01 Januar 2024

Die Berge des Winters - Flammende Zeichen von Jaro Zohar

Die Bojaren wurden von Großmutter Winter erträumt. Das ist ihr fester Glauben. Und auch, wenn sich die drei Sippen mittlerweile entzweit haben, bleibt dieser Glaube stark in ihnen.
Als sich eine große Bedrohung dem Land der Bojaren nähert, versucht Elija von der Sippe der Dovrac, die drei Stämme zu vereinen, denn er weiß, dass die Dovrac alleine gegen den Feind nicht bestehen können. Doch Arun, der Anführer der Pruzzen, verweigert sich einem Bündnis. Er glaubt an die Stärke seines Stammes und die in der Vergangenheit zugefügten Schmähungen seines Volkes kann und will er nicht verzeihen. Die dritte Sippe, die Kal‘ Chen haben ihre Hilfe zugesagt. Das von einer Matriarchin geführte Volk verfügt über mächtige Glyphen Binderinnen, deren Zauberkräfte legendär sind. Kein Mann vermag es, die Glyphe zu binden und die Natur zu beeinflussen.    
Im Sturm des aufkommenden Krieges entscheidet sich das Schicksal mehrerer Menschen. Die Waise Chenka, die Fellwandlerin Anuscha, der Schmied Ignati, der Zauberer Markov, die Einsiedlerin Namtara sowie Elija und Arun werden zum Zentrum dieser Auseinandersetzung und jeder hat seine Rolle zu tragen.
Werden diese Menschen das Bojarenland retten können oder ist es dem Untergang geweiht?
 
