London 1855. Die Eisenbahn erobert
England und immer mehr Menschen bevorzugen dieses neue Transportmittel, obwohl
die Lautstärke und die Geschwindigkeit einigen Reisenden noch Angst machen. Als
der erste Mord in einer britischen Eisenbahn passiert, sind die Schlagzeilen
gigantisch. Wie soll man sich gegen Mörder und Diebe schützen, eingesperrt in
einem Abteil, ohne Möglichkeit zu entkommen? Daher fragen Thomas de Quincy und
seine Tochter Emily sich auch, wie der Mörder entkommen konnte. Sie befanden
sich im Nachbarabteil und haben den Mord daher praktisch miterlebt.
Es bleibt nicht bei diesem
einen Mord. An der Waterloo Station wird ein Bombenanschlag verübt, ein
Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke kann gerade noch vereitelt werden. Gemeinsam
mit ihren Freunden Detective Inspector Ryan und Detective Sergeant Becker,
untersuchen Vater und Tochter die merkwürdigen Vorfälle.
Kommentar:
Vor einem Autor der „first
blood“ geschrieben hat, erwartete ich keine viktorianischen Krimis. Zwischen
dem Roman, durch dessen Verfilmung Silvester Stallone weltberühmt wurde, und
den Krimis um Thomas de Quincy liegen 40 Jahre. Das hat dem Können des Autors
keinen Abbruch getan. Thomas de Quincy ist kein einfacher Protagonist. Er hat
ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Dieses hat er in diversen Kurzgeschichten und Romanen
verarbeitet. Sein bekanntestes Werk ist „die Bekenntnisse eines englischen
Opiumessers“, und als Opiumesser wird er berühmt. Seine Tochter Emily versucht
alles, um ihren Vater von der Sucht fortzubekommen aber 50 Jahre Drogenkonsum
haben aus Thomas einen Mann gemacht, der ohne seinen tägliche Dosis nicht mehr
leben kann. Doch diese Sucht macht ihn auch zu einem genialen Ermittler. Er
nimmt die Welt anders wahr als seine Mitmenschen, er entdeckt und beobachtet
Dinge, die von anderen übersehen werden und er sieht Zusammenhänge, wo andere
verzweifeln.
Daniel Harcourt ist ein Anwalt
der oberen Zehntausend. Eines Abends setzt er sich in den Zug nach Sedwick
Hill. Auf der Fahrt dorthin wird er brutal in seinem erste Klasse Abteil ermordet.
Niemand weiß, zu wem der Anwalt wollte und in Sedwick Hill scheint ihn niemand
zu kennen.
Thomas de Quincy und Emily sind zufällig in diesem Zug. Obwohl sie
über wenig Geldmittel verfügen, die Opiumsucht frisst das ganze Geld auf,
reisen Vater und Tochter erster Klasse, denn sie haben mächtige Freunde und
Gönner, sogar Queen Victoria hält viel von dem alten Ermittler.
Emily, seine Tochter, sieht es
als ihre Aufgabe an, ihren Vater zu pflegen und zu beschützen. Sie ist ein
Freigeist und hält nichts von den Zwängen, denen die Frauen ihres Jahrzehnts
unterworfen sind. Sie trägt kein Korsett und sie lässt sich den Mund nicht verbieten.
Detective Inspector Ryan und Detective Sergeant Becker kennen Emily schon von vorherigen
Fällen. Zunächst sind sie wie vor den Kopf gestoßen, ob der Freigeistigkeit der
jungen Frau. Bald schon aber schlägt ihr Misstrauen in Bewunderung um und sie
möchten Vater und Tochter unter allen Umständen beschützen. Wegen ihres
freundschaftlichen Verhältnisses sind es auch die beiden Männer, die Thomas sofort
informiert, denn er ahnt, dass dieser Mord nicht einfach zu lösen sein wird.
Es handelt sich hier um den
dritten Fall des Opiumessers. Man muss die vorherigen Bände nicht kennen, um
der Geschichte folgen zu können, auch wenn es hin und wieder Hinweise auf
vorherige Ereignisse gibt. In diesem Krimi erfahren wir etwas mehr über die
Jugend von Thomas de Quincy, die sicherlich keine einfache war. Hier trifft er
auf Geister der Vergangenheit, die ihn bis in die Gegenwart begleitet haben.
Ein sehr schönes Zitat lautet:“
Erinnerungen sind in der Tat wie Sterne, die den Tag über verschwinden, um in
der Dunkelheit wieder zu erscheinen.“
Der Kriminalfall, der auf den
ersten Blick einfach erscheint, entpuppt sich als viel verworrener, als zuerst
vermutet. Aber bei diesem Team, jeder
und jede mit unterschiedlichen Qualitäten, kommen die vier nach und nach dem
Mörder auf die Spur.
Fazit:
Band drei hat mich so
gefesselt, dass ich die vorherigen Bände auch noch lesen werde. Ein
außergewöhnliches Ermittlerteam. Wie schon bei Sherlock Holmes, der ebenfalls Drogen
konsumiert hat, scheint dies bei Thomas de Quincey ebenfalls stimulierend zu
wirken. Nachahmen oder verharmlosen sollte man diese Sucht aber nicht.
Titel: Der Eisenbahnmörder
Reihe: Thomas de Quincey Band
3
Autor: David Morell
Verlag: Droemer-Knaur. TB, 408
Seiten
ISBN: 9783426525739
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