13 Juli 2025

Der Segen des Exils - Jenseits der Dunkellande von Tim J. Radde

Nandovain Fitheal ist ein verzogener Rotzbengel, der sowohl als Kind, als auch als Jugendlicher stets seinen Status als Sohn des Catavig der Jornae auszunutzen weiß. Schon als Kind wird er von seinem Vater dahingehend unterrichtet, dass er dessen Nachfolge als Alun der Fitheal und Catavig antreten soll. Entgegen den Traditionen der Jornae, denn der nächste Catavig wird immer der älteste der Alune. Mit der Zeit und mit Hilfe seiner Freundin Manissa Caraid entwickelt sich der freche und ungestüme Sohn des Jornae langsam aber sicher zu einem verantwortungsvollen jungen Mann, der viele innovative Ideen für sein Volk hat und es in eine neue Zukunft führen möchte. Doch die anderen Alune und Alunas sind gegen Nandovain als neuer Catavig. Als sein Vater stirbt, muss er aus der Stadt Borgnur fliehen, denn Cobann Maglorix, der als neuer Catavig antritt, versucht, Nandovain ermorden zu lassen.
Zusammen mit seinem Freund Toal begibt sich Nandovain auf die Suche nach Verbündeten, um seinen Platz als neuer Catavig einnehmen zu können.
 
Kommentar:
Die Jornae sind ein traditionsbewusstes Volk. Es gibt fünf Stämme, die jeweils einen Alun oder eine Aluna wählen. Und diese fünf Vertreter des Volkes wählen jeweils den ältesten aus ihrer Mitte zum neuen Catavig. Troghwen Fitheal verstößt somit gegen alle Traditionen, als er seinen Sohn als seinen Nachfolger bestimmt. Aber Troghwen möchte sein Volk in eine neue Zukunft führen und er weiß, dass sein Sohn seine Pläne und Ideen weiterführen wird. Vater und Sohn sind der Meinung, dass Jorna sich der Welt öffnen und eine verantwortungsvolle Rolle übernehmen muss.
Auch was Eheschließungen anbetrifft, ist das Volk sehr traditionsbehaftet. Man heiratet nur innerhalb des Stammes, um die Blutlinien reinzuhalten. Sowohl Nandovain als Toal sind der Meinung, dass sich unbedingt etwas ändern muss, damit die Jornae nicht den Anschluss an die Welt verlieren.
Während mir Nandovain tatsächlich das ganze Buch hindurch unsympathisch bleibt, gibt es einige Charaktere, die mir gut gefallen haben. Allen voran Toal, ein eher schüchterner, introvertierter junger Mann, der im Schatten seines Vaters, des Alun von Flelnir, steht. In einem Kampf jedoch blüht der junge Mann auf, er ist ein wahrer Meister mit dem Schwert. Auf ihrer Flucht treffen die Flüchtenden auf das Geschwisterpaar Nemed und Myrna und fortan begleiten die beiden Tagelöhner aus Irnav die Freunde. Zu ihnen gesellt sich noch Dub, ein Mann aus Hivirlisk. So zeigt die Gruppe im Kleinen, was sich Nandovain für ganz Jorna wünscht. Freundschaft zwischen den verschiedenen Ländern, wie mit Irnav oder Hivirlisk.
Die Geschichte ist spannend aber mit der Umsetzung hatte ich so einige Probleme. Der Autor hat viele Wörter erfunden wie Aner für Tag, Mura für Monat oder Fener für Jahr. Bis ich das verinnerlicht hatte, zusätzlich zu den Gottheiten, Tieren, Pflanzen und Sonne, Mond und Sterne, hat es eine Weile gedauert. Flüssiges weg lesen war daher zu Beginn nicht möglich.
Die Struktur der Jornae, ihre Lebensweise und Gesellschaft erinnert sehr an die Nordmänner und ich denke, das ist auch so gewollt. Man kann als Lesende den Wunsch der jungen Männern nach einer Öffnung des Landes nachvollziehen. Jorna stagniert, ist mit sich selbst zufrieden. Sie haben alles, was sie zum Leben brauchen und lehnen Neuerungen ab. Nandovain ist sich sicher, dass ein Öffnen der Grenzen mehr Vorteile für das Land bringt und seine Reise, die ihn bis in die Dunkellande führt, überzeugt ihn davon, dass er recht hat. 
Vor jedem Kapitel gibt es eine kurze geschichtliche Abhandlung aus dem Geschichtsalmanach  Ecora, die sich auf das kommende Kapitel bezieht. Mir hat das sehr gut gefallen, es gibt dem Lesenden einen Überblick über Tradition und Geschichte. Dazu gibt es vorne im Buch ein Personenregister, eine Begriffserklärung sowie eine ausführliche Karte von Ecora. Die Handlung ist in sich abgeschlossen aber es ist klar, dass hier noch nicht die ganze Geschichte erzählt ist.
Insgesamt hat mich die Geschichte gut unterhalten. Es mag an dem Altersunterschied von 30 Jahren zwischen dem Autor und mir liegen, dass ich mit der Ausdrucksweise und dem Satzbau manchmal kleinere Probleme hatte. Aber das ist eine reine subjektive Sichtweise und schmälert die Spannung nicht. Das Buch hat 354 Seiten und ich hätte mir ein bisschen mehr Tiefe der Charaktere gewünscht. Wie schon erwähnt, ist Nandovain absolut nicht mein Fall. Er hat keine Ahnung wie es ist, einen Krieg zu führen und was auf ihn zukommt. In meinen Augen ist er arrogant und naiv und viele Wendungen gehen mir zu hopplahopp. Ich lese aber gerne und viel epochale Fantasy. Für Lesende, die es mögen, wenn es Schlag auf Schlag geht, ist diese Geschichte perfekt. Es gibt keine Längen, keine ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen und keine nervigen Missverständnisse,  welche die Handlung unnötig verzögern. 
 
Fazit:
Der Segen des Exils ist ein spannender und unterhaltsamer Auftakt und ich bin gespannt, wie Nandovain sein Volk in die Zukunft führen wird. Man muss sich auf die Erzählweise (vor allem Dub sticht hervor) einlassen, dann wird man gut unterhalten. 
 
Titel: Der Segen des Exils
Reihe: Jenseits der Dunkellande 1
Verlag: Selfpublishing, TB, 354 Seiten
ISBN: 9783759817823

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!