Die Stadt Aekir ist gefallen. Das Juwel, das prächtige Tor zum Westen, die Stadt Gottes, wurde von den Merduk nach langer Belagerung erobert.. Bei ihrer Flucht zündeten die Soldaten die Stadt an, nichts sollte in die Hände des Feindes gelangen. Nun bleibt nur noch die Feste von Ormann, um den heranstürmenden Horden Einhalt zu gebieten und den Westen zu schützen. Man sollte annehmen, dass die fünf Königreiche nun alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um das Königreich Torunna vor den heranrückenden Horden zu schützen. Doch die anderen Königreiche sind uneins, interne Streitigkeiten und Machtkämpfe, Intrigen und Politik lassen sie die Gefahr vergessen.
König Abeleyn muss sich gegen die Kirche
wehren, die immer mehr an Macht gewinnt und in seinem Königreich Edikte
erlässt, die er als König nicht hinnehmen kann. Hunderte Menschen werden
gefangen genommen, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nur weil in
den Augen der Kirche nicht würdig sind. Hexen, Zauberer, Kräuterfrauen,
Menschen aus anderen Ländern, gnadenlos werden sie zusammengetrieben und
getötet.
Abeleyn rüstet daher heimlich zwei Schiffe aus, die von
Richard Hawkwood geführt werden. Sie sollen die Dwaeomer, wie die
Zauberer genannt werden, an Bord nehmen und nach Westen reisen. Dort soll es
ein bisher unentdecktes Land geben, dass die Menschen kolonisieren können. An
Bord des Schiffes ist auch Fürst Murad, ein Vetter des Königs, der die Kolonie
als Gouverneur in seinem Namen regieren soll.
Man fragt sich, was schwieriger ist. Der Kirche
und deren Ränkespielen zu trotzen oder die gefahrvolle Reise, mehrere Montae
durch unbekannte Gewässer.
Dieser Zyklus steht schon seit über 20 Jahren
ungelesen in meinem Regal. Mittlerweile besitze ich die wunderschöne Neuausgabe
aus dem Atlantis verlangt, deren Cover von Timo Kümmel gestaltet wurden. Also
wurde es endlich Zeit, sich der Serie zu widmen. Band eins hatte ich an einem
Samstag durch. Es ist klassische, epische High Fantasy, wie man sie heutzutage
kaum noch findet. In den 80er und 90er Jahre gab es viele solcher Serien, die
leider fast in Vergessenheit geraten sind.
Die Geschichte in kurzen und knappen Worten
widerzugeben ist nicht möglich. Sie besteht aus einer Vielzahl von
Handlungssträngen, die aber nicht irritieren oder verwirren, sondern
letztendlich ein großes Ganzes ergeben.
Richard Hawkwood liebt seine beiden Schiffe
über alles, mehr, als er je eine Frau lieben könnte. Er ist mit der Entwicklung
in Abeleyns Königreich nicht zufrieden. Wie so viele andere Männer, befürchtet
er, dass die Kirche ihre Macht immer weiter ausdehnen und die Könige entmachten
wird. Abrusio ist eine Hafenstadt, es ist ein Schmelztiegel verschiedenster
Rassen und Wesen, dass die Kirche nun hier ihre Säuberungsaktion beginnt, sehen
viele als Gefahr für den Handel. Richard Hawkwood ist Gabronese, ihn könnte das
Edikt der Kirche bald ebenfalls treffen. Als Fürst Murad mit dem Vorschlag an
ihn herantritt, zwei Schiffe auszurüsten und in den Westen zu segeln ist der
Kapitän zunächst skeptisch, denn er kann den arroganten Fürsten nicht leiden.
Doch die Aufgabe übt auch einen unglaublichen Reiz auf ihn aus. Neues,
unentdecktes und unbewohntes Land, ein Neubeginn und gleichzeitig der Kirche
ein Schnippchen schlagen und hunderte Menschen retten. Eine große
Herausforderung für einen mutigen Mann.
Neben diesem Erzählstrang schildert der Autor
noch den Fall der goldenen Stadt Aekir und die Flucht der Soldaten vor dem
Feind. Zwei Menschen sind es, die hier im Vordergrund stehen. Der Soldat Corfe,
der in Aekir alles verloren hat bis auf sein Leben und der nun mit dem
Flüchtlingsstrom Richtung Ormann zieht. Und Heria, eine Frau, die als Sklavin
gefangengenommen und dem Sultan übergeben wird. Corfe ist der einzige Soldat
einer Eliteeinheit, der lebend die letzte Bastion des Westens erreicht und
General Martellus über die Stärke und Taktiken des Feindes berichten kann.
