25 August 2023

Hawkwoods Reise (die 5 Königreiche Band 1) von Paul Kearny

 

Die Stadt Aekir ist gefallen. Das Juwel, das prächtige Tor zum Westen, die Stadt Gottes, wurde von den Merduk nach langer Belagerung erobert.. Bei ihrer Flucht zündeten die Soldaten die Stadt an, nichts sollte in die Hände des Feindes gelangen. Nun bleibt nur noch die Feste von Ormann, um den heranstürmenden Horden Einhalt zu gebieten und den Westen zu schützen. Man sollte annehmen, dass die fünf Königreiche nun alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um das Königreich Torunna vor den heranrückenden Horden zu schützen. Doch die anderen Königreiche sind uneins, interne Streitigkeiten und Machtkämpfe, Intrigen und Politik lassen sie die Gefahr vergessen.
König Abeleyn muss sich gegen die Kirche wehren, die immer mehr an Macht gewinnt und in seinem Königreich Edikte erlässt, die er als König nicht hinnehmen kann. Hunderte Menschen werden gefangen genommen, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nur weil in den Augen der Kirche nicht würdig sind. Hexen, Zauberer, Kräuterfrauen, Menschen aus anderen Ländern, gnadenlos werden sie zusammengetrieben und getötet.
Abeleyn rüstet daher heimlich zwei Schiffe aus, die von Richard Hawkwood geführt werden. Sie sollen die Dwaeomer, wie die Zauberer genannt werden, an Bord nehmen und nach Westen reisen. Dort soll es ein bisher unentdecktes Land geben, dass die Menschen kolonisieren können. An Bord des Schiffes ist auch Fürst Murad, ein Vetter des Königs, der die Kolonie als Gouverneur in seinem Namen regieren soll.
Man fragt sich, was schwieriger ist. Der Kirche und deren Ränkespielen zu trotzen oder die gefahrvolle Reise, mehrere Montae durch unbekannte Gewässer. 
 
