Die Bojaren wurden von
Großmutter Winter erträumt. Das ist ihr fester Glauben. Und auch, wenn sich die
drei Sippen mittlerweile entzweit haben, bleibt dieser Glaube stark in ihnen.
Als sich eine große Bedrohung
dem Land der Bojaren nähert, versucht Elija von der Sippe der Dovrac, die drei Stämme
zu vereinen, denn er weiß, dass die Dovrac alleine gegen den Feind nicht
bestehen können. Doch Arun, der Anführer der Pruzzen, verweigert sich einem
Bündnis. Er glaubt an die Stärke seines Stammes und die in der Vergangenheit
zugefügten Schmähungen seines Volkes kann und will er nicht verzeihen. Die
dritte Sippe, die Kal‘ Chen haben ihre Hilfe zugesagt. Das von einer Matriarchin
geführte Volk verfügt über mächtige Glyphen Binderinnen, deren Zauberkräfte
legendär sind. Kein Mann vermag es, die Glyphe zu binden und die Natur zu
beeinflussen.
Im Sturm des aufkommenden
Krieges entscheidet sich das Schicksal mehrerer Menschen. Die Waise Chenka, die
Fellwandlerin Anuscha, der Schmied Ignati, der Zauberer Markov, die
Einsiedlerin Namtara sowie Elija und Arun werden zum Zentrum dieser
Auseinandersetzung und jeder hat seine Rolle zu tragen.
Kommentar:
Jaro Zohar war so mutig, mir
das Buch einfach zuzuschicken. Es hätte durchaus sein können, dass ich es nicht
lese aber das wäre schade gewesen. Ich habe für das Buch lange gebraucht. Das
lag aber nicht daran, dass die Geschichte nicht fesselnd oder zäh war. Man
braucht für diese Geschichte Zeit und Ruhe. Täglich nur ein bis zwei Seiten zu
lesen wird dem Buch nicht gerecht.
Die Bojaren leben seit
Jahrhunderten alleine in ihrer Welt. Als die Potwaren ihr Land angreifen,
müssen sie erfahren, dass eine Welt außerhalb des Korjakengebirgen existiert
und dass diese größer ist als sie gedacht haben.
Ich werde auf die Personen
eingehen, die das Schicksal des Bojarenlandes beeinflussen. Im Buch sind diesen
Personen die Kapitel gewidmet. Ein stetiger Wechsel sorgt für Spannung und ab
Mitte des Buches finden diese Charaktere dann so langsam zueinander. Das ist
ein guter Kniff, der Autor kann somit jede einzelne Person und ihre Beweggründe
ausreichend vorstellen und es erhöht die Spannung, da man unbedingt wissen
möchte, wie sich alles zusammenfügt.
Elija ist
der Erbe des Nashdad der Dovracs. Sein Vater ist schon lange bettlägerig und
senil, so muss der junge Mann, der gleichzeitig auch ein Priester seines Volkes
ist, der nahenden Bedrohung standhalten. Sein Talent ist das reden und so
versucht er, die beiden anderen Stammesführer zu überzeugen, den alten Zwist
beizulegen und gemeinsam zu kämpfen. Er ist ein liebenswerter junger Mann,
dessen Herz über jeden Verlust blutet. Leider gelingt es ihm nicht, Arun, den
Anführer der Pruzzen, von einem gemeinsamen Kampf zu überzeugen. Die Angreifer
lassen ihn an seinem Weltbild zweifeln, trotzdem versucht er alles, um sein
Volk zu retten.
Arun
verachtet die Dovrac, die in Häusern leben und sich – in seinen Augen- ein bequemes
Leben eingerichtet haben. Er ist ein naturverbundener Mensch, stark und fest in
seinen Überzeugungen und er ist sich sicher, den Feind vernichten zu können.
Beim ersten Angriff auf das Tal wird
sein Glaube allerdings stark erschüttert.
Chenka ist ein Mischling, ihre
Mutter eine Dovrac, ihr Vater ein Kal‘ Chen, etwas, was nicht sein darf.
Beziehungen außerhalb der Sippen sind verboten. Daher wächst Chenka isoliert
auf, ihr Mutter versteckt sie vor der
Welt und warnt sie vor den Kal‘ Chen. Als ihre Mutter bei einem Überfall der
Potworen stirbt, flieht das Mädchen. Sie trifft auf Namtara, die sie den
Gebrauch der Glyphen lehrt.
