27 Juli 2023

En passant - die Reisen des Sherlock Holmes herausgegeben von Sarah Lutter und Christoph Grimm

 

Die besorgte Lady von Christoph Heiden
Um Sherlock Holmes aus der stumpfsinnigen Langeweile und Lethargie zu reißen, schlägt Watson eine Reise auf das Land vor, um einen Freund zu besuchen. Auf der Zugfahrt verschwindet einer der Reisenden aus der ersten Klasse und Holmes Interesse ist geweckt.
Klassisch

Besuch aus Ägypten von Jürgen Bärbig
John Watson ermittelt alleine in einem Fall und verschwindet plötzlich. Seine Frau Mary ist sehr besorgt und sie wendet sich an Sherlock Holmes um Hilfe. Dieser durchlebt gerade einmal wieder einen Opiumrausch und ausgerechnet, wenn es um das Leben seines Freundes geht, ist er nicht auf der Höhe. Wird er Watson lebend finden?
Sehr Originell
Die Frau mit dem Handschuh von Christian Endres
Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, stürzt über ein Brückengeländer in den Tod. Einer ihrer Handschuhe fehlt. Obwohl Lestrade klar auf Selbstmord schließt, weckt der fehlende Handschuh das Jagdfieber des Detektivs.
Ungewöhnlich und berührend
 
Der Fall des zweifachen Todes von Regine D. Ritter
Dass eine junge Witwe die Geschäfte ihres verstorbenen Gatten weiterführt gilt als unerhört.
Und als sie das auch noch sehr erfolgreich schafft, weckt das den Neid der von Männern dominierten Gesellschaft. Kurz darauf ist die junge Frau tot. Diese Geschichte wird ausnahmsweise von Inspektor Lestrade erzählt. Eine Geschichte mit unerwarteten Wendungen.
Klassisch

Gin von Richard Fliegerbauer
Der Besitzer einer kleinen Gin Destillerie, der sich von seinem Sohn entfremdet hat. Ein Mann, der eines Tages ohne ein Wort verschwindet und nur ein kurzes Testament und einen Abschiedsbrief hinterlässt. Der Sohn bittet Holmes um Hilfe. Da seine Mutter ebenfalls ohne ein Wort verschwunden ist, möchte der Sohn wenigstens Aufklärung über den Verbleib seines Vaters. Leider ist die Lösung zu offensichtlich, ich habe sofort erraten.
 
Die zweite Begegnung von M.W. Ludwig
Ein Mann wird ermordet in einer zwielichtigen Wohnung aufgefunden. Spuren und Beweise sind keine zu finden, bis auf einen kleinen Umschlag, gefüllt mit Kieselsteinen. Als Sherlock Holmes bei der Befragung einiger Personen erfährt, dass sie ebenfalls so einen Umschlag erhalten haben, ist sein Jagdfieber geweckt. Was für Lestrade nebensächlich erscheint, hat für Holmes eine große Bedeutung.
Klassisch
 
Der weiße König von Norbert Schäfer
Watson ist irritiert. Seit wann interessiert sich Sherlock Holmes für einen banalen Raubmord? Denn nach Inspektor Lestrades Schilderung, handelt es sich bei dem Tod von Colin Cook um nichts anderes.  Doch nur Holmes fällt auf, dass der weiße König des Schachspiels fehlt.
Klassisch mit einer ungewöhnlichen Idee
 
Das verschwundene Portemonaie von Jens Arne Klingsöhr
Mr. Blades, ein korrekter und gewissenhafter Mitarbeiter des Savoy, wird des Diebstahls bezichtigt. Seine Verlobte glaubt nicht an die Schuld des Kassierers und bittet Holmes um Hilfe. Zuerst lehnt der Detektiv den Fall wegen seiner Banalität ab, doch als die Verlobte ein Detail erwähnt, ist das Interesse des Detektivs geweckt.
Leider ist es auch hier zu offensichtlich, wer der Täter ist, aber ich denke, das ist vom Autor so gewollt. Das DANACH ist dann interessant.