Kommentar:
Dieser Zyklus steht schon seit über 20 Jahren ungelesen in meinem Regal. Mittlerweile besitze ich die wunderschöne Neuausgabe aus dem Atlantis verlangt, deren Cover von Timo Kümmel gestaltet wurden. Also wurde es endlich Zeit, sich der Serie zu widmen. Band eins hatte ich an einem Samstag durch. Es ist klassische, epische High Fantasy, wie man sie heutzutage kaum noch findet. In den 80er und 90er Jahre gab es viele solcher Serien, die leider fast in Vergessenheit geraten sind.
Die Geschichte in kurzen und knappen Worten widerzugeben ist nicht möglich. Sie besteht aus einer Vielzahl von Handlungssträngen, die aber nicht irritieren oder verwirren, sondern letztendlich ein großes Ganzes ergeben.
Richard Hawkwood liebt seine beiden Schiffe über alles, mehr, als er je eine Frau lieben könnte. Er ist mit der Entwicklung in Abeleyns Königreich nicht zufrieden. Wie so viele andere Männer, befürchtet er, dass die Kirche ihre Macht immer weiter ausdehnen und die Könige entmachten wird. Abrusio ist eine Hafenstadt, es ist ein Schmelztiegel verschiedenster Rassen und Wesen, dass die Kirche nun hier ihre Säuberungsaktion beginnt, sehen viele als Gefahr für den Handel. Richard Hawkwood ist Gabronese, ihn könnte das Edikt der Kirche bald ebenfalls treffen. Als Fürst Murad mit dem Vorschlag an ihn herantritt, zwei Schiffe auszurüsten und in den Westen zu segeln ist der Kapitän zunächst skeptisch, denn er kann den arroganten Fürsten nicht leiden. Doch die Aufgabe übt auch einen unglaublichen Reiz auf ihn aus. Neues, unentdecktes und unbewohntes Land, ein Neubeginn und gleichzeitig der Kirche ein Schnippchen schlagen und hunderte Menschen retten. Eine große Herausforderung für einen mutigen Mann.
Neben diesem Erzählstrang schildert der Autor noch den Fall der goldenen Stadt Aekir und die Flucht der Soldaten vor dem Feind. Zwei Menschen sind es, die hier im Vordergrund stehen. Der Soldat Corfe, der in Aekir alles verloren hat bis auf sein Leben und der nun mit dem Flüchtlingsstrom Richtung Ormann zieht. Und Heria, eine Frau, die als Sklavin gefangengenommen und dem Sultan übergeben wird. Corfe ist der einzige Soldat einer Eliteeinheit, der lebend die letzte Bastion des Westens erreicht und General Martellus über die Stärke und Taktiken des Feindes berichten kann. Wertvolle Information, die bei der Verteidigung der Feste hilfreich sind. Auf seiner Flucht rettet Corfe einen alten blinden Mann vor Plünderern, nicht ahnend, dass dieser Mann eine wichtige Rolle in einem intriganten Spiel einnehmen wird.
Über Heria erfahren wir in diesem Band noch nicht viel, doch es ist klar, dass auch sie in der Zukunft eine wichtige Rolle übernehmen wird.
An Bord des Schiffes von Hawkwood befindet sich der Zauberer Bardolin mit seinem Mündel Griella. Bardolin ist ein ehemaliger Soldat und er versucht, zwischen den Matrosen und den Soldaten zu vermitteln und Streitigkeiten zu schlichten, die bei so vielen Menschen auf so engem Raum unweigerlich ausbrechen.
Abeleyn ist bisher meine Lieblingsfigur. Ein junger König, der das beste für sein Volk und sein Land möchte. Er kann sich nicht offen gegen die Kirche stellen, die ihn exkommunizieren würde, um ihn loszuwerden. Daher gilt es, taktisch und heimlich zu agieren und andere Königreiche auf seine Seite zu ziehen. Das stattfindende Konklave der Könige scheint der geeignete Ort, doch es ist nicht einfach althergebrachte Strukturen aufzubrechen.
Für mich war dieser erste Band absolut spannend. Paul Kearny hat hier einen Weltenaufbau geschaffen, der zu überzeugen weiß und Figuren, die man mag. Die Geschichte ist sicherlich an Ereignisse aus dem Mittelalter angelehnt. Auf der Seite einen ein Sultanat, auf der anderen Seite fanatische Kirchenmänner und eine brennende Stadt, die stark an Jerusalem erinnert. Viele der Figuren sind sehr ambivalent. Corfe ist ein Deserteur aber ist er deshalb ein Feigling? Abeleyn ist ein junger König, der sich in politische Ränkespiele verstrickt aber ein gutes Herz hat. Bardolin ist ein alternder Zauberer, der alles verliert, was er sein Eigen nennt aber neue Freude gewinnt. Und Hawkwood ist ein ruheloser Geist, verheiratet mit einer Frau, die er nicht liebt und verliebt in eine Frau, die er nicht haben kann. Nur seine Liebe zu seinen Schiffen ist unkompliziert rein und ehrlich.
Das Cover der HC Ausgabe des Atlantis Verlags zeigt das brennende Aekir, ein beeindruckendes Bild, dass den Untergang der einst strahlenden Stadt zeigt. Da ich jetzt einen direkten Vergleich ziehen kann, muss ich leider sagen, dass der Atlantis Verlag auf das Kartenmaterial der alten TB Ausgaben verzichtet hat. In den TB Ausgaben befinden sich drei Karten. Eine große Karte um einen Überblick über die Königreiche zu erhalten sowie zwei detaillierte Karten vom Norden und Süden der Länder, so dass man den Vormarsch der Merduk nachvollziehen kann.  
Ansonsten ist die HC Ausgabe aber wirklich gelungen und verfügt sogar über ein Lesebändchen. Ich finde es toll, dass sich Verlag traut, diese älteren Fantasy Zyklen neu aufzulegen. Die Königreiche Gottes richtet sich an erwachsene Leser, es geht teilweise sehr brutal und heftig zu. Es ist Krieg und der Leser wird nicht verschont und verzärtelt. 
 
Fazit:
Ich bin gespannt auf Band zwei. Die Entwicklungen zum Ende hin versprechen eine spannende Fortsetzung und ich bin gespannt, was Hawkwood und Murad auf dem neunen Kontinent finden, ob Martellus die Festung halten kann und ob Abeleyn sich gegen die Kirche durchsetzen kann.
 
Titel: Hawkwoods Reise
Reihe: Die 5 Königreiche
Autor: Paul Kearny
Verlag: Atlantis Verlag, HC, 462 Seiten, ISBN 9783864022456
oder Bastei Lübbe, TB, 470 Seiten, ISBN: 9783404202996

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