02 September 2024

Roboter - fading smoke von R.M. Amerein

Ich hatte gerade aus Sternen und Staub von T.J. Klune beendet und normalerweise sind die Bücher, die ich nach einem T.J. Klune lese, eher farblos und blass und ich befinde mich in einem tiefen schwarzen Loch, aus dem mich kaum ein anderes Buch herausholen kann.
Dieses Mal war es anders. Ich habe Roboter – fading smoke begonnen und das Buch hat mich vom ersten Moment an genauso in den Bann gezogen, wie es das von T.J. Klune.
Der Roman wird in der Ich-Form erzählt, was ich normalerweise nicht mag. Aber dieses Buch gibt das Tagebuch von Smoke wieder, einem etwas außergewöhnlichem Roboter, mit ehrlicher Selbstreflektion und einem etwas anderen Blick auf die Welt.
Keld ist eine seltsame Welt. Früher wurden Roboter durch Solarenergie gespeist, doch seit sich um die Sonne herum ein schwarzer Kranz gebildet hat, ist das nicht mehr möglich. Ein Koexistenz Vertrag zwischen Menschen und Robotern regelt das Zusammenleben der zwei Spezies. Robotern ernähren sich  nun von Pflanzen, allerdings dürfen sie in den Biotopen keine Energie zu sich nehmen. Diese Biotope sind geschützt und werden von Biobots überwacht, die jede unerlaubte Energieaufnahme sofort merken.
Smoke landet in einem dieser Biotope und verfügt nicht mehr über genug Energie, um das Biotop ohne Energieaufnahme zu verlassen, was ihm die Biobots allerdings untersagen. Smoke gehört zur Gattung der Söldner, also muss ein Auftrag her, dessen Entlohnung ihm genug Energie liefert, dass er es bis zur Grenze schafft. Und der Auftrag hört sich einfach an. Den Forschern, die im Biotop ein Zeltlager errichtet haben, ist ein kleines Mädchen entlaufen. Smoke soll es finden und zurückbringen. Nichts leichter als das, denkt er. Ein fataler Irrtum.
Die Roboter haben sich verschiedenen Gruppen zusammengeschlossen. Forscher, Mediziner, Geschichtsforscher und noch einige mehr. Sie leben meist in Gruppen und haben ein Stützpunkt. Nur die Söldner sind anders. Sie sind Einzelgänger und durchstreifen die Welt, immer auf der Suche nach einem neuen Auftrag und genug Energie, um den nächsten Auftrag in Angriff zu nehmen. Obwohl sie oft am Rande ihrer Existenz stehen, ist es für Roboter wie Smoke undenkbar, Energie von Tieren oder Menschen aufzunehmen. Als er das Mädchen, Kaia, in Begleitung einer Spender/Empfänger Einheit findet, stellen sich ihm sofort alle nichtvorhandenen Nackenhaare auf. Spender sind Menschen, die freiwillig ihre Biomasse = Energie an einen Roboter abgeben und diese Symbiose geht tiefer, als jedes menschliche Gefühl wie Liebe.
Smoke entreißt ihnen das Mädchen und bringt es zurück zu den Forschern, damit ist sein Auftrag erledigt, denkt er. Aber die Probleme fangen eigentlich erst an.
Ich mag KI Geschichten, angefangen bei Asimov. Caliban ist einer meiner Lieblings KI und Christoph Grimm hat eine wunderbare Anthologie mit dem Titel „fast menschlich“ herausgebracht, die eine Vielzahl von spannenden KI-Erzählungen enthält.
Smoke reiht sich nahtlos in diese Reihe ein. Er ist kein einfältiger Befehlsempfänger, er ist ein außergewöhnliches Individuum, das für sich feste Regeln entwickelt hat und nach seinen eigenen Gesetzen, stets zum Wohle seiner Welt, lebt. Die kurzen und knappen Rückblicke geben Einblick in eine Welt, in der Roboter und Mensch sich auf ein Zusammenleben geeinigt haben. Ein langer und mühseliger Weg und natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen, die diesen Frieder unterlaufen wollen.
Das Tagebuch ist witzig und unterhaltsam, seine Erzählung regt aber auch zum nachdenken an. Wird es jemals eine Koexistenz zwischen KI und Mensch geben können? Wie wird unsere Welt in hunderten von Jahren aussehen?
Smoke ist so etwas wie ein „Lonesome Rider“, ein einsamer Held mit festen moralischen Grundsätzen. Zuerst stört Kaia sein einsames Leben, dann kommen noch zwei Kater dazu. Fellbündel, die seine Prozessoren oftmals zum überhitzen bringen. 
Ich habe oft gelacht, manchmal den Kopf geschüttelt, mich gewundert und ein paar Tränchen verdrückt. 
Ich liebte dieses Buch, bis Seite 165. Wie, zur Hölle, kann man eine so wunderbare Geschichte so enden lassen? Ich habe einige Rezensionen auf Amazon dazu gelesen. Dort schreibt ein Leser, das Buch hätte ein rundes Ende. Wirklich? Ich habe tausend Fragen. Was passiert weiter mit Kaia, was ist mit Tai? Wer oder was ist Soto, welche Absichten hegt er? Was ist mit Ross und Ennea. Und Smoke? Echt? Wenn die Prozzesordaten gelöscht sind, wie kann die Geschichte dann erzählt werden? Und und und? 
Mittlerweile weiß ich, dass es einen weiteren Band gibt, leider aber nur als E-Book und nicht als Print. Wie kann man ein Buch mit einem absolut grandiosen Cover von Timo Kümmel, nur als E-Book haben wollen? Solch außergewöhnlichen schöne Cover gehören in ein Bücherregal. Auch collapsing hope hat so ein beeindruckendes Cover wie fading smoke, für ein E-book ist das meines Erachtens einfach Verschwendung. 
Das Buch hat nur 178 Seiten. Ich frage mich, warum Frau Amerein die Geschichte nicht als einen kompletten, abgeschlossenen Roman mit 500-600 Seiten veröffentlich hat? Es hätte dem Leser viel mehr zu geben und niemand würde sich über solche Cliffhanger aufregen und das Buch aus Frust fast gegen die Wand pfeffern. Eine unglaublich schöne, beeindruckende, fesselnde und außergewöhnliche Geschichte und dann das! 
Ich kann dieses Buch also nur Lesern empfehlen, die auch E-Books lesen denn collapsing hope gibt es nicht als Print. Band drei ist noch nicht erschienen. 
Der Atlantis Verlag hat ein Händchen für schöne Bücher und mit Timo Kümmel wurde ein Illustrator gefunden, der meines Erachtens die schönsten Cover erstellt, die immer perfekt zu den Geschichten passen. Oft sind seine Cover der Grund, warum ich überhaupt zu einem Buch greife. Hier hat mich die Kombination von Cover und Klappentext gereizt und zu 99% wurden meine Erwartungen erfüllt. Aber selten war ich nach dem lesen eines Buches so frustriert. Ich weiß nun wieder, warum ich Reihen erst sammele, dann lese. Leider wusste ich nicht, dass es sich hier um einen ersten Band handelt.

Titel: Roboter – fading smoke 
Reihe: Keine Ahnung- Roboter vielleicht? 
Autorin: R.M. Amerein 
Verlag: Atlantis, Hardcover, 168 Seiten 
ISBN:9782864028267

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