Ignati ist
ein Schmied. Einer der wenigen Pruzzen, der je seine Heimat verlassen hat. Auf
der Suche nach einem starken Feuer,
welches das Eisenerz des Gebirges zum schmelzen bringen kann, reist er
sowohl zu den Dovrac als auch zu den Kal‘ Chen. Dafür wird er von seiner Sippe
und von Arun verstoßen und lebt nun alleine im Korjakengebirge, wo er sich eine
gewaltige Schmiede eingerichtet hat. Er erreicht die höchste Schmiedekunst und schmiedet
Waffen, die denen seines Volkes weit überlegen sind. Als der Feind angreift
gibt Ignati seine Isolation auf, um seinem Volk zu helfen, stößt bei Arun aber
auf heftigen Widerstand. Der sture, geradlinige Anführer der Pruzzen kann weder vergeben
noch vergessen.
Und last but noch least Anuscha.
Sie entstammt dem Volk der Pruzzen. Aufgrund einer Gabe, vor der alle Menschen
Angst haben, wird sie von ihrem Volk ebenso verstoßen wie Ignati. Sie durchlebt
grausame und einsame Momente, bis sie auf einen alten Mann trifft, der ihr
hilft, ihre Gabe zu akzeptieren, zu verstehen und anzuwenden.
Auf Markov werde ich nicht
eingehen, denn jedes Wort wäre ein Spoiler.
Was es für mich etwas
schwierig gemacht hat die Geschichte zu lesen, ist das durchgehende Präsens,
eine seltene Form des Erzählens. Die Welt ist sehr gut durchdacht. Es gibt
eigene Begriffe zum Beispiel „Ziaw“ und weitergehend „Ziaw der Mauer“ oder „Ziaw des Mundes“etc. Allerdings gibt es einige kleine
Wiederholungen, die es nicht gebraucht hätte. Die Beschreibung der Kleider der
Sehnengarde, die Beschreibung der Thornburg, vor allem, wenn man auf sie
zureitet und noch ein paar kleine Stellen mehr.
Einige ausführliche
Beschreibungen allerdings bringen uns die Welt und die Personen näher. Auf
Seite 130 geht der Autor sehr intensiv auf die Glyphen ein und seine Darstellung
ist sehr poetisch und einprägsam.
Zitat: Sie spürt die
Wachstumsringe im Holz, sie kann die Zeit sehen, in der es gewachsen ist, den
Wind, der es gestreichelt hat, den Regen, der es gewässert hat, den Sturm, der
es gebogen hat. Sie fühlt die Sonne des Sommers und die Kälte des Winters auf
der Rinde. Und den Tod, als der Baum gefällt wurde.
Diese Passage zeigt uns, wie
tiefe die Bojaren mit dem Land verwurzelt sind und wie die Glyphen Binderinnen,
mit ihrem Verständnis der Dinge, diese Natur beeinflussen können.
Am Ende des Buches gibt es
noch ein Personenregister und eine Karte des Landes. Die Karte stammt aus der Feder von Amalia Zeichnerin, von der ich übrigens auch schon einige Bücher gelesen habe. Vor jedem Kapitel gibt es
einen poetischen Auszug aus dem Kalevala, ich denke, dass es eine heilige
Schrift ist, leider wird das nicht näher erklärt.
Und bis zum Ende des Buches
fragen wir uns, was die Potworen antreibt, das Land der Bojaren erobern zu
wollen. Was veranlasste sie, ihre Heimat zu verlassen. Wie auch Elija, erhalten
wir keine Antwort. Daher wird es sicher einen weiteren Band geben. Ich hoffe,
dass der Autor dort auf Redundanzen verzichtet und darauf vertraut, dass seine
Leserinnen und Leser so tief in die Geschichte eingetaucht sind, dass keine
Wiederholungen nötig sind.
Fazit:
Das Buch braucht Zeit und
sollte nur begonnen werden, wenn man sich voll drauf einlassen kann. Obwohl die
Geschichte nur im Bojarenland spielt, ist sie doch sehr komplex mit einem
faszinierendem Weltenaufbau, drei starken Völkern und komplexen Charakteren. Für
mich, als Fan der epischen Fantasy, genau richtig.
Titel: Flammende Zeichen
Reihe: Berge des Winters
Autor: Jaro Zohar
Verlag: Selfpublishing,
Taschenbuch, 451 Seiten
ISBN: 9798867271862
Eine Anmerkung des Autors:
Kleine Anmerkung: Die Kalevala ist das finnische Nationalepos; die den
Kapiteln vorangestellten Zitate aus der Kalevala dienen lediglich dazu, die
Stimmung des jeweiligen Kapitels vorzubereiten
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