Wertvolle Information, die bei der Verteidigung der Feste hilfreich sind. Auf
seiner Flucht rettet Corfe einen alten blinden Mann vor Plünderern, nicht
ahnend, dass dieser Mann eine wichtige Rolle in einem intriganten Spiel
einnehmen wird.
Über Heria erfahren wir in diesem Band noch
nicht viel, doch es ist klar, dass auch sie in der Zukunft eine wichtige Rolle
übernehmen wird.
An Bord des Schiffes von Hawkwood befindet sich
der Zauberer Bardolin mit seinem Mündel Griella. Bardolin ist ein ehemaliger
Soldat und er versucht, zwischen den Matrosen und den Soldaten zu vermitteln
und Streitigkeiten zu schlichten, die bei so vielen Menschen auf so engem Raum
unweigerlich ausbrechen.
Abeleyn ist bisher meine Lieblingsfigur. Ein
junger König, der das beste für sein Volk und sein Land möchte. Er kann sich
nicht offen gegen die Kirche stellen, die ihn exkommunizieren würde, um ihn
loszuwerden. Daher gilt es, taktisch und heimlich zu agieren und andere Königreiche
auf seine Seite zu ziehen. Das stattfindende Konklave der Könige scheint der
geeignete Ort, doch es ist nicht einfach althergebrachte Strukturen
aufzubrechen.
Für mich war dieser erste Band absolut
spannend. Paul Kearny hat hier einen Weltenaufbau geschaffen, der zu überzeugen
weiß und Figuren, die man mag. Die Geschichte ist sicherlich an Ereignisse aus
dem Mittelalter angelehnt. Auf der Seite einen ein Sultanat, auf der anderen
Seite fanatische Kirchenmänner und eine brennende Stadt, die stark an Jerusalem
erinnert. Viele der Figuren sind sehr ambivalent. Corfe ist ein Deserteur aber
ist er deshalb ein Feigling? Abeleyn ist ein junger König, der sich in
politische Ränkespiele verstrickt aber ein gutes Herz hat. Bardolin ist ein
alternder Zauberer, der alles verliert, was er sein Eigen nennt aber neue Freude
gewinnt. Und Hawkwood ist ein ruheloser Geist, verheiratet mit einer Frau, die
er nicht liebt und verliebt in eine Frau, die er nicht haben kann. Nur seine Liebe zu seinen Schiffen ist unkompliziert rein und ehrlich.
Das Cover der HC Ausgabe des Atlantis Verlags
zeigt das brennende Aekir, ein beeindruckendes Bild, dass den Untergang der
einst strahlenden Stadt zeigt. Da ich jetzt einen direkten Vergleich ziehen
kann, muss ich leider sagen, dass der Atlantis Verlag auf das Kartenmaterial
der alten TB Ausgaben verzichtet hat. In den TB Ausgaben befinden sich drei
Karten. Eine große Karte um einen Überblick über die Königreiche zu erhalten
sowie zwei detaillierte Karten vom Norden und Süden der Länder, so dass man den
Vormarsch der Merduk nachvollziehen kann.
Ansonsten ist die HC Ausgabe aber wirklich
gelungen und verfügt sogar über ein Lesebändchen. Ich finde es toll, dass sich
Verlag traut, diese älteren Fantasy Zyklen neu aufzulegen. Die Königreiche
Gottes richtet sich an erwachsene Leser, es geht teilweise sehr brutal und
heftig zu. Es ist Krieg und der Leser wird nicht verschont und verzärtelt.
Fazit:
Ich bin gespannt auf Band zwei. Die
Entwicklungen zum Ende hin versprechen eine spannende Fortsetzung und ich bin
gespannt, was Hawkwood und Murad auf dem neunen Kontinent finden, ob Martellus
die Festung halten kann und ob Abeleyn sich gegen die Kirche durchsetzen kann.
Titel: Hawkwoods Reise
Reihe: Die 5 Königreiche
Autor: Paul Kearny
Verlag: Atlantis Verlag, HC, 462 Seiten, ISBN
9783864022456
oder Bastei Lübbe, TB, 470 Seiten, ISBN:
9783404202996
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