Der Generalgouverneur von
Batavia, Jan Haan, reist mit seiner Frau Sara Wessel und seiner Tochter Lia auf
der „Saardam“ zurück nach Amsterdam. Schon vor dem Einschiffen kommt es im
Hafen von Batavia zu einem grausamen Zwischenfall. Ein Aussätziger verkündet,
dass die Flotte ihr Ziel niemals erreichen wird und das alle zum Untergang verdammt
seien. Danach geht der Mann in Flammen auf. Sarah Wessel und Arent Hayes
eilen dem schwer Verletzten zu Hilfe und stellen bei ihrer Untersuchung fest,
dass der Mann keine Zunge hat. Doch wie kann ein Mann ohne Zunge eine Warnung
aussprechen? Die merkwürdigen Ereignisse häufen sich, nachdem die Passagiere an
Bord gegangen sind. Auf dem Segel wurde eine aus Asche gefertigte Zeichnung
angebracht: ein Auge mit einem Teufelsschwanz. Arent Hayes kennt dieses Zeichen
und er weiß, dass ein Dämon umgeht, denn wo immer dieses Zeichen erscheint,
sterben Menschen.
Zusammen mit Samuel Pipps und
Sara Wessel beginnt Arent Heyes, die merkwürdigen Vorfälle, die sich immer mehr
häufen, zu untersuchen. Die Reise von Batavia nach Amsterdam dauert acht Monate.
Viel Zeit für den Dämon, die Besatzung und Passagiere zu verführen und Tod und
Verderben über das Schiff zu bringen.
Kommentar:
„Fragen sind Schwerter und Antworten sind Schilde“
Es ist das Jahr 1634. Der Generalgouverneur von Batavia reist nach Amsterdam um sich für einen hohen Posten zu bewerben, Die Flotte, die den Hafen verlässt, besteht aus zehn Schiffen. Beladen mit kostbaren Gewürzen und einer geheimnisvollen Kiste sticht die „Saardam“ in See, trotz aller Warnungen von Arent, Samuel und Sara. Jan Haan ist ein grausamer und despotischer Mann, er gibt nichts auf die Warnungen eines Gefangenen, eines Untergebenen und schon gar nicht auf die einer Frau.
Als der Prädikant Samuel Hayes
mit seinem Mündel Isabel an Bord kommt, bringt er etwas Licht in das Dunkel um
den Dämon, der auf dem Schiff sein Unwesen treibt. Genannt wird er „der alte
Tom“ und über die Jahrhunderte ist er immer wieder in Erscheinung getreten um
Menschen zu verführen und Tod und Verderben zu bringen. Er verspricht Macht,
Reichtum und die Erfüllung aller Wünsche, wenn man sich zu ihm bekennt.
Eingesperrt auf einem Schiff auf
hoher See, ausgesetzt den Elementen, wenn die Angst den Menschen umtreibt,
scheint es ein leichtes, sie zu verführen.
Ich kenne das erste Buch des
Autors nicht, kann also keine Vergleiche ziehen. Ich war zu Beginn etwas
skeptisch, ob eine Handlung, die nur auf einem Schiff auf hoher See
stattfindet, überhaupt spannend sein kann. Obwohl die Geschichte teilweise
einige Längen aufweist, hat mich die Handlung doch sehr gefesselt und ich war
überrascht über den Ideenreichtum des Autors. Wie er am Ende des Buches selber
schreibt, sind die historischen Fakten eher fiktiv und seine Kenntnisse über
ein Segelschiff des 17- Jahrhunderts gering. Penible Lesende mögen sich daran
stören aber wenn man sich komplett auf die Handlung einlässt, wird das alles
nebensächlich.
Matrosen sind ein
abergläubisches Volk, jeder von ihnen trägt einen Talisman oder bedient sich
anderer Abwehrmaßnahmen gegen das Böse. Sie leben in einer eigenen Welt, welche
die der Passagiere kaum berührt. Die Passagiere wiederum beäugen die Matrosen
mit Misstrauen. Sie sehen abgehalfterte, arme, brutal wirkende Männer, die
einen das Fürchten lehren. Der Dämon
unterscheidet nicht zwischen Mannschaft und Passagier, arm oder reich. Er
bedroht, verführt oder tötet gleichermaßen.
Samuel Pipps, ein brillanter Ermittler,
der früher für Jan Haan gearbeitet hat, ist ein Gefangener an Bord der „Saardam“.
