08 Juli 2023

Calindor - das Erbe der Magie von Pascal Wokan

Vor zweitausend Jahren verließen die Elfen die >lichten Gestaden< und kamen in das Reich der Menschen um diese vor dem Bösen zu bewahren. Das Büse wurde mit Hilfe der Magie besiegt, doch als das Böse besiegt war, versiegte auch die Magie und die Elfen konnten nicht mehr zurück in ihre Heimat. Sie schwingen sich als Götter auf, bestimmen die Gesetze und herrschen über die Menschheit. Aus dieser Herrschaft wird Tyrannei, sie halten die Menschen wie Sklaven und jede Rebellion wird im Keim erstickt. Doch es nur eine Frage der Zeit bis die Menschen soweit erniedrigt sind, dass ihnen nur noch der Aufstand gegen die Götter bleibt. Als unter den Menschen einige erscheinen, die über eine besondere Gabe verfügen ist für die Elfen klar, dass die Magie zurückgekehrt ist. Und das bei dem gemeinen Volk, das sie verachten. Die Elfen unternehmen alles um hinter das Geheimnis der Magie zu kommen und nicht wenige Menschen und Elfen werden in Ereignisse hineingezogen, die das Gesicht der Welt und das Schicksal der Völker wandeln wird.

Kommentar

Seite 520: „Nur die, die bereit sind, zu weit zu gehen, werden weiter gehen können als alle anderen“

Seite 214: „Morgi, ich habe eine Frage und hoffe, dass Du sie beantworten kannst.“

„Das solltest Du nicht tun. Wer hofft, der wird enttäuscht. Besser ist es, keine Hoffnung zu haben.“

Das sind zwei Sätze in diesem 554 Seiten Buch von Pascal Wokan, die mir sehr gut gefallen haben und zwei Motivationen sehr genau begründen. Die Elfen wünschen sich verzweifelt die Magie zurück, damit sie in ihre Heimat zurückkehren können. Die Welt der Menschen ist nur ein graues Abbild der Elfenwelt und obwohl zweitausend Jahren vergangen sind, sehnen sie sich mehr als je zuvor nach den lichten Gestaden. Von den Elfen, die damals im Krieg gekämpft haben leben noch einige, doch sie sind nicht alle einer Meinung. Verschiedene Fraktionen schmieden unterschiedliche Pläne und die leidenden sind wieder die Menschen. Morgi und Arn, in denen der Funke glüht, sind die Leidtragenden dieser Pläne.

Arn wird als Kind von einer Elfe gerettet und aufgezogen. Er lernt die Sprache der Sidhe, ihre Lebensweise und ihre Kampftechnik. Und er lernt zu lieben. Als er jedoch einen Fehler begeht, wird er im Stich gelassen, gebrandmarkt und als Sklave in eine Mine gebracht, wo er den Rest seines Lebens verbringen soll. Doch in der Mine, an einem Ort der Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Brutalität lernt er seine Macht kennen und kontrollieren. Er bringt Hoffnung an diesen trostlosen Ort und schafft etwas, was er selbst nie für möglich gehalten hätte.

Mir hat der Erzählstrang um Arn am besten gefallen, das mag aber auch daran liegen, dass Pascal Wokan sich hier nicht scheut minimale Parallelen zu Tolkien zu ziehen (sprich Freund und tritt ein, den Rest müsst ihr selbst herausfinden) und diese wunderbar mit seiner Geschichte zu verknüpfen. Genauso, wie er es erzählt hätte es durchaus sein können. Wunderbar!

Auch Morgi hat mir gefallen. Wie das obige Zitat schon zeigt ist sie sehr pragmatisch. Sie hat Rache an allen Elfen geschworen und als die Elfe Iorwen ihr Hilfe anbietet ist Morgi alles andere als erfreut. Sie ist eine Einzelkämpferin und vertraut niemanden. Sie ist misstrauisch und scheu, schlägt eher zu bevor sie fragt. Allerdings reicht ihre Kraft nicht aus um vor der Elfe zu bestehen, also begleitet sie Iorwen eher unfreiwillig freiwillig und macht auf der gemeinsamen Reise viele neue Erfahrungen. Herrlich zu lesen wie sie die Elfen immer wieder schockiert und herausfordert. Alleine die Szene, in der sie das Kaninchen häutet……aber lest selbst.

