Nandovain Fitheal ist ein
verzogener Rotzbengel, der sowohl als Kind, als auch als Jugendlicher stets seinen
Status als Sohn des Catavig der Jornae auszunutzen weiß. Schon als Kind wird er
von seinem Vater dahingehend unterrichtet, dass er dessen Nachfolge als Alun
der Fitheal und Catavig antreten soll. Entgegen den Traditionen der
Jornae, denn der nächste Catavig wird immer der älteste der Alune. Mit der Zeit
und mit Hilfe seiner Freundin Manissa Caraid entwickelt sich der freche und
ungestüme Sohn des Jornae langsam aber sicher zu einem verantwortungsvollen
jungen Mann, der viele innovative Ideen für sein Volk hat und es in eine neue Zukunft
führen möchte. Doch die anderen Alune und Alunas sind gegen Nandovain als neuer
Catavig. Als sein Vater stirbt, muss er aus der Stadt Borgnur fliehen, denn
Cobann Maglorix, der als neuer Catavig antritt, versucht, Nandovain ermorden zu
lassen.
Zusammen mit seinem Freund
Toal begibt sich Nandovain auf die Suche nach Verbündeten, um seinen Platz als
neuer Catavig einnehmen zu können.
Kommentar:
Die Jornae sind ein
traditionsbewusstes Volk. Es gibt fünf Stämme, die jeweils einen Alun oder eine
Aluna wählen. Und diese fünf Vertreter des Volkes wählen jeweils den ältesten
aus ihrer Mitte zum neuen Catavig. Troghwen Fitheal verstößt somit gegen alle
Traditionen, als er seinen Sohn als seinen Nachfolger bestimmt. Aber Troghwen
möchte sein Volk in eine neue Zukunft führen und er weiß, dass sein Sohn seine
Pläne und Ideen weiterführen wird. Vater und Sohn sind der Meinung, dass Jorna
sich der Welt öffnen und eine verantwortungsvolle Rolle übernehmen muss.
Auch was Eheschließungen
anbetrifft, ist das Volk sehr traditionsbehaftet. Man heiratet nur innerhalb
des Stammes, um die Blutlinien reinzuhalten. Sowohl Nandovain als Toal sind der
Meinung, dass sich unbedingt etwas ändern muss, damit die Jornae nicht den
Anschluss an die Welt verlieren.
Während mir Nandovain
tatsächlich das ganze Buch hindurch unsympathisch bleibt, gibt es einige Charaktere,
die mir gut gefallen haben. Allen voran Toal, ein eher schüchterner,
introvertierter junger Mann, der im Schatten seines Vaters, des Alun von
Flelnir, steht. In einem Kampf jedoch blüht der junge Mann auf, er ist ein
wahrer Meister mit dem Schwert. Auf ihrer Flucht treffen die Flüchtenden auf
das Geschwisterpaar Nemed und Myrna und fortan begleiten die beiden Tagelöhner
aus Irnav die Freunde. Zu ihnen gesellt sich noch Dub, ein Mann aus Hivirlisk.
So zeigt die Gruppe im Kleinen, was sich Nandovain für ganz Jorna wünscht.
Freundschaft zwischen den verschiedenen Ländern, wie mit Irnav oder Hivirlisk.
Die Geschichte ist spannend
aber mit der Umsetzung hatte ich so einige Probleme. Der Autor hat viele Wörter
erfunden wie Aner für Tag, Mura für Monat oder Fener für Jahr. Bis ich das
verinnerlicht hatte, zusätzlich zu den Gottheiten, Tieren, Pflanzen und Sonne,
Mond und Sterne, hat es eine Weile gedauert. Flüssiges weg lesen war daher zu
Beginn nicht möglich.
Die Struktur der Jornae, ihre Lebensweise
und Gesellschaft erinnert sehr an die Nordmänner und ich denke, das ist auch so
gewollt. Man kann als Lesende den Wunsch der jungen Männern nach einer Öffnung
des Landes nachvollziehen. Jorna stagniert, ist mit sich selbst zufrieden. Sie
haben alles, was sie zum Leben brauchen und lehnen Neuerungen ab. Nandovain ist
sich sicher, dass ein Öffnen der Grenzen mehr Vorteile für das Land bringt und
seine Reise, die ihn bis in die Dunkellande führt, überzeugt ihn davon, dass er
recht hat.
Vor jedem Kapitel gibt es eine
kurze geschichtliche Abhandlung aus dem Geschichtsalmanach Ecora, die sich auf das kommende Kapitel
bezieht. Mir hat das sehr gut gefallen, es gibt dem Lesenden einen Überblick
über Tradition und Geschichte. Dazu gibt es vorne im Buch ein Personenregister,
eine Begriffserklärung sowie eine ausführliche Karte von Ecora. Die Handlung ist in sich abgeschlossen aber es ist klar, dass hier noch nicht die ganze
Geschichte erzählt ist.
Insgesamt hat mich die
Geschichte gut unterhalten. Es mag an dem Altersunterschied von 30 Jahren
zwischen dem Autor und mir liegen, dass ich mit der Ausdrucksweise und dem
Satzbau manchmal kleinere Probleme hatte. Aber das ist eine reine subjektive
Sichtweise und schmälert die Spannung nicht. Das Buch hat 354 Seiten und ich
hätte mir ein bisschen mehr Tiefe der Charaktere gewünscht. Wie schon erwähnt,
ist Nandovain absolut nicht mein Fall. Er hat keine Ahnung wie es ist, einen
Krieg zu führen und was auf ihn zukommt. In meinen Augen ist er arrogant und
naiv und viele Wendungen gehen mir zu hopplahopp. Ich lese aber gerne und viel
epochale Fantasy. Für Lesende, die es mögen, wenn es Schlag auf Schlag geht,
ist diese Geschichte perfekt. Es gibt keine Längen, keine ausschweifenden
Landschaftsbeschreibungen und keine nervigen Missverständnisse, welche die Handlung unnötig verzögern.
Fazit:
Der Segen des Exils ist ein
spannender und unterhaltsamer Auftakt und ich bin gespannt, wie Nandovain sein
Volk in die Zukunft führen wird. Man muss sich auf die Erzählweise (vor allem
Dub sticht hervor) einlassen, dann wird man gut unterhalten.
Titel: Der Segen des Exils
Reihe: Jenseits der
Dunkellande 1
Autor: Tim J. Radde
Verlag: Selfpublishing, TB,
354 Seiten
ISBN: 9783759817823
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