Kommentar:
Jaro Zohar war so mutig, mir das Buch einfach zuzuschicken. Es hätte durchaus sein können, dass ich es nicht lese aber das wäre schade gewesen. Ich habe für das Buch lange gebraucht. Das lag aber nicht daran, dass die Geschichte nicht fesselnd oder zäh war. Man braucht für diese Geschichte Zeit und Ruhe. Täglich nur ein bis zwei Seiten zu lesen wird dem Buch nicht gerecht.
Die Bojaren leben seit Jahrhunderten alleine in ihrer Welt. Als die Potwaren ihr Land angreifen, müssen sie erfahren, dass eine Welt außerhalb des Korjakengebirgen existiert und dass diese größer ist als sie gedacht haben.
Ich werde auf die Personen eingehen, die das Schicksal des Bojarenlandes beeinflussen. Im Buch sind diesen Personen die Kapitel gewidmet. Ein stetiger Wechsel sorgt für Spannung und ab Mitte des Buches finden diese Charaktere dann so langsam zueinander. Das ist ein guter Kniff, der Autor kann somit jede einzelne Person und ihre Beweggründe ausreichend vorstellen und es erhöht die Spannung, da man unbedingt wissen möchte, wie sich alles zusammenfügt.
Elija ist der Erbe des Nashdad der Dovracs. Sein Vater ist schon lange bettlägerig und senil, so muss der junge Mann, der gleichzeitig auch ein Priester seines Volkes ist, der nahenden Bedrohung standhalten. Sein Talent ist das reden und so versucht er, die beiden anderen Stammesführer zu überzeugen, den alten Zwist beizulegen und gemeinsam zu kämpfen. Er ist ein liebenswerter junger Mann, dessen Herz über jeden Verlust blutet. Leider gelingt es ihm nicht, Arun, den Anführer der Pruzzen, von einem gemeinsamen Kampf zu überzeugen. Die Angreifer lassen ihn an seinem Weltbild zweifeln, trotzdem versucht er alles, um sein Volk zu retten.
Arun verachtet die Dovrac, die in Häusern leben und sich – in seinen Augen- ein bequemes Leben eingerichtet haben. Er ist ein naturverbundener Mensch, stark und fest in seinen Überzeugungen und er ist sich sicher, den Feind vernichten zu können. Beim ersten Angriff  auf das Tal wird sein Glaube allerdings stark erschüttert.
Chenka ist ein Mischling, ihre Mutter eine Dovrac, ihr Vater ein Kal‘ Chen, etwas, was nicht sein darf. Beziehungen außerhalb der Sippen sind verboten. Daher wächst Chenka isoliert auf, ihr  Mutter versteckt sie vor der Welt und warnt sie vor den Kal‘ Chen. Als ihre Mutter bei einem Überfall der Potworen stirbt, flieht das Mädchen. Sie trifft auf Namtara, die sie den Gebrauch der Glyphen lehrt.
Ignati ist ein Schmied. Einer der wenigen Pruzzen, der je seine Heimat verlassen hat. Auf der Suche nach einem starken Feuer,  welches das Eisenerz des Gebirges zum schmelzen bringen kann, reist er sowohl zu den Dovrac als auch zu den Kal‘ Chen. Dafür wird er von seiner Sippe und von Arun verstoßen und lebt nun alleine im Korjakengebirge, wo er sich eine gewaltige Schmiede eingerichtet hat. Er erreicht die höchste Schmiedekunst und schmiedet Waffen, die denen seines Volkes weit überlegen sind. Als der Feind angreift gibt Ignati seine Isolation auf, um seinem Volk zu helfen, stößt bei Arun aber auf heftigen Widerstand. Der sture, geradlinige Anführer der Pruzzen kann weder vergeben noch vergessen.
Und last but noch least Anuscha. Sie entstammt dem Volk der Pruzzen. Aufgrund einer Gabe, vor der alle Menschen Angst haben, wird sie von ihrem Volk ebenso verstoßen wie Ignati. Sie durchlebt grausame und einsame Momente, bis sie auf einen alten Mann trifft, der ihr hilft, ihre Gabe zu akzeptieren, zu verstehen und anzuwenden.
Auf Markov werde ich nicht eingehen, denn jedes Wort wäre ein Spoiler.
Was es für mich etwas schwierig gemacht hat die Geschichte zu lesen, ist das durchgehende Präsens, eine seltene Form des Erzählens. Die Welt ist sehr gut durchdacht. Es gibt eigene Begriffe zum Beispiel „Ziaw“ und weitergehend „Ziaw der Mauer“ oder  „Ziaw des Mundes“etc.  Allerdings gibt es einige kleine Wiederholungen, die es nicht gebraucht hätte. Die Beschreibung der Kleider der Sehnengarde, die Beschreibung der Thornburg, vor allem, wenn man auf sie zureitet und noch ein paar kleine Stellen mehr.
Einige ausführliche Beschreibungen allerdings bringen uns die Welt und die Personen näher. Auf Seite 130 geht der Autor sehr intensiv auf die Glyphen ein und seine Darstellung ist sehr poetisch und einprägsam.
Zitat: Sie spürt die Wachstumsringe im Holz, sie kann die Zeit sehen, in der es gewachsen ist, den Wind, der es gestreichelt hat, den Regen, der es gewässert hat, den Sturm, der es gebogen hat. Sie fühlt die Sonne des Sommers und die Kälte des Winters auf der Rinde. Und den Tod, als der Baum gefällt wurde.
Diese Passage zeigt uns, wie tiefe die Bojaren mit dem Land verwurzelt sind und wie die Glyphen Binderinnen, mit ihrem Verständnis der Dinge, diese Natur beeinflussen können.
Am Ende des Buches gibt es noch ein Personenregister und eine Karte des Landes. Die Karte stammt aus der Feder von Amalia Zeichnerin, von der ich übrigens auch schon einige Bücher gelesen habe. Vor jedem Kapitel gibt es einen poetischen Auszug aus dem Kalevala, ich denke, dass es eine heilige Schrift ist, leider wird das nicht näher erklärt.
Und bis zum Ende des Buches fragen wir uns, was die Potworen antreibt, das Land der Bojaren erobern zu wollen. Was veranlasste sie, ihre Heimat zu verlassen. Wie auch Elija, erhalten wir keine Antwort. Daher wird es sicher einen weiteren Band geben. Ich hoffe, dass der Autor dort auf Redundanzen verzichtet und darauf vertraut, dass seine Leserinnen und Leser so tief in die Geschichte eingetaucht sind, dass keine Wiederholungen nötig sind.
 
Fazit:
Das Buch braucht Zeit und sollte nur begonnen werden, wenn man sich voll drauf einlassen kann. Obwohl die Geschichte nur im Bojarenland spielt, ist sie doch sehr komplex mit einem faszinierendem Weltenaufbau, drei starken Völkern und komplexen Charakteren. Für mich, als Fan der epischen Fantasy, genau richtig. 
 
Titel: Flammende Zeichen
Reihe: Berge des Winters
Autor: Jaro Zohar
Verlag: Selfpublishing, Taschenbuch,  451 Seiten
ISBN: 9798867271862
 
Eine Anmerkung des Autors:
Kleine Anmerkung: Die Kalevala ist das finnische Nationalepos; die den Kapiteln vorangestellten Zitate aus der Kalevala dienen lediglich dazu, die Stimmung des jeweiligen Kapitels vorzubereiten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!