällt unter Kollateralschaden. Der
Zynismus, wie hier mit dem Leben der Menschen umgegangen wird ist erschütternd,
entspricht aber sicherlich der Realität.
Trotz ihrer Erfahrungen im Kampf und trotz
ihres Wissens um die Raffgier der Politiker, gehen die Rebellen sehr naiv an
ihren Umsturz heran. Sie sind der Meinung, dass die Veränderung der
Gesellschaft ohne Gewalt vonstattengehen kann. Ihr Plan ist einfach und genial
aber sie sind nicht auf die Gewalt vorbereitet, die bald gegen sie eingesetzt
wird. Mitglieder der Organisation der Hammer Gottes und Kriegsbefürworter
stellen sich gegen die Pazifisten. So wird die Humanisierung der Gesellschaft
ein Wettlauf gegen die Zeit.
Doch ist die Lösung der Meuterer der richtige
Weg.? Will man vernetzt sein, keine Privatsphäre mehr haben, alle Gedanken und
Gefühle teilen? Für mich ist dies unvorstellbar, auch wenn man das ganze Wissen
der vernetzten Personen übermittel bekommt. Rechtfertigt hier der Zweck die
Mittel? Gavrila nennt es eine Vergewaltigung der Seele und ich stimme ihr
zu, auch wenn sie die Böse in der Geschichte ist.
Was einem den Genuss dieses Buch verleidet
ist wieder die schlechte Übersetzung und die katastrophal hohe Anzahl an
Fehlern. Dazu kommt ein teilweise sehr merkwürdiger Satzbau und viele
Wortdoppelungen. Für mich das ein Rufmord an dem Autor, eine laienhafte,
nein sogar eine stümperhafte Arbeit. Aber ein wirklich gelungenes Cover!
Schreibfehler finden sich unter anderem auf
den Seiten 105, 109, 115,175,240, 241,245,251,256,305,311,312,324,335 usw.
Merkwürdiger oder falscher Satzbau findet
sich zum Beispiel auf den Seiten 105,293,295,355,374,384
Obwohl es sich um einen Roman handelt, wird
in den Dialogen die Anrede "sie" grundsätzlich großgeschrieben, egal,
ob es sich um Einzahl oder Mehrzahl handelt, die Anrede "du" hingegen
immer klein. Ich kann dieser Logik leider nicht folgen. Desweiteren wird nach
der Nutzung eines Doppelpunktes teils groß- und teils
kleingeschrieben. Auch werden in einem Satz mehrmals verschiedene Formen
gebraucht,. Beispiel statt des Wortes nachzudenken wird das Wort
nachgedacht genutzt.(S 293)
Mit Wortdoppellungen meine ich so etwas.
Zitat:" Aber das war aber nicht freiwillig (S 374)" oder den Gebrauch
des Wortes nämlich in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen (S384)
Daher habe ich wirklich Probleme, diesen
Roman gerecht zu bewerten. Den Inhalt der Geschichte bewerte ich gerne
mit acht Sternen, das Cover sogar mit zehn Sternen. Doch die Umsetzung in
unsere Sprache hat wirklich keinen Stern verdient. Jeder Leser mag daher
persönlich entscheiden, ob er diesen Roman lesen möchte oder nicht.
Inhaltlich lohnt es sich, wie auch bei den anderem Romanen des Autors, auf alle
Fälle.
Titel: Soldierboy
Reihe: Zyklus der ewige Krieg
Autor: Joe Haldeman
Übersetzer: Verena Hacker
Verlag: Mantikore TB, 564 Seiten
ISBN: 9783939212577
Der Autor hat von 8 von 10 Sternen verdient,
die Übersetzer und der Lektor keinen
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