Das verschlossene Zimmer von Detlef Klewer
Ein respektables Mitglied des Handelsministeriums hat offenbar Selbstmord begangen. Da kein Abschiedsbrief vorliegt und auch kein Grund bekannt ist, warum Anthony Clearbuttom Selbstmord begehen sollte, wird Sherlock Holmes gebeten zu ermitteln.
Hier handelt es sich um eine geschlossener Raum Geschichte, etwas absonderlich aber die Lösung ist überraschend.
 
Das Vermächtnis des Falschmünzers von Wolfgang Kemmer
Auf der Flucht vor Moriarty landen Watson und Holmes in der Schweiz. Wie durch Zufall stolpern sie über die Witwe Fairness, die Frau eines bekannten Falschmünzers. Seit dessen Tod vor elf Jahren sind sowohl dessen Fälscherwerkzeuge als auch das gesamte Geld und Falschgeld verschwunden. Als Ferdinand Grauweiler, der ermittelnde Beamte erfährt, dass Sherlock Holmes vor Ort ist, bittet er diesen, nach den verschollenen Gegenständen zu suchen.
Auch hier zeigt sich, dass Holmes durchaus menschlich agieren kann.

Schachmatt von Tanja Brink
Ein Toter, gestorben durch eine Dosis Morphium, lässt auf Selbstmord schließen, Ein zweiter Toter, dieses Mal ein gottesfürchtiger Pater von untadeligem Ruf, weist jedoch auf den Beginn einer Mordserie hin. Inspektor Lestrade bleibt nichts anderes übrig als Sherlock Holmes um Hilfe zu bitten.
Ein perfekter Fall, der mir tatsächlich mit am besten gefallen hat.

Das Molesey Rätsel von Kai Bößneck
Drei Jahre nach den Ereignissen an den Reichenbachfällen. Inspektor Lestrade ist nun auf sich alleine gestellt. Eine Serie von neun Toten beschäftigt ihn. Bei jedem der Toten wurde eine Statue der Göttin Sekhmet gefunden.  Mir hat diese Geschichte auch gut gefallen, weil sie sich eigentlich um Lestrade dreht und wir auch seine sympathische Frau Laura kennen lernen, die ihren Mann hier unterstützt.  Lestrade möchte diesen Fall unbedingt lösen, weil eine Stelle als Chief Inspektor zu besetzen ist und der Posten unbedingt haben möchte
Eine Interessante Perspektive und neue Erkenntnisse über Lestrade

Die Toten am Hafen von Monika Grasl
Ein Mörder, der auf die Missstände der Gesellschaft aufmerksam machen will. Eine der kürzesten Geschichten dieser Anthologie, die Facetten von Holmes zeigt, die er ansonsten gerne verbirgt.
Klassisch
 
Der Photograph von Anke Elsner
Watson zieht brillante Schlussfolgerungen, die von Holmes nacheinander zerpflückt werden. Eine junge Französin verschwindet in London, ein banaler Fall, den Holmes zuerst ablehnt. Bis ein Bild der Frau auftaucht, auf dem sie nur spärlich bekleidet ist.  Den Hauptteil der Arbeit muss dieses Mal Watson erledigen, da sein seriöses Erscheinungsbild hier von Vorteil ist. Etwas anders aber sehr spannend.
 