Arent Hayes ist sein Freund und Beschützer, er versucht alles, um Samuel die
Reise angenehmer zu machen, stößt aber auf den Widerstand des Gouverneurs. Als
die unheimlichen Vorfälle an Bord sich häufen wird schnell klar, dass Arent auf
die Hilfe seines Freundes angewiesen ist, um den Fall zu lösen. Samuel gibt ihm
aus seinem Kerker heraus Anweisungen, die Arent, zusammen mit Sarah Wessel, umsetzt.
In diesem Roman spielen drei
sehr unterschiedliche aber charakterstarke Frauen eine Rolle. Sara Wessel,
gefangen in einer Ehe mit einem Mann, der sie erniedrigt und schlägt. Ihre
Tochter Lia, die nicht zeigen darf über welch unglaubliche Talente sie verfügt.
Und Creesjie Jens, eine junge Witwe, die als Geliebte des Gouverneurs diesen
auf der Reise begleitet. Creesjie und Sara sind beste Freundinnen, es gibt
keinen Neid und keine Eifersucht zwischen ihnen, sie geben sich gegenseitig Halt
in dieser frauenfeindlichen Welt. Cressjie hat zwei kleine Söhne, die ebenfalls
mit an Bord sind und sie liebt Lia wie ihre eigene Tochter. Eine sehr seltsame
Konstellation, die der Autor da geschaffen hat. Aber tatsächlich absolut
glaubhaft und überzeugend. Ich habe Sara von der ersten Seite an geliebt und
war fasziniert von ihrem Mut und ihrem stillen Widerstand gegenüber ihrem
grausamen Ehemann.
In Gefahr handeln alle
Menschen anders. Einige verstecken sich feige, andere handeln nur zu ihrem
Vorteil und einige wenige versuchen, die Gemeinschaft zu schützen. Es ist
interessant zu lesen, welche der Figuren sich wie entscheidet. Stuart Turton hat
einige Überraschungen und seltsame Wendungen in petto, so dass die Geschichte
nie langweilig oder vorhersehbar wird.
Arent ist der stille Fels in
der Brandung, an dem sich die Wellen der Gefahr brechen. Leider muss ich sagen,
dass hier sich hier einfach zu viele Parallelen zu Holmes und Watson ziehe
lassen. Vor allem die Charakterbeschreibung Samuel Pipps ist der Holmes zu
ähnlich um keine Vergleiche zu ziehen. Ich denke, das hat der Autor nicht nötig.
Alle anderen Charaktere sind sehr interessant und teils ambivalent gezeichnet,
ein abkupfern wäre nicht nötig gewesen.
Optisch hat mir das Buch sehr gut
gefallen. Im Innendeckel befinden sich Zeichnungen der Schiffe inklusive der
einzelnen Decks. Das Buch startet mit einem Personenverzeichnis und endet mit
einer amüsanten Entschuldigung des Autors. Ein perfektes Ganzes. Ich habe das
Buch auf Deutsch gelesen und ich finde, Dorothee Merkel hat hier eine
hervorragende Arbeit geleistet. Die Geschichte ist spannend und unterhaltsam
und wie aus einem Guss.
Fazit:
Für mich ein überraschend
spannendes Buch, das sich keinem Genre zuordnen lässt. Krimi, Horror, Historie,
Abenteuer, ein Mix aus allem und doch etwas völlig Eigenständiges.
Autor: Stuart Turton
Titel: Der Tod und das dunkle
Meer
Verlag: Tropen, HC, 606 Seiten
ISBN: 9783608504910
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenFreut mich sehr dass dir dieses "See-Abenteuer" so gut gefallen hat!
Übrigens ist es mit seinem anderen Buch (Evelyn Hardcastle) überhaupt nicht vergleichbar, finde ich. Also falls du dann da etwas ähnliches erwarten würdest... das fand ich sehr cool, dass der Autor hier zwei so völlig unterschiedliche Geschichten rausbringt, die sich für mich so überhaupt nicht ähneln, also dass ich den gleichen Autor vermuten würde.
Nur verschachtelt bzw. komplex mag er es wohl ganz gerne :)
Liebste Grüße, Aleshanee
das werde ich mir sicher auch noch zulegen. Ich hatte dieses Buch damals zum Geburtstag bekommen und es immer wieder auf dem SUB nach unten geschoben. Aber es hat sich gelohnt
AntwortenLöschen