Der Einstieg in die Geschichte war für mich etwas schwierig, da mir zuerst nicht ganz klar war, wohin Pascal Wokan wollte. Geschichten über arrogante Elfen, die die anderen Völker unterdrücken gibt es seit Tolkien mehr als genug. Am Ende allerdings saß ich mit offenem Mund da, denn die Wendungen, die der Autor eingebaut hat waren sehr überraschend. Der Halbelf Finion ist einer der Charaktere, der auf eine dieser Überraschungen stößt.  Der fahrende Musikant, Spaßvogel und Spion kommt hinter das Geheimnis eines Elfenfürsten und muss erkennen, dass auch böse Menschen Lieder kennen. Und auch Arn erlebt in der Mine weitere Überraschungen außer der Entdeckung seiner Macht.

Wer also meint, dass über die Spitzohren (Morgis Lieblingsausdruck) Menschen und andere Wesen alles erzählt wäre, wird hier noch einige Überraschungen erleben.

Gekonnt routiniert erzählt der Autor seine Geschichte sehr spannend auf einem hohen Niveau. Die Figuren besitzen eine Tiefe, die man selten in Fantasyromanen findet. Der Pascal Wokan nimmt sich Zeit, auf die Hintergrundgeschichten der Charaktere einzugehen, was besonders bei den Elfen von Bedeutung ist und den Generationskonflikt verdeutlicht.  Durch die ständig wechselnden Szenarien wird die Spannung ungemein erhöht, das Hauptaugenmerk lag für mich aber eindeutig bei Morgi und Arn. Finion erscheint eher am Rande und erst zum Ende Ende bekommt seine Figur eine besondere Bedeutung. In Zentrum von allem sitzt die Elfe Itara, die aus den lichten Gestaden auf die Menschenwelt gekommen ist eine der ältesten Elfen in der Menschenwelt ist. Ihre Rolle bleibt bis zum Schluss unklar und das ist ein weiterer Kniff des Autors. Man fragt sich immer wieder wo Itara steht, was ihre Absichten sind und was sie plant. Sie ist wie eine Spinne im Netz und hat ihre Fäden überall. Immerhin hatte sie zweitausend Jahre Zeit ihr Netz zu spinnen. Sie gilt als grausam und brutal aber auch als gerecht und unbestechlich. Eine sehr ambivalente Figur von der sicher noch viel zu erwarten ist.

Ich könnte noch so viel mehr schreiben, je mehr ich hier schreibe, desto mehr fällt mir ein und desto mehr möchte ich erzählen, schwärmen, erklären. Aber das wäre spoilern. Ich kann daher nur sagen: der Autor hat mich wieder mitgenommen. Zögerlich habe ich die Geschichte betreten doch bald wurde ich mitgerissen und fieberte dem Ende entgegen. Ein Glossar und ein Personenregister runde das Ganze ab, die einzelnen Kapitel sind durch kleine Illustrationen getrennt, so dass das optische Gesamtbild einfach perfekt ist. Genau diese Art von Bücher und die Art der High Fantasy liebe ich. Hoffentlich lässt Band zwei nicht lange auf sich warten.

Titel: Das Erbe der Magie
Reihe: Calindor Band 1
Verlag: Selfpublishing, TB, 554 Seiten
ISBN: 9783756884957
 
Das ist keine Gefälligkeitsrezension. Ich habe schon sechs Bücher des Autors gelesen und mir haben alle gefallen. Vor allem die Sandmagier sind wunderbar. Mein Dank geht an Pascal, der mir das Buch mit einer persönlichen Widmung einfach so geschickt hat. Er kennt wohl mittlerweile meinen Lesegeschmack.

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