Der Exorzismus der Maria Copperfield von Alexander Klymchuck
Mrs. Copperfield, eine angesehene Dame der Londoner Gesellschaft, scheint plötzlich von einem Dämon besessen zu sein. Sie spricht in fremden Sprachen, kratzt die Tapete von den Wänden und bekommt Tobsuchtsanfälle. Als sie bei einem Exorzismus stirbt, wir der Exorzist verhaftet und des Mordes angeklagt. Dessen Schwester glaubt fest an die Unschuld ihres Bruders und bittet Holmes, zu ermitteln.
Klassisch
 
Mord in Sachsenhausen von Sarah Lutter
Eine weitere Geschichte, die nach den Ereignissen an den Reichenbachfällen spielt. Holmes logiert anonym in Deutschland, auf den Spuren von Moriarty Mitspielern. Obwohl niemand weiß wer er ist, wird er gebeten, einem Mord im Goethe-Haus zu untersuchen. Um die aufdringliche Zimmerwirtin loszuwerden, ermittelt Holmes.
Amüsant - Auch inkognito kann Holmes seine Talente nicht verbergen

Im Klang von G-Moll von Christoph Grimm
Mrs. Hudson als Verdächtige in einem Mordfall? Keine Frage, dass Holmes und Watson eingreifen, auch wenn sich Holmes gewohnt distanziert verhält. Eine schöne Geschichte, die auch eine menschliche Seite des Detektivs zeigt.
Klassisch
 
Die Opiumsucht des berühmten Detektivs scheint in fast allen Geschichten das beherrschende Thema zu sein. Sie ist einerseits ein Laster, andererseits treibt sie den Detektiv oft zu ungeahnten Höhenflügen. Die Geschichten, die nach den Ereignissen an den Reichenbachfällen spielen, bringen eine schöne Abwechslung in die Anthologie. Und dass Christoph Grimm sich traut Mrs Hudson zu einer Verdächtigen in einem Mordfall zu machen ist schon fast unerhört.
Mir haben alle Geschichten gut gefallen, auch wenn man bei zwei der Erzählungen sehr schnell errät, wer der Mörder ist.
Das Cover der Anthologie ist ein echter Hingucker für Sherlockianer und es hält, was es verspricht. 17 neue Geschichten rund um Sherlock Holmes, die den Klassikern treu bleiben, auch wenn sie manchmal etwas eigene Wege gehen. Die Geschichten sind sehr abwechslungsreich und zeigen die Bandbreite, die bei Sherlock Holmes möglich ist. Er ist arrogant, zynisch, rechthaberisch aber er kann auch Mitgefühl und Verständnis zeigen wie bei der Geschichte von Christian Endres. Detlef Klewer, Monika Grasl, Christoph Grimm und Christian Endres waren mir schon vorher ein Begriff, es hat Spaß gemacht, auch den anderen Schreibenden auf ihrem Weg in die Welt von Sherlock Holmes zu folgen. Die Ansätze sind teilweise sehr verschieden, zeigen aber jeweils die deduktiven Fähigkeiten des berühmten Ermittlers. Kleinigkeiten, die jeder andere Mensch übersieht, führen ihn zu den richtigen Lösungen.
Fazit:
Christoph Grimm und Sarah Lutter haben hier ein glückliches Händchen bei der Auswahl gehabt. Ich denke, dass diese Anthologie sowohl Neulinge in die Welt der Baker Street einführen kann, als auch den Fans der klassischen Erzählungen gefallen wird. Ein Potpourri an interessanten Geschichten. Die Illustrationen von Detlef Klewer runden das Buch zu einem perfekten Ganzen ab. 
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen, da ich bei Instagram wohl als Sherlock Holmes Fan erkannt wurde. Vielen Dank, dies ist keine Gefälligkeitsrezension, sondern meine Meinung. 
 
Titel: En passant - die Reisen des Sherlock Holmes
Verlag: Burgenwelt Verlag, Softcover, 368 Seiten
ISBN: 9783943531985

1 Kommentar:

  1. Schönen guten Morgen!

    Deine Rezension hatte ich schon entdeckt, nur bisher noch keine Zeit gefunden zu kommentieren :) Es klingt auf jeden Fall nach einer interessanten Mischung an Kurzkrimis rund um Holmes und ich hab mir das Buch jetzt mal auf der Wunschliste notiert!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!